Gendern im Radio

Eine sachliche Diskussion ist da schwer möglich

Bei diesem Thema ist mit mir keine sachliche Diskussion möglich, das gebe ich unumwunden zu. Dieses unsägliche Gendern in der deutschen Sprache, die in ihrer langjährigen Entwicklungsgeschichte schon viele durch Willkür einer verblendeten Minderheit Sprachbeugungen überlebt hat, wird sich auch nur als ein episodenhafter Versuch erweisen wie ein schleichender Furz, dessen Geruch sich im Luftstrom der frischen Luft verflüchtigt.
 
Spannenderweise stoßen mich Furzvergleiche nur halb so sehr ab wie Nazi- und Vergewaltigungsvergleiche. Noch schlimmer als letztere ist eigentlich nur das Selbsteingeständnis, über ein Thema nicht sachlich diskutieren zu können, ohne gleichzeitig auch nur die geringste Einsicht dafür zu zeigen, dass das ein Problem sein könnte. Wenn sich erst einmal eine genügende Anzahl an Menschen so verhält, dann steht weit mehr auf dem Spiel als nur eine gemeinsame Sprache. Und: Wie man ein derart hohes Maß an negativer Energie in etwas investieren kann, das man ohnehin für eine vorübergehende Erscheinung hält ist mir ein Rätsel.
 
@Meijer : Ich bezog mich auf Deinen Versuch, "richtig" zu formulieren. Selbst wenn man im Original Missverständlichkeit bei der Anzahl unterstellt, hätte das Wörtchen "insgesamt" zur Klarstellung gereicht, statt Deiner demonstrativ sperrigen "insgesamt 12 in der Zahl" als Anhängsel.
Nein, genauso interpretationsabhängig noch genügend Spielraum zur potenziellen Missverständlichkeit. Die andere Formulierung ist eindeutig unmissverständlich. Darauf kam es mir an.
Man hätte auch "Skylla und Charybdis" völlig kollisionslos mit folgender Formulierung umfahren können:
"In M. gab es (sogar) 12 Morde an Personen, die in der Berufsguppe des Journalismus tätigen waren."
Es hätte im Radiobeitrag das generische Maskulinum völlig ausgereicht, da es sich im dort behandelten Thema um die Charakterisierung einer Berufsgruppe handelte, die (laut Rundfunkbeitrag) Repressalien ausgesetzt war. Die Heraushebung der Geschlechterzugehörigkeit spielte im thematischen Zusammenhang des Rundfunkbeitrages nur eine, wenn überhaupt, untergeordnete Rolle, wie es ja oben bereits von
@Grasdackel angemerkt worden war:


Was soll sich denn plötzlich an der Bedeutung der Zahl geändert haben? Es waren insgesamt 12 Personen beiderlei Geschlechts. Die Verteilung ist doch völlig uninteressant.
 
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Die Heraushebung der Geschlechterzugehörigkeit spielte im thematischen Zusammenhang des Rundfunkbeitrages nur eine, wenn überhaupt, untergeordnete Rolle
Bei der Motivation zum Gendern geht es aber in erster Linie nicht darum, welche Rolle das Geschlecht in dem Kontext spielt, sondern darum, beide Geschlechter sichtbar zu machen und zu verhindern, dass bei den Rezipienten ein stereotypisches Bild eines Berufsstands etc. entsteht. Wenn z. B. in öffentlichen Medien immer von Physikerinnen und Physikern die Rede ist, können sich Mädchen vielleicht (unbewusst) mehr mit diesem Berufswunsch identifizieren.

Letzten Endes bedeutet die Frage, ob und inwieweit man gendern möchte, immer einen Kompromiss zwischen Bekämpfung von Stereotypen, Praktikabilität und Ästhetik. Welche Gewichtung man den drei Punkten jeweils beimisst, ist meiner Ansicht nach eine Abwägung, für die es keine allgemeingültige Formel gibt.
 
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@KingFM Selbst wenn sich irgendjemand auf deine seltsame Beweislastumkehr "Man kann mir aber auch gerne den Gegenbeweis liefern" einlassen würde: Wie sollte dieser Gegenbeweis aussehen. Deiner eigenen "Logik" folgend trauen sich Sprecher und Moderatoren ja alle nicht den Mund aufzumachen (eine lustige Vorstellung übrigens, wie ich finde). Nicht nur möchtest du also, dass dir jemand erstmal die Unrichtigkeit deiner Aussage beweist, du hast dir in deine Argumentation auch schon einen Notausgang eingebaut, falls das tatsächlich gelingt. Eine sachliche Diskussion ist da schwer möglich.

Es tut mir sehr leid, das zu sagen, aber die von Dir gewünschte sachliche Diskussion ist zwischen Deiner und meiner Partei (um es mal krass schwarz/weiß auszudrücken) garnicht möglich. Bei der Eröffnung dieses Themas waren Spannungen vorprogrammiert, die hier zu keinem Ergebnis, geschweige denn zu einer Einigung kommen können.

Hier gilt Aussage gegen Aussage und Meinung gegen Meinung! Ich wurde aufgefordert einen Beweis zu meiner Meinung zu erbringen, den ich nicht erbringen kann, daher habe ich den Spieß umgedreht. Für mich ist die Sache damit erledigt.
 
Bei der Eröffnung dieses Themas waren Spannungen vorprogrammiert, die hier zu keinem Ergebnis, geschweige denn zu einer Einigung kommen können.
Ich bin zurückgesprungen zur Eröffnung dieses Themas. Die allerersten Postings sind doch sehr neutral, aber es zeichnet sich da schnell eine eher konfrontativer Kurs ab.

Diesen Rückblick finde ich mit diesem Abstand mittlerweile ganz interessant, da kann man sich auch gut eine eigene Meinung bilden, wer wie zu einer Eskalation beigetragen hat.
 
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Diesen Rückblick finde ich mit diesem Abstand mittlerweile ganz interessant, da kann man sich auch gut eine eigene Meinung bilden, wer wie zu einer Eskalation beigetragen hat.
Die Querverweise am eigentlichen Thema und der Überschrift des Threads "Gendern im Radio" vorbei wurde dann doch zu einer vom Thread opener nicht gewollten Grundsatzdiskussion.
Das hält mich jetzt aber nicht davon ab, das Stichwort "Eskalationsverursacher" aufzugreifen.
Das betrifft das vom Kultusministerium vorgeschriebene Gendern, nicht das im Radio.
Wer massiv zur Eskalation gerade im Bildungsbereich beigetragen hat, ist GEW.
Zitat:
"...Sprache hat die Kraft, gesellschaftliche Normen – wie Geschlechterrollen – zu hinterfragen und zu verändern...[Gendersprache]... sei ein wichtiger Schritt, um Stereotype und Rollenklischees zu vermeiden und um gesellschaftliche Machtverhältnisse und Privilegien sichtbar zu machen..."
Zitat Ende

Was für furchterregende, gesellschaftliche Zustände müssen hier im Lande da vorherrschen, wenn jemand sich genötigt fühlt, heutzutage noch solche "Manifeste" zu verbreiten. (Dass GEW als DGB Affiliate krampfhaft ihre linke politische Einstellung in der klassenkämpferischen Wortwahl wieder einmal zu verdeutlichen sucht, braucht hier nicht besonders betont zu werden. Das kennen wir schon von früher, denn Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft war schon immer ein Troublemaker.)
Dabei ließe sich die Liste der gesellschaftlichen Veränderungen in diesem Zusammenhang beliebig fortsetzen. Stellvertretend dafür sei nur einmal genannt:
Homosexuelle bekamen Entschädigung in Kramp Karrenbauers "Verein", Frauenquoten wurden eingeführt, etc.
Was wollen die Leute denn noch? Das kommt einem vor, als ob es den Genderverfechtern garnicht mehr um diese heeren Ziele ginge, sondern sich einen Spaß daraus machen, den Radiohörer wie noch nicht ganz stubenreinen Welpen zu behandeln, und ihn jedesmal mit der Schnauze in die eigenen Exkremente stupsen.
So komme ich mir als Radiohörer nämlich manchmal vor.
Wobei wir wieder beim Thema angelangt wären: Gendern im Radio.
Festzuhalten ist:
Ein an der Sache orientierter, fairer, ergebnisoffener Bürgerdialog fand und findet nämlich nicht statt.
Und genau das stört mich an der Sache am meisten.
 
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...Und natürlich kann man sich an den drei grammatischen Geschlechtern in der deutschen Sprache stoßen, sie für einen Mangel halten und versuchen, eine Lösung zu finden, wenn sie einem wirklich ein solch riesiges Probleme bereiten. Aber die deutsche Sprache ist nun mal so und man kann einen vermeintlichen Mangel nicht durch einen viel größeren Mangel ersetzen.
Gibt es die gleichen Diskussionen eigentlich in anderen Sprachen, die mindestens zwei grammatische Geschlechter kennen?
Vielleicht sollten sich die Hardcore-Genderer dann lieber eine ganz andere Sprache aussuchen, wenn sie mit der gegebenen nicht klar kommen. ("Wenn's dir hier nicht passt, dann geh doch rüber.")

Natürlich kann man auch neidvoll auf die Englisch sprechenden Teile der Welt blicken, die in nur sehr wenigen Berufsbezeichnungen zwischen männlichen und weiblichen Varianten unterscheiden. Aber hat sich mal jemand die Mühe gemacht, einen Briten oder Amerikaner zu befragen, ob er nicht gerade die Sprachen mit grammatikalischen Geschlechtern beneidet, eben weil es diese Unterscheidung gibt? Wenn ich es mit Übersetzungen aus dem Englischen zu tun habe, gibt es fast regelmäßig Verwirrung, wenn in Sätzen Formulierungen vorkommen, die das Geschlecht einer Person nicht eindeutig erkennen lassen, weil es eben nur die einfache Bezeichnung für männliche wie weibliche Akteure gibt. Der vermeitliche Mangel der deutschen Sprache könnte genauso gut ihr Vorteil sein. Aber vielleicht ist soviel Weitblick auch schon wieder zu viel verlangt.
 
Blödsinn. An "Liebe Schülerinnen und Schüler" ist doch wohl nix auszusetzen. Wenn das Gendersternchen Pflicht wäre, wäre es etwas Anderes.
Es geht doch in den Diskussionen um die Frage, ob Gendern überhaupt notwendig ist, oder ob durch die generische Form (nicht die männliche Form) "die Schüler" nicht doch ausreichend ist, damit die übergroße Mehrheit angesprochen wird, oder ob es Änderungsbedarf gibt, weil sich genügend Menschen nicht angegesprochen fühlen (wollen?). Viele Frauen benutzen ja selber diese generische Form, wenn sie über sich selbst sprechen, also ist die Frage, ob es wirklich einen Bedarf gibt.

An "Liebe Schülerinnen und Schüler" könnte ausgesetzt werden, dass durch die explizite Nennung jeweils der männlichen und weiblichen Form Personen mit dem Geschlechtseintrag "divers" ausgeschlossen werden würden. Wenn man auf schwer lesbare Sternchen-Konstruktionen verzichten möchte, bleiben also nur sonderbare Formulierungen übrig, wie "Liebe Beschulten" oder "Liebe Klassenmitglieder"
 
Hier eine Beobachtung, weil es im Thread schon mal um die Frage ging, wie mit Zitaten umgegangen wird:
In der DLF-Presseschau vom Mittwoch gendert die Sprecherin in den Einleitungen nicht ("Kritiker der Corona-Politik"), im zitierten Kommentar der TAZ liest sie den Genderstern mit vor (gesprochen: "die Hälfte der US-Wähler-Innen").
Das finde ich richtig, weil Zitate und Eigennamen originalgetreu wiedergegeben sollten - somit sollte aber auch keine Genderung stattfinden, wo sie im Original nicht vorkommt.
 
Was für furchterregende, gesellschaftliche Zustände müssen hier im Lande da vorherrschen, wenn jemand sich genötigt fühlt, heutzutage noch solche "Manifeste" zu verbreiten.
Die Gewerkschaften, gerade der DGB mit Tochter GEW geben ihre Schandtaten nicht zu. (Stichwort Neue-Heimat-Skandal). Um ihre Legitimation als Gewerkschaft noch unter Beweis zu stellen, bietet sich die Diskussion um das Gendern als weiteres Be(s)tätigungsfeld für sie geradezu an. Ich würde nicht so weit gehen, und formulieren, dass die beste Gerwerkschaft die ist, die sich dadurch selbst abschafft, indem ihre Ziele erreicht worden sind, aber der Aktionismus der GEW geht eindeutig in diese Richtung. Wer regt sich heute denn darüber auf, dass in Deutschland in der Fernsehreklame überhaupt keine "*"diskriminierung mehr feststellbar ist. Ich möchte es einmal so ausdrücken:
Fast alle Reklamespots zeigen heute Leute verschiedener Herkunft. Nicht nur als Mitläufer, Propagandisten, sondern auch als Zielgruppe. Das war nicht immer so.
Aber die Gewerkschaften können sich dieses Ergebnis nicht auf ihre Fahnen schreiben, jedenfalls ist mir ein dem "Gendern" vergleichbarer Aktionismus nicht bekannt.
 
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Oh, da kommen zugunsten nagelneuer Verschwörungstheorien ja ganz olle Kamellen ans Tageslicht.
Da kann Meijer schon mal vergessen, dass "GEW" für "Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft" steht,
die nun so gar nix mit Wohnungsbau am Hut hat.
 
Mediensatiriker Walulis hat sich in seinem wöchentlichem, vom SWR produzierten Magazin "Walulis Woche" mit den in manchen Medien scharf geführten Auseinandersetzungen um das Thema "gendergerechte Sprache" (u.a. forciert vom "Verein Deutsche Sprache e.V.") auseinandergesetzt - als Hauptthema der Sendung. Hier kann man sich die Sendung nachträglich online anschauen:


Thema: Walulis Woche
Titel: Verschwörer jagen Teenies, Kanzleramts-Crash und Zoff bei Pro7

In unseren Highlights der Woche geht's diesmal um: Den Aufstand der #Quotenfrauen! Verschwörer ködern jetzt in Teenie-Apps! Es gibt Zoff um Moderator Elton und die Pro7-Show "Schlag den Star”! Und: Wir beleuchten, wie sich in den Medien ein absurder Kampf ums Gendern auftut. Das alles und mehr in der Walulis Woche. Wie immer mit Philipp Walulis.
Datum: 29.11.2020
Zeit: 23:20:00
Dauer: 00:26:04
Größe [MB]: 229
 
im zitierten Kommentar der TAZ liest sie den Genderstern mit vor
Nein, tut sie nicht. Wie kann man einen Stern vorlesen?
Dann müsste sie ja wortwörtlich lesen "Wähler Stern innen".
Weil da steht ja nicht "Wähler innen" (und außen?)

Daran sieht man schon gut, was das für ein Nonsens ist, der spätestens beim Zitieren oder Vorlesen schlichtweg nicht funktioniert, weil es den ganzen Inhalt im Sinn verfälscht.
 
@wuerstchen Die (zugegebenermaßen wohl rhetorisch gemeinte) Frage von "s.matze" bezog sich aber nun mal auf ein konkretes Beispiel im DLF wo es so gemacht wurde. Also ja, Gendersternchen kann man normalerweise aussprechen. Das es davon Ausnahmen gibt ändert daran nichts.
 
Am meisten nervt mich die seit Jahren verwendete Unsitte "man/frau", weil "man" nicht gleich Mann ist. Das hat auch ein Comedian in einem Beitrag aufs Korn genommen "deswegen schreibt man das ja auch nur mit einem N", ich glaube, das war der "Rocker vom Hocker".

Schon vor zig Jahren hat Heinz Meller in einer Kohl-Parodie gesagt: "Liebe Zuschauer und Zuschauerinnen an den Fernsehern und Fernseherinnen"
 
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