Gendern im Radio

Das Thema des Threads lautet: "Gendern im Radio". Evt. noch erweitert "Gendern im Fernsehen".
Es geht im Wesentlichen darum, wie die Hörer und Zuschauer die sprachlichen Mutationen auffassen. Dass der Thread dann gewissermaßen zu einer soziopolitischen Fallstudie avanciert, war abzusehen, angesichts der kontroversen Diskussionen anderswo auch.
Möchte unter der exkursiven Vorbehaltsandeutung nur noch einmal auf @Beymes Beispiel kurz eingehen:
Das Verhalten der Schüler zeigt doch einmal wieder ganz deutlich, dass das Stadium der subkutanen Insurgenz bereits so weit fortgeschritten ist, dass die Schüler selbige schon garnicht mehr als solche erkennen, sondern so tun, als ob es ihre originäre Idee gewesen wäre, die Sprache derart zu verändern.
Früher nannte man das wohl "freiwilliger Zwang", dem sich jeder, mit oder ohne geballte(r) Faust in der Tasche gefälligst zur möglichst reibungsverlustlosen Erzielung zu gesellschaftlichen Positionen zu unterwerfen habe.
 
In diesem Forum duzen wir uns, wie es (Netiquette) üblich ist. Die Sie-Ansprache ist hier unerwünscht.
Bekomme ich hin, danke für den Hinweis :)
Mensch ist Mensch. Wichtig ist, was er macht, was er sagt, was er denkt und wie er mit den anderen Menschen umgeht (und übrigens auch mit den Tieren). Daran scheidet sich die Spreu vom Weizen.
Da gebe ich dir absolut Recht was das Mindset angeht. Jedoch sind Menschen soziale Wesen, die Gruppen bilden wollen. Die Gründe dafür sind vielseitig und reichen von gegenseitiger Hilfe und Unterstützung zu Verteidigung gegen andere Gruppen. Die Gruppenbildung geschieht historisch durch Auffinden von Gemeinsamkeiten und Ausschluss von "den Anderen". Ich finde die Frage interessant auf welchen Eigenschaften diese Kategorisierungen beruhen: Geschlecht und Gender sind leider immernoch alltägliche Kategorisierungen. Um Gerechtigkeit (ich reden nicht von Gleichheit!) zu erreichen gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder werden alle Gender genannt oder Gender wird komplett aus dem Sprachgebrauch gestrichen. Beispiele für Ersteres sind der Gender-Gap, Doppelpunkt, Gendersternchen (übrigens nicht das BinnenI, das repräsentiert lediglich weiblichen und männlichen Gender). Beispiele für Zweites sind generische Formen (die jedoch bewiesenermaßen nicht als generisch aufgefasst werden) und das neutrale Y nach Phettberg ("die Künstlys", "die Arztys"). Eine klare Linie fände ich persönlich am schönsten, allerdings verändert sich die Sprache durch den Gebrauch, wodurch sehr viele unterschiedliche Formen parallel existieren. Ich kann verstehen, dass das "nervt". Für mich ist das jedoch kein Grund für die Rückkehr zum generischen Maskulinum.
Es macht wenig Sinn, einem biologischen Mann die Pille zur Verhütung zu verschreiben.
Das stimmt, deswegen ergibt es Sinn lediglich Menstuierenden die Pille zu verschreiben: Der medizinische Nachweis dafür ist viel stichhaltiger als die Unterscheidung zwischen "Mann" und "Frau. Da es auch Menschen gibt, die sich selbst als Mann identifizieren, jedoch menstuieren, ergibt es in dem Fall auch Sinn diesem Mann die Pille zu verschreiben.

Um zurück zum Thema zu kommen: Ich finde Gendern im Radio und TV sehr schön und angenehm, genauso wie genderneutrale Sprache (wobei diese nicht so extrem auffällt - was ich als sehr positiv bewerte). Wenn dann mal ein Wort nicht gegendert wird, kann ich das verzeihen: Konsequent zu Gendern braucht nunmal Übung.
 
Ich finde es nicht besonders respektvoll, Oberstufenschülern abzusprechen, dass sie sich dazu eine eigene Meinung gebildet haben.
Leider sind die Erfahrungen der langjährig im Pädagogikbereich tätigen Bekannten hier ganz andere. Seit bei Schülern die Erkenntnis reifte, dass Schule nicht nur zur Vermittlung einer Bildung im wohlverstandenen humanistischen Sinne dienen soll, sondern seit Jahrzehnten in zunehmender Weise in erster Linie als Zuträger zu gesellschaftlichen Positionen verstanden wird, kann man formulieren, dass die Art der Verlogenheit gerade der Oberstufenschüler Formen angenommen hat, vor denen selbst die aufgeschlossensten Lehrer geradezu mit Erschrecken zurückweichen. Mit möglichst gutem Notendurchschnitt einen Studienplatz mit Numerus Clausus zu ergattern, ist zum Kernziel geworden. Da wird nicht mehr rechts noch links geschaut, nur noch das getan, womit bei der Lehrerschaft, der notengebenden Instanz ein konformer Eindruck entsteht.
Um es einmal klar zu sagen, für ein Einser-Abitur würden viele sogar ihre Großmutter verkaufen. Und damit hört die Ellenbogenmentalität keineswegs auf, im Gegenteil, im Studium geht das dann mit Vehemenz weiter.
Das sind die Erfahrungen. Dass das in der Tendenz je nach Einstellung der Bildungseinrichtung wesentlich anders ist, glaube ich nicht, dafür sind die als gescheitert zu bezeichnenden Bildungsreformen schon längst in ihr Gegenteil verkehrt worden. Und der Stress nimmt nicht ab, sondern wird durch G8-Zeitvorgabe sogar noch verschärft. Und das das keinen Einfuss auf die Mentalität und Strategie der Schüler hätte, wage ich zu bezweifeln.
 
Ich finde es nicht besonders respektvoll, Oberstufenschülern abzusprechen, dass sie sich dazu eine eigene Meinung gebildet haben.
Zustimmung.

Dennoch gebe ich mal eine Beobachtung aus Theodor Icklers Sprachtagebuch wieder, die ich auch gemacht habe und die sich nahtlos auf die studentischen Gremien im Hochschulbereich fortsetzen läßt:
Theodor Ickler schrieb:
Schüler gendern natürlich nicht. Das ändert sich, wenn sie zu Schülersprechern gewählt werden und mit den erwachsenen Funktionären verhandeln. Dann werden sie selbst welche und ihre Sprache unfrei. Es ist betrüblich zu beobachten. Man mißbraucht die Gutwilligkeit junger Menschen, wenn man ihnen die scheinplausiblen Voraussetzungen der feministischen (und sonstigen) Sprachregelung kritiklos vermittelt.
 
Um Gerechtigkeit (ich reden nicht von Gleichheit!) zu erreichen gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder werden alle Gender genannt oder Gender wird komplett aus dem Sprachgebrauch gestrichen.
Um Gerechtigkeit zu erreichen, würde es ausreichen, jedermann ließe Gerechtigkeit walten. Dann müssten wir über "gerecht sprechen" und "gerecht schreiben" überhaupt nicht diskutieren.

Ich halte nicht viel davon, Verhalten über Sprache erzwingen zu wollen. Letztlich funktioniert in unserer Welt an gesellschaftlichem Verhalten doch nur, was akzeptiert und allgemein als richtig angesehen wird, oder was der Gesetzgeber unter Androhung von Sanktionen amtlich verfügt. Wenn mich gesprochene und/oder geschriebene Texte mit Sternchen, Unterstrichen, Binnen-I oder y-Endungen verfolgen, dann ist meine Reaktanz gegen diese missbräuchliche Sprachvergewaltigung so groß, dass die eigentlich dahinter liegende Idee eines geschlechtergerechten Verhaltens völlig zur Nebensächlichkeit wird. Plötzlich geht es nur noch um den Sprachkrieg, und das eigentliche Anliegen kommt unter die Räder oder wird sogar konterkariert.

Für mich ist das jedoch kein Grund für die Rückkehr zum generischen Maskulinum.
Ist denn die "Abkehr" schon vollzogen?
 
Um Gerechtigkeit zu erreichen, würde es ausreichen, jedermann ließe Gerechtigkeit walten. Dann müssten wir über "gerecht sprechen" und "gerecht schreiben" überhaupt nicht diskutieren.
Gerechtigkeit würde auch bedeuten Mädchen, Jungs und nicht-binäre Kinder gleich zu erziehen und zu sozialisieren, um tatsächliche Gendergerechtigkeit zu erwirken. Dann gäbe es keine gläsernde Decke mehr.
Ich halte nicht viel davon, Verhalten über Sprache erzwingen zu wollen.
Siehst du, da haben wir etwas gemeinsam: Ich habe hier schon mehrmals betont, dass es mir eine Herzensangelegenheit ist die Sinnhaftigkeit des Genderns zu vermitteln. Die Welt verändert sich nicht durch Zwang, sondern durch Einsicht. Wenn Menschen jedoch grundsätzliche Ansichten haben, wird diese Einsicht nicht geschehen und das ist auch in Ordnung. Hauptsache es kann respektvoll über das Thema diskutiert werden.
Letztlich funktioniert in unserer Welt an gesellschaftlichem Verhalten doch nur, was akzeptiert und allgemein als richtig angesehen wird, oder was der Gesetzgeber unter Androhung von Sanktionen amtlich verfügt.
Gemäß dieser Argumentation sind wir, die "Gesellschaft", eine homogene Gruppe. Allein schon die vielfältigen Meinungen hier im Forum widersprechen dieser Annahme, da wir durchaus in der Lage sind uns ordentlich zu verhalten, obwohl wir unterschiedliche Meinungen über die "Richtigkeit" des Genderns haben, da wir gegensätzliche Meinungen akzeptieren, obwohl wir sie nicht als "richtig" ansehen.
Wenn mich gesprochene und/oder geschriebene Texte mit Sternchen, Unterstrichen, Binnen-I oder y-Endungen verfolgen, dann ist meine Reaktanz gegen diese missbräuchliche Sprachvergewaltigung so groß, dass die eigentlich dahinter liegende Idee eines geschlechtergerechten Verhaltens völlig zur Nebensächlichkeit wird.
Das ist in Ordnung, dass du so empfindest. Mir liegt sowohl das Gendern als auch gendergerechtes Verhalten am Herzen. Bisher habe ich beides gut parallel gehandhabt bekommen. Das liegt wohl auch daran, dass sich meines Erachtens beides nicht widerspricht. Beim Gendern geht es um die Sichtbarmachung der Frauen und nicht-binären Personen - that's it.
Vielleicht kannst du dir die Frage stellen, ob dein Abwehrverhalten nicht das eigentliche Problem für die entbrennenden Diskussionen ist: Ich schreibe dir nicht vor, wie du dich auszudrücken hast und du mir ebensowenig. Warum stört es dich dann, wenn ich gendere oder wenn andere Menschen gendern?
Plötzlich geht es nur noch um den Sprachkrieg, und das eigentliche Anliegen kommt unter die Räder oder wird sogar konterkariert.
Du sagst es gibt "Krieg" weil wir gendern, ich sage es entbrennen Diskussionen, weil ihr uns nicht so reden lassen wollt, wie wir uns ausdrücken wollen. Stattdessen könnten wir alle etwas viel sinnvolleres tun: Nicht nach Schuldigen suchen sondern nach Lösungen.
Ist denn die "Abkehr" schon vollzogen?
Ja.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gerechtigkeit würde auch bedeuten Mädchen, Jungs und nicht-binäre Kinder gleich zu erziehen und zu sozialisieren, um tatsächliche Gendergerechtigkeit zu erwirken.

Mit Verlaub, das grenzt an Kindesmisshandlung. Die überwiegende Mehrheit der Kinder ordnet sich ganz eindeutig einem Geschlecht zu und möchte das auch. Dabei ist es völlig egal ob Autos als männlich und Puppen als weiblich gelten. Die allermeisten Kinder werden sich spätestens ab dem Kindergarten für das ihrem Geschlecht zugeordnete Spielzeug entscheiden und wären entrüstet, wenn sie mit etwas anderem spielen sollen.
Es kann nicht angehen, dass die Mehrheit umerzogen wird, damit sich eine Minderheit weniger ausgegrenzt fühlt. Nichts anderes als Umerziehung wäre es, Kindern die Identifikation mit ihrem Geschlecht durch neutrale Erziehung vorzuenthalten.

Wer so etwas verlangt, hat von kindlichem Verhalten keine Ahnung. Umso tragischer, wenn Menschen, die sich dem falschen Geschlecht zugeordnet empfinden, verlangen, dass dieses zweifelsohne unerfreuliche Schicksal jeder erleiden soll. Kinder sind keine geschlechtsneutralen Wesen, sondern in der überwiegenden Mehrheit Jungen und Mädchen und wollen auch so behandelt werden.
Weil ein paar Kinder sich keinem der Geschlechter zuordnen wollen, sollen sich alle anderen anpassen, zu geschlechtsneutralen Wesen transformiert werden und möglicherweise einen schweren psychischen Schaden davontragen? Geht's noch?

So wichtig Rücksicht und Verständnis für die Minderheit ist, dafür die Mehrheit zu opfern schießt meilenweit über das Ziel hinaus.
'Gerechtigkeit' wäre so ziemlich das letzte Wort, das mir dafür einfallen würde.
 
Warum stört es dich dann, wenn ich gendere oder wenn andere Menschen gendern?
Da nimmst du dich jetzt zu wichtig. Was du tust oder nicht tust stört mich nicht, ist mir herzlich egal. Das gilt auch für das, was die meisten anderen Menschen tun oder nicht tun. Ich fange erst dann an, mich gestört zu fühlen, wenn gegen meine Überzeugung, meinen Willen und meine Lebenserfahrung Dinge von mir verlangt oder erwartet werden. Oder kurz zusammengefasst: Wenn mir jemand seine Überzeugungen überstülpen will.
 
Dank an @Mannis Fan #1410:
Stimmt! - Wer privat gendern will, 'darf' es. Grenzwertig, wie in den Medien das "Sternchen" propagiert wird:
Oder kurz zusammengefasst: Wenn mir jemand seine Überzeugungen überstülpen will.
...
MICH persönlich 'stört' dieses Gedöns. Selbst die Duden-Redaktion denkt über die Möglichkeit, das Erlauben, des Genderns nach. Ich hoffe, das wird nicht zum Gold-Standard. Erschreckend, wie ÖR-Anstalten, insbesondere der sonst so von mir geschätzte DLF, das * zum Standard durchdrücken wollen/müssen! - Direktive 'von ganz oben'?
 
Zuletzt bearbeitet:
Die allermeisten Kinder werden sich spätestens ab dem Kindergarten für das ihrem Geschlecht zugeordnete Spielzeug entscheiden und wären entrüstet, wenn sie mit
Was ist denn bitte "einem Geschlecht zugeordnetes Spielzeug"? Spielzeug ist Spielzeug und jedes Kind sollte sich dasjenige aussuchen, an dem es Spaß hat. Ich finde es schon wichtig, dass einem Kind genau das ermöglicht wird. Wofür es sich dann letztendlich entscheidet, ist ihm überlassen - das hast du ja auch so geschrieben. Anerziehung fängt aber schon da an, wo dem Jungen Bauspielzeug und dem Mädchen Puppen geschenkt werden.


Ich fange erst dann an, mich gestört zu fühlen, wenn gegen meine Überzeugung, meinen Willen und meine Lebenserfahrung Dinge von mir verlangt oder erwartet werden. Oder kurz zusammengefasst: Wenn mir jemand seine Überzeugungen überstülpen will.
Ich fühle mich vor allem gestört, wenn in Nachrichten gegendert wird, wo es in erster Linie um die Aussage geht und nicht um die beteiligten Menschen. Konstrukte wie "Forscher*innen" oder auch "Forschende" empfinde ich unnatürlich und dem vorrangigen Ziel einer Nachricht nicht zuträglich.


Beispiele für Zweites sind generische Formen (die jedoch bewiesenermaßen nicht als generisch aufgefasst werden)
Hast du da weiterführende Literatur? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen nach kurzer Bewusstwerdung nicht klar ist, dass das generische Maskulinum alle (wirklich alle, nicht exklusiv alle Geschlechter) meint. Und soll das generische Maskulinum wirklich Schuld an Ungleichheiten u. a. im Beruf sein?
 
Was ist denn bitte "einem Geschlecht zugeordnetes Spielzeug"?
Selbst wenn kulturell Autos plötzlich als besonders weiblich und Puppen als besonders männlich gelten würden, würden Kinder spätestens in der Kita mit dem Spielzeug spielen, dass als das für ihr Geschlecht passende gilt. Davor sind Kinder noch gar nicht in der Lage die Unterschiede kognitiv zu erfassen. Da sind Spielzeuge vor allem Formen und Farben, ergo ist es auch völlig egal ob es eine rosa Barbie oder ein blaues Flugzeug ist.

Sobald Kinder soziale Wesen werden, wollen sie zu einer Gruppe dazugehören. Das bedeutet nicht, dass alle Jungen nur mit "Jungsspielzeug" spielen wollen, aber die meisten.

Implizit wird "Mädchenspielzeug" in der Diskussion häufig abgewertet, nach dem Motto, man verwehrt den armen Mädchen das gute "Jungsspielzeug" und deswegen werden Mädchen keine Ingenieure.
Tatsächlich dürften wohl nur die rückschrittlichsten Eltern ihrer Tochter einen Lego-Satz verwehren. Eher noch dürften Jungen Probleme haben, wenn sie mit Puppen spielen wollen.

Was es braucht um das Problem zu lösen sind achtsame, aufgeklärte Eltern, aber ganz sicher kein Erziehungs-Dogma, das krankhaft versucht die Unterschiede zu beseitigen.
 
Gerechtigkeit würde auch bedeuten Mädchen, Jungs und nicht-binäre Kinder gleich zu erziehen und zu sozialisieren, um tatsächliche Gendergerechtigkeit zu erwirken. Dann gäbe es keine gläsernde Decke mehr.
Werden Kinder nicht "gleich" erzogen?
Was ist bitte "gleich" in der Erziehung?
In meinem Verständnis gibt es bei der Erziehung "richtig oder falsch", je nachdem aus welchem Blickwinkel man es betrachtet.
Meine drei, die längst erwachsen sind, wurden auf jeden Fall wie Kinder erzogen.

2Stain

P.S.: Kinder gendern nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
@NeoWS : Du widersprichst Dir hier selbst...
Selbst wenn kulturell Autos plötzlich als besonders weiblich und Puppen als besonders männlich gelten würden, würden Kinder spätestens in der Kita mit dem Spielzeug spielen, dass als das für ihr Geschlecht passende gilt.
Da sagst Du, es käme nicht darauf an, was "kulturell gilt".
Sobald Kinder soziale Wesen werden, wollen sie zu einer Gruppe dazugehören. Das bedeutet nicht, dass alle Jungen nur mit "Jungsspielzeug" spielen wollen, aber die meisten.
Jetzt nennst Du es als Ziel, dass die Kinder zu einer Gruppe dazugehören wollen. Um dieses Ziel zu erreichen, würden sie doch selbstverständlich auf ihre bisherige kulturelle erfahrung zurückgreifen und ein ein Spielzeug wählen, das der Geschlechtszugehörigkeit entspricht, wie sie es kulturell erlernt haben.
 
In einem Verhaltenstest wurden Testeltern kurzzeitig Kleinkinder zum Spielen übergeben. Ein als Junge gekleidetes Mädchen ist und ein als Mädchen gekleideter Junge. Erwartungsgemäß gaben die Testeltern dem angeblichen Jungen die Spielzeugautos und dem angeblichen Mädchen die Puppen zum Spielen. Ohne Protest der Kleinkinder.

Prägung durch Eltern und Umwelt muss also eingerechnet werden.
 
@Beyme
So schwer ist das doch eigentlich nicht zu verstehen: der Spielzeug-Typ ist kulturell erlernt, die Zugehörigkeit zu einem Geschlecht nicht.
Daher kann man noch so viel Anstrengung investieren um das Spielzeug umzudeuten, die überwiegende Mehrheit der Kinder werden sich trotzdem für Jungen und Mädchen halten und sich für das jeweils von Jungen oder Mädchen bevorzugte Spielzeug entscheiden.

Und nein sie greifen nicht auf ihre kulturelle Erfahrung zurück, sondern ahmen einfach das Verhalten der anderen Kinder in der Kita nach. Da können die Eltern den Jungs dann auch noch so oft Puppen in die Hand drücken. Ab dem Kindergarten ist bei den meisten damit kein Stich mehr zu machen.
 
@NeoWS Sorry, aber jemanden nachzunahmen, aus der Annahme heraus, dass das das gesellschaftliche am meisten akzeptierte Verhalten ist, das ist genau das: kulturell erlernt und sozial konstruiert.
 
Ich möchte an dieser Stelle auf einen Themenschwerpunkt "Sprache" im HR-Radio hinweisen:

HR2, das Kulturradio des Hessischen Rundfunks, bringt am Pfingstwochenende eine ganze Reihe an Sprach- und Genderthemen. So heißt es dort am Samstag, 22.5. nach 9 Uhr: "Am Anfang war das Wort - über den Ursprung der Sprache", bevor es am Pfingstsonntag, 23.5. nach 14 Uhr in einem unterhaltsamen Hörspiel um die babylonische Sprachverwirrung geht.

Die Schönheit der Sprache steht dann im Anschluss ab 15 Uhr im Mittelpunkt. Dort fragt der HR: "Welche Klänge lassen sich aus den 26 Buchstaben unseres Alphabets erzeugen und wie wirken gesprochenen Laute auf unsere Gefühle? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Form und Inhalt der Sprache?"

Um Sprachen der Minderheiten geht es ebenfalls am Sonntag, 23.5. in einem Feature nach den 18 Uhr-Nachrichten. Doch damit nicht genug! Am Pfingstmontag, 24.5. lautet das Motto: "Ich spreche, also bin ich ich". Das Magazin beschäftigt sich mit Sprache und Identität, bevor im Literaturland Hessen nach 14 Uhr ein Hesse die Welt "entbabbelt". Dabei sollen Plansprachen im Mittelpunkt stehen.

Ein Magazin über aussterbende Sprachen und Dialekte schließt sich in der Stunde ab 15 Uhr direkt an, während die "Macht der Wörter" nach 18 Uhr in einem Feature analysiert wird. Der Autor untersucht Sprache als Instrument von Politik und Macht als Ausdruck politischer Sprachlenkung vom NS-Staat bis zum SED-Regime.

Ganz besonders ans Herz legen möchte ich aber im Sinne dieses Diskussionsfadens den "Kampf im Wörtersee" (sic!) am Sonntag, 23.5 der sich mit Sprache als Politikum befasst. In der Beschreibung heißt es:

 
Hier ein kurzer Bericht von SWRHeimat über Judith, einem genderfluiden Genderbeauftragten (Pronomen: sie) einer Schule, die überraschenderweise ausschließlich das generische Maskulinum verwendet. Das wird in dem Text selbst nicht thematisiert, aber der SWR hat einen Hinweis davor gesetzt, damit sich niemand wundert - denn der Bericht ist außerhalb der Zitate durchgehend mit dem Genderstern gegendert.

 
Dieser inflationäre Sternchenwahn hält mich konsequent davon ab, solche Artikel zu lesen. Tut mich traurich, das ist mit zu anstregend. Lesefluss gestört. Ist wie Geburtstagseinladungen in Comic Sans anno 1998. Wenn ich Sternchen sehen will, nehme ich ne Isomatte und schaue nachts in den Himmel.
 
Scharfe Kritik an der "Genderitis" von ARD und ZDF durch Merz gestern bei Lanz:

"Ich möchte mich nicht vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehen mit einem moralischen Zeigefinger darüber belehren lassen, dass wir das alle machen müssen."

"Wer gibt den Redakteuren in einem von allen privaten Haushalten bezahlten Rundfunk und Fernsehen das Recht, die Anwendung der deutschen Sprache zu verändern."

"Die große Mehrheit der deutschen Bevölkerung will das nicht, weil sie ein anderes (Fein-)Gefühl für die Verwendung der deutschen Sprache hat."

"Bei diesem Thema ist der Zeitgeist nicht auf dieser Welle. Also wenn das die Mehrheit der Bevölkerung anders sieht, dann ist das nicht der Zeitgeist."

"Wenn im Flugzeug oder in der Bahn durchgesagt wird, ist ein Arzt an Bord, wird meine jüngste Tochter aufstehen und sagen Ich geh da hin - auch wenn sie eine Frau ist und sie ist Ärztin und es ist nach einem Arzt gefragt worden."

"Wenn dann gesagt wird, die Fachkraft in einem Unternehmen, dann glaube ich, würden sich alle Männer auch angesprochen fühlen, die da als Fachkraft unterwegs sind."

"Sprachwissenschaftlich sind die Geschlechtsbezeichnungen keine Diskriminierung"

Hochinteressant! (Audio-Auszug im Anhang)
Ich hätte nie gedacht, dass ich mal Friedrich Merz zustimme.
 

Anhänge

  • Merz zum Gendern bei ARD u ZDF.mp3
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  • Merz bei Lanz - Bildquelle ZDF.jpg
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Ein Punkt bei der Sache ist, dass nahezu täglich neue Begriffe und Vorgänge ("Gendern") auf die Menschen stößt. Als ob Covid-19 und die sich transformierenden Arbeitswelt und das vermeintliche Klima-/Naturbewußtsein nicht schon genug Vokabular und neue Gewohnheiten mit sich bringen. Da kann ich verstehen, dass dies manchen zuviel wird (Das geht mir zumindest in Teilen so.)
 
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