Gernot Fischer: Wer bei DAB nicht mitmacht, der stirbt!

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Oder manche Senioren schalten von NDR 1 auf den DLF um
Oder von MDR Thüringen auf DLF. Wie bei meinen Eltern. Sie hatten die Radionutzung seit Jahren auf Nachrichten reduziert (Vater aber fast stündlich). Da MDR Thüringen so ein rotzräudiges Processing fährt, hat mein schwerhöriger Vater große Probleme, die Nachrichten akustisch zu verstehen. Er hielt die Verzerrungen immer für schlechten Empfang, es ist aber das Processing. Ich stellte dann auf den DLF um. Gibt nun halt keine Meldungen aus Thüringen mehr, aber dafür akustisch sauber verständliche Nachrichten, die auch redaktionell deutlich solider sind als das Zeugs aus Erfurt. Mutter bleibt sogar an der einen oder anderen Sendung hängen.

DSL + Internetradio ist aber auch kein Hexenwerk mehr, da sind schnurlose Telefone und moderne Fernseher mit Smart-TV-Funktionalität fast schon komplizierter zu bedienen.
Die Senioren sind da extrem unterschiedlich.

Mein 83-jähriger Patenonkel (einst beim Rundfunk der DDR im Hörspiel beschäftigt) hat alle modernen Medien und bezwingt täglich mehrere Computer. Er macht Online-Banking und hat ein Smartphone. Er dreht und schneidet Videos für Klassentreffen und Kirchgemeinde.

Mein Vater (81) hält schon die Beschäftigung mit dem Internet für eine "unwürdige" Spielerei, die man im Alter nicht tut. Er kann beim Küchenradio (analoges Radio, Drehknopf, lange Skala) nichtmal den Sender mittig einstellen, wenn der mal bissl daneben steht und zerrt. Dann beschwert er sich, wenn ich Wochen später zu Besuch komme, über den schlechten Empfang. Vater war Hochfrequenz-Ingenieur und ein begnadeter Bastler. Er hat aber extreme Hemmungen (psychischer Art=) vor Technik jeglicher Art entwickelt.

Der TV hat eine Großtasten-Fernbedienung mit nur dem allernötigsten drauf und den DVB-C-Tuner eingebaut. Eine Aufnahme auf dem danebenstehenden Receiver zu machen, ist ihm unmöglich. Die Festplatte lagert also immer bei mir, auf Anruf muß ich dann halt bei mir eine Aufnahme machen für ihn.

Das gleiche im Haushalt etwa gleichaltriger Bekannter aus Thüringen. Frau (Musik- und Russischlehrerin) und Mann (promovierter Chemiker) sind zwar massive Radiohörer, aber wenn an der von mir einst eingestellten Anlage (UKW am Kabel, einige Kulturprogramme) was klemmt, rufen sie mich an. Bis heute ist es ihnen suspekt, daß man für das "Anzapfen" von DVB-T (ihr TV hat kein DVB-C drin, analog-TV via Kabel ist grauenvoll, also habe ich DVB-T eingestellt) nicht "bestraft" wird. Und Handwerker wollen sie am liebsten keine mehr im Haus sehen - ist immer grauenvoll aufregend und sie fühlen sich über den Tisch gezogen. Auch da die gleiche Hilflosigkeit wie bei meinem Vater.

In Berlin habe ich noch mehrere Senioren zwischen 75 und 90 (!), die ganz selbstverständlich einen Fahrkartenautomaten bedienen können, den öffentlichen Nahverkehr nutzen, Computer und großteils Internet haben und damit umgehen können. In deren Alter sind in meinem Thüringer Umfeld die Leute häufig schon tot oder werden vom Pflegedienst besucht.

Und gerade für die genannten Spezialfälle (Schellack-Platten, alte Jazz- und Bigband-Aufnahmen) gibt es Webradios, auf DAB+ hingegen wird man auch solche Inhalte vergeblich suchen.
Eigentlich steht hier die ARD in der Pflicht. Auch das ist Kulturerbe. Aber für eine "reine" Kulturwelle ist das teils wohl zu wenig "kulturell wertvoll", alle anderen Wellen spielens sowieso nicht, weils nicht von CollinsTurnerGaga kommt. Man kann manchmal was auf NDR Info finden, was in diese Richtung geht.

Das Problem beim Internetradio ist ja nicht das Einschalten. Das Problem ist, ein passendes Programm zu finden. Schon an dieser Stelle wird ganz schnell abgehakt: zu kompliziert.

Ein Bekannter von mir aus Berlin (61) zeigte mir mal vor Jahren das hier http://raddio.net/108793-weimar-rundfunk/ - da bekomme ich selbst gerade keinen Ton raus.

Die Generation vor mir (die Fast-Rentner oder Rentner über 60) fetzt heute mit Mountain-Bikes in den Alpen herum und ist alles andere als verkalkt und hört übrigens auch nicht mehr Schlager als heutige Jugendliche.
Da kenne ich auch einen, der zeigt mir körperlich noch, wo der Hammer hängt. Alter Bergführer, mit Bike (Muskelkraft) oder Trike (Verbrennungsmotor) unterwegs, Bergwanderungen, Flugreisen, ... wenn ich in seinem Alter so drauf sein sollte, dann wäre das super.
 
...[DVB-T]Der Mehrwert war und also nur für wenige Zuschauer relevant.
In den Ballungsräumen war der schon relevant, und zwar in dem Sinne, dass viele mit dem Geschäftsgebahren diverser Kabelnetzbetreiber abschließen konnten (und von denen dann ja auch die Kartellklage initiiert war...

Wie eine Schweizer Politikerin vor einigen Tagen reichlich keck sagte:
"Die Deutschen können keine Großprojekte (mehr)!"
Bei den Feierlichkeiten zur Eröffnung des Gotthard-Tunnels? Da sind ähnliche Aussagen mehrfach aufgefallen, während Dobrindt und Gruber peinlich herum stammelten...
Im Falle von DAB+ plädiere ich allerdings für Zweckoptimismus, dass da vielleicht doch noch was von der Schweiz gelernt wird...
 
In den Ballungsräumen war der schon relevant, und zwar in dem Sinne, dass viele mit dem Geschäftsgebahren diverser Kabelnetzbetreiber abschließen konnten (und von denen dann ja auch die Kartellklage initiiert war...
Ausgerechnet in den Ballungsräumen? Also damals, zum Start von DVB-T in NRW, ich erinnere mich noch mehr als genau dran, standen mir zum Test eine taugliche Zimmerantenne mit Verstärkung und ein Gerät von Technisat, genauer, der Digipal 2 zur Verfügung. Ja, das war schon nicht schlecht, was einem da geboten wurde. Und auch die Bildqualität war echt ansehnlich. Aber ernsthaft: Gegen den Kabelanschluss, der in der Wohnung bis dato verfügbar war, konnte das Gespann nicht "anstinken"! Dabei hätte allein der Receifer 99,90 Euro kosten sollen damals. Ergo blieben nicht nur ich, sondern auch einige in meinem Bekanntenkreis, weiterhin bei der bisherigen Lösung: Kabelanschluss.

Bei den Feierlichkeiten zur Eröffnung des Gotthard-Tunnels? Da sind ähnliche Aussagen mehrfach aufgefallen, während Dobrindt und Gruber peinlich herum stammelten...
Richtig! Das bezog sich eigentlich auf den Gotthard-Tunnel. Aber mir scheint, u.a. unser Autobahn-Minister übernimmt sich ohnehin bei allem, das er anpackt. Übrigens stammelte auch Fr. Merkel im Zug so komisch rum. Vertrug sie die Höhenluft nicht, war ihr die Zugfahrt nicht geheuer oder gar der lange Tunnel? Immerhin steht noch ein weiteres Großprojekt zwischen Karlsruhe und Schweizer Grenze zu bauen aus.

Ist das denn inzwischen schon fertig, liebe Verkehrsminister Autobahnminister?
 

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Stimmt schon, @WilliWinzich hat Recht: zumindest in Berlin geht DVB-T wirklich gut. Bin immer wieder erstaunt, wie genügsam bzgl. der Bildqualität da teils Eigenheimbesitzer / Gutverdiener / ehemalige Gutverdiener / Professoren etc. sind. Da steht ein ca. 42er Philips mit Triple-Tuner und empfängt DVB-T in SD via Zimmerantenne. Satschüssel aufs Dach? Nö, zuviel Aufwand. Und was, wenn DVB-T-SD abgeschaltet wird und H.265-HD kommt, was der TV nicht kann? "Dann kommt halt wieder ein Receiver davor." Unfassbar.

Sieht man auch hier:
http://www.rtr.at/de/inf/VortraegeD...orderungen_der_Umstellung_auf_DVB_T2_in_D.pdf

Der fette Wert für Berlin/Brandenburg dürfte weitgehend komplett aus Berlin stammen. Neben den o.g. Vermögenden, die auch Kabel locker zahlen könnten, gibt es ja auch gerade in Berlin sehr viele Menschen jeglichen Alters, die finanziell am alleruntersten Ende der Skala stehen. So da überhaupt ein TV vorhanden ist, läuft er freilich via DVB-T. Da war auch schon die Anschaffung des Receivers im Jahre 2003 eine finanzielle Herausforderung.
 
Wir kommen zwar weiter vom Thema ab (höchstens der Wechsel des Codecs von DAB-alt zu DAB+ wäre Analogie - was wegen der deutlich geringeren Geräteverbreitung bei DAB-alt IMHO verschmerzbar ist während bei DVB-T auch beim portablen Empfang und für Zweit-/Dritgeräte doch eine nennenswerte Verbreitung gegeben ist).
Das von @Radiowaves verlinkte PDF sagt leider auch nur die halbe Wahrheit. Da ist zwar am Anfang zu lesen, dass nicht alle Kriterien unter einen Hut zu bringen sind - geht aber auf den wesentlichen Punkt Empfangbarkeit versus zu verbreitender Programme gar nicht ein und nimmt HEVC und digitale Dividende II als gottgegeben - die Österreicher verwenden für DVB-T2 aber kein HEVC und nutzen den 700MHz-Bereich was zumindest für einen Teil der Hardware - die, die einen DVB-T2-Tuner drin hat sowie einen CI-Schacht - Weiternutzung ermöglicht bzw. die Neuanschaffungskosten für Zusatzgeräte überschaubarer hält.
 
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