Gesetzl. garantiert: Kath. Kirche im Radio - Fortführung der Deutungshoheit?

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Exakt. Man holt sich eine zweite (und dritte und vierte) Meinung außerhalb der von Legislaturperioden und Umfragewerten geprägten Politikwelt ein und verpflichtet sich (als Staat), diese unzensiert und unkommentiert zugänglich zu machen.
So einfach kann man es sich auch machen! Einfach negieren, dass die beiden christlichen Kirchen in Deutschland ein privilegierte Stellung auch im Rundfunk inne haben. Wo ist denn am Sonntag die zweite, dritte oder vierte unzensierte und ungefilterte Meinung? Sie ist nirgendwo zu sehen und zu hören!
 
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Bleiben wir bei den Fakten: Die Kirche lebt von ihren eigenen Erfindungen und deren Interpretationen. Und da, wo man sie lässt, nutzt sie den ihr zugestandenen Spielraum gnadenlos aus. Dafür bekommt sie Mrd. von den Menschen in Deutschland, von denen sie gerade mal acht Prozent wieder für Soziales rausgibt.

Dann ihre Verbrechen: 400 Jahre hat sie gebraucht, um Galileo zu rehabilitieren. Andersdenkende und -artige werden verfolgt und verhetzt, setzt tausende Denker auf den Index, sie unterstützt die Idee weinender Marienfiguren und Exorzismus, lässt die sexuellen Eskapaden - auch die homosexuellen - ihres Personals zu.

Warum diese privilegierte Stellung in den deutschen Medien, Hörfunk eingeschlossen?
 
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@ XXLFunk:
Zu Galilei einen kleinen Auszug aus dem „Lexikon der populären Irrtümer“*:

„Anders als der unglückliche, nur wenige Jahrzehnte vorher auf dem Scheiterhaufen verbrannte Giordano Bruno befand sich Galilei Zeit seines Lebens mit den Mächtigen von Staat und Kirche in durchaus gutem Einvernehmen. Auch wenn er von letzterer, wie Papst Johannes Paul II. 1979 formulierte, 'viel zu leiden“ hatte: Galileis größten Feinde waren seine weltlichen Kollegen, die Professoren auf den Universitätskathedern, nicht die Mönche auf den Kirchenkanzeln […] als er die Monde des Jupiters entdeckte, lehnten es die Physiker-Kollegen ab, zum Beweis durch Galileis Teleskop zu sehen – nach dem Motto, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, erschienen Experimente und Naturbeobachtungen den meisten Gelehrten des frühen 17. Jahrhunderts reichlich überflüssig.
Die Kirche dagegen behandelte den unkonventionellen Physikprofessor aus der Toskana mit bemerkenswerter Toleranz; er wurde vom Papst zur Audienz empfangen, von den Jesuiten sogar für seine wissenschaftlichen Verdienste ausgezeichnet, und anders als die weltlichen Gelehrten ließen sich die Jesuiten auch durch Fakten […] überzeugen, dass das ptolemäische Weltbild nicht zu halten war.
Erst als Galilei nicht nur das ptolemäische Weltbild als falsch, sondern darüber hinaus sein eigens als das einzig richtige bezeichnete […] wurde diese Toleranz der Kirch auf eine Probe gestellt. Denn als Arbeitshypothese hätte man Galileis Thesen durchaus gelten lassen, aber als endgültige Wahrheit nicht. Hier sah die Kirche ihren Monopolanspruch verletzt, und als Galilei trotz Abmahnung immer dezidierter von dem System des Kopernikus als einer 'bewiesenen Wahrheit' sprach, den Beweis aber nicht beibringen konnte (was auch gar nicht geht, denn wissenschaftliche Theorien lassen sich nur widerlegen, aber nicht beweisen), reagierte die Kirche auch ihrerseits recht überzogen...
[…]
Hätte er hinfort von seinen Thesen als Theorien und nicht letzten Wahrheiten gesprochen, wäre es wohl nie zu der berühmten Vorladung vor die Inquisition nach Rom gekommen.
[…]
Das Urteil lautete auf Ungehorsam. Die Strafen waren sieben Bußpsalmen jede Woche für drei Jahre, plus eine Kerkerstrafe, die Galilei aber niemals anzutreten brauchte. Nach dem Verfahren lebte er als Gast beim Großherzog der Toskana , dann beim Erzbischof von Siena, dann als Staatsrentner […] wo er unbelästigt seine Forschungen weiterführte und 1642 starb.“

Urteile der Heiligen Inquisition (die Nachfolgeorganisation leitete ja der jetzige Papst) stellt man sich landläufig anders vor.
Aber ich stimme dir zu, eine Organisation, auch wenn sie in Äonen denkt, sollte in manchen Dingen etwas schneller auf die Entwicklung der Gesellschaft reagieren, wobei ich jetzt nicht meine, dass sie dem jeweiligen Zeitgeist hinterher hecheln muss. - Die Auslegung der Bibel gibt da einige Möglichkeiten her, es muss also nicht vom Glauben abgewichen werden.
Machen wir uns aber nichts vor, denn es gibt mindestens drei Ereignisse in den letzten 2000 Jahren, die bei einem anderen Verlauf die heutige Welt bzw. das Christentum anders hätte aussehen lassen:
  • Apostelkonzil (Saulus/Paulus von Tarsus gegen Jerusalemer Urgemeinde).
  • Erhebung des Christentums zur Staatsreligion in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts.
  • Verhinderung der Ausbreitung des Islams im 7. und 8. Jahrhundert.

Um aber einen Bezug zu den Medien zu schaffen: Sollte es nicht in heutiger Zeit so sein, dass allen anerkannten(!) Religionen entsprechend ihrer Verwurzelung in der Bevölkerung anteilig aus den geplanten „Kirchensendungen“ Sendezeit zur Verfügung stehen? Mit anderen Worten: Sollte nicht auch Muslimen oder Buddisten die Möglichkeit gegeben werden, „Gedanken zum Tag“ zu äußern?
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* Krämer, Walter; Trenkler, Götz: Lexikon der populären Irrtümer. 500 kapitale Missverständnisse, Vorurteile und Denkfehler von Abendrot bis Zeppelin. Frankfurt am Main: Vito von Eichborn 1996
 
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Das aendert nichts daran, dass die kath. kirche eine totalitaereeinrichtung ist, komplett ohne wirklichkeitsbezug. sie leben sozusagen in einer wahnwelt. maischbergers gaeste bringen es heute abend auf den punkt.
 
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Oh Mann. Wie heißt es so schön? Wir leben in einem freien Land. Wem der Kirchenkram nicht paßt, kann ja zum nächsten Sender weiterzappen.
Nach deiner Ideologie, XXLFunk, müßte man auch die CDU aus dem öffentlichen Verkehr ziehen, von der CSU in Bayern ganz zu schweigen. Die beziehen ihr Tun und Handeln auch auf christliche Werte und tun oft genug völlig gegenteiliges.
Davon mal komplett unabhängig: Beide (großen) Kirchen in diesem Lande werden soweit ich das überblicken kann als das behandelt was sie sind: Kirchen. Und sonst gar nichts. Ich sehe da nirgends noch irgendeine "Deutungshoheit", wie auch immer du das definieren willst. Sie bieten ein Weltbild, dem aber niemand mehr gezwungen ist zu folgen. Also hör auf dauernd zu behaupten, das die katholische Kirche das alleinige Hier und Jetzt bestimmt und festlegt. Das ist Mumpitz aus dem letzten Jahrtausend.
Das unsere Wertegesellschaft nunmal auf den Idealen des Christentums basiert ist halt so. Und das sie deshalb auch Sendezeit bekommt ist doch irgendwie nachvollziehbar, oder? Du kannst ja gerne zum Islam "überlaufen" oder von mir aus Buddhist werden.
 
Das unsere Wertegesellschaft nunmal auf den Idealen des Christentums basiert ist halt so. Und das sie deshalb auch Sendezeit bekommt ist doch irgendwie nachvollziehbar, oder? Du kannst ja gerne zum Islam "überlaufen" oder von mir aus Buddhist werden.
Das wird von denen, die gegen die konsequente Trennung von Staat und Kirche sind, gerne behauptet, nur basiert das heutige Gesellschaftssystem eher auf den Werten der frz Revolution und ist mehr durch die Aufklärung und naturwissenschaftliche Rationalität geprägt. Und warum sollte ich als Gebührenzahler Kirchenprogramme und gar Gottesdienste finanzieren? Wer sich kirchliche Programme anhören möchte, der kann dies 24/7 via Rundfunk und TV tun. Es gibt genug Domradios, ERFs und Horebs.
 
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Darüber könnte man dann durchaus streiten. Und ja, das sehe ich sogar ähnlich. Solange aber diverse Würdenträger, im übrigen ebenso wie diverse Politiker, in Rundfunkräten herumsitzen, wird sich daran wohl nichts ändern. Mit einer wie auch immer gearteten Deutungshoheit hat das aber nunmal wenig bis nichts zu tun.
 
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Das wird von denen, die gegen die konsequente Trennung von Staat und Kirche sind, gerne behauptet, nur basiert das heutige Gesellschaftssystem eher auf den Werten der frz Revolution und ist mehr durch die Aufklärung und naturwissenschaftliche Rationalität geprägt.
Ich glaube jede Epoche und viele geschichtliche Ereignisse haben ihre Spuren in unserer Gesellschaftsform hinterlassen. Eine naturwissenschaftliche Rationalität hätte es ohne die Renaissance (die sich wiederum auf das römische und griechische Gesellschaftssystem bezog) nicht gegeben, ebenso die Aufklärung, deren Kind wiederum die anti-absolutistischen Revolutionen in Europa waren. Unser föderales Staatssystem (das der Gegenentwurf zum französischen Zentralstaat ist - so viel zur frz. Revolution) hat seine Wurzeln im Mittelalter (Kur-Fürsten, Kaiserpfalzen), also weit vor der frz. Revolution und der Aufklärung. Das Bild Europas mit den Grenzen wie wir sie kennen hat Napoleon (nach der Revolution und trotzdem mit absolutistischem Machtanspruch) gezeichnet. Du fragst nach der Rolle der Kirchen da drin? Die Einflüsse, die die monotheistischen Religionen im Allgemeinen und das Christentum im Besonderen auf unseren Lebensstil haben sind so eng verwoben, dass sie heute nicht mehr als spezifisch gesehen wird und erst bei genauem Hinsehen zu erkennen sind.
Und warum sollte ich als Gebührenzahler Kirchenprogramme und gar Gottesdienste finanzieren? Wer sich kirchliche Programme anhören möchte, der kann dies 24/7 via Rundfunk und TV tun. Es gibt genug Domradios, ERFs und Horebs.
Deinen Gedanken greife ich gerne auf: Wer Nachrichten sehen will soll auf Nachrichtenkanäle umschalten. Es gibt genug NTVs und N24.
Wer Sport sehen will, soll auf Sportkanäle umschalten. Es gibt genug DSF und Eurosport und...
Wer Daily Soaps sehen will, für den gibt's sicher auch passende Sender.
Merkst Du was? Das sind alles spezifische Vorlieben für Themen und Formate, alles Dinge, die in der Gesellschaft vorkommen - und diesen Mix transportiert der ÖR. Dass die Verhältnisse gewahrt sind, dafür sorgen die Rundfunkräte. Sicher gibt es auch verlässliche Statistiken, wieviele Sendeminuten welches Themenfeld im ÖR hatte. Man könnte jetzt diese Zahlen ins Verhältnis setzen mit den Zahlen Kirchenmitglieder und Sportvereinsmitglieder. Als nächsten Punkt könnte man die Produktionskosten für Sportveranstaltungsübertragungen mit denen für Kirchensendungen gegenüberstellen. Dann könnte man die gefühlte Überrepräsentierung einzelner Bereiche einer "naturwissenschaftlichen Rationalität" gegenüberstellen, die Du berechtigterweise als Grundlage unserer Gesellschaft anführst.
 
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Das ist historisch betrachtet ja alles ganz interessant. Nur was habe ich heute davon? Die Kath. Kirche erzaehlt nach wie vor Unsinn, etwa, wenn sie von der Allmacht des Schoepfers faselt, Homosexualitaet, die schon immer da war, aber als gegen die Schoepfungsordnung gerichtet sieht. Wieso ist dem Allmaechtigen ein solcher Fehler unterlaufen? Und zum Argument, jeder koenne sich dem Einfluss der Kirche entziehen: Werde mal als junger Schwuler auf einem Dorf, vorzugsweise in Bayern, gross!
 
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is schon klar, die terminologie "ungläubige" wird auch von einem anderen glaubenswahn gerne bemüht, fehlen nur noch die bomben.
 
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Dann mal ganz konkret gefragt: Glaubst Du an einen Gott, einen Schöpfer?
Falls nicht, was man aufgrund Deiner Postings unterstellen muss, dann bist Du ein Nichtgläubiger. Die Terminologie "Ungläubige" hast Du eingeführt.
Falls Du aber doch an einen Gott und Schöpfer glauben solltest, selbst wenn es nicht der Gleiche ist, von dem die katholische Kirche spricht, dann solltest Du in Respekt vor dem Glauben all derjenigen, die einen haben, nicht so verächtlich und verletzend von "faseln" sprechen, um ein komplexes theologisches Weltbild zu verunglimpfen, von dem Du offensichtlich keine Ahnung hast. Wenn hier jemand "faselt", dann bist es nämlich Du.
 
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Man sollte Respekt vor einem Glauben und dessen Anhänger und deren Überzeugung haben. Es ist aber eben ein Glaube im Sinne des Wortes. Entweder ich glaube daran oder eben nicht.
Vielleicht etwas OT, aber trotzdem:
In diesem Punkt hatte ich lange abendfüllende und hochinteressante Diskussionen mit einigen Radiokollegen. Es ging dabei um so grundsätzliche Fragen wie
- Gibt es Gott überhaupt?
- Wenn ja, war und ist er zeitlich vor dem Urknall oder danach einzuordnen?
- Wenn letzteres, kann er kein allmächtiger Gott sein.
- Und wer den Urknall begriffen hat weiß daß das Universum sich selbst geboren hat. Und bis heute weiter in Bewegung ist.
- Nahezu alles ist wissenschaftlich erklärbar und einen Gott braucht es dazu nicht.
- Aus kosmisch-astronomischer Sichtweise ist alles ein einziges Kommen und Gehen. Und was vergeht wird in anderer oder ähnlicher Form neu entstehen

Wenn man es so betrachtet, bleibt die Frage: Mit welchem Recht treten Kirchen als alleinige Gralshüter auf? Mit welchem Recht wird ihnen Sendezeit eingeräumt?
 
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Genau! Kath. Kirche = etwas zuviel Glaube gepaart mit zuviel Selbstsicherheit - selbst wenn im Widerspruch mit der Wissenschaft.
 
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Das mag ja alles richtig sein, aber du kannst nicht in etlichen anderen Fäden hier eine höhere musikalische Vielfalt einfordern, in Sachen Wort aber genau diese einschränken wollen.
 
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Falsch.
Unter dem Aspekt der Meinungsfreiheit kann man Kirchenfunk als Wortanteil durchgehen lassen. Dann fehlen aber noch andere Religionen und deren Sendezeit. In Deutschland wäre der Islam zu nennen.
Und Kirche als redaktionelles Wort? Wirklich? Dann zähle ich ab morgen die Werbung und jeden claim mit dazu.
 
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1. Selbstverständlich gehören da auch alle anderen Religionen dazu.
2. Claims & Co werden doch schon längst zum sogenannten Wort dazu gezählt, insbesondere beim Dummfunk.
 
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Schön fein säuberlich differenzieren. Claims und Werbung werden zum Wortanteil gezählt. Aber nicht zum redaktionellen Wort.
 
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Man sollte Respekt vor einem Glauben und dessen Anhänger und deren Überzeugung haben. Es ist aber eben ein Glaube im Sinne des Wortes. Entweder ich glaube daran oder eben nicht.
Vielleicht etwas OT, aber trotzdem:
In diesem Punkt hatte ich lange abendfüllende und hochinteressante Diskussionen mit einigen Radiokollegen. Es ging dabei um so grundsätzliche Fragen wie
- Gibt es Gott überhaupt?
Wie Du sagst. Lange abendfüllende Diskussionen. Ist eben eine "Glaubensfrage". Alle Gottes"beweise" setzen Axiome voraus, die sich außerhalb des Glaubens nicht begründen lassen. Gegenfrage: Beweise, dass es ihn nicht gibt? Es gibt zumindest unzählige persönliche Erfahrungen, die (vorsichtig ausgedrückt) die betreffenden Personen darin bestärken, an einen Gott zu glauben.
- Wenn ja, war und ist er zeitlich vor dem Urknall oder danach einzuordnen?
- Wenn letzteres, kann er kein allmächtiger Gott sein.
Zeitlich VOR dem Urknall gibt es physikalisch nicht, da mit dem Urknall Raum und Zeit erst existent wurde. Wie wär's mit "außerhalb"? Nicht physikalisch erklärbar, aber ein allmächtiger Gott hätte das auch nicht nötig, sich den Gesetzen zu unterwerfen, die er der Welt, die er erschaffen hat, mitgegeben hat. Argumentativ beißt sich die Katze da in den Schwanz: Wenn Gott allmächtig ist, unterliegt er nicht den physikalischen Gesetzen. Ist er nicht allmächtig, ist es nicht Gott (zumindest nicht der, auf den sich Judentum, Islam und Christentum berufen). Gibt es keinen Gott stellt sich die Frage erst recht nicht.
- Und wer den Urknall begriffen hat weiß daß das Universum sich selbst geboren hat. Und bis heute weiter in Bewegung ist.
Ich behaupte, den Urknall ziemlich weit begriffen zu haben. Davon ausgehend behaupte ich, dass das Universum sich NICHT selbst geboren hat. Das würde voraussetzen, dass das Universum schon existiert hätte beim Urknall. Hat es aber nicht. Alles, mit was wir unsere Welt beschreiben, existiert erst seit dem Urknall. Die physikalischen Gesetze gelten erst ab dem Zeitpunkt, ein "davor" ist naturwissenschaftlich nicht zu fassen.
- Nahezu alles ist wissenschaftlich erklärbar und einen Gott braucht es dazu nicht.
"Nahezu" - so sicher scheinst Du Dir nicht zu sein gell? :) Ist aber eine Frage der wiss. Fakultät. Die Physiker erklären das "WIE". Und das tun sie gut. Das "WARUM" steht nicht auf deren Agenda und die Ernsthaften von ihnen tun gut daran, das auch nicht zu versuchen.
- Aus kosmisch-astronomischer Sichtweise ist alles ein einziges Kommen und Gehen. Und was vergeht wird in anderer oder ähnlicher Form neu entstehen
Nö. Im Gegenteil. Der Zeitpfeil unseres Universums hat eine eindeutige Richtung. Schlag mal bei Theromdynamik und Enthropie nach. Nur ein Beispiel: Materie und Licht, die in ein schwarzes Loch gefallen ist kommt nicht mehr raus. Und auch aus dem Schwarzen Loch wird nicht plötzlich wieder neu frei verfügbare Energie und Materie. Es wird zwar noch eine Weile dauern, aber schließlich wird das letzte Gramm Wasserstoff über eine lange Kette zu Eisen fusioniert sein und die Energiequelle versiegen, die alle Prozesse im Universum antreibt. Dann wird es bald keine Energie-Unterschiede mehr geben, die für die Existenz von Zeit notwendig sind. Das sagen die bekannten physikalischen Gesetze. (Daran ändern auch die Kirchen nichts)
Wenn man es so betrachtet, bleibt die Frage: Mit welchem Recht treten Kirchen als alleinige Gralshüter auf? Mit welchem Recht wird ihnen Sendezeit eingeräumt?
Der Sprung ist jetzt aber schon heftig: erst Physik und dann plötzlich "die Antwort auf alles" (die ist sowieso 42).
Ich weiß ja wirklich nicht, wo Ihr Eure Informationen her habt. Die Deutungshoheit über die Physik dürfte seit mehreren 100 Jahren nicht mehr bei der Kirche liegen. Wüsste nicht, dass "die Kirche", der ich organisatorisch angehöre, irgendwann mal Aussagen zur Physik gemacht hätte. Übrigens macht "die Kirche" keine Äußerung - zumindest nicht die Kirchen der Reformation. Da reden und schreiben Menschen, die in der Kirche diese und jene Funktion haben bzw. dieses oder jenes Amt innehaben.
Aber Kirchen (bzw. Kirchenangehörige) haben sehr wohl was zu sagen zu Sozialem, Politischem, Menschlichem, Göttlichem... Und das können sie und das müssen sie (einer der Aufträge, die sie von ihrem "Stifter" mitbekommen haben). Und dazu bekommen sie die Sendezeit.
 
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Auch per Anhalter durch die Galaxis gelesen?
Der Urknall war eine Singularität. Man hat ja berechnet daß es subatomare Teilchen vorher gegeben haben muß. Und gibt. Das Nichts ist bei weitem kein Nichts.
Der Zeitpfeil unseres Universums hat eine eindeutige Richtung
Ich habe nichts anderes behauptet. Eine Theorie besagt daß alles irgendwann einmal erlöschen und erstarren wird, es gibt inzwischen aber andere theoretische Aussagen. Aber kein Atom, kein Atomkern, kein Neutron und kein subatmore Teilchen wird vergehen. Sondern in etwas neuem aufgehen. Am Anfang bildeten sich gigantische Ursonnen, deren Explosion erst Materiewolken erzeugten und die heutigen uns bekannten physikalischen Gesetze nach und nach in Kraft setzten. Deswegen meine Aussage über ständiges Vergehen und Entstehen.
Daß ein Gott von außen auf das uns bekannte Universum blickt und die Singularität mit einem Fingerschnippen ausgelöst hat glaube ich nicht. Wie gesagt, eine Frage des Glaubens.

Allenfalls wird er noch bei dem angeblichen Wunder der Menschwerdung vermutet. Oder bei dem Begriffen Seele, Bewußtsein, Moral und Empfinden, das uns von den Tieren unterscheidet. Auch dies ist erklärbar. Sind wir uns bewußt, daß wir alle mit jedem Glas Wasser auch einiges von von Verstorbenen wie Isaac Newton oder Kaiser Nero zu uns nehmen? Das wäre jetzt eine längere Abhandlung.
Aber Kirchen (bzw. Kirchenangehörige) haben sehr wohl was zu sagen zu Sozialem, Politischem, Menschlichem, Göttlichem..
Das letzte Wort streichen. Dann kann ich damit leben. Es hat aber immer noch den absolutistischen Beigeschmack. Kirchenfunk ist außerdem per Institution verankert und deshalb nicht als redaktioneller Beitrag einzuordnen. Letzteres würde mir weniger Bauchschmerzen bereiten.
Genug der Philosophie. Für heute. Gute Nacht!
 
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Falsch.
Unter dem Aspekt der Meinungsfreiheit kann man Kirchenfunk als Wortanteil durchgehen lassen. Dann fehlen aber noch andere Religionen und deren Sendezeit. In Deutschland wäre der Islam zu nennen.
Im Deutschlandfunk gibt es regelmäßig Sendungen aus dem jüdischen Leben.
Deiner Äußerung, in Deutschland wäre "der Islam" zu nennen geht davon aus, es gäbe bei den islamischen Kultusgemeinden ein vergleichbares Organisationssystem mit dem, das die öffentlich-rechtlichen Kirchen aufgebaut haben. Diese haben ein Verfahren für sich gefunden, Menschen zu entsenden, die diese Sendungen beschicken. "Den Islam" gibt es nicht - es gibt keine Organisation wie die evangelischen Landeskirchen oder die kath. Diözesen, mit denen wenigstens für ein Bundesland über so was gesprochen werden kann. Viel besser sichtbar wird das auch bei den löblichen Versuchen, neben dem christlichen auch islamischen Religionsunterricht zu etablieren.
Info: rund 60 % der Menschen, die in Deutschland leben, gehören formell einer der christlichen Kirchen an, die als Körperschaften des öffentlichen Rechtes anerkannt sind. 30% gelten als konfessionslos, ~5% der Gesamtbevölkerung gehören einer der islamischen Strömungen an. (Quelle: Wikipedia, Religionen in Deutschland).
 
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darf ich mal ne frage einschieben: wo in der "schöpfung" zeigt sich eigentlich die von der kirche propagierte "gütigkeit" und "menschenfreundlichkeit" gottes? die entwicklung der evolution, das aussondern des schwachen, die analogen gesetze des tierreiches, mit einem wort der vorherrschende dschungel, ergänzt um naturkatastrophen und schweren krankheiten, wo lässt der raum für den "gütigen gott" der kath. kirche?
 
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Ich behaupte, den Urknall ziemlich weit begriffen zu haben. Davon ausgehend behaupte ich, dass das Universum sich NICHT selbst geboren hat. Das würde voraussetzen, dass das Universum schon existiert hätte beim Urknall. Hat es aber nicht. Alles, mit was wir unsere Welt beschreiben, existiert erst seit dem Urknall. Die physikalischen Gesetze gelten erst ab dem Zeitpunkt, ein "davor" ist naturwissenschaftlich nicht zu fassen.

Was nicht bedeutet, dass es kein "davor" gab. Wir sprechen von einer wissenschaftlichen Theorie, keiner war dabei, auch Du hast den Urknall nicht gehört ;)

darf ich mal ne frage einschieben: wo in der "schöpfung" zeigt sich eigentlich die von der kirche propagierte "gütigkeit" und "menschenfreundlichkeit" gottes? die entwicklung der evolution, das aussondern des schwachen

Wäre dem so, dann gäbe es das "Schwache" nicht mehr, Darwin ist viel mißverstanden worden (teilweise auch absichtlich), heutzutage geht man in der Evolutionsforschung davon aus, dass Kooperationsfähigkeit eine der wichtigsten Eigenschaften ist.

Hier wird ein sehr anthropomorphes Gottesbild gezeichnet: Gut, Böse, Strafend, Lieb - auf jeden Fall aber müßte "Er" doch eingreifen, wenn es ihn gäbe... die Konsequenz des Verlustes an Freiheit (der Mensch als Marionette) wird dabei nicht bedacht. Alle diese zugeschriebenen Eigenschaften sind sehr menschliche.
Die alten griechischen Philosophen sprachen von "θεῖον" = DAS Göttliche. Ein etwas anderer Denkansatz als die Vorstellung vom strafenden und belohnenden Alten mit Rauschebart.
 
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