Große Hörfunk-Reform beim hr?

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Bei radioforen.de wird gemunkelt, dass eine Fusion von You FM und hr3 bevorstehen könne, zugleich hr1 verjüngt würde und hr4 zum Oldie/Classic-Format umgebaut werden solle. Hörfunkdirektor Heinz Sommer verweist das auf DWDL.de-Anfrage in den Bereich der Fantasie. Mit den Gerüchten konfrontiert antwortet er kurz und knapp: "Nein, es steht keine größere Hörfunkreform an."

Dann ist das hier ein Sommerlochthema gewesen, geändert wird dort nichts.
 
Manfred Krupp hat in einem DWDL-Beitrag (den ich gerade nicht aufrufen kann) deutlich gemacht, dass er das öffentlich-rechtliche System in Zeiten der Medienfragmentierung durch blanke Reichweite legitimiert sieht.
Das ist ja hochinteressant! Danke dafür, das war mir entgangen.

Ich finde spontan dieses
https://www.dwdl.de/nachrichten/56502/hrintendant_ueber_einsparpotential_und_quotendruck/

da heißt es nur
"Jeder machte für sich sein Programm, und jeder hat sich selbst für absolut unverzichtbar gehalten. Der Sender war viel größer, der Arbeitsdruck war sehr viel geringer. Man hatte Luft, auch um Unsinn zu machen." Mittlerweile sei er gezwungen, ein Programm zu gestalten, dass nicht den Journalisten schmeckt, sondern den Nutzern – viele Dinge seien dabei zu unterbinden.
Alleine das genügt als Selbstverständnis (?), um das öffentlich-rechtliche System als auch intern als gescheitert zu betrachten. Man darf Wahrheit nicht mit Mehrheit verwechseln - dieses Zitat stammt nicht von mir, ich liebe es aber. Ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk, der nur noch die Mehrheit in ihrer Sucht nach Belanglosigkeit und "Bespielung" ihrer entfremdeten, völlig verödeten Existenz befriedigt, schadet der Entwicklung der Gesellschaft und gehört eingestellt. Es sei denn, man sieht es als "Nutzen für die Gesellschaft" an, selbige bei ihrem Verwesungsprozess zu katalysieren. Vielleicht bin ich zu kurzsichtig, um zu erkennen, daß eine Rettung ohne vorherigen radikalen Untergang gar nicht mehr möglich ist, mag sein.
 
Das hier ist der Artikel, auf den ich mich bezogen habe:
https://www.dwdl.de/magazin/62242/die_puppenkiste_als_vorbild_frher_war_alles_schlechter/

Bereits der erste Absatz ist aufschlussreich. Wenn man sich dann noch Ausgabe für Ausgabe Krupps Grußwort ("Chefsache") im hr-journal sorgsam durchliest, entsteht ein bemerkenswert transparentes Bild des sendereigenen Selbstverständnisses. Leider fehlt ein Heftarchiv. Auf jeden Fall ist die hr-Strategie weitaus spannender als das Resultat: das Programmangebot.
 
Dann ist das hier ein Sommerlochthema gewesen

Nicht ganz. Es ist wie so oft hier im Forum: 1/3 Fakten, 1/3 Spekulation, 1/3 Halluzination.

HR4 wird internationaler und der Schlageranteil zurückgefahren, das stimmt. HR1 wird mittelfristig wohl weiter verjüngt werden. HR3 und You FM werden nicht fusionieren, außer auf redaktioneller Seite (was aber schon vor zwei Jahren erfolgt ist).

Und zum Thema Frequenzen: Programme tauschen darf der HR de jure nur auf den Alt-Frequenzen, die vor dem Sendebeginn von FFH 1989 schon in Betrieb waren. Bei einer Einstellung von You FM blieben dem HR also nur die Frequenzen am Rimberg und Hardberg sowie die Stadtfrequenzen in Frankfurt, Marburg und Kassel. Alle anderen wurde erst später koordiniert, deren künftige Belegung müsste zwischen HR, LPR und Staatskanzlei neu verhandelt werden.
 
Eigentlich interessiert schon lange niemanden mehr welche Neujustierungen öffentlich-rechtliche Sender vornehmen, die nach und nach in Fänge von Radioberatern geraten sind und im Gegenzug für ihre Unterwürfigkeit innerhalb des geschlossenen UKW-Systems mit milden Gaben bedacht werden. Jetzt müssen Sender wie Antenne Brandenburg, NDR1 und wohl bald schon hr4 ranzige Playlists abarbeiten, die die Consulter vor 30 Jahren angelegt und seitdem nur geringfügig - unter Rückgriff auf aktuelle Neuerscheinungen im Hitradio - modifiziert haben.

In wenigen Jahren wird das zusammengeschrumpfte Metier des Musikradios von digitalen Spartenangeboten beherrscht, da braucht es keine zentralen Aufsichtsorgane mehr, die gehorsamen ARD-Sendern als Gegenleistung für deren Wohlverhalten gnädige Wohltaten erweisen. Das System implodiert schon allein wegen der schwachen Werbeerlöse, wodurch die heute so verbissen verteidigte UKW-Bastion in kürzester Zeit unprofitabel wird. Fällt aber erst die UKW-Dominanz, hat die Gängelungspraxis ein Ende, weil die bisherigen Drahtzieher im Radiogeschäft reihum entmachtet werden und ihre genuinen Wirkungsstätten verlieren. Das ist eine echte Chance für die Neuaufstellung der ARD-Sender und eine Neuordnung der Wellenangebote, und genau dazu wird es auch kommen.

Schon heute ist die Ultrakurzwelle nur noch ein kleiner Nebenschauplatz auf dem Gebiet der täglichen Musiknutzung, und diese Entwicklung wird sich rasant fortsetzen. Abzulesen sind diese Entwicklungen an den lauthals verkündeten Digitaloffensiven, der von vielen lange für unmöglich gehaltenen Smartphone- und Facebookbesessenheit der Senioren und an der Flexibilisierung der Mediennutung inkl. wachsender DAB-Nachfrage.
 
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