[Halb-OT:] ARD-Fernsehen steuert ab 01. 01. 2012 nach EBU R-128 aus

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Kurzer, programmbeobachtender Zwischenruf:
bei der Sportschau letzten Samstag (Das Erste HD, geguckt zwischen 18:00 - 20:00 via DVB-C) war die "Lautheit" leider teils sehr unterschiedlich. Die einzelnen Programmanteile aus Köln kamen alle wunderbar und stimmig, keine "Pegelsprünge" also zwischen Spielen, Moderation im Studio, Einspielern und dem Sponsoren. Die im Stern zugespielte Werbung war dagegen gefühlt sehr viel lauter. Es wirkte fast so, als hätten die Frankfurter auf 0 dB(r) nach DIN 45406 ausgesteuert. Ich habe nicht zuhause fern gesehen, kann daher nichts definitives über den Pegel sagen (hätte nämlich mal nachgemessen), die Lautstärke am beteiligten Surrondreceiver musste allerdings bei den Werbeblöcken um etwa 10 dB(r) nach dessen Skala abgesenkt werden.

Generell messe ich jetzt im Hörfunk neben DIN 45406 ebenfalls LUFS, auch wenn das (noch) nicht das Kriterium ist, nachdem Produktionen abgeliefert werden. Sobald jemand sein Audio auf xx LUFS abgeliefert haben will kann ich's aber wenigstens exakt - und wenn's in der Aktualität richtig schnell gehen muß und man O-Ton-Material unterschiedlichster Dynamik aus den verschiedensten Quellen bekommt ist die S-Anzeige durchaus sehr hilfreich. Zumindest zur visuellen Kontrolle, dass einem das Gehör wirklich keinen streich spielt.

Interessant: Eine neulich vorproduzierte Klassiksendung brachte - bei üblicher Aussteuerung - folgende Werte zustande:
LU(I): -22,6 LUFS
Aussteuerungsanzeige nach DIN 45406 (10ms Integrationszeit): Peak bei -8,2 dB(FS)
Sampegenaue Messung: Peak bei -1,6 dB(FS)

Der Wert von -23 LUFS scheint mir also keinesfalls aus der Luft gegriffen zu sein, sondern sehr praxisnah bei technisch anspruchsvollem Quellmaterial. Popsendungen dürften vermutlich etwas mehr Pfeffer bekommen können, um in der analogen Welt keinen Hub zu verschenken und dennoch homogen zu sein. Damit meine ich aber ausdrücklich nicht, die dynamischeren Titel in den Limiter zu knüppeln.
 
Hallo Ralle,

herzlichen Dank für Deine Beobachtungen, besonders auch die der realen Audiopegel im Hörfunk, ich habe solche Dinge nämlich auch schon festgestellt. Hast Du die Peakwerte vor oder hinter dem Prozessing (in dem Fall sicherlich kein Optimod) für den Sender gemessen?

Das Sportschau Phenomän versuche ich mal, hoffentlich verständlich, zu erklären. Die Sportschau ist mehrkanalig wird also als Dolby Digital Signal ausgestrahlt, die Werbung dazwischen (definitiv auf -23LUFS normalisiert!) kommt vom Stern als PCM Stereo. Dein Empfänger schaltet dann zwischen dem Dolby Digital Ton und dem Stereo Ton hin und her. Und genau hierbei kommt es zu einem Pegelunterschied, der eigentlich vom Gerätehersteller ausgeglichen werden müsste! Das hängt damit zusammen, dass Dolby den Dial Norm Wert (etwas anderer Messalgoritmus) in den Metadaten auswertet und daraufhin bezogen alles auf -31dB absenkt, damit soll eine Anpassung zwischen unterschiedlichem Programmmaterial (Spielfilm, News etc.) realisiert werden. Dieses Verfahren funktioniert aber nur, wenn die richtigen Werte in den Metadaten stehen, die sich auf das Audio beziehen müssen. Auch weil dies eben leider nicht richtig funktionierte ist die richtige Entscheidung, von vornherein eine einheitliche Loudness zu produzieren. Da wir nun also -23LUFS produzieren (Sportschau und Werbung) kommen hier also nochmal erhebliche Unterschiede von 8-10 LU durch das Wechseln zwischen Dolby und PCM Ton zustande. Das Umschalten zwischen den beiden Tönen wird am Empfänger sicher angezeigt. Wenn Du gar nicht Surround hörst, dann schalte am Empfänger einfach bewusst auf den Stereo Ton, den Sprung dürfte es nun nicht mehr geben!
Die Aufgabe, diesen Pegelunterschied der Audiosignale auszugleichen, haben definitiv die Hersteller von Empfangsgeräten, leider machen es die wenigsten richtig. Dies ist zum Beispiel die Ursache für die Überlegung ein Programm konstant als Dolby Digital (auch wenn es für STereo gar nicht nötig wäre) auszustrahlen. Das macht gleube ich der SWR, schalte bei der Tagesschau um 20 Uhr mal zwischen den verschiedenen Dritten um, dabei solltest Du genau diesen Pegelunterschied beim Umschalten auf das DD Signal registrieren können. Diese Problematik ist natürlich im Rahmen der ganzen R128 besonders ärgerlich, weil hierdurch evtl. ein Sender plötzlich doch wieder leiser ist, als ein anderer.

Ich hoffe, das war halbwegs zu verstehen, sonst gern auf Nachfrage mehr.

Grüße!
 
Die Sportschau ist mehrkanalig wird also als Dolby Digital Signal ausgestrahlt, die Werbung dazwischen (definitiv auf -23LUFS normalisiert!) kommt vom Stern als PCM Stereo [...] Das Umschalten zwischen den beiden Tönen wird am Empfänger sicher angezeigt.
Das erklärt natürlich einiges, und ja, die Umschaltung wird angezeigt. Leider stand das Gerät so weit weg, dass ich gerade noch erkennen wollte, wieviel Dämpfung mir die Kiste anzeigt, als ich die Werbung leiser pegelte. Tuner war ein recht aktueller Samsung-TV, der einen Marantz-Surround-Receiver digital anspielt. Dann hat Samsung das also auch nicht richtig implementiert. Groß umstellen oder ausprobieren konnte ich da leider nichts, da das weder mein Fernseher noch mein Receiver war.

Dies ist zum Beispiel die Ursache für die Überlegung ein Programm konstant als Dolby Digital (auch wenn es für Stereo gar nicht nötig wäre) auszustrahlen. Das macht gleube ich der SWR, schalte bei der Tagesschau um 20 Uhr mal zwischen den verschiedenen Dritten um, dabei solltest Du genau diesen Pegelunterschied beim Umschalten auf das DD Signal registrieren können.
Ich dachte, das würde sowiso gemacht, damit der geneigte Zuschauer auch beim Schalten in den Werbeblock ein schönes 5.1-Logo angezeigt bekommt, insofern der Fernseher das denn einblendet ;)
Was mich wundert (oder freut) ist, dass der Receiver, auf dem ich die Pegelsprünge hörte, Unterbrechungsfrei zwischen den DD und PCM umgeschaltet hat, sonst wäre ich da stutzig geworden. Es wurde zwar lauter, gab aber keine merkliche Modulationspause (und die Sendung war sehr dicht gefahren).
Zuhause kann ich's nicht wirklich testen, höre selbst Stereo und der DVB-S-Receiver ist analog an die Anlage angeschlossen. Wohl kann ich aber mal durchzappen und berichten, was mir auffällt. Auf einen Stereo-Mitschnitt der Sportschau habe ich Zugriff, den kann ich mir ja bei Gelegenheit mal anhören.

Last but not least zurück zum Radio
Hast Du die Peakwerte vor oder hinter dem Prozessing (in dem Fall sicherlich kein Optimod) für den Sender gemessen?
Ich habe am Pultausgang vor Optimod gemessen, da die Sendung "Live-on-tape" war und danach als lineares Audio in den weiten der ARD verschwand. Dementsprechend gab's bei den zugespielten Musiken keinerlei Dynamikbearbeitung, das Mikrofon (im "trockenen" Sprecherraum aus 30 cm Entfernung besprochen) habe ich ganz sachte mit 1,2:1 ankomprimiert.
Wie sich das hinter dem Optimod angehört hat weiß ich daher leider nicht.
Ansonsten verlassen BmEs und MoEs das Haus mit etwa -20 LUFS, wenn ich nach DIN 45406 auf 0 dB(r) aussteuere. Hier komprimiere ich selbst ein bisschen stärker, weil wir es mit den unterschiedlichsten Quellmaterialien zu tun haben, sich der Sprecher auch mal gegen Atmo durchsetzen muß, die ja auch nicht so leise gepegelt sein sollte, dass man sie auf dem Küchenradio nicht mehr hört - und weil die meisten Wellen, auf denen das dann läuft ihre Mikrofonwege selbst heftigst plätten (schon vor dem Optimod). Ich denke, ich bekomme da eine ganz gute Balance zwischen Dynamik, "Lautheit" und der Zielgruppe hin, für die es auch nach der Folterkammer am Funkhausausgang auf allen erdenklichen Empfangsgeräten gut klingen soll.

Hinter dem Optimod ist's meistens nochmal viel lauter und dichter. Hier mal eine kurze quick-and-dirty-Messung dreier Programme, von DVB-S genommen in einer eingemessenen Umgebung und nach DIN 45406 auf 0dB(r) ausgesteuert. Bayern 2 habe ich am längsten gemessen, weil hier die höchste Dynamik zu erwarten ist:

1Live - LU(I): -14,8 LUFS
Bayern 2 - LU(I): -18,9 LUFS
RBB radioeins - LU(I): -16,1 LUFS - bei deutlich pumpendem Mehrbandkompressor - klingt wie ein belgischer Pirat.

Was man - auch aus der ARD - manchmal geboten bekommt ist teilweise echt übel. Zu dieser ganzen Problematik (welche ACG wo was wie weit in den Clipper treibt usw.) hat sich Radiowaves im Forum schonmal so ausführlich ausgelassen, dass es da meinerseits nichts zu ergänzen gibt.
Der Trend im Hörfunk geht leider immernoch zu immer lauter. Erst kürzlich hat Funkhaus Europa die Daumenschrauben angezogen, wenn auch zum Glück fast unmerklich (ACG regelt schneller, es wird also gefühlt "dichter").
Hier bleibt nur der leider unbegründete Hoffnungsschimmer, dass mal ein Umdenken stattfindet, denn die meisten wirklich übel komprimierten Sender erreichen auf UKW nicht mal die vorgeschriebenen maximalen 75 kHz Spitzenhub. Die mittlere Modulationsleistung spielt auch eine Rolle, wird über eine Minute integriert gemessen (also quasi Lauheitsmessung, nur nicht bewertet) und darf bei Daueraussteuerung mit einem Sinus 19 kHz Hub nicht überschreiten. Vor diesem Hintergrund ist eine R-128-Messung mit gar nicht mal so falsch.

Man könnte also durchaus - gerade bei den Popwellen - ein qualitativ besseres und homogeneres Ergebnis senden... wenn man denn nur wollte. Dabei ist das Meckern auf hohem Niveau, was man Restdynamik so aus den Niederlanden oder Frankreich geboten bekommt ist weit, weit übler. Auch (und teils gerade) bei den Öffentlich-Rechtlichen.
 
Ich dachte, das würde sowiso gemacht, damit der geneigte Zuschauer auch beim Schalten in den Werbeblock ein schönes 5.1-Logo angezeigt bekommt, insofern der Fernseher das denn einblendet ;)
Was mich wundert (oder freut) ist, dass der Receiver, auf dem ich die Pegelsprünge hörte, Unterbrechungsfrei zwischen den DD und PCM umgeschaltet hat, sonst wäre ich da stutzig geworden. Es wurde zwar lauter, gab aber keine merkliche Modulationspause (und die Sendung war sehr dicht gefahren).

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Hi Ralle,

und da ist genau schon wieder ein Missverständnis, denn DD bedeutet nicht automatisch 5.1, sondern könnte auch nur Stereo sein. Allerdings ist DD eben auch ein datenreduziertes und codiertes Datenformat und somit kein Audio. Daher möchte man es natürlich gern nur verwenden, wenn es auch wirklich benötigt wird, also im Mehrkanalfall. Die Stereofassung (PCM Audio) wird also ohnehin, auch bei Mehrkanal, immer mitgeliefert. Der Empfänger (ext. oder im TV) schaut nun, ob ein DD Ton anliegt, da er davon ausgeht, dass der Zuschauer diesen dann auch hören will. Sofern abhörseitig kein mehrkanaliges Abhören möglich ist, wird ggf. aus dem Mehrkanal (im DD Signal) ein automatischer Stereodownmix (auf Grundlage der Metadaten!!!) als "DD Signal" angeboten. Das hörst Du dann z.B. auf Deinem TV als "normalen Stereoton", ist aber trotzdem das DD Signal. Somit schaltet also in Deinem Fall der Receiver zwischen zwei Stereotönen (DD-Downmix vs. PCM Stereo) mit dem beschriebenen Pegelsprung hin und her. Das muss man ihm ggf. verbieten, wobei es oft nicht möglich ist. Zudem bräuchte man das nicht, wenn der Pegelsprung im Gerät ausgeglichen würde, also der PCM Ton dem systembedingt IMMER leiseren DD Ton angeglichen würde.
Da all dies sich eben wegen der völlig unterschiedlichen Herstellertaktiken nicht kontrollieren und steuern lässt könnte eine Überlegung sein, auch den Stereton immer als DD Signal mitzuliefern. Somit bliebe der Empfänger dann immer auf dem vermeintlich besseren Datenstrom, anstatt auf das wirklich bessere Audio zu schalten. Das hieße dann jedoch, immer die Datenreduktion zu akzeptieren, wird allerdings durchaus gemacht.

Ich hoffe, das war verständlich und warte auf Deinen Bericht nach dem nächsten Samstag ;)
Im Übrigen ist diese ganze Metadaten Problematik, vor allem der Dialog Level Wert darin, aus dem der Dial Norm Wert im Empfänger(habe ich oben falsch geschrieben) ermittelt wird überall interessant, wo mit DD oder AC3 Signalen gearbeitet wird, ALSO AUCH IM RADIO!!!

Das war jetzt ein Thread-übergreifender Eintrag, der sich ja aber durchaus auf das Thema bezieht und auswirkt.

Zur Loudnessbetrachtung im Hörfunk schreibe ich später noch etwas, habe jetzt gerade keine Zeit dafür.

Grüße
 
Hallo an alle,

hier nun noch ein paar realistische und tatsächliche Beobachtungen aus dem Hörfunk zum Thema Loudness! Ich habe mal 24 Stunden Messungen gemacht und zwar von einer Jugendwelle (Selbstfahrer) und eine Kulturwelle im öffentlich/rechtlichen Hörrunkfunk. Dabei interressierten mich besonders die Unterschiede zwischen dem Regieausgang und dem Signal, wie es dann "aufbereitet" zur FM Ausstrahlung gelangte. Gemessen wurde mit einer Software von Pinguin, damit ist es möglich, Aussagen über True Peaks, QPPM Peaks und die R128 Parameter (Program Loudness, Loudnessrange) zu erfassen. Hier die Ergebnisse zur Interpretation.

Kulturwelle:
Regieausgang: TP max: 0,0dbFS, QPPM max: -2,4 dbFS, Program Loudness: -22,2 LUFS, LRA: 15,7 LU
Sendeleitung: TP max: -6,6dbFS, QPPM max. -6,9 dbFS, Program Loudness: -22,1 LUFS, LRA: 13,6 LU

Popwelle:
Regieausgang: TP max: 0,1dbFS, QPPM max: -4,6 dbFS, Program Loudness: -16,8 LUFS, LRA: 8,3 LU
Sendeleitung: TP max: -7,4dbFS, QPPM max. -8,2 dbFS, Program Loudness: -18,0 LUFS, LRA: 3,5 LU

Fazit: Da in der Kulturwelle lediglich ein Peaklimiter arbeitet, werden auch hier nur die Spitzenwerte deutlich verändert, die durchschnittliche Program Loudness liegt sehr dicht an dem in der R128 definierten Targetlevel von -23LUFS, die LRA von ca. 15LU entspricht den Erfahrungswerten für Stereo und dynamisches Material und wird ebenfalls kaum verändert. Der Audiomitschnitt, den ich an einigen markanten Stellen mal kontrolliert habe zeigt, dass es im gesamten Programm deutliche Wahrnehmungsunterschiede (ich nenne sie mal Loudness Jumps) zwischen den unterschiedlichen Klangereignissen (Nachrichten, Klassik, Trailer, Jazz, Studiogespräche etc.) gibt, die immer wieder zu Beschwerden der Zuhörer führen werden!
In der Popwelle arbeitet für die Sendeleitung ein Optimod mit entsprechender Multibandbearbeitung und -veränderung des Audiomaterials. Auch hier wird das Signal am deutlichsten bezüglich der Peaklevel verändert. Die Programmloudness wird in diesem Fall sogar verringert!!! Zudem verzeichnen wir eine Einengung der LRA, die sich durch die Permanentkompression erklärt. Selbstverständlich weist auch hier der Audiomitschnitt deutliche Loudness Jumps auf, die den Zuhörer zwingen, die Abhörlautstärke verändern zu müssen, wenn man zum Beispiel bei einem Telefoninterview auch den externen Gesprächspartner verstehen möchte.
In beiden Fällen würde man die Loudness Jumps durch eine Loudness bezogene Aussteuerung definitiv verringern! Eine Aufbereitung dieses, so entstandenen, Regiesignals wäre mit deutlich präziseren Parametereinstellungen möglich und würde sich somit auch auf dessen klangliche Eigenschaften positiv auswirken.

Viele Grüße!
 
Hi,

ARD-Fernsehen über reines PCM ist vom Höreindruck her ziemlich konstant. Es war also wirklich die Dolby-Implementierung des Samsung-Geräts.

Zum Hörfunk:
In der Popwelle arbeitet für die Sendeleitung ein Optimod mit entsprechender Multibandbearbeitung und -veränderung des Audiomaterials. Auch hier wird das Signal am deutlichsten bezüglich der Peaklevel verändert. Die Programmloudness wird in diesem Fall sogar verringert!!! Zudem verzeichnen wir eine Einengung der LRA, die sich durch die Permanentkompression erklärt.
Das deckt sich völlig mit meinen Beobachtungen bzw. der Wirklichkeit. Hart komprimierte Popwellen kommen ja - wie oben bereits geschrieben - nichtmal richtig an den zulässigen Maximalhub, da dann aufgrund der aus der Kompression resultierenden hohen "Energiedichte" die maximale mittlere Modulationsleistung überschritten würde.
Hier könnte man vieles besser machen, wenn mann denn nur wollte. Aber sage den (meist teuer extern eingekauften) Optimodexperten mal, dass sie Klangbrei produzieren und Hub verschenken...

Selbstverständlich weist auch hier der Audiomitschnitt deutliche Loudness Jumps auf, die den Zuhörer zwingen, die Abhörlautstärke verändern zu müssen, wenn man zum Beispiel bei einem Telefoninterview auch den externen Gesprächspartner verstehen möchte.
In beiden Fällen würde man die Loudness Jumps durch eine Loudness bezogene Aussteuerung definitiv verringern!
Das setzt erstmal voraus, dass überhaupt ein Verständnis für die Aussteuerung von Audiomaterial vorhanden ist. Und gerade bei den selbstgefahrenen Wellen ist das häufig nicht der Fall. Da werden die unterschiedlichsten Elemente in der Regel doch einfach per Knopfstart allesamt mit 0db(r) abgefeuert - im Glauben, die Regelkette danach wird's schon wuppen. Und die Kapazität alle Elemente von jemandem vor der Sendung gehörrichtig anpassen zu lassen hat kaum noch ein Sender.
Bei Telefoninterviews wird gerne der "trockene" Hybrid einfach auf Sendung gegeben, den man hier besser mal extra komprimiert und gefiltert hätte, und zwar pro Anrufer, denn jede Telefonleitung ist anders grottig. Aber wie soll das ein Selbstfahrer, der neben des Inhalts seiner Sendung noch genügend andere Dinge zu tun und gar nicht das Wissen dazu hat das auch noch machen?
In einem anderen Faden hier bin ich ja von diversen "wir-können-selber-am-Besten-Fahren-Leuten" hart angegangen worden, als ich mich dafür aussprach, das gewisse Sendungsformen besser Technikergefahren würden.

Bei externen Gesprächen passiert das immer dann, wenn das Studio, in dem der Gesprächspartner sitzt beispielsweise durch Sparzwang so rudimentär geworden ist, dass es quasi nur noch aus einem Büroraum mit angeschlossenem Mikro besteht. Das wird dann trocken auf den Codec gegeben und vom nehmenden Selbstfahrer auch so trocken in die Sendesumme vor dem Optimod. Das Signal des eigenen Mikrofons hingegen durchläuft vor Optimod nochmals ein eigenes Processing.
Richtig wäre, die kommende Leitung selber entsprechend zu bearbieten - oder aber, dass das abgebende Studio mit dem zugeschalteten Gast - insofern vorhanden - je nach Welle den Mikrofonweg entsprechend bearbeitet.
In die Kulturwelle gibt man dann nahezu trocken ab, ins junge, "laute" Programm mit deutlicher Kompression und ggf. Filterung um dem Klang und der "lautheit" des Signals aus dem nehmenden Studio zu ähneln.
 
Zum Hörfunk:

... das gewisse Sendungsformen besser Technikergefahren würden. /Sparzwang so rudimentär ..)
Nüchtern betrachtet ist es ein Skandal was dem Hörer so zugemutet wird! "Welle der Freude", pah!

Stellt euch vor mit dem Fernsehbild würde so dilettantisch umgegangen:
Dann wären
- die Objektkanten verbeult und verschliffen,​
- das Bild verwaschen und unscharf,​
- die Helligkeitswerte schwammigier Brei,​
- der Schwarzwert pumpt wie bei einem Videosignal ohne Klemmung​
- die Farbzuordnung undefiniert wie bei einem unsynchronisierten NTSC-Signal​
fliessend bunt über den Bildschirm wabernd ...​
Dann gäbe es kein HD-TV! - HD-Ton? Fehlanzeige. Aus Kostengründen wird der platte Ton dann lieber nur automatisch im Pegel abgesenkt bis zur deutlichen Untersteuerung im Bezug auf den loudnesskorrigierten Werbespot.

Wenn ich mir nun die untersteuerten (kaum komprimierten) TV-Ton-Passagen auf's Gehör korrigiere, muß ich mit einem Seitenblick auf meinen DIN-Aussteuerungsmesser feststellen, dass die früheren Aussteuergewohnheiten doch nicht ganz so falsch waren.

indem ich Algorythmen für ein Xtes VU-Meter standardisiere (..) wird (das) keinen Spielmatz davon abhalten, wie gewohnt seinen Downmix gegen die Wand zu fahren (..) wird halt nur versetzt (Anm.: im Pegel)
Da hat er möglicherweise recht.:rolleyes:

Aber ja, Lehrjahre. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, beim TV.

Gruß TB.


Und nun mein Lieblingstest, um zu zeigen, dass Pegel- und Loudnessmessung zweierlei sind (..) Hierfür benötigen wir zwei Audiodateien, nämlich eine ordentlich (.) mit den bösen Spitzen) aufgenommene Stimme und unseren allseits beliebten Pegelton mit 1000Hz. Im Prinzip vergleichen wir jetzt diese Extrembeispiele ....
Ähnelt das nicht jenem Versuch vom Oktober 2010? Hat wohl niemand etwas mit anfangen können. :(
 
Hi Ralle und TB,

ich antworte mal gemeinsam auf verschieden Aspekte Eurer Einträge.

Ich denke wir alle sind uns einig, dass ein von einem erfahrenen und gut geschulten Techniker ausgesteuertes Signal mit Sicherheit zu einem gehörrichtigen Ergebnis führen würde, nur gibt es die entweder kaum noch, oder sie werden nicht mehr eingsetzt (siehe Selbstfahrer). Außerdem hätte auch dieser Kollege das Problem, dass er mit Audioereignissen aus vollkommen unterschiedlichen Quellen konfrontiert wäre. Im Idealfall müsste der Kollege sich die bevorstehenden Elemente immer kurz anhören, um sich einen Eindruck davon zu machen, denn er muss ja wissen, was passiert wenn er den Regler (auf welchen Wert?) aufzieht. Also sind wir bei der Frage, nach welchem Verfahren wird das Audio normalisiert, bevor es zur Sendung kommt? Und hier sind eben alle Verfahren, die dafür rein die Signalspannungsspitzen auswerten gänzlich ungeeignet, ebenso wie eine Norm, die Spitzenpegel definiert. Im Prinzip gibt es hier durchaus Parallelen zwischen der Sendeabwicklung Fernsehen (FS) und Sendungen im Hörfunk (HF) mit Selbstfahrern. In beiden Fällen wird quasi im Automationsbetrieb einfach der Regler auf Null gesetzt und so die verschiedenen Sendungsanteile aneinander gereiht. Beim FS sind das fertige Elemente (Talkshow, Spielfilm, Werbeblock, Trailer, Nachrichtensendung) die zum Teil auch live entstehen, beim HF sind diese fertigen Elemente (einzelne Songs, Jingles, Nachrichtenbeiträge, Werbung) die sich mit der Moderation zur gesamten Sendung formieren.
Beim FS sagen wir nun, alle Elemente sind nach R128 produziert/normalisiert, bevor sie zur Sendung kommen, somit wird die Gehörrichtigkeit also schon in das jeweilige Element "gesteckt". Dies geschieht im Idealfalle so, dass wirklich auch nach R128 gemischt wird, wodurch dann auch keine Auflösung im Digitalspektrum verschenkt wird. Altes Material wird zunächst nach R128 normalisiert, dafür gibt es Tools, die das filebasiert machen. Hierbei wird dann die tatsächliche Program Loudness ermittelt und durch Absenken oder Anheben des Wiedergabepegels (kostant für das gesamte Element!!!) auf die festgelegten 0LU gebracht. Der derart erzeugte Sendungsstrang kann vom Zuschauer ohne die Notwendigkeit der Volumenanpassung bei Programmübergängen oder Senderwechsel gehört werden! Man muss eben nur dafür sorgen, dass die Loudnessnormalisierung gleichermaßen mit allem Quellmaterial geschieht bevor es zur Sendung kommt. Geschieht dies nicht, hat man nach wie vor Loudness Jumps, die ein Leveller (sofern im Einsatz) dann runterregelt, ist der dann im Keller kackt die folgende Moderation mit 0LU erstmal ab, bis der Leveller dann wieder hochgeregelt hat. Eine Automatik kann dies gar nicht schaffen, denn sie weiß ja nicht, ob es sich gerade um eine erlaubte laute Stelle handelt, oder um einen Loudness Jump der vermieden werden soll. Alternative wäre das System Permanentprozessing wie im Hörfunk, allerdings löst das die Wahrnehmungsunterschiede nicht und entfernt jegliche Dynamik und Natürlichkeit aus den Klängen. Und genau die Qualitätssteigerung des Klanges ist, neben der Vermeidung von Loudness Jumps, das eigentliche Ziel der R128!!!
Und nun zum Hörfunk im Selbstfahrerbetrieb. Auch hier wird ja offensichtlich erwartet, dass die gehörrichtige Aussteuerung auf wundersame Art von allein geschieht. Und Fakt ist, mit einer Normalisierung nach R128 der zur Sendung kommenden Elemente (Musiken, Trailer, Werbung etc) und einer Aussteuerung der Moderationen und anderen Liveelemente mittels eines R128 Meters (mit M- und S-Messung) auf 0LU wäre eine gehörrichtige Aussteuerung WESENTLICH besser möglich, als mit einem QPPM Meter und den dafür empfohlenen Aussteuerungen. Denn das ein Moderator in einem Gespräch, das er selbst unter Kopfhörern führt, hört und aussteuert, dieses nicht gehörrichtig aussteuern kann, sondern dafür eine optische Kontrolle benötigt sollte wohl auch klar sein. Und die optische Kontrolle würden nun die M- und S-Anzeigen des R128 Meters liefern. Und die Empfehlung für den Moderator wäre lediglich alles auf 0 auszusteuern. Anders als jetzt, wo er manches auf 0, anderes lieber auf -5 oder noch weniger aussteuern soll. Und die Entscheidung darüber soll er dann auch noch anhand des Kompressionsgrades selbst fällen. Na herzlichen Dank, das kann ja nur schief gehen! Mal ganz abgesehen davon, dass die Kollegen eben neben Sendungfahren auch noch viel anderes zu tun haben. Somit wäre dann der Sendeweg also gehörrichtig(er) ausgesteuert. Wie man ihn dann für die FM Ausstrahlung aufbereiten müsste ist ein ganz anderes Thema. Und das interessiert auch keinen Hörer, wenn er in einem Gespräch nur den einen Teilnehmer gut versteht und für die Antwort immer die Lautstärke verändern muss!

@TB
Deine Beobachtungen auf dem DIN Meter stimmen, und auch daher macht die R128 Sinn: Wenn man nämlich nun aufhört, das Tonsignal permanent in seiner Struktur mittels Kompressoren und Limitern zu verbiegen, WEIL ES NICHT MEHR NÖTIG IST, dann ist es möglich einen guten Sprecher mit einer guten Signalkette völlig ohne Dynamikprozessing (lediglich -1dbTP Limiting) aufzuzeichnen. Dabei wird man feststellen, dass man die durchschnttliche Program Loudness von -23LUFS/0LU erreicht, dabei ab und zu auch den erlaubten Spitzenpegel erreicht und das Ganze dann auf dem QPPM Meter ziemlich genau die 0db erzeugt, die wir von einem pegeldynamischen Signal erwarten. Die Frage ist nun, ob man ein Signal derart wirklich zulassen will. Darüber entscheidet aber einzig und allein die Sinnhaftigkeit des Einsatzes von Prozessing und nicht der Zwang dazu, um die Loudness zu maximieren.

@dea
Und natürlich kann ich man niemandem verbieten, seinen Downmix gegen die Wand zu fahren! Aber ich überlasse ihm insofern die Entscheidung darüber dies zu tun, als ich ihm (zumindest schonmal im FS) sage, dass ich seine Pegelwurst vor der Sendung auf ggf. -15dbFS (Erfahrungswert für hochkomprimierte Popmusik) herunterziehen werde. Wenn er das verhindern möchte, dann wendet er die R128 schon in der Produktion an, denn dann garantiere ich ihm, das niemand sein Audio verändern wird. Denn darüber zum Beispiel beschweren sich ja auch diverse Künstler beim HF, nämlich dass durch nachträgliches Prozessing auf dem Sender ihre "Musik" verändert wird, was definitiv passiert!

Ich kann wirklich nur empfehlen, einen "Taubtest" mit verschiedenem Audio (Musik, Sprache, Geräusche, Telefonstimmen) zu machen. Ohne zu hören einfach auf 0LU (M und S) aussteuern, denn genau so wird ja teilweise von Selbstfahrern im HF oder auch Cuttern im FS miitels QPPM Meter auf 0/-9 "ausgesteuert", egal ob uns das gefällt!!! Darüber können wir lange klagen und uns beschweren, wir können auch ohne Unterlass darauf hinweisen, dass die schlecht ausgebildet sind und gute Tontechniker es besser machen würden. Fakt ist jedoch, dass diese Art und Weise, Audio zurecht zu schieben, an der Tagesordnung ist. Also geht es darum, vor diesem Hintergrund, ein besseres Ergebnis zu erlangen, auch das kann man als gut ausgebildeter Techniker schließlich als Aufgabe begreifen...

Grüße, Björn
 
Es haben sich aber jedesmal die selben Probleme gezeigt:
  1. -
  2. -
  3. Half bis jetzt auch gebetsmühlenartiges Wiederholen der Bedeutung von Begriffen wie Dynamik, Lautheit und Lautstärke nicht, diese korrekt auseinanderzuhalten, entsprechend zu beurteilen und ....
  4. -
Eine gute Anregung!

Sollten wir nicht mal einen (festge-pin-ten) Eingangs-Faden eröffnen in dem diese Begriffe für Radio-Leute eindeutig erklärt werden? Sozusagen ein kleines Radioforen-Wiki, das evtl. für kurze Zeit mal extra moderiert wird bis die Begriffe 'stehen'?

Vor allem der Unterschied zwischen Lautheit und Lautstärke scheint hier doch oft unterschiedlich interpretiert zu werden. Das wurde ja dort schon mal angesprochen.

Gruß, TB

 
Und nun zum Hörfunk im Selbstfahrerbetrieb.

Aussteuerung der Moderationen und anderen Liveelemente mittels eines R128 Meters (...) wäre eine gehörrichtige Aussteuerung WESENTLICH besser möglich, als mit einem QPPM Meter ...
Daran zweifle ich nicht, Björn. Werden die Bediener eigentlich konsequent auf diesem Instrument geschult oder bleibt das weiterhin dem'Goodwill' eines jeden Einzelnen überlassen?
das ein Moderator (..) eine optische Kontrolle benötigt sollte wohl auch klar sein. (..) M- und S-Anzeigen des R128 Meters (..)
klar.
dass die Kollegen eben neben Sendungfahren auch noch viel anderes zu tun haben.
Darin sehe ich die Notwendigkeit die Live-Aussteuerung einem geschulten Techniker zu überlassen wenn das R.128-Konzept richtig funktionieren soll. Dem Selbstfahrer kann man wohl gerade noch zumuten den Fader auf 0 hochzuziehen.

Für Konserven kann das R.128-Konzept ja wunderbar funktionieren. Der "Pferdefuß" wird aber die Live-Aussteuerung bleiben. Natürlich kann man dafür Loudness-Maschinen einsetzen, die werden aber nie die Fähigkeiten eines ausgebildeten Technikers erreichen. Ich glaube nicht, dass Maschinen jemals die Aussteuerung befriedigend bewerkstelligen können. Da wird's wohl bei Kompressoren bleiben, neuerdings eben geregelt mit (langsamen) Loudnesswerten. Wie sich das auswirken kann konnte man während der letzten Woche bei ZDF heute hören:

>> Kleber fängt mit hoher Lautstärke an zu reden um nach 3 Sekunden in der Unverständlichkeit zu landen. <<

Ein ständiges Auf und Ab, anstrengend. Dort scheint die AGC völlig überzogen worden zu sein. Selbst für die Einstellung der Automaten erscheinen Problembewusstsein und Schulung dringend geboten. Wenn dort nicht investiert wird kann das Ganze zum Flop werden, das wollte wohl auch @dea sagen, mit seinen Worten. :rolleyes:

>> Zudem beschleicht mich langsam das Gefühl, dass R.128-Hintertüren genutzt werden sollen:

Die vorproduzierte Werbung entspricht R.128. Dafür werden die Live-Nachrichten um 5 dB leiser ausgesteuert und der werbewirksame Loudness-Sprung ist wieder da!

Nichtsdestotrotz Björn, die Richtung mit R.128 stimmt schon mal. :thumbsup:
Gruß, TB.

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P.S.: R.128 im Hörfunk, vor allem für UKW, ist natürlich eine eigene Problematik, die vorläufig unlösbar scheint.
 
Hi TB,

habe das im ZDF nicht gehört, was Du beschreibst klingt allerdings nach einem Anwendungsfehler, der leider durch zu wenig Schulung zustande kommt. Wenn man die LUFS Anzeigen noch nicht gut genug interpretieren kann, dann lässt man sich gerade bei Sprache vom Überschreiten des Targetlevels besonders bei M irretieren und zieht den Fader runter. Das ist aber gar nicht nötig, vielmehr muss man das Gain vernünftig einstellen, so dass in M und vor allem S die Anzeigen um 0LU pendeln, dann kann der Fader stehen bleiben. Ich empfehle dazu immer, sich die Anzeigen mit verschiedenem Audio zu betrachten, man bekommt dann sehr schnell ein Gespür dafür. Dafür ist das Grundverständnis wichtig, dass wir eher eine Energiemessung machen, die auf längere Zeiträume wirkt. Ein häufig gemachter Fehler ist, auf die M-Messung zu schauen, und das Überschreiten der 0LU zu verhindern, dann wird man nämlich definitiv zu leise! Allerdings weiß ich nicht, ob dort beim ZDF per Hand ausgesteuert wird.

Im Übrigen sind Kompressoren ja gar nicht verboten, auch das ist ein großes Missverständnis im Rahmen der R128. Die Entscheidung über deren Benutzung erfolgt jedoch aus gestalterischen Gründen, da sie zur Maximierung der Loudness nicht nötig sind, zum Einschränken der Loudness Range aber durchaus hilfreich sein können.

Ansonsten beobachte ich bei vielen Sendern, dass einige Sendungen zu leise ausgestrahlt werden. Insofern werden diese also nicht nach R128 ausgesteuert, was wieder zu Sprüngen führt, habe das weiter oben schon beschrieben. Ein weiteres Problem ist der Versuch, dem ganzen Problem durch Permanentprozessing zu Leibe zu rücken. Das verhindert die Sprünge an den Nahtstellen nicht, sondern führt zu nicht nachvollziehbaren Regelvorgängen, auch hier wird also nicht nach R128 ausgesteuert!

Beim Hörfunk gebe ich die Hoffnung noch immer nicht auf, meine derzeitigen Messungen zeigen nämlich, dass es alles andere als absurd ist, auch hier die R128 anzuwenden. Das Hauptproblem stellen hierbei jedoch die FM Prozessoren dar, vor allem dann, wenn sie nur auf Pegel schauen und zu niedrige Pegel (trotz erfüllter Loudness) nach oben ziehen. Damit wäre natürlich die ganze Gehörrichtigkeit wieder dahin. Ansonsten zeigen alle meine Messungen, dass -23 LUFS teilweise an der Tagesordnung sind, und das trotz FM Ausstrahlung. Interessant finde ich dabei immer, wie viel Irrglaube bei vielen Hörfunkkollegen über die Realität herrscht. Ich kann daher nur dazu auffordern, sich durch Messungen Gewissheit darüber zu verschaffen, was da zur Ausstrahlung kommt, das ist Augen öffnend!!!


Grüße!
 
Allerdings weiß ich nicht, ob dort beim ZDF per Hand ausgesteuert wird.
Ich vermute die haben alle automatische Regelwerke im Live-Betrieb.
Ansonsten beobachte ich bei vielen Sendern, dass einige Sendungen zu leise ausgestrahlt werden.
Eben, so war das auch zu Anfang bei ZDF heute. Vielleicht wurde deswegen am Loudness-Regelwerk herumgeschraubt. Die Einspielungen aus dem Archiv scheinen ja ziemlich zu stimmen.
Ein weiteres Problem ist der Versuch, dem ganzen Problem durch Permanentprozessing zu Leibe zu rücken.
So kommt mir das auch vor.
Beim Hörfunk (..) Das Hauptproblem stellen hierbei jedoch die FM Prozessoren dar, (..) zu niedrige Pegel (trotz erfüllter Loudness) nach oben ziehen.
Meinst Du, dass es sinnvoller wäre nur Limiter einzusetzen, die allerdings beides, Amplitude und Loudness berücksichtigen? Dann bringe mal einem Redakteur bei, dass er sich von seinen geliebten FM-Prozessoren trennen soll.:cry:

Prinzipiell macht ja die MPX-Leistungsbegrenzung bei UKW schon so was wie ein Loudness-Limiting. Das könnte ja intelligenter gestaltet und mit der zulässigen Amplitude unter Berücksichtigung des Preemphasisfilters verknüpft werden. Also nur Begrenzung, keine Anhebung von Pegeln. Aber:

'Hauptproblem': Die im neuen Jahrtausend produzierten CD's würden nur noch ca. 19 kHz FM-Hub (von max. 75) nutzen. Unmöglich. Da müsste "das Band erst mal rückwärts laufen".

mfg. TB
 
Ich muss ja zugeben, dass ich mich als Produktionsingenieur mit Sendetechnik nur bedingt auskenne, daher habe ich hier: http://www.rtr.at/de/m/ErlaeutModulations mal eben nachgeschaut, Zitat:

Die radiofrequenten Schutzabstände setzen voraus, dass der maximale Spitzenhub von + 75kHz nicht überschritten wird.Darüber hinaus wird vorausgesetzt, dass die Leistung des kompletten Multiplexsignals (einschließlich Pilotton und weiterer Signale) über einen Zeitraum von 60 Sekunden nicht höher sein soll, als die Leistung eines Multiplexsignals, das einen einzigen Sinuston enthält, der zu einem Spitzenhub von + 19 kHz führt (= 0 dBr)

Wenn ich das jetzt richtig verstehe, dann sind das doch genau die von Dir prognostizierten 19 kHz. Insofern ist das also sowieso die erlaubte Obergrenze, deren Überschreitung mit erheblicher Reduzierung der Sendeleistung bestraft wird. Oder verstehe ich da etwas nicht richtig? Ist wie gesagt nicht meine Baustelle.

Beschimpft mich oder macht mich klüger, aber auch dies bestätigt mich immer mehr im Glauben, dass die R128 sehr wohl auch im FM Hörfunk funktionieren kann. Und noch viel mehr, wenn durch ihre Anwendung in der Produktion wieder wirklich dynamisches Material zur Sendung kommt.

Das ist als ernsthafte Aufforderung zur Diskusion darüber gedacht, wäre ja dann fast schon einen neuen Thread wert...;)

Grüße, Björn
 
..Die im neuen Jahrtausend produzierten CD's würden nur noch ca. 19 kHz FM-Hub (von max. 75) nutzen.
Wenn ich das jetzt richtig verstehe, dann sind das doch genau die von Dir prognostizierten 19 kHz. (..) Obergrenze,
So ist es (fast) Björn, für die 19 kHz Hub beim Senden von CD-Material hab' ich bösartigerweise mal vorausgesetzt, dass die CD eine gleichhohe Minuten-Leistung erzeugt wie ein Sinusdauerton, bei gleicher Amplitude. So platt wie die klingen. @dea befürchete gar eine Absenkung auf 15 kHz
irsinnig, wie den Hub auf UKW auf 15 kHz zu reduzieren, nur damit das künftig zu irgendwelchen Pegelvorstellungen hinsichtlich einheitlicher Lautheit passt.
Na ja. Gegen "Loudness War" wettern aber keine Maßnahmen akzeptieren. Das nur nebenbei.o_O

Dazu kommt noch ein böser Effekt:

Der FM-Hub ist ja direkt proportional der "ge-preemphas-ten" Audioamplitude. Das heißt, der begrenzte Tonsalat wird vor der FM-Modulation über eine Hochtonanhebung names "50 us-Preemphase" gejagt, wodurch sich seine Leistung erhöht, der MPX-Begrenzer reagiert und zieht den Pegel weiter runter, als es ohne das Relikt "Preemphase" der Fall wäre.

Deshalb kann man lauter senden, wenn höherfrequente Audioanteile (>3 kHz) vorher entsprechend unterdrückt werden. Das passiert im Sendeprozessor meist völlig willkürlich und zeitvariant. So hört sich das auch an.

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Die MPX-Leistungsbegrenzung geht schon in Richtung Loudnessbegrenzung, sie reicht aber nicht aus. Ausserdem haben wir dabei das Hochtonproblem. Zumindest geht' in die gewünschte Richtung.

Gruß und schönes Wochenende, Björn,
TB


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Ich muss ja zugeben, dass ich mich als Produktionsingenieur mit Sendetechnik nur bedingt auskenne, daher habe ich hier: http://www.rtr.at/de/m/ErlaeutModulations mal eben nachgeschaut, Zitat:

Die radiofrequenten Schutzabstände setzen voraus, dass der maximale Spitzenhub von + 75kHz nicht überschritten wird.Darüber hinaus wird vorausgesetzt, dass die Leistung des kompletten Multiplexsignals (einschließlich Pilotton und weiterer Signale) über einen Zeitraum von 60 Sekunden nicht höher sein soll, als die Leistung eines Multiplexsignals, das einen einzigen Sinuston enthält, der zu einem Spitzenhub von + 19 kHz führt (= 0 dBr)

Wenn ich das jetzt richtig verstehe, dann sind das doch genau die von Dir prognostizierten 19 kHz. Insofern ist das also sowieso die erlaubte Obergrenze, deren Überschreitung mit erheblicher Reduzierung der Sendeleistung bestraft wird. Oder verstehe ich da etwas nicht richtig? Ist wie gesagt nicht meine Baustelle.

Beschimpft mich oder macht mich klüger, aber auch dies bestätigt mich immer mehr im Glauben, dass die R128 sehr wohl auch im FM Hörfunk funktionieren kann. Und noch viel mehr, wenn durch ihre Anwendung in der Produktion wieder wirklich dynamisches Material zur Sendung kommt.

Das ist als ernsthafte Aufforderung zur Diskusion darüber gedacht, wäre ja dann fast schon einen neuen Thread wert...;)

Grüße, Björn

Natürlich wäre R128 auch beim Hörfunk denkbar.

So ist es (fast) Björn, für die 19 kHz Hub beim Senden von CD-Material hab' ich bösartigerweise mal vorausgesetzt, dass die CD eine gleichhohe Minuten-Leistung erzeugt wie ein Sinusdauerton, bei gleicher Amplitude. So platt wie die klingen. @dea befürchete gar eine Absenkung auf 15 kHz Na ja. Gegen "Loudness War" wettern aber keine Maßnahmen akzeptieren. Das nur nebenbei.o_O

Dazu kommt noch ein böser Effekt:

Der FM-Hub ist ja direkt proportional der "ge-preemphas-ten" Audioamplitude. Das heißt, der begrenzte Tonsalat wird vor der FM-Modulation über eine Hochtonanhebung names "50 us-Preemphase" gejagt, wodurch sich seine Leistung erhöht, der MPX-Begrenzer reagiert und zieht den Pegel weiter runter, als es ohne das Relikt "Preemphase" der Fall wäre.

Deshalb kann man lauter senden, wenn höherfrequente Audioanteile (>3 kHz) vorher entsprechend unterdrückt werden. Das passiert im Sendeprozessor meist völlig willkürlich und zeitvariant. So hört sich das auch an.

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Die MPX-Leistungsbegrenzung geht schon in Richtung Loudnessbegrenzung, sie reicht aber nicht aus. Ausserdem haben wir dabei das Hochtonproblem. Zumindest geht' in die gewünschte Richtung.

Gruß und schönes Wochenende, Björn,
TB
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Die Audiobandbreite ist total uninteressant!!!
 
Hm..Wenn das Audio Material richtig gewichtet ist, dann sollte es bei einer R128 Messung egal sein, ob das Material max. 10 oder 20khz "Bandbreite" hat.
 
Zum Thema R128 beim Rundfunk (speziell FM).....

Eine gute Lösung wäre, 0LU(INT) = 91% l/r demoduliert und de-emphased.

mpx_carrier.jpg



Alles über 0LU ist somit außerhalb der MPX Hüllkurve.
Man senkt die komplette MPX Leistung ab, und erhöht pilot,rds dynamisch.

Zum vergleich ein Standard 08/15 MPX Carrier.

mpx_carrier2.jpg




viele grüße
 
..... Sollten wir nicht mal einen (festge-pin-ten) Eingangs-Faden eröffnen in dem diese Begriffe für Radio-Leute eindeutig erklärt werden? .....

Vor allem der Unterschied zwischen Lautheit und Lautstärke scheint hier doch oft unterschiedlich interpretiert zu werden. Das wurde ja dort schon mal angesprochen.
Hoppla, das hab' ich bis jetzt total übersehen:
Guck mal da, das ist die "offizielle deutsche" Version zum Thema, inklusive Vokabular aus berufenen Munden:
http://www.tech.ebu.ch/webdav/site/tech/shared/r/r128_2011_DE.pdf ...

Da haben wirs: Die Lautstärke ist ausgestorben worden induLa. Jetzt gibt's
Lautheit in [sone] ... und ... Lautheit in [LU] oder [dB]
Müssen wir künftig von "Sone-Lautheit" und "LU-Lautheit" sprechen?

TB.
 
Ich möchte nochmal auf den R.128-Fernsehton zurückkommen:

Wahrscheinlich haben einige von euch die Nockherberg-Liveübertragung am 1. März aus München gesehen und es kann jemand bestätigen, dass das eine auffallend gute Tonübertragung war. Offenbar R128, durchweg sauber und gut verständlich.

Besonders überrascht hat mich die Qualität dieser kleinen Backen-Mikrofone. Kein Gelispel oder Gemumpfel wie in zahlreichen anderen Sendungen. Ich hab's genossen. :thumbsup:

Na bitte, geht doch, man muss nur die richtigen Tonleute dransetzen.
mfg TB
 
Und genau die können jetzt nämlich auch wieder befreit ihren Job machen. Und zwar befreit von dem Druck, vor allem eine laute Mischung abzuliefern.
Und natürlich haben wir durch den teilweise übermäßigen Einsatz von Lautmachern jeglicher Art auch immer eine Menge Dreck mit hochgezogen, der besonders gern auf Ansteckern oder Kopfbuegeln mit drauf ist, was dem Endergebnis nicht immer zutraeglich ist. Um das Thema Signal zu Noise Abstand mal auf eine praxisnahe Ebene zu hiefen...
 
Hallo!

Ich verfolge diesen thread seit einiger Zeit, jetzt mal eine praktische Frage: Welche Sequenzer bieten eine Pegelanpassung nach EBU R-128 an? Hindeburg macht das bspw. angeblich automatisch beim Importieren von Files. Wirklich? Das ist dort ein vollautomatisierter Prozess, ich sehe keine Eingriffsmöglichkeiten in die Parameter. Audition bietet in CS6 eine ähnliche Funktion an, allerdings nicht nach EBU R128, sondern ITU-R BS.1770-2. Da kann man auch die Parameter verstellen, was aber wohl nur Sinn macht, wenn man weiß, was man da tut. Außerdem, ist die ITU-Norm vergleichbar? Habt von Euch schon jemand Erfahrungen mit solchen automatischen Normalisierungen?
 
Hindeburg macht das bspw. angeblich automatisch beim Importieren von Files. Wirklich? Das ist dort ein vollautomatisierter Prozess, ich sehe keine Eingriffsmöglichkeiten in die Parameter. ...
ist die ITU-Norm vergleichbar?

Hi Divy,

also was die hier:
für Hindenburg erklären klingt zumindest so, als wäre alles korrekt (bis auf die Unterscheidung zwischen Musik und Sprache), aber das lässt sich ja auf dem vorhandenen Meter überprüfen.
Die ITU 1770-2 ist der Messalgorithmus, der in der R-128 genutzt wird, allerdings beeinhaltet der eben nicht den anvisierten Targetlevel und auch die Gesamtheit der Integrationszeiten M,S,I ist dort, glaube ich, nicht so konkret festgelegt.
 
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