@Wanderdüne : interessante Argumentation. Wenn man ihr folgt, kommt man zum Schluss, das da beim Gremium es trotzdem nicht mit rechten Dingen zugehen konnte.
Das habe ich so nicht gesagt. Kann sein, muss aber nicht. Würde ich an der Stelle auch nicht unterstellen. Auch die Gremlins haben ein Eigenleben. Und sind auch oft nicht so nah dran. Das Problem ist, dass eine Entscheidung für einen bzw. gegen einen Antragsteller nicht willkürlich erfolgen kann und darf. Es gibt klare Kriterien des Beurteilungsspielraumes, der eine Entscheidung zulässt. Grundlage sind die eingereichten Anträge. Entsprechend arbeitet die Verwaltung der Anstalt dies ab und erarbeitet eine Vorlage. Kriterium sind primär Vielfaltsaspekte. Die Entscheidung, wer hier vorzuziehen ist basiert auf der Erwartungshaltung (da die Programme in der Regel noch nicht in der Luft sind). Schwierig wird es, wenn die Gremien eine andere Meinung haben. Standortpolitisch oder auf Grund einer Nähe zu ortsansässigen Unternehmen. Nicht das es das nicht gibt, hier müssen die Bescheide dann so "ausgestaltet" werden, dass es gerichtsfest ist. Wie das funktioniert, konnte man in der Vergangenheit an deutschen Verwaltungsgerichten auffallend häufig bestaunen. Was Deine Vermutung möglicherweise stützen würde
.
@Dr.FuManChu: Sehe ich ähnlich. NJR ist von Beginn an eine völlig verkorkste Geschichte gewesen. Nach außen immer auf dicke Hose machen und innen regierte stets der Schmalhans. Billiger ging immer. Bis heute. Aber es war auch der Underdog im vom Deutschen Radiobusiness, welches vom Verlegertum dominiert war. Ja, war. Da war die junge, dynamische Truppe mit dem lustigen Akzent erhellend und passte den Medienanstalten ganz gut ins Konzept. Da konnte man den Platzhirschen hintenrum doch noch eins auswischen. Es tat nicht zu weh, zugleich war es immer eine Warnung. Da gibt es noch einen anderen Anbieter, der in dem Geflecht der Verleger nicht involviert war. Und so manche Provinz-Medienanstalt konnte sich mit einem internationalen Unternehmen schmücken. Und das Feigenblatt der Vielfalt. Problem für NJR: Auch hier bröckelt seit Jahrzehnten der Putz erheblich. Und es kamen neue Anbieter auf den Markt, die die Funktion von NRJ glaubwürdiger übernahmen. Und noch weniger wehtaten. Hinzu kam, dass durch die Personaldrehtür immer merkwürdigere Leute kamen.
In Hamburg hatte man erst kein Glück, jetzt kam noch Pech dazu. Und wahrscheinlich auch noch Dummheit. Der Antrag von Flux muss offensichtlich deutlich besser gewesen sein (unter juristisch nachprüfbaren Aspekten). Da war man offenbar nicht fleißig genug. Oder hat an der begleitenden Kanzlei gespart - sofern überhaupt eine dabei war. Kann alles passieren, darf aber nicht. Und ich stimme zu, dass Hopp nicht nach Hamburg passt und die Präsenz zu gering war. Durch die Verkleinerung des Standortes in Hamburg (Vermarktung) vor einigen Jahren hat man sicher auch keinen Gefallen getan. Unternehmerisch aus Kostengründen vielleicht sinnvoll, medienpolitisch vielleicht einer der Gründe, dass man in Hamburg halt NRJ nur noch als Außenstudio wahrnimmt.
Ob Hopp bleibt, weiß ich nicht. Er wahrscheinlich auch nicht. Die Franzosen sind manchmal in Sachen Unternehmensführung seltsam (was nicht heißt, dass es in Deutschland nicht auch häufig seltsam zugeht
). Mir ist noch eine Situation von den Radiodays Europe 2013 in Erinnerung. Da hielt Hopp einen Vortrag auf der Bühne einer NRJ-Veranstaltung. Dem CEO dauerte das wohl zu lang, passte nicht in seine Linie oder wollte selber reden. Er unterbrach rüde nach fünf Minuten Hopp, indem er einfach auf die Bühne ging und Hopp bestimmt und nicht sonderlich freundlich von der Bühne bat. Er referierte dann einfach frei seinen eigenen Vortrag bzw. das, was er erzählen wollte. Ich war nicht der einzige erstaunte Zuhörer im Raum, der keinen Zweifel daran hatte, dass die Tage von Hopp gezählt sind. Das war, wie gesagt, 2013. Die Frage ist nur, was personell dann kommen würde. Ich stimme voll und ganz zu, dass NRJ ein Restrukturierungsprojekt ist. Nur fällt mir kein Kandidat ein, der dafür wirklich geeignet wäre, auch noch wollte ("Wollen" würden viele und "Zeit" hätten auch viele Interessenten; aber ich sprach von GEEIGNET; geeignete dürften freundlich abwinken, da NRJ nun nicht den feinsten Ruf hat) und der Kandidat sollte auch noch gut die französische Sprache beherrschen. Für Unternehmen in Frankreich ein wichtiges, manchmal das wichtigste, Kriterium. Natürlich würde nach Hopp was kommen, aber ich habe Zweifel, dass es für NRJ besser würde...
Die Alternative: Weg mit Zeug wie in der Schweiz (mehrheitlich heute Ringier, zumindest die deutschsprachigen Stationen) oder in Bremen und Sachsen. Nachdem Ringier den Laden übernahm lief es dort rund mit Reichweiten und Gewinnen. Oder kompletter Rückzug aus dem Markt. Macht NRJ ja auch schon mal gerne, dass man aus Lust und Laune heraus sich aus Märkten einfach verabschiedet.