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Original geschrieben von Multinorm
Finde es äußerst interessant, dass die Nachrichtenredaktion von SAT.1 selbst relativ kritische Thesen hier aufwirft:
Also, ich wüßte keinen, der das könnte. Ihr etwa? Für mich klingt das wie Pfeifen im Wald.Hamburg (dpa) - Nach dem überraschenden Aus für die «Harald Schmidt Show» plant der Privatsender SAT.1 eine neue Late-Night-Show. Das sagte der neue SAT.1-Geschäftsführer Roger Schawinski der «Bild»- Zeitung. «Die soll aktueller sein - die wichtigste Person des Tages soll Thema sein oder sogar live in der Show sitzen», so Schawinski. Vorbild dafür seien US-Talker wie David Letterman und Jay Leno. Auf die Frage, wer dafür in Deutschland in Frage komme, sagte der Sender-Chef: «Ab heute ist das Rennen eröffnet.»
Original geschrieben von Sachsenradio2
Komisch, da geht er seit Sommer einmal mehr in der Woche auf Sendung und nun das?
Abzusehen war es ja, seit Sommer war die Sendung nurnoch sporadisch originell, ewig lang-athmige Zuschauerspiele ließen erahnen, dass denen die Ideen ausgehen und Schmidt nicht mehr so ganz die Lust auf die Sendung hatte. Und trotzdem hatte ich sie oft geguckt. Was wird denn mit Susanna, Sven, Manuel und Helmut werden? Eigentlich ein Gespann, das nur zusammen erfolgreich sein könnte. Zumindest würden Manuel, Susanna und Helmut allein nicht soo erfolgreich sein, wage ich mal zu behaupten. Warum denn nicht eine wöchentliche, längere Sendung machen?
Es wäre auch schade, wenn es in Deutschland keine Late-Night-Show mehr gäbe. Kann man denn TV total als Late-Night-Show bezeichnen? Oder Kerner?
Wer könnte denn ne erfolgreiche Late-Night-Show machen?
Vielleicht jemd. aus m Radio? Aber wer?
Und: Was wird aus den Arbeitsplätzen der Produktionsfirma?
Harry hat die Faxen dicke
Wenn ein Laden eine Personalie emittiert, die dessen Börsenkurs binnen weniger Stunden um 3,5 Prozent drückt - was ist da geschehen? Die Telekom holt Sommer zurück? Mehdorn geht zu Porsche? Stolpe wird Chef der Allianz? Es genügte die dürre Agenturmeldung, dass Harald Schmidt zum Jahreswechsel seine Show bei Sat 1 schmeißt, um dem "sympathischen kleinen Kuschelsender" (Schmidts running compliment) eine Breitseite vors Parkett zu setzen. Was für den Selbst-Geschassten erst mal einen weiteren Orden bedeutet. Offenbar gilt der mit Grimme-Preis und anderem TV-Lametta dekorierte Komödiant weithin als etwa das, was einst das Olivenöl bei Aldi war - eine Marke, über die man spricht.
Mit hübschen Sottisen, wie sie in der letzthin arg verspielten Show rar geworden sind, hatte Schmidt den Abgang vorbereitet. Am vergangenen Donnerstag höhnte er volle zehn Minuten lang in alter Form mit seinem Bürochef Manuel Andrack über den neuen, schwer aussprechlichen Chef im Hause Sat 1: "Kennst du Herrn Scha-wa-Schawinksi ... (guckt sich ein Foto an)...boah. Das ist unser neuer Chef? Wow! Ein Chef, der so toll aussieht. Das wird eng für Kai Pflaume ... Der macht "ne eigene Show - 'Nur die Kasse zählt'..."
Vor der Show am vergangenen Montag ließ Haralds kongenialer Publikumseinheizer Thomas Schmidt beim Warm-up den Frust durchblicken, den sich sein Meister später vor der Kamera verkniff. "Sie sind ja trauriger als das Team", peitschte er das Publikum auf. "Rasten Sie bitte aus, so wie sich das die Sat1-Geschäftsführung in Berlin vorstellt." Einem Gast, der mit Arbeitskollegen angereist ist, reicht er die Hand: "Glückwunsch, dass Sie noch zusammenarbeiten dürfen."
Die Vorderseite des Hintergrunds ist rasch erzählt. Im Zuge der Abbruch- und Umbauarbeiten, die der US-Investor Haim Saban in der Sendergruppe ProSiebenSat1 veranstaltet, rollte vergangenen Donnerstag auch der Kopf des Sat1-Geschäftsführers Martin Hoffmann. Nachfolger wurde der Schweizer Radio- und TV-Mann Roger Schawinski, der als Mediengranate allenfalls in seiner Heimat aufgefallen ist, aber den Vorzug hat, mit seinem Landsmann Urs Rohner befreundet zu sein. Welcher wiederum das Privileg genießt, der ProSiebenSat1-Gruppe vorzustehen. Rohner war nie ein Freund von Hoffmann, hatte aber dessen jüngste Erfolge bei Sat1 bislang nicht infrage gestellt.
Wäre auch schwierig gewesen: Unter der Ägide des TV-Managers hatte sich der lange als "Deppensender" verschriene, quotenmäßig glücklose Kanal gemausert. Im November schob er sich auf 13 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen an den Marktführer RTL (17,2 Prozent) heran. Die Werbeeinnahmen stiegen. Auf Hoffmanns Konto gingen der eigenproduzierte, hoch gerühmte Straßenfeger "Das Wunder von Lengede", Sendungen wie "Genial daneben" oder die "Lego-Show". Seinen Rausschmiss schalt die "FAZ" ungewohnt konsterniert "einen Akt der Willkür". Es gehe da wohl um "persönliche Dinge, die sich dem rationalen Zugang entziehen" - sprich: um schiere Buddy-Wirtschaft.
Was Schmidt bewog, den lukrativen Bettel hinzuwerfen - seine Produktionsfirma Bonito TV soll pro Show 50.000 Euro kassieren, 20.000 davon angeblich der Moderator -, wird in der Branche heiß diskutiert. Die Version, es handle sich um eine Solidaritätsdemo für Freund Hoffmann, wird von vielen bezweifelt. "Dirty Harry", wie er anfangs genannt wurde, ist ja beileibe kein Herzchen - seine Welt trägt allein den Namen Harald Schmidt.
Dass er einem Rausschmiss seiner eigenen Person durch die Schweizer Garde habe zuvorkommen wollen, nimmt auch kaum jemand an. Der Neue soll "fast vom Stuhl gefallen sein", so Sat1-Mitarbeiter, als die Nachricht von Schmidts Demission eintrudelte. Zwar war die Verlängerung des Jahresvertrages für die Show noch nicht unterzeichnet, doch wohl nie ernstlich in Gefahr. Die Zuschauerzahlen bei den 14- bis 49-Jährigen von durchschnittlich 880.000 (Marktanteil 14,3 Prozent) sind respektabel. Schmidt hat sich in acht Jahren eine Fangemeinde erwitzelt, die den Häutungen seiner Show fanatisch ergeben folgt. Nichts ist ja geblieben vom alten Harry, dem mit den beliebten Polenwitzen ("Warum haben die Leute in Frankfurt/Oder so wenige Kinder? Weil sie die ganze Nacht auf dem Balkon stehen und auf ihr Auto aufpassen").
Visionäre Einspielfilmchen wie "Die dicken Kinder von Landau" oder Figuren wie der türkische Chauffeur Üzgür mit dem prallen Terminkalender ("14 Uhr: Inge ficken") - wo sind sie geblieben? Sicher, immer mal wieder schimmert der alte Schabernacker durch ("Schröder hat zugesagt: Deutschland unterstützt den Wiederaufbau im Irak und richtet dort das Mautsystem ein" oder: "Man kann sagen: Viagra schuf mehr Härtefälle als Rot-Grün"). Aber viel öfter sehen Schmidt-Fans zwei alternde Herren, die mit erschlafften Wortbällchen Pingpong spielen und gemeinsam basteln.
"Plötzlich treten Schwächen zutage, die in den sieben fetten Jahren, als das Witzeln noch gegen die Gutmenschenkultur geholfen hat, gnädig verborgen blieben", schreibt die (vom Meister ungebetene) Schmidt-Biografin Mariam Lau. "Selbstzufrieden kreist seine Show mittlerweile um sich selbst, vakuumverpackt vor dem Rest der Spaßgesellschaft geschützt." Er, O-Ton: "Mir geht es richtig gut, seit ich mich entschieden habe, auch offiziell ein Spießer zu sein." Achtung: kein Witz!
Kann es sein, dass auch das, was sowohl Schmidt als auch Sat1 offiziell als Trennungsgrund nennen, gar kein Witz ist? Von einer "Kreativpause" war die Rede, und nicht wenige aus seinem Umfeld erinnern sich plötzlich, der Chef habe schon länger unzufrieden gewirkt und mit dem Gedanken an ein Ende der Show gespielt. Bei Sat1, nicht generell. Dass Schmidt weitermacht, gilt als sicher. Vielleicht nicht bei RTL, das Schmidt "zu erfolgreich" sei. Beim ZDF? Dort eilten schon am Montag einschlägige Überlegungen durchs Haus - wenn auch nicht für eine Late Night Show. ZDF-Programmchef Thomas Bellut würde sich jedenfalls "sehr freuen", wenn Schmidt bald anriefe. Und auch beim Pay-TV-Kanal Premiere könnte der Saubere Harry eine neue Heimat bekommen. Sender-Chef Georg Kofler überlegt schon länger, Schmidt für einen geplanten Comedy-Kanal als Aushängeschild zu verpflichten.
Wie auch immer, Schmidt kommt wieder. Getreu seinem Motto, das früher auf den Fußmatten am Eingang zur Showbühne prangte: "Liegt auch der Arsch in Falten, wir bleiben doch die Alten."
Wolfgang Röhl
Harald Schmidts Team wird arbeitslos
09. Dezember 2003 Nach dem überraschenden Aus für die „Harald Schmidt Show“ plant der Privatsender Sat.1 eine neue Late-Night-Show. Das sagte der neue Sat.1-Geschäftsführer Roger Schawinski der „Bild“- Zeitung. Das hilft Schmidts Mitarbeitern aber wenig, denn mit dem überraschenden Aus für die Harald-Schmidt-Show werden die rund 100 Mitarbeiter zum 1. Januar arbeitslos. Das bestätigte am Dienstag Corinna Busch, die Sprecherin von Schmidts Produktionsgesellschaft Bonito TV in Köln.
Über die Zukunftspläne von Schmidt gab es auch am Dienstag mangels klarer Aussagen nur Spekulationen. Schmidt hatte seit 1998 seine spätnächtlichen Spöttereien mit der eigenen Firma produziert, nachdem die 1995 begonnene Zusammenarbeit mit Brainpool geplatzt war. Rund 90 Frauen und Männer arbeiteten zuletzt allein für seine Show, die am 23. Dezember zum letzten Mal aufgezeichnet wird. Bonito TV produziert außerdem noch ebenfalls für Sat.1 die Comedy-Sendung „Was guckst du“ mit Kaya Yanar. Dafür werde aber nur ein kleines Team gebraucht, sagte die Sprecherin.
Harald Schmidt selbst wollte nach den Worten von Busch auch weiterhin nicht mehr zum Ende seiner Show sagen, als daß er nach acht Jahren eine Kreativpause brauche. Schmidt war in seiner Sendung am Montagabend von sich aus nicht auf das Thema eingegangen. Als sein Gast, ZDF-heute-Journal-Moderator Claus Kleber, am Ende der Sendung auf die „kreative Pause“ anspielte und sich beschwerte, daß sein gewohnter Rhythmus (Heute-Journal - Tagesthemen - Schmidt) nun gestört werde, reagierte Schmidt ausweichend: „Dazu später mehr“, sagte er.
Neue Pläne für den späten Abend bei Sat.1
„Die neue Late-Night-Show soll aktueller sein - die wichtigste Person des Tages soll Thema sein oder sogar live in der Show sitzen“, sagte Sat.1-Chef Schawinski. Vorbild dafür seien amerikanische Talker wie David Letterman und Jay Leno. Auf die Frage, wer dafür in Deutschland in Frage komme, sagte der Sender-Chef: „Ab heute ist das Rennen eröffnet.“
Zum Rückzug von Schmidt sagte Schawinski: „Ich glaube, daß jeder irgendwann einen Burn-Out hat und das Gefühl, sein Leben zurückhaben zu wollen.“ Mit Einsparungen habe dies nichts zu tun. Vier Tage nach dem Sat.1-Führungswechsel hatte die ProSiebenSat.1 Media AG am Montag das Ende der Show angekündigt. Der Konzern habe nicht versucht, bei Schmidt die Kosten zu drücken. Die Sendung werde im kommenden Jahr nicht fortgesetzt, weil der 46jährige Moderator und Produzent nach acht Jahren eine Kreativpause einlege. Offiziell keine Bestätigung gab es für die Ansicht, Schmidts Weggang von Sat.1 habe mit der überraschenden Entlassung des Geschäftsführers Martin Hoffmann zu tun. In Branchenkreisen hieß es freilich, Schmidt sei mit Hoffmann befreundet gewesen; dieser Umstand könne durchaus eine Rolle gespielt haben. Es habe auch nichts mit der Änderung in der Geschäftsführung zu tun, versicherte Sat.1-Sprecherin Katja Pichler.
Politiker für Schmidt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen
Für Politiker steht derweil fest, daß Harald Schmidt ins öffentlich-rechtliche Fernsehen gehört. Heide Simonis (SPD), die Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein, sagte der Berliner „tageszeitung“, wenn Schmidt seine „kreative Pause“ wirklich brauche, „sei sie ihm von Herzen gegönnt. Wenn's andere Gründe gibt, daß er aus dem Programm fällt, wär's mehr als schade. Dann sollten ihm vielleicht die Öffentlich-Rechtlichen ein Angebot machen.“ Auch die Grünen-Bundestagsabgeordnete Grietje Bettin sagte der Zeitung: „Es würde den Öffentlich-Rechtlichen gut tun, dieses Format aufzunehmen, um junge Leute anzusprechen.“ Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Bosbach (CDU), meinte, Schmidt werde „keine Mühe haben, einen neuen Sendeplatz zu finden“. Harald Schmidt sei „ein fester Bestandteil des deutschen Fernsehens“. Bosbach appellierte an den Entertainer: „Harald, komm bald wieder!“
Bei ARD und WDR wollten Sprecher nicht auf Spekulationen eingehen, Schmidt werde dorthin zurückkehren. Es gelte die Aussage von ARD-Programmdirektor Günter Struve: „Harald Schmidt ist ein hervorragender Protagonist, aber momentan führen wir keine Gespräche mit ihm.“
Viele Deutschen glauben an Schmidts Rückkehr zu Sat.1
Ein knappes Drittel (31 Prozent) der Deutschen erwartet nach einer Umfrage von Forsa, daß Schmidt mit seiner Show zu einem anderen Sender wechseln wird. 23 Prozent nehmen an, daß er nur taktiert und in wenigen Wochen wieder bei Sat.1 auftritt. 20 Prozent glauben dagegen, daß die Sendung endgültig eingestellt wird. Sollte Schmidt tatsächlich wechseln, erwarten ihn 36 Prozent bei RTL, nur sieben Prozent beim ZDF und sechs Prozent bei der ARD.
Text: dpa, AP