Hat lokales Radio noch eine Chance?

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radiofrau

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Hallo Experten,

wie seht Ihr das? Haben lokale Senderableger eine Daseinsberechtigung und eine wirklich ernstzunehmende Chance im Markt?
 
Eine Daseinsberechtigung haben sie schon, alleine um mehr Vielfalt zu schaffen. Grundsätzlich ist es ja auch keinem verboten, Radio zu machen. Also auch nicht lokal.
Aber was meinst du mit lokal? Das "lokal" von den Lokalradios oder eher regional der ö-r-Anstalten?
Sollte es sich um private Sender (also Lokalradios) handeln, sehe ich das mit der Chance etwas schwierig. Die ö-r haben ganz schön aufgeholt und das 'revolutionäre' der Privaten von Anfang der 90er ist auch nichts so besonderes mehr - zumal einige ö-r-Sender ganz schön aufgeholt haben und das weiter tun werden. Langfristig, wenn sich nichts mehr ändert, werden dann die ö-r wieder stärker werden.
 
Ich hoffe, daß lokale Stationen weiterhin eine chance haben. Schon wegen der lokalen Berichterstattung und der Nähe zum Hörer. Lokalradio ist wichtig, denn landesweite Sender, bzw. ÖR-Sender sind zu weit weg. Da findet eine Identifikation nur sehr langsam über Musik etc. statt. Während hingegen beim Lokalradio die Bindung eher über Moderatoren erfolgen kann. Personalities vorausgesetzt. Außerdem wäre es wirklich schade, wenn es noch weniger Lokalstationen gäbe.
Andererseits steht da natürlich die wirtschaftliche Seite. Immer mehr Programm mit immer weniger Werbekunden, das gestaltet sich bei vielen kleinen Privaten (von NRW mal abgesehen), doch eher schwierig. Der Überlebenskampf hat dan Murdock etc. jetzt erst richtig begonnen, denke ich.
Leider sitzen viele Lokalen-Vermarkter auf sehr hohen Rössern mit stabilen Umsätzen, die erst seit September etwas zu bröckeln begonnen haben. Klar kann man mit sehr dünner Personaldecke nicht unbedingt ein genauso ausgefeiltes Programm machen wie der personell gut besetzte landesweite Konkurent.
Gerade deshalb müßte Lokalradio wesentlich an Kreativität zulegen und nicht nur stumpf senden, wie das leider oft der Fall ist.
Das ist denke ich die Crux. Und daran wird noch der eine oder andere lokale Sender scheitern. Zu lange wurde nur an den Werbekunden, nicht aber an den Hör-Kunden gedacht und kleiner gebacken. Jetzt kommt der Hörer langsam drauf, daß die landesweiten und vor allem die ÖRs immer besser werden. Das ist nicht gerade ein Vorteil für die kleinen Privaten.

PotA.
 
Gerade die Lokalen haben WIEDER eine Chance, nachdem die Format-Gleichmacherei landauf landab schon vielen das Radiohören vermiest hat. Wenn man es nur richtig anpackt und wenn der lokale Bereich halt über eine wirtschaftliche Mindestgröße verfügt.
Aber es kann kein Format-Lokalradio geben, denn wer in einem kleinen Gebiet sich aus der potentiellen Hörerschaft wieder nur die 19-29 jährigen raussucht, der hat von vorneherein verloren.
In den Achtziger Jahren arbeitete ich bei einem sehr erfolgreichen Lokalradio-Vollprogramm. Da wußten die Teenis, daß am Montag abend sie dran waren, die Countryfans am Dienstag usw.. D.h. es muß persönliches Radio für ALLE in einem Gebiet sein, mit ständigem Lokalbezug usw.
Was heute entgegenkommt: Die massiv billiger gewordene Technik. Wir mußten eine teure Postleitung beantragen, weil wir im Lokalradio eines Landkreises eine Oldie-Partiy live aus einem Gasthof übertragen haben. Heute geht das alles viel billiger mit ISDN, die Lokalreporter ( durchaus auch talentierte Nebenberufler) können heute mit Handy und daran angestecktem Radio-Mikro von überall live einsteigen. Alles was NÄHE zu Menschen schafft, wo ich das Gefühl habe, da bin ja ich selbst mit dabei - das ist der unschlagbare Vorteil des Lokalradios. Da kann halt mal die Mutter ihre Tochter live im Radio hören, wie sie sich gerade in der Disco vergnügt, da erfährt man halt, wie unser lieber Stadtrat mit einer Freundin in die Alk-Kontrolle geraten ist - das interessiert 1000x mehr, als wenn Britney Spears einen neuen Freund hat.
Natürlich müssen dann auch lokale Musikschaffende ihren Platz haben, lokale Geschichtenerzähler usw.
Wer aber nur einen Claim-Moderator mit selbiger Endlosrotation und vom Internet bunte Geschichten vorliest, der hat als Lokalradio von vornherein verloren.
2-3 Hauptberufler und 20 nebenberufliche, die nur bestimmte Sendungen machen, möglichst kostenlos und ein Einzugsbereich von 200.000, das müßte gehen. Es muß JEDER kleine Gewerbetreibende großzügig bedient werden können mit Werbung. Der, der niemals im großen Radio wirbt, soll fürs Lokalradio überzeugt werden. Wenn ich ihm aber nur einen Spot verkaufe und er keinen Rücklauf spürt, dann ists auch schon wieder vorbei.
Der lokale Bäcker, der 10 Spots bucht, muß dann schon auch mit einem Live-Einstieg aus seiner Backstube um 6 Uhr morgens belohnt werden. Mit diesen allen Anstrengungen hat Lokalradio gute Chancen, denn gerade die überregionalen Formatradios haben sich von den Menschen schon weit entfernt.
 
Am Abend melden, was am nächsten Morgen in der lokalen Tageszeitung steht.

So lokal, wie ein privater Lokalsender sein kann oder könnte, kann SWR4 nie werden.
 
@Pirni:
Ich habe mir erlaubt mal was von dir zu quoten:
>Wenn ich ihm aber nur einen Spot verkaufe >und er keinen Rücklauf spürt, dann ists >auch schon wieder vorbei.
>Der lokale Bäcker, der 10 Spots bucht, muß >dann schon auch mit einem Live-Einstieg aus >seiner Backstube um 6 Uhr morgens belohnt >werden.

Meinst Du das ernst. Bei einer Medialeistung von 10 Spots + Produktion verdirbt man sich aber schnell den Markt, wenn man sich dann noch dazu breitschlagen läßt gleich einen Corre aus der Backstube abzusetzen. Wenn der Bäcker die Morning-Show sponsort oder patroniert, dann würde ich soetwas verstehen.
Genau hier liegt meine unverholene Kritik am Lokalradio. Inflationärer Einsatz von Sonderwerbeformen, damit überhupt noch Kohle rumkommt. Hier werden viele Lokalradiomenschen mit Arbeit überschüttet, die zwar dem Gesllschafter am Jahresende eine dicke Dividende, dem Marketinleiter eine dicke OverHead, dem Hörer aber 0 bringt. Außer dass er hört wie es in einer Beckstube klingt.
Wenn schon, dann bitte schön kreativ. Hier leigt doch auch die Kunst eines guten Lokalradio Marketing Mitarbeiters. Er weiss, was für den Hörer und für den Kunden einen Mehrwert schafft. Als Beispiel hier Radio XXX frühstückt mit seinen Hörern, oder Kaffe für umme in der Bäckereifiliale XY. Das hätte zumindest den Ansatz eines Mehrwertes und wäre lokal wunderbar umsetzbar. Aber die Backstube und den Bäckermeister, der was vom Pferd erzählt braucht wirklich keiner in der Morning Show. Ich bin mir bewußt, daß das die Marketing Menschen anders sehen, aber bitte - Mehrwert.
Ich bin mir auch bewußt, Pirni, daß Du das nur als Beispiel gebracht hast. Klar, aber gerade Dein Beispiel zeigt für mich, warum es das Lokalradio bei der Engstirnigkeit vieler PDs, die mehr Repräsentanten als Radiomacher sind, heute hat.
Hinter allem, darüber sind wir uns wohl einig, sollte neben einem zielgruppen gerichteten Format, einem vernünftigen Hörwert, lokaler Kompetenz auch vernünfiges journalistisches Denken stehen.
Dann bin ich mir sicher klappt es auch besser.

Ich höre jetzt schon wieder die Stimmen, die mir vorwerfen, daß das alles nicht umsetzbar sei. Ist es doch. Dazu müssen alte Strukturen aufgerissen werden. Und gerade im Bezug auf das Marketing läßt sich oftmals viel mehr ausrichten, als man denkt. Reden - drüber reden! Wenn dabei Mehrwert für beide Seiten raussprngt, der Kunde ein hochwertigeresProdukt bekommt und noch Spaß dabei hat, dann stimmt jeder MarketingMeschn schon wegen des Mehrverdienstes gerne zu.
Hauptsache schlüssig!

*fg* aber bitte keine Bäckermeister in der Morningshow!!!!;))))


PotA.
 
@Pilot:

Du hast recht: Patronat, nehme ich mal an, ist: "Verkehr wird gesponsert von..." Und das nervt wahnsinnig. Da ich ja im Raum Mecklenburg/Vorpommern und Brandenburg unterwegs bin, höre ich dies immer wieder bei Antenne MV und ganz schlimm bei BB und rs2 (Brandenburg). Die verkaufen alle Ihre Großmutter. Und das Programm leidet darunter. Ich finde es als Hörer Mist !

Übrigens: Ich meine mit Lokalprogramm eben solche großen Sender, die mit lokalen Programmen auch im ländlichen Gebiet Quote machen wollen und auch solche, die das ohne großen Muttersender machen. Ja, und da ist nun die Frage: haben die eine Chance oder werden die von den ganz großen Sendern (Öffentlich-Rechtlich) in die Wüste geschickt. Man hört ja aus NRW da eine Menge von wieder aufstrebenden Ö-R...
Aber, ich bin eben nur Hörer und interessiere mich dafür, kommt also bitte bei mir mit etwas weniger Fachgerede. Ich verstehe sonst nur Bahnhof.
 
Hallo Radiofrau,

ups, nachdem Du "nur "Hörer bist, hast Du aber das System gut durchschaut.
Also Patronat oder Sponsoring war schonmal richtig. Das könnte man natürlich auch auf ganze Sendungen übertragen. Um bei der Bäackerei zu bleiben kann das dann evtl. so klingen:
"Die Morningshow bei XY wir ihnen präsentiert von der Bäckerei Müller in XX, immer gammlige Brötchen..." Oder so. Das klingt vielleicht schlecht, bringt den Sendern aber richtig dick Kohle. Da diese Sendungs-Patronate meist längerfristig geschlossen werden, ist das eine gute Einnahmequelle. Außerdem behält sich der Werber meist vor, keine Konkurenzwerbung in dieser Sendezeit zu bekommen, d.h. alle Hörer bekommen die Bötchen in dieser Zeit (via Radio) nur von ihm.
Gerade seitdem es in Sachen werbezeiten bergab geht, die klassische Spotwerbung, im gekannzeichneten Werbeblock ist stark rückläufig, gewinnen derartige Sonderwerbeformen an Marktanteil. Es ist mal was anderes und da Werbung gemienhin als Abschaltfaktor gilt, versucht man halt dem Hörer die Message anders zu vermitteln.
Der NRW MArkt ist aufgrund seiner Mischstruktur, ein NRW-weiter Lokalfunkanbieter (Radio NRW), mit vielen kleinen Stationen, die den lokalen Markt "superlokal" abdecken ein sehr undurchsichtiges Beispiel, das nur echte Kenner, die dort Marketing machen wirklich analysieren können. Radio NRW, also der Muttersender übernimmt z.B. weite teile der Vermarktung der Lokalprogramme, zahlt LEitungs- und Sendegebühren der Lokalen in hohem Maße und schüttet Kohle nicht nach tatsächlichen Hörerzehlen (also wer den Sender z.B. in Köln o.ä. auch hört) aus, sonderm nach der theoretischen Reichweite (Radio Köln dann also ganz Köln). Zumindest hat man mir das so erklärt. Damit geht es den NRW Lokalen recht gut.
Anders sieht das z.B. in Bayern aus. Hier steht zwar hinter vielen lokalen Privateanbietern ein Gesellschafter, trotzdem ist die eingetliche Konkurenz meist auch privat - der landesweite anbieter Antenne Bayern (angeblich erfolgreichster landesweiter Anbieter in der BRD, mit Beteiligungen an MegaRadio ...).
Insgesamt erscheint es mir recht müßig ohne den dt. Radiomarkt in seiner gänze zu kennen, beurteilen zu wollen, was jetzt besser ist.
Fakt ist, das die ÖRs erkannt haben, daß die privaten durch felxiblere Strukturen in den letzten Jahren vielmehr beim Hörer punkten konnten. Es dauert zwar bei den ÖRs länger, bis die Mühlen mahlen, aber da die ÖRs über die GEZ Gebühren etc. finanziert werden, ist natürlich wesentlich mehr Geld da, das dann in eine vernünftige Positionierung, Promotion, Marketing gesteckt werden kann. SWR1 zeigt meiner Meinung nach seit kanpp 2 ajhren, daß man den privaten im Servicecharakter und in Sachen Lokalkompetenz durchaus Paroli bieten kann.
Oft ist die Readktion eines ÖRs z.B. in einer Bezirkshauptstadt genauso stark besetzt, wie der private lokale Konkurent. Hinzu kommen oftmals besser ausgebaute Technikbereiche, mehr Manpower durch freie Mitarbeiter und auf den unterschiedlichen Wellen (z.B: Bayern 1, 2, 3, 5)ganze Sendestrecken, die regionalisiert, bzw. lokalisiert werden können. somit werden in diesem Bereich, beispieilsweise Nürnberg oder Augsburg insgesamt mehr Hörer über den Tag verteilt erreicht, als es der private Anbieter zu leisten vermag.
Alllerdings mit teilweise antik erscheinenden Strukturen und mit teilweise sehr hohem Anspruch. Während dessen der lokale private Betreiber, wenn er denn eher an der Basis bleibt somit den klaren Vorteil dadurch hat, daß sich der Hörer eher mit ihm identifizieren kann, weil man dort beispielsweise eher so spricht, wie es der Arbeiter auch tut.
Ich denke nicht, daß die lokalen untergehen und die ÖRs, oder landesweiten Privatanbieter den Markt komplett übernehmen. Teilweise wird das passieren. Aber nicht überall. Die Zeit der ÖRs ist eigentlich vorbei. Zwar wird sich das Feld der lokal sender ausdünnen, aber zurückdrehen, kann auch das viele Geld der ÖRs die Zeit nicht. Denke ich!

PotA.
 
Das mit der Bäckerstube am frühen Morgen ist auch so gemeint: In einem LOKALRADIO interessiert mich viel mehr, daß der Nachbarsjunge als Azubi heute schon um 4 Uhr aufgestanden ist und bereits 1000 Brötchen gebacken hat und in der Backstube schwitzt, während ich den Beitrag im Radiowecker höre und mich nochmal umdrehen darf oder ich jetzt egbendiese Brötchen mir zumj Frühstück schmecken lasse. Da werden bezüge zum Hörer und der Region hergestellt.
So einen Beitrag würde ich sogar OHNE eine Patronanz des Bäckers machen ( natürlich würde ich mich darum bemühen). Ganz einfach ein Portrait eines Frühaufstehers aus meiner kleinen Stadt. Das interessiert doch mehr als der ewige Hollywood-Klatsch aus dem Internet. Das ist Lokalradio !
 
... und daß lokales Radio eine gute Chance hat, das hat wohl die Funkanalyse Bayern jetzt voll bestätigt.
 
@Pirni & Pilot:

Danke für die fixen Antworten. Es ist schon so, dass mich sehr für Radio interessiere, aber bisher keine Möglichkeit hatte, bei einem solchen zu arbeiten oder zu schnuppern. Das hat etwas mit meiner noch abzuleistenden Dientszeit zu tun. Ich bin allerdings gespannt, werde nämlich bald ein paar Wochen in Bayern sein und mir das ganze dort anhören.

In MV und Brandenburg klingen die privaten Sender momentan nicht so sehr motiviert, was die lokalen Programme betrifft. Anscheinend ist dort auch ins Hintertreffen geraten, die ganze Sache Leute machen zu lassen, die etwas von dem Land auch wirklich verstehen. Ausnahme ist Steffen Holz bei Antenne MV (jetzt breche ich für den schon zum x-ten mal die Lanze) und ich glaube Brandenburg-Janco bei rs2 und Janett und Klara bei BB Radio kommen aus der jeweiligen Region. Ansonsten können die Moderatoren bei oben genannten Sendern ihre Herkunft: Hessen, Berlin, Ruhrpott kaum verbergen, versuchen es aber immer :-/ Das klingt aber manchmal wirklich sehr unprofessionell.
Ob das der Vorpommeraner oder der Brandenburger wirklich mag ?
Kommt es denn darauf gar nicht an ? Muß denn ein Moderator, gerade bei solch einem kleinen lokalen Sender nicht wie der Freund (zum Beispiel der Bäcker-Lehrling von nebenan) klingen ?
Stattdessen auch bei den ÖR-Sendern immer wieder Moderatoren, die nicht mal wissen, dass Prenzlau in Brandenburg liegt und eine große Bundeswehrkaserne hat...
Was ist also wichtig bei lokalen Sendern, die sich durchsetzen wollen ? Bitte weitere Meinungen !
 
Lokale Moderatoren sind ganz, ganz wichtig beiLokalsendern. Das heißt nicht, daß sie ständig im örtlichen Dialekt sprechen müssen, aber die lokale Färbung muß da sein und erst recht die Ortskenntnisse und was halt alles nötig ist, damit die Hörer ihren Moderator als einheimisch annehmen.

Man muß auch die heimische Prominenz kennen, die regionalen Gepflogenheiten usw.
 
Es ist wohl eher die Frage, ob ein Lokalradio überhaupt notwendig ist. Ich meine ja. Doch was ist "lokal". M.E. funktioniert lokal nur in Ballungszentren. In mehr ländlichen Regionen werden die beste Musik und die beste Moderation an den wirtschaftlichen Realitäten scheitern. Der deutsche Markt der Lokalradios und der vielen Lokalzeitungen wird aus diesen Gründen noch einem gewaltigen Konzentrations- und Schrumpfungsprozess erliegen.
 
@Pirni:
Eion wahres Wort zur rechten Zeit. Lokale Kompetenz und daraus folgende extreme Hörerbindung kommt natürlich besser, wenn der Mesnch ein bisschen Dialekt hat. Daß der nicht gerade im Norden nach Tirol und im Süden nach Waterkant klingen sollte schon klar. Aber hier scheiden sich auch die Geister. Ich bin wegen angeblichen Akzetes auch oft abgelehnt worden. Allerdings verstehe ich das nicht ganz. Sauberes Hochdeutsch geht auch. Klar mag dann die Distanz größer sein, aber nehmen wir Ant.Bayern, der Franke, oder der Südhesse, kann mit den ganzen Niederbayern nix anfangen. Franken hingegen hört man da nicht. Also läßt in Bayern die hörerbindung zur Antenne je weiter man nach Norden komme immer mehr nach.
Glücklicherweise zeigt die lokale Kompetenz, von Ausnahmen abgesehen ihre Wirkung - siehe Funkanalyse. Leider haben es aber viele Standorte nochimmer nicht begriffen. Auch wenn man die ÖRs und Ant.B. hinter sich lassen kann, ist man noch nicht König, gerade in bayern gibt es eben Landstriche, in denen man nur den lokalen Anbieter flächedeckend empfangen kann. (Deutlicher werde ich hier aus gutem Grunde nicht!).

@Radiofrau:
Jep! Hör mal in die bayrische Radioszene rein. Ist recht interessant. Viele Lokalsender erfordern etwas Dialektkenntnis;) Aber das ist schon gut so. Viele Programme sind extrem auf Verkauf ausgerichtet, aber es gibt auch einige rühmliche Ausnahmen. Solltest Du an Kulmbach vorbeifahren klink Dich mal bei Plassenburg ein. die sind einfach ein Phänomen. Superefolgreich, aber für den Nicht Kulmbacher superstrange. Ich höre die ab und an beim ´Durchflug und ganz versteh ich den Erfolg nicht, aber versuch es selbst. Feedback wäre mal gut;) (Liebe Plassenburgmacher - keine Kritik! Gelle;)
Auf jeden Fall solltest Du bei den Tagesmusikformaten mal genauer hinhören. Vielleicht fällt Dir was auf. Abgesehen von energy und Gong;)
Ich schreibe bewußt in Rätseln, hör mal rein und dann merkst Du das schon.
Denn wie schon gesagt, ich freue mich, daß es wirklich noch Radiohörer gibt, die Radio nicht ganz nebenbei hören und auch hinter die billigen Maschen, die die Branche nicht weiterbringen steigen. Viele PDs machen Ihren Mitarbeitern immer wieder klar, daß der Hörer ja dumm sei. Nein! Ist er nicht! Nicht ganz! Ich komme immer mehr zu der Ansicht - der Hörer begreift viel mehr, als die Macher glauben.....

In diesem Sinne;)

PotA.

P.S. Pirni - wo sendest Du?
 
Was den Erfolg eines Lokalsenders bei den Hörern angeht, so kann ein Privater sehr gut auf dem Land funktionieren. Während ein Hörer aus einer Großstadt es gewohnt ist, ständig den Namen seiner Stadt in den Medien zu hören oder zu lesen, hat es für den Bewohner einer 1000-Seelen-Gemeinde durchaus was "prickelndes", den Namen seiner Gemeinde im Radio zu hören. Das ist ein nicht zu unterschätzender Aspekt für die Hörerbindung.

Gerade die Überregionalen (ob ÖR oder Privat) tun sich oft schwer, Ereignisse auf dem Land (auch auf dem Land gibt es hier und da mal was Berichtenswertes)richtig wahrzunehemen. Die Regional- und Lokalfenster schaffen es auch oft nicht, die ganze Region in ihren 1 1/2 bis 5 minütigen News richtig zu erfassen. Ein 24-Stunden-Lokaler hat es da leichter.

Oft läuft es nach dem Motto: Ein Unfalltoter in einer Großstadt ist interessanter als ein Unfalltoter auf dem Land. Denn in der Großstadt gibt es mehr potenzielle Hörer, die es interessieren könnte. Deswegen fühlen sich Hörer bei einem ländlichen Lokalsender endlich mal ernstgenommen.

Auf dem Land ist Radio noch was besonderes.

Und wenn denn Werbetreibenden klar ist, dass der ländliche Lokalsender gerne und aufmerksam genutzt wird (weil er auf dem Land noch was besonderes ist und endlich auch ländliche Gemeinden ernst nimmt), dann lohnt sich die Werbung auch. Und potenzielle Werbekunden (Bäckereien, Autohäuser,...) gibt es in jedem Kaff.
 
Es gibt zwar auch auf dem Land viele potentielle Werbekunden, aber deren "Potenz" ist meist nicht ausreichend einen Sender mit seinen recht hohen Grundkosten umzutreiben.
 
@peter:
Einspruch Euer Ehren!
Wie schon in diesem Thread öfter ausgeführt ist hier eben ein gewitztes lokales Marketing gefragt. Nur Spots - nö! Aber wozu gibt es gute Sonderwerbeformen für den Schreiner oder den Klemptner um die Ecke.
Natürlich wird man auf dem "platten" Land Abstriche machen müssen, aber soblad man der einzige lokale Hörfunkanbieter ist, könnte das wieder sehr interessant werden.

PotA.
 
Wer kann mir sagen wie hoch der Prozentsatz der privaten Radiostationen in Deutschland ist, deren Bilanzen einen Gewinn (nach Abschreibung und Zinsen) ausweisen. Es werden nur sehr wenige sein. Also, dienen die Privatradios nur dazu, unsinnig quatschenden Moderatoren Bier und Chips zu bezahlen?
 
Und was wäre mit nichtkommerziellem lokalradio??? keine Werbung, somit auch keine Finanz/Quoten Schraube. Finanziert aus dem Rundfunkstaatsvertrag und aus anderen Töpfen mit einem wesentlichen unterschied zu (fast) allen anderen: Die RadioMacher machen Radio wegen des Radios und nicht wegen der Kohle. OK Auch sie wollen leben ja, aber auch radio ist ein Job und nicht die spitze des staates. Radio ist (wenn es gut ist) informationsmedium und diese (die information) ist wohl unser wichtigstes gut.
Formatiert sollte der sender auf alle fälle sein, (Zitat:"...ohne format kannst du keine infos ruberbringen...",D.D.) nur es muß ein zum Sender passendes Format sein, was auch freiräume für neue Projekte und ideen läßt.
In diesem Sinne:
"Radio, wer fühlen will muß hören. (Aus einem Funkspot)"

sysTim
 
Radio - wer fühlen will, muss hören.

Dieser Werbespot sagt doch schon aus: Wer sein Hirn benutzen will, hört doch kein Radio. Oder?
 
@radiofreund

klar wir können jetzt den off auseinandernehmen und versuchen zu analysieren.
Doch für mich sagt er aus: das akustische medium hat viel mehr mit gefühlen und empfindungen zu tun als das visuelle medium und radio steht nun mal für das akustische medium.
Is es nicht tatsache, das durch das hören die phantasie mehr angeregt wird als durch das sehen (die bilder dazu müssen ja auch erst im kopf entstehen und werden mir nicht vorgesetzt). Ich habe doch beim hören viel mehr freiheiten als beim sehen und genau diese freiheiten können dann wiederum gefühle und empfindungen auslösen, eher, als durch "vorgekaute" bilder.
Und wenn dem nicht so wäre, warum ist dann der Radiomarkt in deutschland so hart umkämpft, wenn sie alle fernsehen machen könnten.....

gruß
sysTim
 
@systim

Meine Aussage war auch eher provokativ zu verstehen. Die meisten Sender, die diesen Slogan senden (oder sind es alle?), unterfordern eher die Phantasiekraft der Hörer. Gefühle werden dagegen schon bedient: Gute-Laune-Musik und Gute-Laune-Moderation sorgen für ein positives Lebensgefühl, so zumindest die Theorie.

Phantasiekraft dagegen wird doch eher in Reportagen oder Hörspielen abverlangt, und die finden doch fast nur noch im DLF und den Kulturwellen statt.

Zurück zum Thema: Lokalradio sollte nicht zu sehr durchformatiert sein, sollte eher durch das Lokale, und NICHT primär durch die Musikfarbe definiert sein.
cool.gif
 
@radiofreund

Es sind sogut wie alle Sender die diesen Slogan Senden, allerdings inner Werbepause, da der Slogan der off eines Funkspots fürs öffentlich/rechtliche Radio (war damals ARD, glaube ich, bin mir aba nich sicha), und in welcher Radiosender kann sich schon aussuchen ,welche werbung er sendet?

In der sache mit DLF und Kulturwellen gebe ich dir recht.

Doch nun zurück zum Thema. Lokalradio
Was verstehst du denn unter "nicht zusehr durchformatiert"??? Is das wie "nen bischen Schwanger"
smile.gif

Heist format generell nicht Format ja oder format nein aber nicht...so nen bischen format???
Oder liegt diese aussage deinerseits eher an der "negativen Vorbelastung" des Wortes Format im zusammenhang mit "dudelfunk"
Kommt ohne "richtiges" Format nicht eher sowas wie ein OK herraus??? alle 4 wochen mal ne sendung zu nem bestimmten Thema und wen erreichst du damit?? Kaum jemanden weil keiner weiß wann was ist.
Mit lokaler Primär anstatt musikfarbe gebe ich dir bedingt recht. Tagsüber lokalfunk und nachts dann musik, auch neues und ungewohntes hätte dort eventuell platz.
DJ-Setz oder ähnliches inna nacht, wie früha auf KissFM (Berlin)....
die möglichkeit suchen auch randgruppen zu bedienen....wodenn sonst wenn nicht lokal...
 
Ein Sender sollte natürlich "Format" haben, aber es stimmt, daß das Wort Format seine Bedeutung ins Negative geeändert hat. Unter Formatradio versteht man heute: Dudelfunk, immer die gleichen Sprüche, ständig dieselbe Musikrichtung mit ewigen Wiederholungen, keine Platte ohne Dreinquatschen spielen, nervige Claims, keine Beiträge, die in die Tiefe gehen, aufgesetzte - Lustigkeit, gespielte Freundlichkeit usw.

Dabei hat es so vielverprechend angefangen. Ich weiß noch, wie es Anfang der Achtziger Jahre hieß: Das Formatradio wird es ermöglichen, daß niemand mehr lange auf seine Lieblingssendung warten muß. Die bisherigen - in serieller zeitlicher Abfolge gesendeten Radiosendungen werden zu parallel auf mehreren Frequenzen ausgestrahlten Formatsendern, aus Sendungen werden Sender.
Jeder wird zu jeder Zeit SEINEN Lieblingssender auf der Skala anhören können: Der Schlagerfan den Schlagersender, der Rockfan den Rocksender, der Swing-Fan den Swingsender usw. usw..
Die Ernüchterung kam, als dann aber keineswegs für JEDEN etwas auf der Skala zu finden war. Weiters hat auch der, der zwar einen Formatsender seiner Lieblingsmusikrichtung feststellen müssen, daß die Auswahl sehr beschränkt ist und nach 3 monatigem Zuhören seines Formates er feststellt, daß er privat mehr CDs zu haben scheint, als dieser Sender.
Als es noch Format-Sendungen gab, gab es wirklich für jeden etwas, wenn auch nru zu einer bestimmten Zeit in der Woche. Seit es Formatsender gibt, gibt es für viele Exhörer gar nichts mehr bzw. für viele immer nur dasselbe.
Das ist der Grund des negativen Beigeschmacks des heutigen Begriffs "Formatradio". Es ist dieser Radio-Ideologie nicht gelungen aller früheren Radiohörer, die sich jeder auf bestimmte Sendungen gefreut haben, heute gleichermaßen zu bedienen.

Gerade in Lokalradio sollte ein Vollprogramm sein, also für jeden etwas.
 
@systim:

Ich geb Dir recht, wir dürfen die Begriffe nicht einfach durcheinander bringen, wir sollten sauber trennen.

Aber auch Pirni hat recht: Mit Formatradio wird oft langweiliger Dudelfunk assoziiert.

Ich denke auch, musikalisch sollte jeder Sender einen gewissen "roten Faden" haben. Es sei denn, man macht's wie der DLF, und die Musik ist selbst Thema der Sendungen. Da gibt's von Klassik bis Rock ja auch alles. (Interessieren würde mich auch, ob DLR Berlin mit seinem unkonventionellen Mix im Tagesprogramm Erfolg hat.)

SDR1 war das Herz des Südens, SDR3 der wilde Süden. Das war der rote Faden. Dass hiess aber nicht, dass immer nur der selbe Sound lief. Bei SDR3 lief zwischendurch auch mal ein Schlager, bei Dr. Music sogar alles, da die Musik selbst Thema war. Tagsüber war SDR1 melodisch und an leichter Popmusik orientiert. Abends hören aber eh nicht die grosse Massen Radio, warum sollte man nicht da auch spezielle Interessen bedienen? Bei SDR1 gab's dann Jazz,Populärklassik,zeit-weise sogar eine New-Age-Sendung. Insbesondere SDR1 war ein großer Erfolg. Leider entsprach die Programmphilosophie nicht die von Herrn Voß, der ja bekanntlich auch SWF1 zu verantworten hatte.

Also: Ein "roter Faden" ist OK und wichtig, aber bitte keinen 24-Stunden-Einheitssound.
 
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