AW: heise online: Österreich bekommt DVB-T Netz
Wie es aussieht, wird in Österreich nur das bestehende analoge Angebot ersetzt, mit dem Schmankerl, dass nunmehr ATV+ österreichweit zu empfangen sein wird. Dass die deutschen Privaten mit ihren Österreich-Fenstern nicht mit von der Parte sind, erklärt sich nicht nur durch die relativ hohen Kosten, welchen der eigentlich redundante Verbreitungsweg DVB-T mit sich bringt (die meisten Haushalte haben ja eh schon Kabel- und/oder Sat-Empfang), sondern auch die Tatsache, dass man künftig weitere Möglichekiten der Finanzierung der Inhalte ausschöpfen muss.
Das geht aber nur, wenn neben der Werbung, dem Teleshopping und den Telefonabzockshows der Kunde direkt einen relativ kleinen Obulus entrichtet. Zu diesem Zweck muss das Signal verschlüsselt werden und die verschiedenen Programme können über eine Plattform, welche entweder vom Kabel- oder Satellitenbetreiber oder einem Dritten bereitgestellt wird, vermarktet werden.
Dies Impliziert aber, dass es kein anaolges "Schlupfloch" mehr geben darf. Auch eine unverschlüsselte Ausstrahlung via DVB-T (welche sowohl in Österreich als auch in Deutschland ausschließlich angestrebt wird) ist dann strategisch kontraproduktiv.
In Deutschland sind die Privaten in Berlin, NRW, Südbayern und in Rhein-Main mit an Bord. Weiteres Interesse besteht offenbar nicht. Im Gegenteil, die oben genannten Gründe sprechen viel mehr dafür, dass sie sich zumindest mittelfristig auch aus den bestehenden Empfangsgebieten zurückziehen werden.
Somit ist der Zuschauer in Deutschland dann auch auf die Angebote der öffentlich-rechtlichen Anstalten angewiesen. Dieses umfasst aber neben den Hauptprogrammen "Das Erste" und "ZDF" noch jeweils drei digitale Ableger (1 Extra, 1 Festival, 1 Plus; ZDF infokanal, ZDF dokukanal, ZDF theaterkanal), die bundesweiten Spartenprogramme Kika (Kinder), Phoenix (Dokumentation und Zeitgeschehen), 3sat (Kultur, in Zusammenarbeit mit SF DRS und ORF), Arte (Kultur in Zusammenarbeit mit ARTE France) und BR alpha (Wissen); außerdem die Regionalprogramme mit attraktiver Programmierung (deren Einschaltquoten sind durchaus vergleichbar mit den Hauptprogrammen).
Dieses vielfältige, öffentlich-rechtliche Programmangebot besteht in Österreich nicht. Es liegt aber am ORF bzw. dem politischen Willen, ob dieser Spartenkanäle digital anbietet und wenn ja, dies auch über DVB-T oder nur über Satellit und Kabel. Denn zusätzliche Angebote des ORF sind grundsätzlich auch als Pay-TV denkbar.
Eine weitere Möglichkeit zur Vergrößerung des DVB-T Programmangebots wäre die Übernahme der deutschen Programme, besonders 3sat, Kika und Arte bieten sich hier an. Dann aber müssten die Kosten auch durch den ORF oder direkt durch die österreichischen Gebührenzahler getragen werden.
Zur Zeit finanziert der ORF ja zwei TV-Netze. Davon ausgehend, dass mit DVB-T aufgrund der technischen Störunempfindlichkeit die Netzdichte reduziert werden kann, sollten zwei flächendeckende DVB-T Kanäle keine Kostensteigerung bedeuten.
Möglich wäre dann:
Mux A:
ORF 1
ORF 2
ATV+
Mux B
3sat
Arte (bis 14 Uhr: TW1)
Kika (ab 21 Uhr: TW1)