Hörtipp: hr2-Funkkolleg extra "90 Jahre Radio - Der Sound des Jahrhunderts"

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Maschi

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Ab dem 24.8.2013 immer am Samstag von 11.30 bis 12.00 Uhr in hr2:
90 Jahre Radio - Der Sound des Jahrhunderts
24.8. Folge (1): "Hallo, hallo, hier Radio... - Geschichte der Radiosignale"

Von Hans-Ulrich Wagner
Rundfunkschlager, Pausenzeichen, Hymnen und Jingles – die Welt der Radiosignale ist äußerst vielseitig. Unzählige akustische Kennungen sollen die Aufmerksamkeit des Publikums auf den eigenen Sender und das eigene Programm lenken und die Hörerinnen und Hörer jeweils darüber informieren, welche Station sie gerade eingeschaltet haben. Diese klingenden und tönenden Visitenkarten sind untrennbar mit der Geschichte des Rundfunks verbunden. Sie erfüllten wichtige sende- und empfangstechnische Aufgaben und waren Gegenstand rundfunkpolitischer Debatten und eines nicht immer nur friedlichen Wettbewerbs im Äther. Durch ihren ständigen Einsatz, ihre leichte Erkennbarkeit und Eingängigkeit übernehmen sie bis heute eine identitätsstiftende Rolle. Viele der Radiosignale gingen in das kulturelle akustische Gedächtnis ein und sind bis heute ein beliebtes Objekt für radionostalgische Erinnerungen.
31.8. Folge (2): „Oh the humanity“ - Herbert Morrisons Radioreportage vom Absturz der „Hindenburg“ in Lakehurst
Von Martina Heßler
Unfälle ereignen sich überraschend. Sie sind nicht vorhersehbar. Nur Zufälle ermöglichen daher die Dokumentation einer Katastrophe. Ein solcher Zufall widerfuhr dem Chicagoer Radioreporter Herbert Morrison. Im Mai 1937 war er zum US-Marine-Flughafen in Lakehurst, südlich von New York, gefahren, um eine Reportage von der Landung des Zeppelin „Hindenburg“ zu machen. Zufällig wurde er dabei zum Zeugen des Absturzes des Luftschiffs. Seine Radioreportage ist eines der erschütterndsten Tondokumente des 20. Jahrhunderts. Sie ist gleichzeitig ein Meilenstein der Rundfunkgeschichte. Morrisons Reportage wurde als „radiophone Urszene“ bezeichnet, „die die Wirkungsmacht des Prinzips live begründete“. Die Radioreportage sowie die Fotografien von dem Unglück machten dieses zu einem Medienereignis, das zeitgenössisch von immenser Wirkung war und Teil des kollektiven und insbesondere des auditiven Gedächtnisses des 20. Jahrhunderts wurde. Morrisons auch heute noch ergreifende Radioreportage prägte und prägt die Wahrnehmung der Katastrophe, die zugleich das Ende der Passagierluftfahrt mit dem Zeppelin einläutete.
7.9. Folge (3): „The War of the Worlds“ - Orson Welles’ fiktive Radioreportage
Von Christoph Strupp
Am Abend des 30. Oktober 1938, einen Tag vor Halloween, ging der Schauspieler und Regisseur Orson Welles bei der New Yorker CBS mit einer Hörspiel-Fassung des 1898 erschienenen Science Fiction-Romans War of the worlds auf Sendung. Das Buch des britischen Autors H. G. Wells schildert die Invasion Südenglands durch Marsmenschen. Welles war auf den packenden Stoff 1936 aufmerksam geworden. Gemeinsam mit den Autoren Howard Koch und John Houseman arbeitete er den Roman zu einer einstündigen Live-Reportage über die angebliche Landung von Marsmenschen an der amerikanischen Ostküste um. Das Ergebnis war beklemmend realistisch; die Übertragung wurde zu einer Sternstunde des Radios.
14.9. Folge (4): „Hier ist England...“- Der Ätherkrieg gegen das ‚Dritte Reich’
Von Conrad Pütter
Am 27. September 1938 ertönte zum ersten Mal die Ansage: „This is London calling in the European Service of the BBC. London calling Europe“. Und dann auf Deutsch: “Hier ist England! Hier ist England! Hier spricht der Deutsche Dienst der BBC“. Es folgten die Wellenlänge und als musikalisches Erkennungszeichen die Anfangstakte aus Henry Purcells Trumpet Voluntary. Anschließend wurde eine Rede des britischen Premierministers Neville Chamberlain zur sogenannten Sudetenkrise verlesen. Die Entscheidung, diese Rede auf Deutsch über das Radio zu verbreiten, traf das britische Kabinett erst wenige Stunden vor Sendebeginn. Die BBC war darauf nicht vorbereitet und musste auf die Schnelle eine geeignete freie Frequenz und die notwendigen Sprecher und Übersetzer auftreiben. Aus der Fleetstreet, dem Zeitungszentrum des Landes, organisierte sie, sozusagen per reitenden Boten, den österreichischen Emigranten Robert Lucas. Er übertrug die Rede, so wie sie aus dem Fernschreiber kam, ins Deutsche, und ein Sprecher las die gerade übersetzten Seiten vor. Wahrscheinlich hörte kaum mehr als nur eine Handvoll Hörer in Nazideutschland diese unangekündigte und spontane erste deutschsprachige Sendung der BBC.
21.9. Folge (5): „Lili Marleen“ - Lied über den Fronten
Von Rosa Sala Rose
Ende April 1941: Von nun an ertönt jeden Abend im Radio ein Zapfenstreich, gefolgt von der rauen Stimme Lale Andersens. Sie singt ein Lied, das eigentlich eine männliche Stimme verlangt. Es geht darin um einen Soldaten, der sich das Wiedersehen mit einer gewissen „Lili Marleen“ wünscht. Gleichzeitig besingt er seinen eigenen, zu erwartenden Tod. Diese Widersprüche mögen dazu beigetragen haben, dass Lili Marleen zum berühmtesten Hit des Zweiten Weltkriegs wurde. Die Männer in den Schützengräben oder Kasernen und die Frauen an der „Heimatfront“ versammelten sich zu Tausenden zur gleichen Stunde um ein Radiogerät, um dieses Lied zu hören. Und nicht nur die Deutschen: Das merkwürdige Lied übte auch auf die Alliierten seinen Zauber aus. Der amerikanische Kriegskorrespondent John Steinbeck fragte sich sogar, ob es nicht „amüsant wäre, wenn nach all dem Theater und Sieg-Heil-Geschrei, nach all der Marschiererei und Indoktrination der einzige Nazi-Beitrag für die Welt ‚Lili Marleen’ gewesen sein sollte“. Lili Marleen ein Nazilied? Eine Friedenshymne? Oder das einzig Gute, was das „Dritte Reich“ hervorgebracht hat?
28.9. Folge (6): Music in the Air/AFN - Neue Musik, neue Radiokultur und neues Lebensgefühl
Von Wolfgang Rumpf
Mit Formaten wie Munich Morning Report oder Bouncin‘ in Bavaria ging AFN („American Forces Network“) 1945 in der amerikanischen Besatzungszone Nachkriegsdeutschlands auf Sendung. AFN sendete täglich 20 Stunden, von 5 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts. Das Rahmenprogramm wurde mit teilweise in den USA produzierten Musik-„Konserven“ bestückt, Schallplatten kamen per Schiff oder Luftfracht nach Deutschland. Mehrere Stunden regionale Fensterprogramme z.B. aus Bremerhaven, Heidelberg oder München versorgten die Hörer mit Informationen und Konzerttipps aus der Region. Der Sender pflegte den in den USA üblichen, natürlich wirkenden Moderationsstil und bot Popmusik, Country, Blues, Swing und Jazz. Der DJ/Moderator/Programmgestalter konnte sich aus einem riesigen Schallplattenfundus bedienen – vor allem wurde auf die eingesandten Hörerwünsche eingegangen. Die eindeutig beliebteste Sendung war Music in the Air. Sie war ein Dauerbrenner und lief ganze 31 Jahre, von 1945 bis 1976.
5.10. Folge (7): Radiomeldungen - Suchmeldungen, Seewetterbericht, Verkehrsnachrichten
Von Hans-Ulrich Wagner
Der Hörfunk mag heutzutage ein von vielen „unterschätztes Medium“ sein, aber daß Radio „lebendig, präzise und persönlich“ sei ist die einhellige Meinung derjenigen, die sich theoretisch und praktisch mit dem Rundfunk beschäftigen. Die drahtlose Übermittlung von Sprache und Tönen eignet sich ideal, um aktuelle Informationen zu senden. Radio ist schnell und flexibel, und seine Produktions- und Sendetechnik ist insgesamt leicht zu handhaben. Viele Programme können deshalb das Versprechen geben, ihren Zuhörern Orientierung im Alltag zu bieten, sie über wichtige Themen auf dem Laufenden zu halten und gegebenenfalls vor Gefahren zu warnen. Radiomeldungen, kurze Einheiten mit besonders verdichteten, aktuell-wichtigen Informationen, bilden einen integrativen Bestandteil der Programme und prägen in ganz besonderer Weise, wie das Publikum dieses Medium wahrnimmt. Seewetterberichte, Suchmeldungen der Nachkriegszeit und Verkehrsnachrichten der 1970er und 1980er Jahre sind herausragende Beispiele für Radiomeldungen in der deutschen Alltagsgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

 
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