hr1: Lady Gaga statt Bob Dylan?

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Für Reinke steht im Sommer die Verrentung an. Und das wird man in Frankfurt, wie letztens mit Laufenberg in Baden-Baden, als eleganten Ausweg nutzen den Fremdkörper aus dem Programm zu entfernen.

Das wäre der absolute Albtraum! Ein Herr Reinke ist die mittlerweile leider selten gewordene Spezies einer Radiopersönlichkeit. Er gibt dem Sender ein Gesicht und den Hörern einen Grund einzuschalten. Man nennt das auch menschliches Radio. Wenn jetzt schon Leute wie Geissner und Lynen gegangen werden, muß man damit rechnen auch bei HR1 nur noch einen gesichtslosen, platten Einheitsbrei serviert zu bekommen, durchsetzt mit sogenannter Musik die man auch auf anderen Sendern schon nicht mehr hören will. Danke, aber mir ist schon schlecht! :mad:
 
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Vielleicht gelingt es dem hr mit den Zahlen eines verjüngten hr1 und hr3 zusammen ffh zu schlagen? Reinke geht? Das wäre allerdings ein herber Verlust!
 
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Wie ich oben schon sagte: Das ist eine völlige Schein-Diskussion. Das Gerücht ist einfach wenig plausibel, weil hr1 mit diesem Format Erfolg hat - und zwar von MA zu MA wachsenden. Warum sollte man überstürzt die Ausrichtung ändern? Ich bin sicher, das wird nicht passieren!
 
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finde die Verjüngung eigentlich recht sinnvoll. Am hr-Radioprogramm hat mich bisher vorallem gestört, dass es keinen Sender für eine Zielgruppe zwischen 20 und 40 mit anspruchsvollem Musikgeschmack gibt. Hr1 hat einen hohen Informationsanteil, sympathische Moderatoren, spielt zu 95% aber leider Songs älter als 20Jahre bzw. typische Kuschelrockalben-Musik. Dank der hohen Wiederholungsrate muss ich den Sender manchmal einfach abschalten. Ich habe auch den Eindruck, dass der Oldieanteil 2011 nochmals zugenommen hat. HR3 hingegen ist für mich qualitativ nicht in die Ecke der Öffentlich-Rechtlichen einzuordnen, da Musik und Moderatoren sehr flach daherkommen - FFH lässt grüßen. Verjüngung heißt nicht automatisch Lady Gaga und co. Ich denke da gerade an den öffentlich-rechtlichen Berliner Radiosender "RADIO EINS" (als Exilberliner bin ich da leicht verwöhnt), der es schafft, eine extrem breite Altersstruktur in der Hörerschaft zu erreichen durch niveauvolles, abwechslungsreiches, musikalisch vielseitiges Programm (Oldieanteil <30%), ohne dabei auf Lady Gaga angewiesen zu sein. RADIO EINS ist einer der einzigen öff.-rechtl. Sender mit wachsenden Hörerzahlen, soweit ich das in Erinnerung habe. Wenn der HR das schafft, dann ist jede Änderung zu begrüßen.
 
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Och nö, gleich 3 Sender mit Schwerpunkt aktuelle Pop-Musik (Youfm, hr1, hr3), das muß nun wirklich nicht sein. Sinnvoller als eine Verjüngung von hr1 erscheint mir da eher eine Aufwertung von hr3 in Richtung anspruchsvolleres Vollprogramm für junge Erwachsene. Das erste Programm könnte dann für die etwas älteren, so ab ca. 35 Jahren, positioniert werden mit höherem Anteil an Titeln > 20 Jahre. Lady Gaga, Jason Derulo, Taio Cruz und von mir aus noch Justin Bieber und Konsorten würden dann elegant zu youfm abgeschoben.
 
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Der Berliner Runfunk hat im Sommer auch eine Verjüngungs Kur angesprochen. Dabei raus kam ein neues On Air design. Der Slogan blieb der Alte. Das Logo und die Homepage wurden modernisiert. Neue Sendungen wurden ins Programm genommen. Gespielt wurde eigentlich das selbe. Ich denke schon das an dem Gerücht etwas dran ist weil man es sonst nicht auf so einer Plattform veröffentlicht hätte. Und außerdem deuten ja auch die Weggänge von Lynen und Tobi Geißner uf einen möglichen Relaunch an. Es heißt abwarten und wenn an der Sache was dran ist wird wohl sicher noch eine Pm veröffentlicht.
 
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@ricochet, ich find's cool...

Außerdem, so "alternativ" wie häufig behauptet wird, ist RadioEins ja nun auch wieder nicht, da kommt desöfteren schon auch bekannteres "Zeugs".:) Man müsste halt eine gesunde Mischung aus beidem finden, was zugegebenermaßen nicht ganz einfach ist und es vor allen Dingen musikalisch gut aufeinander abstimmen. Aber dazu braucht es eben Musikredakteure mit absolutem Fachwissen, die eben nicht nur die 08/15-Titel kennen, die eh schon in Dauerrotation sind.:)
 
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...ich find beide Songs ganz ansprechend. RadioEIns ist in der Tat nicht so alternativ, da läuft auch mal die ein oder andere Chart Nummer oder 80er-Jahre Hit. Entscheidend ist aber, dass der Sender nicht, wie mittlerweile auch alle HR, SWR und BR-Programme auf Durchhörbarkeit angelegt ist, sondern wirklich gute Spezialsendungen bietet und Neuerscheinungen Raum gibt. Sicherlich mag man meinen, Durchhörbarkeit ist die einzige Chance, als Radiosender in Zeiten individuell einstellbaren Internetradios oder Mp3-Playlists zu überleben, da man zu keiner Zeit bestimmte Hörergruppen abschreckt/verdrängt. Aber ist das so? Ist nicht vielmehr Durchhörbarkeit etwas, wozu im Grunde jeder mp3-Player imstande ist? Wer heutzutage noch Radio hört, hört wahrscheinlich gerade, weil er interessiert ist an neuer Musik, interessanten Wortbeiträgen usw. Deswegen kann ich die Tendenz, Radiosender zu deindividualisieren, nicht nachvollziehen. Die Hörerzahlen von RadioEINS, MotorFM und co (alles eher alternative Sender) deuten auch eher einen anderen Trend an.

Fakt ist: In den Jahren, in denen ich RadioEIns gehört habe, hat sich mein Musikhorizont so dermaßen weiterentwickelt. In der Zeit, in der ich HR gehör habe, hat er sich eher reduziert. Natürlich gefällt einem nicht alles, aber hier und da wird man auf eine Neuerscheinung aufmerksman, recherchiert, lernt neue Bands kennen und und und.
SIcherlich kann man nicht von jedem Hörer erwartet, musikalisch so interessiert zu sein, aber die Tendenz der meisten (gerade auch öffentl.-rechtl.) Radiosender geht in Richtung Mainstream-Gedudel und weg von jeglicher Form musikalischen Tiefgangs.
 
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Also, da gefällt mir aber "Cage the Elephant" besser...so alternativ sind die ja auch wieder nicht. Und gefällt vermutlich mehr Erwachsenen als Katy Perry und Lady Gaga...möchte ich fast wetten. Es kommt halt auf die Mischung an und auch etwas auf die Tageszeit. Wer hat eigentlich mal gesagt, dass sich ein Programm den ganzen Tag gleich anhören muss. Dass ist IMHO einer der grössten Fehler, die immer wieder begangen werden.
 
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Also, da gefällt mir aber "Cage the Elephant" besser...so alternativ sind die ja auch wieder nicht. Und gefällt vermutlich mehr Erwachsenen als Katy Perry und Lady Gaga...möchte ich fast wetten.

Wette ruhig, die wirst du mit Pauken und Trompeten verlieren! Es ist nunmal so, dass die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung einen, sagen wir mal "einfach gestrickten" Musikgeschmack hat. Und wer das nicht glaubt, kann ja gerne mal einen repräsentativen Musik-Research durchführen.

Dennoch finde ich, dass auch solche wie die beiden o.g. Titel eine Berechtigung zumindest im öffentlich-rechtlichen Rundfunk finden müssten, Stichwort Kultur- und Bildungsauftrag. Man muss es ja nicht gleich übertreiben, aber wenigstens mal hin und wieder so eine Nummer ins Programm einstreuen? Meine Güte, wer so etwas nicht verträgt, der hat den ÖR-Anstalten doch sowieso längst den Rücken gekehrt.
 
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Wette ruhig, die wirst du mit Pauken und Trompeten verlieren! Es ist nunmal so, dass die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung einen, sagen wir mal "einfach gestrickten" Musikgeschmack hat. Und wer das nicht glaubt, kann ja gerne mal einen repräsentativen Musik-Research durchführen.
Das glaube ich sehr wohl. Wäre es anders, sähe unsere Alltagskultur anders aus, wäre Werbung anders (oder gäbe es gar keine in der Machart, wie wir sie kennen), gingen die Menschen miteinander anders um. Und dennoch steht nirgendwo gesetzlich festgelegt, daß die kulturell nicht so simpel gestrickte Minderheit aufgrund der Tatsache, Minderheit zu sein, kein Recht auf Berücksichtigung hat. Jeder Mensch ist vollständig und verdient damit auch vollständige Berücksichtigung. Und deshalb ist es aus meiner Sicht auch völlig sinnlos,
wenigstens mal hin und wieder so eine Nummer ins Programm ein(zu)streuen.
Wer soll sich das anhören? Die, die es so simpel wie möglich haben wollen, finden in den wenigen eingestreuten "bemerkenswerteren" (wortwörtlich!) Titeln keine Anreize für eine kulturelle Entdeckungsreise, sondern schlicht Ausschaltgründe. Und die anderen haben - da Minderheit - tagtäglich draußen in der Öffentlichkeit genug geistig-kulturelles Elend stumm leidend zu ertragen, als daß sie sich noch freiwillig vor ein Radio setzen und weiteres Elend ertragen wollten, nur um ein- oder zweimal pro Stunde einen Titel zu hören, der ihnen rausgelöst aus dem Kontext möglicherweise zusagen könnte. Das hat man vielleicht noch in den 70er machen können, aber heute hat das niemand mehr nötig, da meist andere Quellen zur Verfügung (die wiederum aus meiner Sicht kein gutes Radioprogramm ersetzen können).

Für mich ist das eine bittere Wahrheit: hier besteht ganz eindeutig völlige Inkompatibilität zwischen unterschiedlichen Lebensrealitäten. Da bringt Vermischen gar nichts - das ureigene Ziel in solchen Gruppen ist ja oft gerade das Gegenteil, nämlich Entmischung, Separieren, Abgrenzen. Man will nicht so sein "wie die" und glaubt, gute Gründe dafür zu haben. Dazu gibt es doch erst die ganzen kulturellen Facetten, die hätten sich sonst doch gar nicht entwickelt! Man identifiziert sich mit einer oder maximal mit einigen bzw. einer groben "Richtung" und lehnt das andere mehr oder weniger ab - nicht unbedingt "aktiv", sondern einfach durch nicht-Beachten. Das machen die Klassikfreunde (nein, meine ehemalige Musiklehrerein, Konzertflügel im Wohnzimmer, würde nie, nie, nie auf ein Punk-Konzert gehen) genauso wie die Deathmetal-Hörer (die vermutlich nie zu Lady Gaga gehen würden, aber teils sicher auch Klassik hören).

Und das geht weit über die hier bislang ausschließlich strapazierten musikkulturellen Nischen hinaus. Wir haben bislang nicht über redaktionelles Wort gesprochen. Auch hier tun sich deutliche Unterschiede in der Erwartungshaltung auf, die - zumindest meine Beobachtung - durchaus mit bestimmten Vorlieben in der Musikkultur korrelieren. Nicht ohne Grund dürfte Lady Gaga nicht unbedingt die geeignete Musik zur Ausgestaltung eines Campus- oder Wissenschaftsmagazins sein. Nicht ohne Grund würde in einem Businessradio nicht gerade Ton Steine Scherben laufen - und der Hausbesetzer-Piratenfunk käme sicherlich nicht auf die Idee, das "Barbie Girl" von Aqua zwischen politisch bis zur Unverständlichkeit aufgeblähten Verlautbarungs-Wortstrecken zu platzieren. Das hat alles schon seinen Sinn...

Bitte auch beachten, daß der Begriff "Fremdschämen" sehr schnell auf den Schirm kommt, wenn jemand, der sich kulturell als eigenständig und etwas abseits vom Mainstream wähnt, vor ein normales Radio gesetzt wird.

Mein Fazit: das Einstreuen einzelner etwas weniger mainstreamiger Titel in ein ansonsten unverändertes Programm (hinsichtlich Wortinhalt, Wortanteil, Ansprechhaltung, Verpackung) ist so ziemlich das sinnloseste, was man tun kann. Damit ist niemandem gedient. Es muß vielmehr eine in sich geschlossene Welt entstehen, in der sich die eine oder auch die andere Gruppierung vollständig wohlfühlen kann. Radio Eins kann das z.B. tagsüber zumindest für mich nicht: dieses dämliche Lifestyle-Gequatsche über die typischen "hach, sind wir alle witzig und intellektuell"-Themen der Klischee-Prenzlberger macht mir die interessanteste Musik zunichte. Deshalb ziehe ich mir das Tagesprogramm da auch nicht rein. Auch wäre mir ein hr1 mit wenigen interessanten Musikhäppchen - und sogar auch mit einem ausschließlich interessanten Musikprogramm - keine Alternative, wenn da der Wortanteil liefe, den ich bei meinen wenigen hr1-Zwangsverkostungen (als Mitfahrer in einem Dienstwagen auf Hessens Autobahnen) ertragen mußte. Ich bin keine 50-jährige Hausfrau mit eher niedrigem Bildungsabschluß, die sich für nichts außer Promi-Klatsch und ähnliche Belanglosigkeiten interessiert.
 
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Ach ja. Das alte Totschlag-Argument: Die Leute wollen das so.
Dem entgegne ich gerne handfest und proletarisch: Fresst mehr Scheiße! Millionen Fliegen können sich nicht irren. Oder feiner ausgedrückt: Wenn man den Leuten nichts anderes anbietet, können sie auch nichts anderes wollen.

Ich finde man sollte vom Trend abkommen, Radio für potentielle Werbekunden zu machen und sich wieder unabhängiger den Hörern, der Musik und den Inhalten widmen. Ich persönlich bin der Meinung, dass eine öffentlich rechtliche Sendeanstalt es aushalten können muss, dass eine selbst gewählte Platten-Neuvorstellung nicht sofort bei 100 Prozent ihrer Hörer ankommt. Außerdem hat die Zeit bereits mehrfach bewiesen, dass der Mainstream durch neue Impulse durchaus seine Richtung wechseln und seinen Horizont erweitern kann. Dazu muss man natürlich auch den "Mut" haben solche Impulse zu zulassen auch wenn sie nicht sofort zum Welterfolg führen. Ein Radioprogramm gänzlich ohne Persönlichkeiten, Ecken und Kanten ist so langweilig, dass man es auch weglassen kann.

Im Übrigen: ricochet könnte nicht wissen, ob er eher Cage The Elephant oder Saving Abel mag, wenn er sie nicht beide angehört hätte. Und einer computergenerierten Einschaltquotenerfolgsplaylist zu Folge hätte er auch gar nicht wissen dürfen, dass es diese Bands gibt. Wie revolutionär... ;)
 
AW: hr1: Lady Gaga statt Bob Dylan?

Ich halte meine Wette aufrecht, Plattenschrank, und erhöhe den Einsatz noch.
Wenn ICH den Research durchführen darf. Und zwar nicht mit Hooks und schon gar nicht am Telefon, sondern mit den GANZEN Stücken, in angenehmer Athmosphäre.
Es liegt an der Methodik, dass diese Researches alle Mumpitz sind. Genau wie eben auch diese verflixte Media-Anal-yse...die ist wirklich für den selbigen.

@Radiowaves: Ich hechle nicht den Trends hinterher, ich setze sie. Und mein Trend heisst: WIDER die Abgrenzung. Über Grenzen springen, Mauern brechen, Schubladen einreissen. So mache ich das in meinen Sendungen. Und ich denke, das ist die Zukunft. Sonst würde ich es nicht machen. Und trotzdem nicht alles wahllos kreuz und quer...nein, es sollte schon irgendwie stimmig sein, aber auch überraschend.
Radio ist Kunst! Jede Show für sich, aber auch das Gesamtprogramm.
 
Das Wort zum Dienstag

als daß sie sich noch freiwillig vor ein Radio setzen und weiteres Elend ertragen wollten, nur um ein- oder zweimal pro Stunde einen Titel zu hören, der ihnen rausgelöst aus dem Kontext möglicherweise zusagen könnte. Das hat man vielleicht noch in den 70er machen können

Das hat man im Rundfunk der DDR auch noch nach 1980 gemacht, indem man morgens einen „Jugendmusiktitel“ pro Stunde senden ließ. Es hat nicht funktioniert, woraus man dann bekanntlich 1986/87 die Konsequenzen zog.


Für mich ist das eine bittere Wahrheit: hier besteht ganz eindeutig völlige Inkompatibilität zwischen unterschiedlichen Lebensrealitäten. (und) Man identifiziert sich mit einer oder maximal mit einigen bzw. einer groben "Richtung" und lehnt das andere mehr oder weniger ab - nicht unbedingt "aktiv", sondern einfach durch nicht-Beachten.

Woher die Sicherheit, was die völlige Inkompatibilität betrifft? Ich habe da mal andere Erfahrungen gemacht. Zugegeben: Wo – womöglich aus anderen Erfahrungen heraus – von der Grundannahme völliger Inkompatibilität ausgegangen wird, dürften auch kaum Chancen darauf bestehen, einmal von der routinierten Nichtbeachtung abzurücken und die vermeintliche Wahrheit (die wahrlich eine bittere wäre) in Frage zu stellen.

An dieser Stelle könnte man fragen, was der Hörfunk, selbstredend der öffentlich-rechtliche, eigentlich an dieser Stelle tut. Ich denke, da könnte man mehr machen, um es ausgesprochen zurückhaltend zu formulieren. Damals bei Radio Brandenburg hat es verdammt gut funktioniert, die vermeintlich inkompatiblen Welten in ein und demselben Programm abzubilden. Ich wüßte kein Programmangebot, wo das noch einmal in dieser Weise geklappt hat. Vielleicht sollte man sich das Nordwestradio mal näher anschauen, aber ans alte „Rabra“ kommt das wohl nicht ran. Und wenn wir beim Dornbusch bleiben, bestehen nach dem, was man so für Storys von Frau B. hörte (blödes, pseudointellektuelles Jequatsche...), dafür bei hr2 auch nicht gerade ideale Voraussetzungen.

Insofern ist es natürlich von bittersüßer Ironie, daß es Radio Eins gibt, weil Radio Brandenburg gestorben ist.


Nicht ohne Grund dürfte Lady Gaga nicht unbedingt die geeignete Musik zur Ausgestaltung eines Campus- oder Wissenschaftsmagazins sein. Nicht ohne Grund würde in einem Businessradio nicht gerade Ton Steine Scherben laufen

... sondern im Wissenschaftsmagazin, genau!


Bitte auch beachten, daß der Begriff "Fremdschämen" sehr schnell auf den Schirm kommt, wenn jemand, der sich kulturell als eigenständig und etwas abseits vom Mainstream wähnt, vor ein normales Radio gesetzt wird.

Ich kenne es eher so, daß solche Leute das Medium Hörfunk nichtmal ignorieren.


Es muß vielmehr eine in sich geschlossene Welt entstehen, in der sich die eine oder auch die andere Gruppierung vollständig wohlfühlen kann. Radio Eins kann das z.B. tagsüber zumindest für mich nicht: dieses dämliche Lifestyle-Gequatsche über die typischen "hach, sind wir alle witzig und intellektuell"-Themen der Klischee-Prenzlberger macht mir die interessanteste Musik zunichte.

Von wann ist der Eindruck? Und sicher, da nicht „Belrin“ reinzuprojizieren?

(Zur Erläuterung: „Belrin“ ist ein fiktiver Sammelbegriff für die ganze Schlechtigkeit dieser Stadt.)


Auch wäre mir ein hr1 mit wenigen interessanten Musikhäppchen - und sogar auch mit einem ausschließlich interessanten Musikprogramm - keine Alternative, wenn da der Wortanteil liefe, den ich bei meinen wenigen hr1-Zwangsverkostungen (als Mitfahrer in einem Dienstwagen auf Hessens Autobahnen) ertragen mußte. Ich bin keine 50-jährige Hausfrau mit eher niedrigem Bildungsabschluß, die sich für nichts außer Promi-Klatsch und ähnliche Belanglosigkeiten interessiert.

Ich sehe schon: Witzchen über festgefrorene Zungen sind genau der richtige Moderationsstil für hr1.

In diesem Sinne.
 
AW: Das Wort zum Dienstag

Woher die Sicherheit, was die völlige Inkompatibilität betrifft? Ich habe da mal andere Erfahrungen gemacht.
Ich bin freilich auch schon Menschen begegnet, die sich Klassik und Punk reinfahren (um mal ein Extrem zu nennen), aber es sind wenige. Die meisten, die ich kenne, sind in einer Welt zu Hause - und nur in dieser. Und das quer durch alle Altersklassen und Bildungsabschlüsse. Natürlich, die "allseitig gebildeten und interessierten" Zeitgenossen gibt es auch. Oft hatte ich das Gefühl, sie tun dies, um einer Erwartungshaltung zu entsprechen, denn es wirkte aufgesetzt.

Zugegeben: Wo – womöglich aus anderen Erfahrungen heraus – von der Grundannahme völliger Inkompatibilität ausgegangen wird, dürften auch kaum Chancen darauf bestehen, einmal von der routinierten Nichtbeachtung abzurücken und die vermeintliche Wahrheit (die wahrlich eine bittere wäre) in Frage zu stellen.
Falls Du auf mich privat und meine kulturelle Sozialisiation ansprichst: meine Kultur habe ich mir immer gegen den Willen jeglicher "Autoritäten" erkämpfen müssen. Für meine Eltern war (und ist, letzteres ist mir in meinem Alter aber wurscht) meine Musik immer "Gejaule" oder "Krach". Knarf Rellöm hatte wohl ganz ähnliche Erfahrungen gemacht und einst vertont. Der Unterschied zu mir: er hat es dann offen ausgelebt, ich bin daheim geblieben und habe den Kopfhörer benutzt. Im nachhinein betrachtet nichtmal die schlechteste Variante, mir ist einiges erspart geblieben (Alkohol, Drogen, ...).

In der Schule mußte man Klassik mögen und positive Aussagen heucheln, denn darauf gab es gute Zensuren. Ich habe Musik abgewählt, sobald die Möglichkeit dazu bestand (naturwissenschaftliches Spezialgymnasium mit deutlich zurückgefahrenem "musischen" Angebot). Und im Radio, um aufs Thema zurückzukommen, spiegelt sich doch inzwischen nur wieder, was in der "Gesellschaft" Konsens ist: willst du "Kultur", mußt du "Klassik" nehmen. Alles andere ist keine "Kultur" und darf dem kommerziellen Vergleich zum Fraß vorgeworfen werden. Genau so laufen MDR und hr (sonst hätte man Walter und Rebell nicht abgesägt, sondern auf hr2 gepackt, denn die beiden standen für Radio mit Niveau, also Kultur).

Und da zeige ich - sorry - den Stinkefinger. Ich bin der vielleicht etwas vermessenen Auffassung, die gleichen Rechte und Freiheiten zu genießen wie andere, obwohl ich kein Klassikhörer bin. Und damit ist Klassik schon aus Prinzip raus und einiges andere auch. Daß ich mit Klassik wirklich nichts anfangen kann und es bei mir Aggressionen und Unbehagen auslöst, weil es die Kultur meiner "Disziplinierer" ist, kommt mir da nur entgegen. Ich muß also nicht einmal gegen meinen Fluchtreflex handeln. Muß ich wirklich einmal auf ein Klassikkonzert (letztens mußte ich), rette ich mich über die Zeit, indem ich nur auf die technischen Aspekte achte: das beste HiFi ist halt live. Ich sehe dann tatsächlich RTWs vor meinen geschlossenen Augen, ich spüre Dynamik und ich denke darüber nach, wie ich das jetzt mikrofonieren würde und mit welcher Aussteuerung man da wohl rangehen müßte.

Aus dem gleichen Grund (abgelehnte Autoritäten) laufe ich nur zur allergrößten Not im Anzug herum. Andre sind stolz auf dieses Outfit, für mich hat es was von Häftlingskleidung. Wenn möglich, ziehe ich mich erst unmittelbar vor dem Anlaß um. Eine halbe Stunde vor meinem Rigorosumsvortrag saß ich in zerrissenen Jeans vor dem Institut auf der Treppe und sammelte mich. Es gibt nichts besseres, als sich diese Freiheit herauszunehmen.


Damals bei Radio Brandenburg hat es verdammt gut funktioniert, die vermeintlich inkompatiblen Welten in ein und demselben Programm abzubilden.
...mir blieben davon nur Mitschnitte, ich wohnte damals nicht in Berlin und RaBra war nicht auf Satellit. Es wäre durchaus spannend gewesen, wie ich auf die Mixtur reagiert hätte, zumal dort ja beide "Fraktionen" mit Respekt behandelt wurden. Genau das finde ich nicht bei den heutigen Wellen. Die "Kulturwellen" gehen mit Popkultur oft um wie mit einem Aussätzigen. Oder sie leugnen sie komplett.

Von wann ist der Eindruck? Und sicher, da nicht „Belrin“ reinzuprojizieren?
Der Eindruck entsteht bei mir immer wieder. Dazu reicht schon das nervige Teasing für diese oder jene schöne Party - natürlich "nur für Erwachsene". Ich habe danach meist schon fertig und das Radio aus. Ich definiere mich nicht über so etwas. Daß ich sämtliche Doppelmoderationen im Tagesprogramm nie mochte, ist ja bekannt.
 
AW: hr1: Lady Gaga statt Bob Dylan?

hr1 hat mir bestätigt das es den besagten Relaunch in naher Zukunft nicht geben wird sondern das es nur ein Gerücht war. Also bleibt erstmal alles beim alten.
 
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..und warum ist Lynen dann aufgrund von geplanten Veränderungen gegangen, wenn sich doch nix ändert? Das passt doch nicht.
 
AW: hr1: Lady Gaga statt Bob Dylan?

Den "Hörerservice" im Generellen kann man größtenteils in der Pfeife rauchen, die lesen oft gar nicht einmal was die Frage war, wissen oft weniger als man selbst...
 
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Die Auswirkungen sind bisher als minimal zu bezeichnen:

1) Der Wettermensch morgens muß länger Dienst schieben, dem stehe ich eher neutral gegenüber.

2) Sie verweisen darauf welcher Musiktitel kommt. Auch das nervt eher nicht.

3) Sie deuten an welcher Wortbeitrag kommt. Das gefällt mir

4) Das neue Gewinnspiel nervt !
 
AW: hr1: Lady Gaga statt Bob Dylan?

Mit Lady Gaga würden die sowieso keinen Stich machen. Es gibt schon genug Sender, die so was spielen und die Leute, die das hören wollen, werden sich bestimmt nicht zu hr1 verlaufen.
 
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