Als der Hörfunkdirektor am 11. Juli im Foyer die Entscheidungen der Geschäftsleitung zum hr-Produktportfolio erläuterte, war die Stimmung unter den hr2-Mitarbeiter*innen auf dem Tiefpunkt. Er verkündete, hr2-Kultur werde zu einer Klassikwelle und solle „durch hörbar“ sein. Was nichts anderes heißt als entwortet. Also eine weitgehend inhaltsfreie Klassikwelle. So kam die Ansage bei den Mitarbeiter*innen an. Die Freien, die das Tagesprogramm mit Inhalt füllen, sahen sich damit vor dem Aus.
Diese Aussagen hat Heinz Sommer nun zurückgenommen und sich offiziell bei den hr2-Mitarbeiter*innen entschuldigt.
Gut so, denn eine hr2-Entwortung ist das letzte, was die Kulturberichterstattung des hr braucht.
„hr2 ins digitale Zeittalter mitzunehmen und so auch jüngeren Zuhörer*innen schmackhaft zu machen, das ist eine ganz andere Sache“, so hört man aus dem Kreis der Kolleg*innen, die für hr2-Kultur arbeiten. Nach den Einlassungen des Hörfunkdirektors in der hr2-Teamsitzung bleibt es aber dabei, dass hr2 zu einer deutlich klassiklastigeren Welle werden soll, die die anderen Musikfarben – vor allem den Jazz – aber nicht ausblenden soll.
Die hr2-Mitarbeiter*innen haben in der Versammlung klargemacht, dass sie diejenigen sein wollen, die die zukünftigen digitalen Kulturformate des hr erarbeiten wollen: „Wer denn sonst!“
Und es klingt zuversichtlich selbstbewusst, wenn Florian Schwinn die Parole ausgibt: „Wo wir sind, ist vorne!“ Soll heißen, wir, also die hr2-Mitarbeiter*innen, wollen den Umwandlungsprozess selbst bestimmen und gestalten. „Wir holen uns Hilfe, wenn wir sie brauchen. Externe Beraterfirmen gehören aber mit Sicherheit nicht dazu.“ Und auf keinen Fall sollen Programmteile in andere Wellen verschoben werden. Auch diese Ansage ist klar: „Wir wollen Teil der zukünftigen crossmedialen Kultur Unit werden!“