hr2 wird zur Klassikwelle

Ein Statement der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste. Es endet:
…Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste schlägt daher die Veranstaltung eines öffentlichen Hearings an prominentem Ort und mit prominenter Besetzung vor. Ziel wäre eine umfassende Standort-Bestimmung: Was ist öffentlich-rechtliche Kultur heute? Genügt sie noch den ideellen Gesichtspunkten, die nach einer politisch moralischen Katastrophe (die auch eine Medien-Katastrophe war) zur Etablierung eines föderal strukturierten, durch Gebühren finanzierten, also öffentlich subventionierten Rundfunks in Deutschland führte?
Und:
Nicht der Konflikt, sondern allein die Kooperation kann neue Wege eröffnen. Wünschenswert wäre, dass Öffentlichkeit und öffentlich-rechtlicher Rundfunk gemeinsam eine Neubestimmung versuchen. Interessierte Partner (zum Beispiel eine renommierte städtische Bühne, andere Kultur-Institutionen) werden gesucht.
 
Apropos Popkultur vs. Klassik: Der hr hatte ja mal ein Programm fuer Jugend/Popkultur, das versuchte, den Spagat zwischen Begleit- und Einschaltprogramm hinzubekommen. Dass mit so einem Konzept die Quoten nicht in den Himmel wachsen, war klar, aber man schlachtete die Welle, um gegen Privat anzududeln. Jahre spaeter merkt man ploetzlich, dass sich die junge Zielgruppe offenbar nicht mehr fuer Kultur im Radio interessiert und hat als Konzept - voila - das Schlachten der naechsten (immerhin letzten) Welle, die aber eine etwa doppelt so grosse Hoerergemeinde hat, als besagtes Jugendkulturprogramm seinerzeit vor dem Exitus.

Dann sollte man noch erwaehnen, dass sich der hr als kleine Anstalt bereits 4 (vier!) durchformatierte Popmusikprogramme leistet, weitestgehend befreit von spezielleren, popkulturellen oder musikjournalistischen Inhalten - die beruehmte Flotte. Und wer sich mal eine Stunde hr-info angetan hat, ahnt, dass es nur noch wenig technischen Fortschritt braucht, bis Siri und Alexa das besser koennen, personalisierter, vielleicht sogar spannender und witizger. Ja ich weiss, die Menschen hinter den Stimmen. Aber wenn die zunehmend zu entpersonalisierten Sprechrobotern trainiert werden, nehme ich doch gleich das Original.

Im Grunde ist es ermuedend. Vor gut 15 Jahren wurde hier diskutiert, ob denn eine ARD-Popwelle auch dreimal Robbie Williams pro Stunde spielen muss. Es muesse Reformen geben, an die Leute gedacht werden, die noch Inhalte wollen. Anderthalb Jahrzehnte spaeter stellt man frustriert fest, nichts wurde reformiert und besser, es wurde nur noch schlechter. Die Politik kann und will nichts tun, die, sagen wir mal, Synergien sind dann doch zu komfortabel. Der eine Wutartikel in der FAZ alle halbe Jahre perlt ab wie von Teflon und die Gebuehrenzahler selbst haben eh nix zu melden, gar nix. Ausser sich an den entwuerdigenden Spielchen zu beteiligen, wo zweimal im Jahr telefonisch die Aufmerksamkeit abgefragt wird.

Und es ist ja nicht nur die Musik. Wenn ich an die juengeren kontroversen gesellschaftlichen und politischen Themen denke, die das Land spalten, wie es so phrasenhaft heisst. Was hat die ARD, was hat der hr Hoerfunk hier aufzuweisen? Von Diskussionen und Meinungsvielfalt mal nicht zu reden, aber sagt er den Leuten erst mal schnell und aktuell ueberhaupt 'Was ist'? Wetterfarbe. Ich denke, mehr muss man nicht sagen.
 
...was für diejenigen, die mit "Popgedudel" (oder "Gejaule", je nach Deutlichkeit der Unmutsbekundungen) auch nicht gut ist. Sie können (Wort-)Inhalte nicht mehr nutzen, weil dazwischen halt keine Klassik läuft.
(...)
Mir ist gehobene (!!!) handverlesene Popmusik, gerne mit Indie-Einschlag, aber auch lieber als Klassik. Klassik bitte am Stück und nicht als Füllmusik.
Ich darf an dieser Stelle auf WDR 2 Klassik verweisen: https://de.wikipedia.org/wiki/WDR_2_Klassik

Mit hatte das durchaus immer einmal gefallen. Damals war bekanntlich auch das gemeine WDR2-Programm deutlich hörenswerter.
 
"Reformbedarf unstrittig", "nicht zu vergleichen"
Ist schon spät heute, dehalb erst einmal ein unverfängliches Gähhhn.
Und dann mal ernsthaft: Warum glaubt man offensichtlich ernsthaft daß diese immer wieder eingesetzte Blaupause des eigenen Abschaffens nicht durchschaut wird? Beim RBB hat man Fritz kürzlich gebügelt. Ich für meinen Teil würde da gerne einen Bedarf eines Stahlwerks zu normaler Sendezeit anmelden. Hier ist schlicht die Vorstufe zur Vollformatierung zu sehen in dem man alles was nicht paßt schon über die Randszeiten hinausschiebt. Das kennt man auch von hr3. Dort als Hard'n'Heavy zur langen harten Nacht wurde. Und dann wurde es ganz finster, die Lichter für dieses Musikgenre gingen beim hr ganz aus. Natürlich "nur" Heavy Metal. Und der öffentlich-rechtliche Auftrag scheint damit erfüllt daß man einmal im Jahr auf 3sat die "Deppen" zeigt die das gut finden. 2019 auch noch leider ohne Schlamm.
Wenn es sich hier um das Credo des zukünftigen öffentlich-rechtlichen Rundfunks handelt, aufwachen: wir sprechen hier nicht über die versifften Metal-Fans (die übrigens, Überraschung, gar nicht so versifft und verblödet sind), dann gute Nacht. Dann gibt es ihn nicht mehr. Auch bei hr2 nicht, auch beim RBB nicht.
 
Vor gut 15 Jahren wurde hier diskutiert, ob denn eine ARD-Popwelle auch dreimal Robbie Williams pro Stunde spielen muss. Es muesse Reformen geben, an die Leute gedacht werden, die noch Inhalte wollen. Anderthalb Jahrzehnte spaeter stellt man frustriert fest, nichts wurde reformiert und besser, es wurde nur noch schlechter.

Das trifft für den HR zweifelsfrei zu, für die ARD in toto ist es zu pauschal.
So hat zB das kleine Radio Bremen seit zwei Jahren wieder eine eigene Kulturwelle - mit viel Info, viel Magazin und Spezialsendungen. Also quasi all dem, was hessische Hörer laut Herrn Sommer nicht mehr wollen.
Andere ARD-Anstalten wie BR, SR und SWR entwickeln die hauseigenen Kulturwellen behutsam weiter, ohne das Profil grundlegend zu verwässern, wie es beim HR nun bevorsteht.

Dass der HR, angesiedelt in einem der größten und reichsten Bundesländer der Republik, im Hörfunk auf demnächst fünf seiner sechs Wellen ein dermaßen inhaltsleeres Minimalprogramm aufbietet, ist eine Entscheidung des Hauses - und weder äußeren Zwängen noch der Digitalisierung geschuldet.
 
So hat zB das kleine Radio Bremen seit zwei Jahren wieder eine eigene Kulturwelle - mit viel Info, viel Magazin und Spezialsendungen. Also quasi all dem, was hessische Hörer laut Herrn Sommer nicht mehr wollen.

😂

Nun ja, dieser Bremer

Fahrstuhl-Französisch-Flach-Funk

sollte nun wirklich kein (F-) Vorbild sein...
 
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Bei dem Hinweis auf Bremen 2 ging es weniger um die musikalische Umrahmung in der Daytime (dass dort auch Softpop eingestreut wird, wird bereits an anderer Stelle diskutiert und kritisiert), sondern um den Wortanteil und die "Einschaltsendungen".
Es finden sich im Tagesprogramm Hörspiele, Features und einstündige Interviews. Eben das, was man in Frankfurt vom linearen Programm ins Web abschieben möchte.
 
Bremen Zwei ist ein modernes Kulturprogramm, zugegeben. Hat mir viel zu wenig Wortanteil, aber ein reines Klassikprogramm kann es ja heute auch nicht mehr sein – wenn es kein zweites Programm mit anspruchsvoller Musik mehr gibt im Lande. So ist es in Hessen gekommen.
 
@ schneeschmelze
Ganz low-level: Man sollte Kreuzberg und Pfaffenberg neu sortieren mit der Option BR-Klassik möglichst weit nach Hessen einzustrahlen. 87,9 Ffm natürlich noch dazu. Dazu dann noch die Aufschaltung im 7B hr, das würde dem hr ohnehin zustehen.
DANN wäre mir lieb hr2 würde eine Art Bayern2 werden. So bleiben also nach der angedachten Reform noch 93,1 und 88,4 wenn man RADIO in Hessen hören möchte. Bestimmt nicht schlecht, aber der hr ist damit raus.
 
@ schneeschmelze
Ganz low-level: Man sollte Kreuzberg und Pfaffenberg neu sortieren mit der Option BR-Klassik möglichst weit nach Hessen einzustrahlen. 87,9 Ffm natürlich noch dazu.

Ich würde vorschlagen, die 87,9 Ffm im Zuge der angedachten Programmreform abzuschalten, dann kann im östlichen Rhein Main Gebiet wenigstens MDR Kultur empfangen werden, die ab 18:00 Uhr manchmal recht interessante Themen in der Sendung "Spezial" haben und ab 19:35 die von mir sehr geschätzte Jazz Lounge.
 
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Einklagen? Wieso? Das Honorar ist anständig.

Na, weil man auch mit anständigen Honoraren sich leicht in einer prekären Lebenssituation befinden kann. Mindestens, dass eine unbefristete Festanstellung, summasummarum (inklusive Versicherungen und Altersvorsorge) zuverlässig wirtschaftlich besser ist, wird ja wohl keiner bestreiten.

Einklagen wird heute fast als systemwidrig wahrgenommen. Es ist in neoliberalem Denken ('Wettbewerb auf einem Markt ist immer besser, als staatliches Handeln') auch systemwidrig. Es ist aber gute alte soziale Marktwirtschft mit der wir in den 60er und 70er Jahren gut gefahren sind.

Dem Gesetzgeber war das bei der Erschaffung der sozialen Marktwirtschft, in vor-neoliberalen Zeiten, so wichtig, dass er "freie" Beschäftigungen als "atypisch" und "unständig" disst (durchaus nicht nur verbal, sondern mit handfesten finanziellen Nachteilen) und gewinnorientierte Unternehmen, auf Grund ihrer "Fürsorgepflicht", gesetzlich verpflichtet, Auftragnehmer in das sozialversicherungsrechtliche Ideal unbefristete Festanstellung (siehe auch "Eckrentner") zu überführen, wenn der Auftragnehmer für seinen Lebensunterhalt in eine wirtschaftliche Abhängigkeit von einem Auftraggeber (= die Kohle kommt ganz überwiegend von einer Firma) gekommen ist.

Diese Gesetzgebung hat paradoxer Weise dazu geführt, Radiocat hat darauf schon hingewiesen, dass die Anstalten "freie" Mitarbeit so begrenzen, dass diese Mitarbeiter nicht von diesen Jobs leben können sollen. Zumindest nicht allein von den Aufträgen einer Anstalt.

Dass eine prekäre Lebenssituation dazu führen kann, einen Kinderwunsch zeitlich nach hinten zu schieben, ist jetzt keine ganz neue Erkenntnis.
 
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Interessant das Protokoll, aber es sagt nichts wirklich neues.
Auch kein Thema der Unfall bei dem HR Sendemast, wo 3 Arbeiter in den Tod gestützt sind, die gegen jede Vernunft eine DAB Antenne aufstellen mußten.
Ein Nachbar sagte, da sieht man wie gefährlich DAB plus ist und daß er am liebsten auf DAB verzichtet
 
Ist in den 100 Jahren UKW jemals was passiert? Nein, aber erst seit dem doofen DAB plus häufen sich die Unfälle.
Umfragen bestätigen: Die Mehrheit der Deutschen will UKW
Experten warnen: DAB gefährdet ihre Gesundheit
Studien zeigen: UKW ist klanglich besser, deshalb hören auch viel mehr Menschen UKW als DAB
Der hr wäre gut beraten, DAB sofort zu stoppen, sonst verliert er weitere Hörer (und Mitarbeiter)
hr2 soll hr2 bleiben

Es gibt einen Sehnsuchtsort im Radio, abseits der englischsprachigen Musik, und das sind die Kulturwellen.
Bayern 2 Wort war das beste Programm, leider wurde es plattgemacht. Wer ist der Täter und der Krimitermin am Donnerstag abend.
HR2 war früher mal gut, aber heute nicht mehr und es steht zu befürchten, daß alles noch viel schlimmer wird
 
Ich sage ja nur, daß es sich gezeigt hat, daß DAB plus eine gefährliche Technologie ist und daß die UKW Unfälle nicht in den Nachrichten waren, glaube ich nicht, weil es gab keine.
Das spricht mal wieder gegen den hr, daß schnell der Deckel drauf gemacht wird, anstatt über die Gefahren von "Digitalradio" zu sprechen. Die Hörer von hr2 werden, wie sich aus dem Protokoll ergibt, ja nicht mal im eigenen Programm von hr2 informiert, weil das wäre unzulässige Einmischung.
Bei Privatsendern wird jede Minute gesagt, wie toll das Programm ist, aber der hr2 sagt nicht mal den Hörern, was auf sie zukommt.
 
Und die Erde ist eine Scheibe, oder wie. Natürlich gab es diese Unfälle. Es ist doch der Schwerkraft egal, ob einer mit einer UKW Antenne oder einer DAB Antenne im Arm vom Turm fällt. Mann, Mann. *kopfklatsch*
 
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