Ich hatte folgende Mail an hr4 geschrieben und die untenstehende Antwort bekommen. Im Prinzip ist das alles widersprüchlich:
- Man möchte samstags um 17 Uhr keine Spezialsendung, die viele ausschließt. Folge: Man streicht "Gude, Servus und Hallo", setzt aber angeblich weiter auf Blasmusik in der neuen Tanzparty. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass das jetzt nur noch für eine bestimmte Zeit als Argument herhalten muss, um die Kritiker zu besänftigen (ähnlich wie bei "Deutsch nach 8" seinerzeit bei Bayern 1 oder dem "Schlagerabend" bei WDR 4; alles wurde nach und nach gestrichen). Die Blasmusik dürfte in spätestens zwei Jahren dann endgültig rausfliegen.
- Die Option, Spezialsendungen auf anderen Sendeplätzen anzubieten, wenn am Samstagnachmittag angeblich so viele ihre Zeit mit Hobbys verbringen, gäbe es ja auch noch. Möchte man aber offensichtlich nicht. Gleichzeitig schreibt man aber, dass viele HörerInnen die Sendung nicht hören können, eben wegen des Sendeplatzes. Daraus zu folgern, die Sendung einfach einzustampfen, ist für mich ebenfalls widersprüchlich.
Ich glaube, viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Ansonsten einfach selbst lesen:
Sehr geehrtes hr4-Team,
mit großem Bedauern habe ich vor kurzem erfahren, dass die traditionsreiche Sendung Gude, Servus und Hallo Ende des Monats eingestellt werden soll.
Ich möchte Ihnen zu dieser Entscheidung einige Gedanken mitteilen. Es ist für mich nachvollziehbar, dass von Zeit zu Zeit überprüft werden muss, ob das Sendeschema noch eine ausreichende Zahl an Hörerinnen und Hörern anspricht und ob Sendungen inhaltlich modifiziert werden sollten. So ist das ja sicherlich auch bei Gude, Servus und Hallo, gerade weil dort ja eine Musikrichtung gespielt wird, die immer wieder umstritten und in weiten Hörerkreisen auch auf Ablehnung stößt. Nun mag es aus Sicht eines jüngeren Großstadtbewohners nicht gerade hip sein, wenn Frau Müller aus Bad Wildungen sich das Böhmische Herzklopfen oder die Kastelruther Spatzen wünscht. Umgekehrt ist es aber so, dass eine bestimmte Hörerschaft, auch weit über die Grenzen Hessens hinaus, wie die Absender der Musikwünsche häufig zeigen, gerade deswegen die Sendung einschaltet vermutlich auch weil sie eben ein wenig schrullig und altbacken daherkommt. Es wäre für mich nachvollziehbar, wenn man den Sendeplatz auf eine weniger prominente Zeit verlegen würde oder auch ein wenig am Konzept schraubt, was mich dagegen stört, ist das ersatzlose Streichen der Sendung. Genauso lief es auch mit den Spezialsendungen an den Werktagen von 19-20 Uhr (Gern gehört, Oldies und Evergreens, Tanztreff, usw.) und wohl dann auch mit der Soire am frühen Sonntagabend und vermutlich auch bald mit Wünsch dir was, das eine ähnliche Anmutung hat. Entgegen damaliger Ankündigungen wurden nie neue Formate etabliert, dagegen läuft das gewöhnliche Tagesprogramm nun bis 20 Uhr durch. Die Idee, die Tanzparty am Samstag bereits einfach um 17 Uhr zu starten, zeugt von einer Leidenschafts- und Ideenlosigkeit, die mich traurig macht. Trauen Sie sie doch einfach weiterhin, auch für ein zahlenmäßig etwas kleineres Publikum Radio zu machen, das sich im Gegenzug aber auch für Ihre Programminhalte wirklich interessiert und sich an diesen erfreut bei einem Intermezzo mit schöner Instrumentalmusik bin ich automatisch einfach gut drauf da braucht es keinen Jingle, der mir dies ständig suggerieren mag. Machen Sie sich nicht nur von Hörerzahlen und von Telefonumfragen abhängig Sie haben das als öffentlich-rechtlicher Sender, für den ich im Übrigen grundsätzlich gerne meinen Beitrag zahle, nicht nötig. Bedienen Sie in den Randzeiten der Radionutzung auch spezielle Interessen und geben Sie auch unbekannteren Künstlern weiterhin eine Bühne und das mit der Leidenschaft und Freude, wie Sie es über Jahre immer wieder getan haben! Sie wissen doch wie es geht! Und verzichten Sie bitte darauf, die kommenden Veränderungen als Verbesserung zu verkaufen, tatsächlich verkleinern Sie nämlich das musikalische Sortiment erheblich und bieten mehr altbekannte Fertigware an, die ohnehin tagsüber auch läuft. Was im Übrigen auch recht stillos daherkommt, ist die Tatsache, dass in der gestrigen Sendung mit keinem Wort erwähnt wurde, dass es sich um die vorletzte Ausgabe von Gude, Servus und Hallo handelt. Transparenz und Ehrlichkeit sehen anders aus.
Mit freundlichen Grüßen
Antwort:
vielen Dank für Ihre Rückmeldung und Ihr Interesse an unserem Sender. Wir haben unser Programm etwas umstrukturiert, das hat folgenden Grund: Wir haben sehr viele Rückmeldungen bekommen, dass Hörer die Spezialsendung Samstagnachmittag nicht hören können, da viele den Tag mit ihren Hobbies oder gemeinsam mit Freunden ausklingen lassen. Wir wollen keine Spezialsendung anbieten, die viele ausschließt.
"Gude, Servus und Hallo" wird somit durch die "Tanzparty" ersetzt. Darin wird auch volkstümliche Musik weiter eine Rolle spielen, das schließt auch Blasmusik ein. In jeder Stunde entscheiden die Hörer beim Spiel „Dicke Backen gegen Dicke Beats. Wir stellen zwei Titel zur Auswahl, die Hörer entscheiden, welcher gespielt wird. Wir sind gespannt, ob sich die volkstümliche Musik regelmäßig durchsetzt. Darüber hinaus gibt es auch in der Sendung noch jede Menge spontane Hörerwünsche. Das Programm wird somit wesentlich persönlicher und interaktiver gestaltet. Wir machen Radio für unsere Hörer, deshalb haben wir auch eingeführt, dass der Hörer das Programm aktiv mitgestalten kann. Die Zufriedenheit unserer Hörer steht für uns ganz oben. Ich werde Ihre Mail an die zuständigen Kollegen weiterleiten.
Vielleicht gefällt Ihren unser neues Format ja, wenn Sie mal reinhören. Ich weiß, dass man Gewohnheiten schlecht ablegen kann und gerne auf altbewährtes setzt, aber neu ist nicht immer schlecht.
Freundliche Grüße