In Bayern regiert der Wahnsinn / DAB+ und die BLM

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fmluder

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Hallo Radio-Deutschland,

es wurden neue Sendeplätze für die lokalen DAB+ Standorte München, Nürnberg, Ingolstadt und Augsburg ausgeschrieben (www.blm.de). Bei der ersten großen DAB Ausschreibungswelle 1995 und Folgejahre wurde von der BLM immer wieder an die Anbieter zur aktiven und finanziellen Beteiligung appelliert. „Nach dieser Ausschreibung komme kein anderer Anbieter mehr ins DAB Netz, außer ein Programmanbieter verlasse DAB“. Zitat Prof. Dr. Ring 1999.

Ca. 15 Jahre später nach gescheiterter Einführung von DAB schreibt die BLM wieder lokale DAB+ Kapazitäten aus, diesmal sogar 7 für Ingolstadt, 6 für Augsburg und je 1 für München und Nürnberg. Mitleid für die armen Programmacher, die bisher Ihre Kohle hier versenkt haben... sich auf das Wort der BLM verlassen haben und jetzt doch neuen Wettbewerb bekommen.

Heute sind die auf den lokalen DAB+ Plätzen verbliebenen Sender alle nonstop-Musik Dudelsender. Und Deluxe, einer der wenigen guten Sender wurde von der BLM wegen Eigentümerwechsel abgeschaltet (kein Kommentar).

In Ingolstadt erreicht man mit DAB+ laut BLM Ausschreibung knapp 460.000 Einwohner. Derzeit senden in Ingolstadt über lokales privates UKW:
RADIO IN
RADIO GALAXY


über DAB+
RADIO IN DIGITAL
COOL RADIO 1
COOL RADIO 2
MAGIC STAR

Die BLM will allen Ernstes insgesamt 13 lokale Hörfunk-Programme für Ingolstadt On Air???
War man in der BLM bei der Ausschreibung betrunken oder war das ein Aprilscherz?

Jetzt fällt mir ein, wurde nicht in Augsburg Radio Kö 87,9 geschlossen und die Frequenz an einen landesweiten Anbieter als Stützfrequenz ohne Ausschreibung vergeben, weil laut einer öffentlichen Wirtschaftlichkeitsberechnung der BLM 3 lokale Sender für Augsburg wirtschaftlich nicht tragbar sind?

In Augsburg senden derzeit über lokales UKW:
HITRADIO RT1
RADIO FANTASY

EGO FM (Zusatzfrequenz)
KLASSIK RADIO
(national)


über DAB+
RADIO FANTASY AKTUELL
RADIO AUGSBURG
SMART RADIO
MAGIC STAR


Laut BLM erreicht man in Augsburg mit DAB+ etwas mehr als 800.000 Hörer… Und jetzt kommen 6 weitere lokale dazu? Na betrunken reicht hier wohl nicht mehr aus.

Das bedeutet insgesamt 12 lokale Hörfunk-Programme für Augsburg plus 2 semi-lokale (Klassik, Ego)???
Hat die BLM nach ihrer eigenen Wirtschaftlichkeitsberechnung schnell mal das Wirtschaftswunder für Bayern rausgezaubert? Nach der Schließung von lokalen Sendern wie in Würzburg, Augsburg, Hof etc oder der Verschmelzung von Radio Lindau/Radio Ostallgäu/RSA zu RSA, Hitwelle zu Rock Antenne oder Chiemgau/Untersberg zu Bayernwelle etc… müsste die BLM doch genau wissen, was der bayerische Markt her gibt und was nicht.

Aber in Bayern ticken die Uhren ja bekanntlich anders, wie ich gesehen habe kann RT1 da ganz locker die landesweite DAB+ Lizenz zurückgeben mit der Begründung, "wenn mehr Empfänger im Markt sind dann steigen wir wieder ein". Man muss wissen, RT1 in the mix war eine 4 Std. Musikschleife, die einmal wöchentlich aktualisiert wurde. Mit freundlicher Genehmigung der BLM.

RT1 bewirbt sich sicher wieder für die ausgeschriebenen Augsburger DAB+ Frequenzen. Sicher gibt’s wieder eine Genehmigung für eine Musikschleife oder ein, zwei, drei Musikschleifen zur Marktbesetzung. Mit freundlicher Genehmigung der BLM.

Oder das Beispiel EGO FM, einfach die erteilte bayerische landesweite DAB+ Lizenz zurück zu geben und dann in BaWü ins landesweite DAB+ gehen. Aber sicher wird EGO FM in Bayern wieder eine Verlängerung der UKW-Lizenzen (München, Nürnberg, Würzburg, Augsburg...) bekommen ... Mit freundlicher Genehmigung der BLM.

Meine Frage: Wie ernst arbeiten Landesmedienanstalten an Medienpluralität und wie weit ist deren Handeln womöglich politisch beeinflusst?
 
Die Vorgehensweise der BLM ist mir auch ein Rätsel. Vielleicht will man mit der Ausschreibung einfach nur testen, wie beliebt DAB+ bei den Programmanbietern ist. Aber ich könnte mir schon vorstellen, dass es nicht nur lokale sondern auch deutschlandweite Interessenten gibt. Wie wäre es mit Radio Paloma, Radio TEDDY oder der RMN Schlagerhölle? Und Radio KÖ sollte sich auf jeden Fall für Augsburg bewerben!

Schöner wäre es allerdings, wenn man noch zusätzliche Lokal-DAB-Standorte aufschalten könnte, wie z.B. in Würzburg oder Regensburg. Diese bayerischen Großstädte stehen zwar in Sachen DAB+ auch schon gut da, aber die lokalen Stationen kann man dort bisher nur mobil über UKW empfangen.
 
Ca. 15 Jahre später nach gescheiterter Einführung von DAB schreibt die BLM wieder lokale DAB+ Kapazitäten aus, diesmal sogar 7 für Ingolstadt [...]
In Ingolstadt erreicht man mit DAB+ laut BLM Ausschreibung knapp 460.000 Einwohner. Derzeit senden in Ingolstadt über lokales privates UKW:
RADIO IN
RADIO GALAXY

über DAB+
RADIO IN DIGITAL
COOL RADIO 1
COOL RADIO 2
MAGIC STAR

Die BLM will allen Ernstes insgesamt 13 lokale Hörfunk-Programme für Ingolstadt On Air???
Wer sagt, dass in das künftige lokale DAB+-Ensemble nicht die bereits die bestehenden 6 Lokalprogramme auf UKW und DAB übernommen werden?
 
fmluder schrieb:
Die BLM will allen Ernstes insgesamt 13 lokale Hörfunk-Programme für Ingolstadt On Air???
War man in der BLM bei der Ausschreibung betrunken oder war das ein Aprilscherz?

Wenn in Ingolstadt jemand ein Hotel aufmachen will oder eine Bäckerei oder ein Autohaus, wird auch nicht gefragt, ob das wirtschaftlich ist oder ob schon genug andere da sind - das ist alleine das Risiko des Investors. Also lass doch 13 oder noch mehr Programme zu - der Markt wirds schon richten.
 
Die Vorgehensweise der BLM ist mir auch ein Rätsel. Vielleicht will man mit der Ausschreibung einfach nur testen, wie beliebt DAB+ bei den Programmanbietern ist. Aber ich könnte mir schon vorstellen, dass es nicht nur lokale sondern auch deutschlandweite Interessenten gibt. (...)
Schöner wäre es allerdings, wenn man noch zusätzliche Lokal-DAB-Standorte aufschalten könnte, wie z.B. in Würzburg oder Regensburg.
Ich glaube nicht, dass bei dieser Ausschreibung das Ziel ist, neue, lokale Konkurrenz aufzubauen, sondern bundes- oder landesweiten Anbietern ermöglicht werden soll, zusätzliche Sendestandorte zu erhalten, wie die von "Schraut" genannten Kandidaten. Die Schwierigkeit in Bayern ist, das das private, landesweite Netz wegen seines dichten Netzes kostenintensiv ist, welches sich nicht jeder unbedingt leisten kann und will. Die BLM reagiert damit auf dieses Problem. Da sind die lokalen Muxxe eine gute Alternative mit zugleich auch noch hoher Bevölkerungsdichte, somit spielt es in den entsprechenden Städten auch keine Rolle, ob die Sender im regionalen oder lokalen Netz senden. Und, wie gesagt, ich glaube nicht, das sich Anbieter finden werden, die ein reines Lokalprogramm senden wollen.
 
Die BLM will allen Ernstes insgesamt 13 lokale Hörfunk-Programme für Ingolstadt On Air???

Wer sagt denn auch, dass es 13 Programme sein werden? Es stehen 13 Programmplätze zur Verfügung und wenn sich nicht genug Anbieter bewerben, bleibt davon halt etwas frei.
Mit welchen Mitteln soll DAB+ denn attraktiv sein, als mit Inhalten? Inhalte sind das Wichtigste und wenn der Hörer nur die Programme bekommt, die er schon über UKW hören kann, wird es ihn nicht interessieren.
Es kann ja wohl auch nicht Aufgabe der Landesmedienanstalten sein, die alteingesessenen Programme vor Mitbewerbern zu schützen, sondern die Landesmedienanstalten sollen für Programmvielfalt sorgen.

Heute sind die auf den lokalen DAB+ Plätzen verbliebenen Sender alle nonstop-Musik Dudelsender.

Radio Augsburg ist moderiert und bietet einiges an lokalen Inhalten - und man hat ein Musikformat, das weder hitradio.rt1 noch Radio Fantasy bieten.

Oder das Beispiel EGO FM, einfach die erteilte bayerische landesweite DAB+ Lizenz zurück zu geben und dann in BaWü ins landesweite DAB+ gehen.

Das ist falsch. Das, was in Baden-Württemberg über DAB+ sendet, ist zwar das Programm von egoFM, aber formal ist es ein Zusammenschluss einiger privater Programmveranstalter aus Baden-Württemberg, welcher Lizenzinhaber ist. egoFM hat sich nicht um eine Lizenz beworben.

Und was Bayern betrifft: Mir wäre es neu, wenn sich egoFM jemals um eine bayernweite Lizenz beworben hat. Man hat auch bei der letzten Ausschreibung aus Kostengründen nicht mitgemacht.
 
@DigiAndi:
Es SOLLTE die Aufgabe der Medienanstalten sein für Vielfalt zu sorgen. Es SOLLTE!
Das Gegenteil ist aber leider eher der Fall. Ein sehr gutes Beispiel dafür dürfte die Lizensierung des Hit-Radio Antenne-Fensters in Bremen sein. Das ist keine Vielfalt sondern Frequenzblockade.
Wie inkonsequent überhaupt mit diesem Fenster umgegangen wird zeigt schon die Werbung auf den Straßenbahnen. Es gibt eine Bahn die für die Frequenzen 104.8 und 107.9 wirbt, und eine die auf die 105.7 hinweist.
Und was sagt das aus? Die 105.7 reicht völlig aus; zudem ist sie den meisten eher ein Begriff.
 
@digiandi

Neun Bewerber für DAB+ in Bayern [2011/06/16]
Bei der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) sind insgesamt acht Bewerbungen auf die Ausschreibung von drei landesweiten DAB+-Kapazitäten eingegangen. Im Einzelnen sind dies
- Antenne Bayern GmbH & Co. KG („Antenne Bayern digital“ und „Antenne Bayern digital info“)
- Fantasy Bayern GmbH („Fantasy Bayern“)
- Internationale Christliche Rundfunkgemeinschaft e.V. („Radio Horeb“)
- Magic Star GmbH („Magic Star“)
- Die Neue Welle Rundfunkverwaltungsgesellschaft mbH & Co. KG) („Absolut Relax“)
- Radio Next Generation GmbH & Co. KG („egoFM“)
- rt.1 digital broadcast GmbH („rt.1 in the mix”)
- St. Michaelsbund e.V. (Spartenprogramm „Bayerisches Kirchenradio”).
ego fm hat sich sehr wohl in Bayern beworben...
 
fmluder schrieb:
Laut BLM erreicht man in Augsburg mit DAB+ etwas mehr als 800.000 Hörer… Und jetzt kommen 6 weitere lokale dazu?
Schön und gut! Aber was ist Dein Appell? Die Zahl der Zulassungen begrenzen, weil nicht genug Hörer da sind? Es ist nicht Aufgabe von Medienanstalten, den Erstanbietern eine Geldverdiengarantie zu geben. Wenn Du das befürwortest, dann komm' nach NRW. In dieser Hinsicht findest Du hier paradiesische Verhältnisse vor.
 
Hallo Mannis Fan,
deshalb BOLD da DigiAndi geschrieben hat, ego.fm hätte sich nicht in Bayern beworben.

Ja ok, ich habe Radio Augsburg vergessen, das stimmt tatsächlich. Habe es heute den ganzen Tag gehört und bin irritiert, wie aufwendig dieser DAB Sender betrieben wird. Letzte Moderation um 19:50.

Schade, dass sich niemand die Mühe gemacht hat, sich vor einem Post zu informieren. Die Ausschreibung ist an NEUE Programme mit lokalem Inhalt gerichtet. Die bereits bestehenden UKW-Lokalsender in den Sendegebieten sind ja schon eingeplant, diese müssen sich nicht bewerben. Wir sprechen also von wirklichen NEUEN Programmen für diese Standorte.

Für DAB+ ein Segen, wenn alle Programm wie Radio Augsburg machen. Aber welcher Geschäftsmann macht das denn, wenn jetzt schon alle bisherigen DAB+ Lokalsender (außer Radio Augsburg) nur Musik runternudeln?
 
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