In die Fritten gefahren...

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fotoralf

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Wenn in einer Live-Sendung so richtig alles schief gegangen war, was hätte schief gehen können, hieß es Ende der 80er beim DLF, der Techniker, oder auch der Aufnahmeleiter, hätte die Sendung in die Fritten gefahren.

War das ein DLF-spezifischer Ausdruck - schon allein deshalb, weil die Fritten ja überall anders Pommes heißen - oder gabs den in anderen Funkhäusern auch? Falls nicht, wie hieß sowas dort?
 
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Das sagt man heute auch noch, es ist aber eher Aufgabe der Intendanten und Programmdirektoren bzw. hier besonders -innen, außerdem bezieht es sich nicht mehr auf einzelne Sendungen.
 
Ich glaube, diesen Begriff gibt es in Abwandlungen an den unterschiedlichsten Orten... bei der Marine gab's seinerzeit die Variante "in's Brötchen fahren" - im Sinne von "Fahr' dem Pott da drüben man nicht in's Brötchen!" (Ihr kennt das: stehende Peilung, abnehmende Entfernung an Steuerbordseite und schon haste Hektik auf der Brücke ;))

Mit "schief gehen" ist das insofern verwandt, als man in einer solchen Situation ausweichpflichtig ist: auch in See gibt's ein "rechts vor links". Abhängig davon, wo man fährt, kann das navigatorisch durchaus anspruchsvoll werden (enge Wasserstraße, Navigationshindernisse, geringe Wassertiefe, weiterer Verkehr...) - sowohl für einen selbst (den Ausweichpflichtigen), als auch für den, dem man "ins Brötchen zu fahren" droht, denn letztlich muß auch der versuchen, auszuweichen, wenn der eigentlich Asuweichpflichtige seiner Pflicht nicht oder nur unzureichend nachkommt. Und es gibt auch immer wieder mal Situationen, in denen ein mir gegenüber Vorfahrtberechtigter plötzlich selbst einem anderen gegenüber ausweichpflichtig wird und seinen Kurs deshalb korrigieren muß. Deshalb versucht man, solche Begenungs-Situationen für alle so entspannt wie möglich zu lösen und rechtzeitig und deutlich auszuweichen. Tut man das nicht, fährt man dem anderen in's Brötchen, dann zieht die nautische Regel Nr. 1: "a collision at sea in the morning can ruin your whole day!" ;)

Eine andere Variante, die ich noch kenne, wäre "in die Wicken fahren", im Sinne von "vermasseln" - allerdings habe ich da keinen Schimmer mehr, in welchem Kontext ich das ursprünglich kennengelernt habe. Könnte auch Marine / Bundeswehr gewesen sein, kann aber auch gut sein, daß ich das woanders aufgeschnappt habe...

LG

McCavity
 
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In meiner Anfangszeit (Ende der Tonband-Ära)gab es bei misslungenen Interviews oder Beiträgen den Ausdruck "das kannst Du gleich wieder vom Bobby drücken" benutzt heute auch kein Mensch mehr.
 
Das dürfte ein regionaler Ausdruck sein. Ist mir in Aachen auch schon begegnet. Wenn was hinüber ist, ist es "in den Fritten".
 
In meiner Anfangszeit (Ende der Tonband-Ära)gab es bei misslungenen Interviews oder Beiträgen den Ausdruck "das kannst Du gleich wieder vom Bobby drücken" benutzt heute auch kein Mensch mehr.

Was wohl daran liegt, dass kaum noch jemand weiß, wozu dieser komische Flaschenöffner eigentlich sonst noch gut war. Also, jetzt außer als Aschenbecher, aber das ist ja heute auch schon vergessen...
 
Die Dinger waren überhaupt sehr universell. Was mir gerade noch einfällt:

- Türen und Fenster aufhalten
- in Regler legen, über die eine Überspielung lief, damit niemand sie zuzieht
- Wurfgeschoss

Habe ich was vergessen oder übersehen?
 
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Die Fritten sind ja auch nix anderes als die eingedeutschte Variante der Frites.
 
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In meiner Anfangszeit (Ende der Tonband-Ära)gab es bei misslungenen Interviews oder Beiträgen den Ausdruck "das kannst Du gleich wieder vom Bobby drücken" benutzt heute auch kein Mensch mehr.

Den Spruch kannte ich nicht. Nett und gleichzeitig pöse! ;) Ich hoffe mal, daß "mißlungene Interviews oder Beiträge" nicht die offiziellen Gründe waren, warum man beim Rundfunk mit offenen Bandwickeln gearbeitet hat. Einfach etwas drücken - und schwupp - landet der ganze "Bandkuchen" (relativ kompakt und ohne "Bandsalat") im Papierkorb. Da hat der Prakti dann auch nicht so viel Arbeit mit dem Recycling des Bandes, wenn er sich geschickt anstellt. Fünf Minuten sind immerhin 115 Meter. Die möchte ich nicht "lose" und "total verschlungen" aus dem Papierkorb holen und "entfitzen" müssen... ;)
 
[Halb-OT]
Schlimmer noch, wenn der Band-Wickel versehentlich vom AEG-Kern ("Bobby", Näheres hier) rutschte. Da kam dann der den ohne Kern losen, unrunden Bandwickel festhaltende Notfall- oder Katastrophen-Bobby zum Einsatz. Was habe ich schon alles gesehen: Plattenspieler, die mitt 33 1/3 UPM als Bandaufwickelmaschine diente oder Radiokollegen, die auf den endlos langen Fluren früherer Funkhäuser das zu rettenden Band von Bürotürklinke zu Bürotürklinke ausrollte, um dem Salat Herr (Frau) zu werden.
[/Halb-OT]
 
Genau so, Countie! Die Nummer mit den Türklinken habe ich auch schon durch. Bloß nicht in Panik verfallen! Der gefürchtete "Papierschlangeneffekt", wie beim Fasching. (Einfach mal ins Loch reinblasen...) Und Magnetband ist verflucht glatt. Ruck-Zuck liegt das Band total abgerollt und verdrillt auf dem Fußboden.

Zitat aus deinem Link: "Ein kleiner Fehler und das Band "verließ" den Wickel in ungeahnter Abrollgeschwindigkeit."

Wie wahr...
 
Ach ja. Band schräg druchschneiden, wenn nichts mehr geht. An jedes Ende ein Fähnchen mit paarweise laufender Nummer kleben und einzeln aufwickeln. Später die Enden mit gleicher Nummer wieder zusammenkleben. Ganz einfach.

Wie sind wir eigentlich darauf gekommen? Ah ja, Beitrag in die Fritten gefahren, ...kannst du vom Bobby drücken. Heute kachelt man jovial ganze Sender an die Wand.
 
Ich hoffe mal, daß "mißlungene Interviews oder Beiträge" nicht die offiziellen Gründe waren, warum man beim Rundfunk mit offenen Bandwickeln gearbeitet hat.
Der offizielle Grund war die Verletzungsgefahr der armen Cutterinnen in den Frühzeiten des Tonbandes, wo sich die Mädels immer wieder an den Metallspulen beim Abbremsen zur passenden Stelle mit der Hand während des Umspulens verletzt hatten. Bis irgendeine Berufsgenossenschaft oder Gewerkschaft dann gesagt hat: "Hier wird nur noch mit offenen Wickeln gearbeitet."

Wurde mal so bei einer Funkhausführung beim WDR-Düsseldorf Anfang der 90er erklärt, kurz bevor die letzten Bandmaschinen rausflogen.
 
Da kann man mal sehen, was die in Düsseldorf für einen Unsinn erzählen. In deutschen Funkhäusern hat es von Anfang an keine Spulen gegeben. Offene Wickel sind einfach unendlich viel praktischer.
 
Na ja, solche Threads dienen einfach der Erinnerung. Ich mußte jedenfalls herzhaft lachen, nachdem ich nach diesem Link von Countie weitergeklick habe! Ja, ich stehe dazu und finde die 26,5cm großen Alu-Spulen megageil! Das sieht wenigstens nach "was aus", wenn eine solche Tonbandmaschine in der Schrankwand steht! Bei 9,5cm/s "wirken" diese Spulen nicht - sie drehen sich viel zu langsam... Bei 38cm/s siehr das dann aber richtig "gut" aus... ;)

Mit diesem "Bandkuchen" hat man wenigstens etwas in der Hand - so wie bei einer 180 Gramm Vinylpressung!Wertig! "Anfassqualität" pur.

Nun wollte ich euch Videos präsentieren, in denen "Tonbandmaschinen" vorkommen - damit auch junge Leute mal sehen, wie sich diese "Alu-Spulen" möglichst "effektvoll" drehen. "I want to be your man" von Roger & Zapp fiel mir spontan ein.

Und nun schaut euch mal das Video oder dises Still aus dem Video an.

Geil!

Ich hab mir das mehrfach angesehen. Ich würde fast sagen, daß das Band falsch "eingefädelt" wurde. Der "Fühlhebel" (das längliche weiße Ding unten auf 6 Uhr, steht "sonstwo"....) Ich kenne die Maschine nicht und auch nicht den Bandeinzug. Es sieht nur etwas "komisch" aus. Was sagen die Profis?
 

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  • Roger - I wanna be your man -- Bandzughebel.jpg
    Roger - I wanna be your man -- Bandzughebel.jpg
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@countdown: Danke für den Link auf dieses tolle Tonbandmuseum. Das hat sich bislang noch gut in den Weiten des www vor mir versteckt. Da hab ich Lektüre für lange Winterabende. Tolle Seite.
 
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