Der Ex-RADIOSPION
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Initiative gegen Radioverdummung
Macht Radiohören dumm? Wenn man nur Hitgedudel hört ja. Das befürchten jedenfalls die enttäuschten Hörer der Initiative gegen Radioverdummung in Sachsen. Sie klagen über eine zunehmenden Niveauverlust im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Mit der kürzlich gegründeten Initiative wollen sie nun gemeinsam gegen die Formate der MDR-Sender Jump und Sputnik protestieren. Wie der Protest genau aussehen soll und wie der MDR bisher auf die Vorwürfe reagiert hat, weiß Gisela Geilert.
Radiokultur für eine Zielgruppe diesseits der Sechzig, das ist erklärtes Ziel der Initiative gegen Radioverdummung in Sachsen. Ihr Initiator Bernd Reiher ist Musiker und versteht sich als Kulturmensch. Er organisiert unter anderem Veranstaltungen im Leipziger UT Connewitz. Gute Musik und Kulturberichterstattung erwartet er auch vom Radio. Doch gibt es keinen Radiosender, der seinen Ansprüchen gerecht wird. In Berlin ja, da schon, aber nicht in Sachsen. Dass er mit seinem Radiofrust nicht allein ist, haben ihm Gespräche mit Freunden und Bekannten gezeigt, sagt Bernd Reiher:
"Es gibt einen bösen Satz eines Trampers, den ich auf der Fahrt von Wittenberg nach Leipzig mitgenommen habe. Die Strecke von Wittenberg nach Leipzig ist derart gestaltet, dass man bis zur Hälfte Radio Fritz und Radio1 hören kann und dann umschalten muss, und meist ist ja dann Jump wegen seiner hohen Sendestärke präsent. Wir unterhielten uns über Radio und er sagte: Ist das Radio hier so dumm, weil die Leute so dumm sind oder sind die Leute so dumm, weil das Radio so dumm ist."
Bernd Reiher und seine Mitstreiter wollen das nicht auf sich sitzen lassen. Sie wollen auch nicht länger nur klagen und Hörerbriefe schreiben, sondern etwas bewegen. Besonders enttäuscht sind sie von den öffentlich-rechtlichen Jugendsendern des MDR. Was die Sender Jump und Sputnik von ihren Studios in Halle aus senden, nennt Bernd Reiher abschätzig Dudelfunk. Seine Definition dafür lautet:
"24-stündige, Mainstream Hitmusikschiene, lediglich unterbrochen durch Verkehrsfunk, Kurznews, ausgiebige Jingels, mit weitgehendem Verzicht auf journalistischen, geschweige denn, journalistischen Inhalt"
In ihrer Protestschrift ruft die Initiative die Sender auf, ihren Informations- und Kulturauftrag ernster zu nehmen. Seit dem Beginn der Aktion Anfang Juni wurden bereits 400 Unterschriften gesammelt. Es sollen aber noch deutlich mehr werden, bevor Bernd Reiher die Listen dem MDR Rundfunkrat vorlegen möchte. Ziel soll eigentlich eine offene Diskussion mit den Verantwortlichen von Jump und Sputnik sein. Doch bisher ist die Aktion bei den Sendern auf wenig Verständnis gestoßen. Steffen Drenkelfuß, Pressereferent von Jump und Sputnik, kann die Kritik nicht nachvollziehen. Ihm ist auch weitgehend unklar, was die Initiative gegen Radioverdummung in Sachsen unter Hitgedudel versteht. Steffen Drenkelfuß sagt meint:
"Die Kritik die es zu den Sendern Jump und Sputnik gibt, bezieht sich häufig auf die Musik. Dazu muss man aber sagen, dass jeder der sich dort meldet und seine Kritik loswerden will, von seinem ganz persönlichen Musikgeschmack ausgeht. Das ist natürlich ein bisschen problematisch, wenn man Radio macht für eine ganze Menge an Hörern. (Zum Beispiel die Hörerschaft von Jump sind etwa 500 000 pro Werbestunde), da können sie im Grunde nur eine breiten angenommenen Potpourri von Titeln, Hits, aktueller Musik spielen. Das nehmen wir zur Kenntnis aber ich glaube das ist ein Dilemma, aus dem kein Radio so richtig heraus kommt."
Um den Geschmack der Hörer zu treffen, gibt es regelmäßig Umfragen. Diese sollen dem Musikchef bei der Auswahl der Songs helfen. Auch den Vorwurf der mangelnden journalistischen Qualität kann Steffen Drenkelfuß nicht nachvollziehen. Er verweist auf die hohe Qualität der Nachrichten öffentlich-rechtlicher Sender, die auf das großes Korrespondentennetz der ARD zurückgreifen können. Außerdem biete Jump Lebenshilfe und Lokalberichte. In erster Linie wolle man unterhalten. Steffen Drenkelfuß kann verstehen, dass diese Art von Radio anspruchsvollen Hörern nicht gefällt. Diesen rät er daher, andere öffentlich-rechtliche Sender zu hören:
" Also wer einen anderen Anspruch hat, zum Beispiel an lange Reportagen und Feature, der ist natürlich beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk in anderen Sparten bestens aufgehoben. Der soll natürlich Figaro hören, der soll natürlich Deutschlandfunk und Deutschlandradio hören. Jump ist in erster Line ein Unterhaltungselement, eine Popwelle. Wir wollen gute Laune verbreiten, gute Musik spielen, unsere Hörer unterhalten und sie dabei gut und zuverlässig informieren."
Bei Jump und Sputnik wird die Kritik der Initiative gegen Radioverdummung bisher nicht wirklich ernst genommen. Handlungsbedarf besteht nach Ansicht von Steffen Drenkelfuß nicht. Doch Radiokritiker Bernd Reiher und seine Mitstreiter möchten nicht auf ein traditionelles Kulturradio verwiesen werden. Mit eigenen Radioveranstaltungen wollen sie deutlicher machen, worum es ihnen geht und selbst Ideen für besseres Radio entwickeln:
"Der nächste Schritt nach der ersten großen Phase des Unterschriftensammelns werden monatliche Radio Days sein, die wir im UT Connewitz veranstalten werden. Zum einen werden sie veranstaltet um der Initiative eine Öffentlichkeit zu verleihen. Und auf der anderen Seite, um in diesen Veranstaltungen Alternativen aufzuzeigen, wie man denn anders Radio produzieren kann. Wie anderswo Radio produziert wird. Wir werden uns Gäste einladen, wir werden uns Musik einladen."
Die Radio Days sollen aufgezeichnet und ins Netz gestellt werden. Und wenn sich eine starke Lobby gefunden hat, hofft man auch Gehör beim MDR Rundfunkrat zu bekommen. Ein Gedankenaustausch mit den Verantwortlichen von Jump und Sputnik dürfte jedoch schwer fallen. Michael Schiewack, Programmchef der beiden MDR-Sender, hat nämlich seine eigne Vorstellung von Radio:
Radio ist Verkehr, Wetter und mehr!
Und hier können Sie Sich den Beitrag von Gisela Geilert zur Initiative gegen Radioverdummung in Sachsen anhören.
aus: http://mephisto976.uni-leipzig.de
Macht Radiohören dumm? Wenn man nur Hitgedudel hört ja. Das befürchten jedenfalls die enttäuschten Hörer der Initiative gegen Radioverdummung in Sachsen. Sie klagen über eine zunehmenden Niveauverlust im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Mit der kürzlich gegründeten Initiative wollen sie nun gemeinsam gegen die Formate der MDR-Sender Jump und Sputnik protestieren. Wie der Protest genau aussehen soll und wie der MDR bisher auf die Vorwürfe reagiert hat, weiß Gisela Geilert.
Radiokultur für eine Zielgruppe diesseits der Sechzig, das ist erklärtes Ziel der Initiative gegen Radioverdummung in Sachsen. Ihr Initiator Bernd Reiher ist Musiker und versteht sich als Kulturmensch. Er organisiert unter anderem Veranstaltungen im Leipziger UT Connewitz. Gute Musik und Kulturberichterstattung erwartet er auch vom Radio. Doch gibt es keinen Radiosender, der seinen Ansprüchen gerecht wird. In Berlin ja, da schon, aber nicht in Sachsen. Dass er mit seinem Radiofrust nicht allein ist, haben ihm Gespräche mit Freunden und Bekannten gezeigt, sagt Bernd Reiher:
"Es gibt einen bösen Satz eines Trampers, den ich auf der Fahrt von Wittenberg nach Leipzig mitgenommen habe. Die Strecke von Wittenberg nach Leipzig ist derart gestaltet, dass man bis zur Hälfte Radio Fritz und Radio1 hören kann und dann umschalten muss, und meist ist ja dann Jump wegen seiner hohen Sendestärke präsent. Wir unterhielten uns über Radio und er sagte: Ist das Radio hier so dumm, weil die Leute so dumm sind oder sind die Leute so dumm, weil das Radio so dumm ist."
Bernd Reiher und seine Mitstreiter wollen das nicht auf sich sitzen lassen. Sie wollen auch nicht länger nur klagen und Hörerbriefe schreiben, sondern etwas bewegen. Besonders enttäuscht sind sie von den öffentlich-rechtlichen Jugendsendern des MDR. Was die Sender Jump und Sputnik von ihren Studios in Halle aus senden, nennt Bernd Reiher abschätzig Dudelfunk. Seine Definition dafür lautet:
"24-stündige, Mainstream Hitmusikschiene, lediglich unterbrochen durch Verkehrsfunk, Kurznews, ausgiebige Jingels, mit weitgehendem Verzicht auf journalistischen, geschweige denn, journalistischen Inhalt"
In ihrer Protestschrift ruft die Initiative die Sender auf, ihren Informations- und Kulturauftrag ernster zu nehmen. Seit dem Beginn der Aktion Anfang Juni wurden bereits 400 Unterschriften gesammelt. Es sollen aber noch deutlich mehr werden, bevor Bernd Reiher die Listen dem MDR Rundfunkrat vorlegen möchte. Ziel soll eigentlich eine offene Diskussion mit den Verantwortlichen von Jump und Sputnik sein. Doch bisher ist die Aktion bei den Sendern auf wenig Verständnis gestoßen. Steffen Drenkelfuß, Pressereferent von Jump und Sputnik, kann die Kritik nicht nachvollziehen. Ihm ist auch weitgehend unklar, was die Initiative gegen Radioverdummung in Sachsen unter Hitgedudel versteht. Steffen Drenkelfuß sagt meint:
"Die Kritik die es zu den Sendern Jump und Sputnik gibt, bezieht sich häufig auf die Musik. Dazu muss man aber sagen, dass jeder der sich dort meldet und seine Kritik loswerden will, von seinem ganz persönlichen Musikgeschmack ausgeht. Das ist natürlich ein bisschen problematisch, wenn man Radio macht für eine ganze Menge an Hörern. (Zum Beispiel die Hörerschaft von Jump sind etwa 500 000 pro Werbestunde), da können sie im Grunde nur eine breiten angenommenen Potpourri von Titeln, Hits, aktueller Musik spielen. Das nehmen wir zur Kenntnis aber ich glaube das ist ein Dilemma, aus dem kein Radio so richtig heraus kommt."
Um den Geschmack der Hörer zu treffen, gibt es regelmäßig Umfragen. Diese sollen dem Musikchef bei der Auswahl der Songs helfen. Auch den Vorwurf der mangelnden journalistischen Qualität kann Steffen Drenkelfuß nicht nachvollziehen. Er verweist auf die hohe Qualität der Nachrichten öffentlich-rechtlicher Sender, die auf das großes Korrespondentennetz der ARD zurückgreifen können. Außerdem biete Jump Lebenshilfe und Lokalberichte. In erster Linie wolle man unterhalten. Steffen Drenkelfuß kann verstehen, dass diese Art von Radio anspruchsvollen Hörern nicht gefällt. Diesen rät er daher, andere öffentlich-rechtliche Sender zu hören:
" Also wer einen anderen Anspruch hat, zum Beispiel an lange Reportagen und Feature, der ist natürlich beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk in anderen Sparten bestens aufgehoben. Der soll natürlich Figaro hören, der soll natürlich Deutschlandfunk und Deutschlandradio hören. Jump ist in erster Line ein Unterhaltungselement, eine Popwelle. Wir wollen gute Laune verbreiten, gute Musik spielen, unsere Hörer unterhalten und sie dabei gut und zuverlässig informieren."
Bei Jump und Sputnik wird die Kritik der Initiative gegen Radioverdummung bisher nicht wirklich ernst genommen. Handlungsbedarf besteht nach Ansicht von Steffen Drenkelfuß nicht. Doch Radiokritiker Bernd Reiher und seine Mitstreiter möchten nicht auf ein traditionelles Kulturradio verwiesen werden. Mit eigenen Radioveranstaltungen wollen sie deutlicher machen, worum es ihnen geht und selbst Ideen für besseres Radio entwickeln:
"Der nächste Schritt nach der ersten großen Phase des Unterschriftensammelns werden monatliche Radio Days sein, die wir im UT Connewitz veranstalten werden. Zum einen werden sie veranstaltet um der Initiative eine Öffentlichkeit zu verleihen. Und auf der anderen Seite, um in diesen Veranstaltungen Alternativen aufzuzeigen, wie man denn anders Radio produzieren kann. Wie anderswo Radio produziert wird. Wir werden uns Gäste einladen, wir werden uns Musik einladen."
Die Radio Days sollen aufgezeichnet und ins Netz gestellt werden. Und wenn sich eine starke Lobby gefunden hat, hofft man auch Gehör beim MDR Rundfunkrat zu bekommen. Ein Gedankenaustausch mit den Verantwortlichen von Jump und Sputnik dürfte jedoch schwer fallen. Michael Schiewack, Programmchef der beiden MDR-Sender, hat nämlich seine eigne Vorstellung von Radio:
Radio ist Verkehr, Wetter und mehr!
Und hier können Sie Sich den Beitrag von Gisela Geilert zur Initiative gegen Radioverdummung in Sachsen anhören.
aus: http://mephisto976.uni-leipzig.de