Interpretation von Polardiagrammen und Frequenzgangsgraphiken (Mikrofon für Tischgespräche)

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Ich hätte gerne meinen letzen Beitrag nachträglich umformuliert, diese Möglichkeit ist jedoch nicht mehr freigeschaltet. Und zwar, bringt das, was ich über mein Zuhause geschrieben habe kaum was für Leute, die in Deutschland wohnen, wo alles gesetztlich geregelt ist und anders wahrgenommen wird.

Was auch hier nützlich sein könnte ist die künstliche Situation versuchen aufzulockern. In der Sprachwissenschaft hat ein gewisser William Labov in den 60er Jahren verschiedene Methoden zur Datenerhebung ausgearbeitet. Er benutzt den Bergriff "Beobachterparadoxon", um den den (nie vollständig vermeidlichen) Einfluss des Forschers auf das Forschungsobjekt zu bezeichnen. Dazu gehören die verwendeten Werkzeuge. Wenn ich mich nicht irre, hat Divy hier im Forum auf den Umgang mit den Informanten/Interviewten hingewiesen, auch was Geräte im Blickfelt angehen. Da ist schon was dran!

Aus dem gelesenen und aus den bisherigen Erfahrungen kann das Beobachterparadoxon reduziert werden, indem man Geräte und Mikrofone aus den Blickfeld verschwinden macht und überhaupt diese Gerätschaften wenig vor und während des Gesprächs hervorheben. Was nicht aus dem Blickfeld genommen werden kann, könnte z.B. so verkleidet werden, dass das Gerät kaum als solches erkannt wird, etwas das eventuell lustig aussieht (auflockernd) und - hier ein großer Vorteil, wenn man die Person gut kennt - etwas, das der Person gefällt. Fühlt eine Person sich wohl, wenn sie einen Blumenstrauß bekommt, so könnte das Mikrofon bei einem solchen Strauß eine positive konnotation hervorrufen, um nur ein Bespiel zu nennen.

Wenn ich meine Mutter über bestimmte Themen aufnehmen würde, so müsste ich wahrscheinlich dieses Tehma in einem Kontext versetzen, sonst kommt es für eine Mutter zu trocken und fremd vor. Ich finde, dass die Eltern gerne hören, wenn die Kinder mehr über sie wissen wollen, auch was Vergangenheit angeht. Wenn das zutrifft, so könnte man als Hauptgrund das Wissen der Eltern über die Vergangenheit/Vorfahren ... als man selbst noch nicht da war angeben. Eine solche Neugier der Kinder entspricht - so wie ich es sehe - meistens eine ähnliche Erwartung der Eltern. Da man es nicht vergessen möchte, und mitschreiben ist zeitaufwändig, bieten sich eine Aufnahme des Gesprächs an, was dann nur als plausibel von den Eltern wahrgenommen werden kann. Im Lauf des Gesprächs kommt man dann zu diesen Themenbereiche, über die man hören möchte. Bis dahin ist die Person möglicherweise so vom Gespräch, von den Erinnerungen gefangen, dass das Mikrofon usw. kaum noch wahrgenommen werden.

Wie eben erwähnt, hat William Labov verschiedene Methoden verwendet, um seine Sprachdaten zu bekommen. Bis heute, wenn man Sprachaufnahmen macht, sagt man eher nicht, dass der Sprachgebrauch das Forschungsobjekt ist. Lügen kann man jedoch auch nicht. Also verwendet man oberbegriffe: man sagt, man wolle die Volkskultur untersuchen, also wie es früher war, wie es in derSchule usw. war ... und die Person liefert diese (für verschiedene Studien) relevante Informationen und gleichzeitig die (was ja dann unvermeidlich ist) ihre Sprechsprache. Die Details werden nach dem Interview spezifiziert. Würde man vorher schon sagen, dass der Sprachgebraucht gezielt untersucht wird, so würde - so die Annahme - die Befragte versuchen "korrekt" zu sprechen und deren natürlichen Sprache wäre somit im Eimer. Da Sprache als Teil der Kultur aufgefasst werden kann, und da es methodisch kaum anders geht, wird dieser Trick weltweit verwendet. Eine Ausnahme bildet z.B. die US-Regierung, die u.a. von der NSA jeder Mensch der Welt dazu zwingt, Sprache und Seele herzugeben.

Was das Beobachterparadoxon angeht, mache ich mir natürlich ständig darüber Gedanken um eine elegante Lösung. Ein Familienmitglied kennt gut die anderen Mitglieder. Ein Mitglied einer Sprachgemeinschaft soll auch möglichst gut die anderen Mitglieder kennen, so kann die sozio-psychiche Disposition berücksichtigt und zum Teil positiv beeinflusst werden.

Matthias hat geschrieben:
Die sprechende Person wird ja in Richtung des Gesprächspartners reden. Also sollte aus genau dieser Richtung (so etwa) das Mikrofon kommen. Reflexionen der Tischplatte können ein Problem darstellen. Muss denn da überhaupt ein Tisch sein? Vielleicht ist es besser, das Mikrofon an einem Stativ mit Schwenkarm im freien Feld zu positionieren.
Die breite Niere M950 sollte also etwas höher als dein Stativ (Bild) positioniert sein. Ich nehme mal an, dass die Höhe der Gesichte (also möglichst frontal) die optimalere wäre. Wenn ich das Mikrofon mit etwas Abstand positionieren würde - z.B. fast neben mir, zum Tischrand hin, und dann aber auf die Interviewten ausgerichtet (so dass meine Sprache - weil seitlich eingesprochen - leiser aufgenommen werden würde), wäre es nicht so stark im Blickfeld der Befragten. Wäre eine solche Aufstellung plausibel?

Grüße
che
 
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