Interview-Mikrofon auf einer Messe

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hgh

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Hallo zusammen,

Wenn man auf einer Messe Interviews aufnehmen möchte (mit viel Gerede, Musiken von anderen Ständen, etc), welches Mikrofon ist da eine gute Wahl?


Spontan würde mir ein Dynamisches Mikro mit Nierencharakteristik (z.B. sm 58) einfallen,
Oder wäre ggf. eine dynamische Superniere oder gar ein Headset besser? Freue mich über Tipps ;)


Beste Grüße,
hgh
 
Also ein SM 58 ist ein typisches Bühnenmikrofon, das wird üblicherweise nicht für Hörfunkzwecke verwendet, obwohl die Anforderungen (nah besprechen bei lauter Umgebung) gerade auf einer Messe durchaus vergleichbar sind. Also wenn Du eins hast, kannst Du das natürlich nehmen. Aber mach einen Schaumstoffwindschutz drauf. Ansonsten kannst Du auch andere dynamische Nieren verwenden, oder dynamische Supernieren. Headsets scheiden aus, die werden für ganz andere Zwecke genutzt und sind eher ein schlechter Kompromiss.

Wenn Geld keine Rolle spielt, würde ich für diesen Zweck ein MKH 8060 nehmen. Das liefert natürlich eine sehr viel bessere Qualität als ein dynamisches Mikrofon, blendet Störschall besser aus als die meisten anderen Richtrohre und hält einen recht hohen Schalldruck aus. Richtrohre sind allerdings ebenfalls keine typischen Mikrofone für Hörfunkreporter. Da musst Du auch immer gut zielen.

Matthias
 
Eine dynamisch Niere oder Superniere zu verwenden ist da schon eine gute Idee. Ich würde die Klassiker Sennheiser MD 421 und/oder MD 441 einpacken und relativ nah besprechen (lassen). Beide Mikrofone haben eine schaltbare Nahbesprechungskompensation, die kann man in der Situation getrost benutzen.
Bei Einsatz des MD 441 sollte der Mikrofonverstärker des Aufnahmegeräts nicht der Schlechteste sein, es liefert nur 1,8 mV/Pa, gerade Rekorder der "Einsteigerklasse" sind damit überfordert (Rauschen auf der Aufnahme).

Das SM-58 ist grundsätzlich keine schlechte Idee gewesen, von der Abstimmung her allerdings für (lauten) Gesang auf der Bühne konzipiert. Die Aufnahme wird damit etwas "topfiger" klingen als mit den Sennheisern.
Richtrohr könnte problematisch werden, sobald der Interviewpartner nicht still hält oder es zu nah besprochen wird. Ohne guten Poppschutz hat man später viel Arbeit, das Ploppen zu schneiden oder mit irgendeinem Spektralanalysetool zu erkennen und zu eliminieren.
 
Beyerdynamic (nein, ich bekomme kein Geld von denen ;)) hat sein M59 mal damit beworben, dass RTL es bei den Formel I-Übertragungen für die Berichte aus den Boxen einsetzt (eingesetzt hat). Das war auch nicht zu übersehen, trägt es doch einen roten Ring. Das sollte wohl als Nachweis für die Praxistauglichkeit in lauter Umgebung gelten.

Allerdings sollte man bei Hypernieren oder Richtrohren nicht übersehen, dass sie eine Art Rückstoßeffekt haben. Sie zielen auch auf die Gegenseite. Ob das M59 mit einer Rückwärtsdämpfung von etwa -10dB nicht sogar eine Superniere ist, mag Ralle besser beurteilen. http://www.beyerdynamic.de/shop/media//datenblaetter/M59_DB_D_A2.pdf
 
Beyerdynamic (nein, ich bekomme kein Geld von denen ;)) hat sein M59 mal damit beworben, dass RTL es bei den Formel I-Übertragungen für die Berichte aus den Boxen einsetzt (eingesetzt hat). Das war auch nicht zu übersehen, trägt es doch einen roten Ring. Das sollte wohl als Nachweis für die Praxistauglichkeit in lauter Umgebung gelten.
Auch ein gutes und empfehlenswertes Mikrofon! Ich bekomme auch kein Geld von Sennheiser, habe deren Material aber im Fundus (und deshalb im täglichen Einsatz) und kann einfach mehr darüber sagen.
Wenn es um eine Gesprächsrunde am Tisch geht könnte man auch das einsetzen, was RTL heute bei der Formel 1 benutzt: Schoeps HS 4VXS-Headset. Das dürfte das Einzige (zumindest mir bekannte) Headset sein, dass den Umgebungsschall effektiv genug ausblendet und trotzdem noch recht ausgewogen klingt. Die HMD / HME-Serie von Sennheiser wird entweder ein etwas "blechernes" Ergebnis liefern (HMD - dynamisch) oder zu viel Umgebung mit drauf haben. Das Beyerdynamik DT 297 dürfte allgemein etwas zu empfindlich sein.

Allerdings sollte man bei Hypernieren oder Richtrohren nicht übersehen, dass sie eine Art Rückstoßeffekt haben. Sie zielen auch auf die Gegenseite. Ob das M59 mit einer Rückwärtsdämpfung von etwa -10dB nicht sogar eine Superniere ist, mag Ralle besser beurteilen. http://www.beyerdynamic.de/shop/media//datenblaetter/M59_DB_D_A2.pdf
Ich würde es aus dem Bauch heraus als klassische Superniere bezeichnen.
 
Ich möchte mal noch einen Exoten in den Raum werfen: Wer oft und viel in lauter Umgebung macht, zum Beispiel bei Sportveranstaltungen, der sollte sich mal das Coles 4104 anschauen. Das sieht zwar extrem hässlich aus, ist aber auf Wunsch der BBC für genau solche Zwecke entwickelt worden und dort heute noch Standard für Kommentare und Interviews am Spielfeldrand.

Matthias
 
Der Interview-Partner wird sich bedanken, wenn man ihm den Nasen-Luftschutz auf die Oberlippe drückt.
Bleibt nur noch die Frage, was die Konstrukteure des Coles 4104 gegen die mechanische Empfindlichkeit des Bändchens unternommen haben.
Wenn mir am Ort des Geschehens das Teil mal versehentlich aus der Hand fällt oder hektisch gestossen wird,
hätte ich schon gerne die Gewissheit, dass es das Bändchen überlebt.

Es grüßt RainerK
 
Auch eine Möglichkeit: Kugelmikrofon mit 10 cm Sprechabstand (gemessen zur Mikrofonkapsel!)
 
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