IP Audio 2018 III: Statt goldener Streamingzeiten Stagnation

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Die Kleinstaaterei lag ja in der Historie begründet. Föderale Strukturen begünstigten Landeskinderregelungen. In den alten Länder waren die Erstsender ausschließlich Tageszeitungsradios. Bei den zweiten Senderketten ging das kartell- und medienrechtlich nicht mehr so ganz. Aber man fand Konstruktionen.... Im Osten lief es dann etwas anders - aber mit 17 Mio. Einwohnern, einer platten Wirtschaft und viel Landschaft gerade einmal so groß wie NRW. Die Gesellschafter betrachteten und betrachten Gesellschafterversammlungen entweder als Verlegertreffen, wo man sich einmal im Jahr halt sieht. Ahnung hat man ohnehin nicht. Da glaubt man dem GF und dem PD mal, was da so von der großen weiten Radiowelt erzählt wird. Und es gibt ja bei den meisten Sendern noch eine hübsche Gewinnausschüttung. Weder die Gesellschafter noch die Senderfürsten hatten je ein Interesse, Macht abzugeben zugunsten einer nationalen Marke. Digital was zu wuppen, diese Chance hätten die einstigen Digital 5 Sender gehabt. Alles Digitalaktivitäten in die Gesellschaft und die eigenen Digitalaktivitäten einstellen. Aber halt; etwas abgeben? Wie naiv von mir... Und so krebsen die Radiosender heute auf einem Niveau, was so manches Stadtportal aus Nichtverlagshaus besser kann. Die Onlinereichweiten bei IVW sind lächerlich, der Abstand zu anderen General-Interest Angeboten wird immer größer. Und Audio? Hätte man mal versuchen können mit personalisierten Angeboten. Hätte. Hätte, hätte Fahrradkette... Und nun stehen sie, die größten GFs und PDs aller Radiozeiten am Bahnsteig und schauen dem Digitalzug hinterher wie er immer mehr an Tempo aufnimmt. Und wursteln im Rahmen ihrer intellektuellen und wirtschaftlichen Fähigkeiten weiter vor sich hin und hauen für jedes digitale Püpschen eine aufgebauschte PM raus.

Aber ernsthaft. Was sind das für Probleme für die Gesellschafter, die zuhause in ihrem bedruckten Holzlager ganz andere Probleme haben? Da zieht man die Kohle raus und sagt sich: Wenn´s nicht mehr läuft, dann ist das halt so! Im Zweifel hat man in den letzten Jahren gut Geld verdient. Beispiel? Nehmen wir einen Sender XY einer großen Stadt. Ein 30% Gesellschafter bekommt im Jahr eine Gewinnausschüttung i.H.v. 2 Mio. Euro. Macht über 32 Jahre einmal 64 Mio. Euro abzgl. Anfangs- und Vorlaufverlusten von ca. 2 Mio. Euro. Die Verzinsung bekomme ich sonst nirgendwo. Kann jeder mal morgen zu seiner Spaßkasse laufen. Als Gesellschafter würde ich mich da auch zurücklehnen und sagen: Selten so gelacht! Dr. Fu Man Chu, wieso da noch ins Produkt investieren??? Und die Erlöse kommen doch. Ist wie bei dem Mann, der vom Empire State Building springt und behauptet, da passiert nichts. Den Bedenkenträgern ruft er zu, als er am Fenster des 2. Stocks vorbeifliegt: "Ich verstehe Euch überhaupt nicht! Läuft doch, bis jetzt ist doch nichts passiert!"

Und die Mitarbeiter? Haben irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft ihre Schuldigkeit getan. Man kann sich einmal anschauen, wie die Gesellschafter in ihren eigenen Holzläden zur Zeit mit Mitarbeitern umgehen...
 
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T
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Und die Mitarbeiter? Haben irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft ihre Schuldigkeit getan. Man kann sich einmal anschauen, wie die Gesellschafter in ihren eigenen Holzläden zur Zeit mit Mitarbeitern umgehen...

Tja, so ist das und nicht anders und es nicht kommentierbar. Wie sagt doch einmal der Fürst (Turn und Taxis) ein großes Vermögen kann man nicht versaufen oder verhuren, nur verblöden. Richtig, der Rest ist hätte, hätte Fahrradkette. Als alter Chinese sitze ich am Fluß, angele und warte darauf, dass die Senderleichen vorbeitreiben werden. Wenn es hart auf hart kommt, dann werden die Gesellschafter keinen müden Euro in ihre Sender investieren. Dann wird fusioniert, dass die Schwarte kracht und bis auf die Mo-Show wird alles VT sein.
Dann wird Netflix nationale Mo-Shows verkaufen und die wenigen Talente, die es selbst in Deutschland gibt, werden bei Netflix im Studio sitzen. Alles nur ein Frage der Gage. So wie heute die echten Talente im Filmgeschäft schon für Netflix, Amazon oder HBO arbeiten. Tja lieber RMS-Aussendienst dann mal viel Spaß wenn Agenturen/Kunden plötzlich wirklich coole Angebote aufm Tisch haben.

Dein Bild vom Empire State Building ist gut. Ich würde auch sagen Radio vs. Netflix, kommt mir so vor wie März - Mai an der französischen Atlantikküste 1944. Irgendwann heißt es dann RADIOLAND ist abgebrannt...
 
Das Schlimme ist nur, dass ich aus den Gesellschafterkreisen im Laufe der Jahre viele Vertreter kennenlernen durfte...äh...musste, die ihre Häuser in der letzten Generation führen dürften. Ich habe Loriot reife Dialoge erlebt, die ich hier nicht (oder vielleicht mal dann doch) zum Besten geben möchte. Da bleibt einem schon mal die Luft weg. Und trotzdem gehören sie zu der Klientel, die kaum einen unternehmerischen Fehler ausgelassen haben und das Geld nach wie vor das Geld im ersten Stock aus dem Fenster schmeißen - und es kommt unten durch die Tür wieder rein. Wenn ich das so mache, ist es zwar nicht weg, aber woanders... RMS? Ist schon heute überflüssig wie ein Kropf. Rund 40% der Umsätze kommt allein über die GroupM. Ein weiterer (großer) Teil verteilt sich auf andere Agenturen. Wozu einen Außendienst? Merkt witzigerweise der ein oder andere in Wenn Programmatic sich noch stärker etablieren wird, kann man sich die RMS-Nummer ohnehin sparen. Ahnt der ein oder andere im Moorfuhrtweg wohl auch schon. Erstaunlich gesund zeigt sich dagegen nach wie vor der lokale Vertrieb. Die Einzelbuchungen sind z.T. einfach zu niedrig und die Ahnungslosigkeit der lokalen Werbetreibenden (in Bezug auf Wirkungslosigkeit) ermöglichen, dass alte Modell noch funktioniert. Ansonsten gäbe es deutlich effizientere Werbemöglichkeiten. Aber auch das ist eine Frage der Zeit...
 
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Für die begabteren Mitarbeiter sehe ich nicht schwarz, die kommen beizeiten bei einem liquideren Brötchengeber unter und werden zweifelsohne gemäß ihrer Befähigung entlohnt werden. Moderatoren und Redakteure wird es so lange geben wie das audiophile Nachrichtengeschäft Geld abwirft (also immer und ewig) und Servicebeiträge für den passiven Konsum, z.B. als journalistischer Mehrwert für die automatisierte Musikschleife, produziert werden. Hier hätte ich Chancen für die etablierten Radiounternehmen gesehen, die künftig zweigleisig als Betreiber und Content-Lieferant hätten fungieren können. Wer weiß, vielleicht funktioniert ja zumindest Letzteres noch, wenn auch wahrscheinlich mit anderer Gesellschafterstruktur.

Die Strategie der Verlagshäuser ist schon lange klar. Die wollen ihre bestehenden UKW-Schlachtrösser bis aufs Gerippe abnagen, keinen Cent in neue Angebote investieren und ihr Senderportfolio kurz vor dem Abgleiten in die roten Zahlen an den Meistbietenden verscherbeln. Vermutlich bevölkern dann noch eine Weile Shopping-Formate mit Perlen wie Semino Rossi und den Amigos, den Top40 und PR-Magazinen die Fequenzen, ehe das analoge Radio aus Kostengründen eingestampft wird.
 
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Die Strategie der Verlagshäuser ist schon lange klar. Die wollen ihre bestehenden UKW-Schlachtrösser bis aufs Gerippe abnagen...

Was für ein treffendes, schönes Bild.... Sehe gerade Verlegers gerade beim Abnagen, allerdings immer auf Etikette achtend. Schön mit Latz und im maßgeschneiderten Anzug... Eieiei...
 
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Für die begabteren Mitarbeiter sehe ich nicht schwarz, die kommen beizeiten bei einem liquideren Brötchengeber unter und werden zweifelsohne gemäß ihrer Befähigung entlohnt werden.
Vielleicht trifft es bei den jüngeren Mitarbeitern zu. Aber wohl schwierig bei den häufig anzutreffenden, überalterten Belegschaften, die in ihrem Berufsleben nur in der eigenen Branche ge-networked haben. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
 
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