Irak-Krieg geht mit auf den S...

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radliman

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Neutral wäre doch: Der Krieg im Irak.
Bei Berichten von den Truppen der Briten US´lern wird immer wieder darauf hingewiesen das die Meldungen unter Vorbehalt sind. Bei Irakberichten werden ausschließlich nur betroffene Bevölkerung gezeigt.

Bei Demos aus Deutschland werden immer wieder Brennende US Flaggen gezeigt oder noch schlimmer Bush-Puppen die Brennen. Man kann ja fast den Eindruck bekommen das gehört dazu!
Genau so die Transparente mit Kein Blut für Öl so was vorbei am Thema.... geht mir Echt auf den Senkel.
Eure Meinung!

Ps.
Finde Krieg auch besch.... aber er ist LEIDER nun mal die Letzte Möglichkeit!

<small>[ 01-04-2003, 02:43: Beitrag editiert von radliman2 ]</small>
 
Hallo,
bitte mal genau zuhören, was in den Nachrichten gesagt wird: Bei US-Meldungen wird der Vorbehalt aufgrund der Propaganda der US Truppenjournaille gemacht. Gleiches geschieht aber auch bei irakischen Meldungen!
Zudem ist ja noch aus dem ersten Krieg bekannt, wie die Journalisten seitens des US-Militärs desinformiert wurden.
Zudem ist dieser Krieg völkerrechtlich nicht legitimiert, weshalb eine kritische Distanz zu den Kriegshandlungen durchaus berechtigt ist.
Zudem richtet sich die Aggression ja mittlerweile auch gegen die Zivilbevölkerung, weshalb es wohl doch ein Krieg gegen den Irak ist. Distanz hat nichts mit Antiamerikanismus zu tun, sondern richtet sich gegen die dafür verantwortlichen Politiker. Saddam Hussein und sein Regime hätten auch mit friedlichen Mitteln in die Schranken verwiesen werden können müssen.
Liebe grüße vom Radiotroll
 
Prinzipiell würde ich mich hier im Forum nie über Tippfehler auslassen, aber was Du da, Radliman2 losgelassen hast, ist ein bißchen zu viel.

Aber das ist noch gar nicht das Problem. Vielmehr verstehe ich Deinen Frust nicht. Was hat das mit Radio zu tun?

Hauptsache ist doch, daß DU nicht Bushpuppen oder US-Flaggen verbrennst.

Deine Darstellung der Problematik paßt wohl eher in ein politisches Quartett im Fernsehen. Hast Du Dich da schon mal beworben?

So, und jetzt wieder Themenwechsel!
 
</font><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><hr /><font size="2" face="Verdana, Arial">Deine Darstellung der Problematik paßt wohl eher in ein politisches Quartett im Fernsehen. Hast Du Dich da schon mal beworben?
</font><hr /></blockquote><font size="2" face="Verdana, Arial">Es soll Zeiten gegeben haben, wo Politik auch im Radio behandelt wurde. Habe ich mir zumindest sagen lassen.
 
Nee, nee, Radlimann hat schon recht.

Diesselben Sender und Redaktionen, die vor vier Jahren noch jede Propaganda-Meldung der amerikanischen und europäischen (auch deutschen !) Nachrichtendienste ungeprüft als Aufmacher durch den Äther ge****** haben, setzen jetzt vor jede britisch-amerikanische Darstellung ein "angeblich", verweisen auf die Herkunft.

Themen, die die Vorgehensweise der Alies in besseres Licht rücken könnten, fehlen in unseren Sendungen/Zeitungen völlig (Ausnahme ausgerechnet bei den Krawallblättern BILD, B.Z. und der zugegebenermaßen konservativen, aber eben seriösen F.A.Z.).

Wenn ein Kriegsberichterstatter darauf verweist, daß die Bombenangriffe und die Bodeneinsätze dieses Mal wesentlich genauer verlaufen als in den Kriegen zuvor, die Alliierten offensichtlich stärker auf die Zivilbevölkerung Rücksicht nehmen als beispielsweise beim Kosovo-Krieg (eigentlich Krieg gegen Jugoslawien !), gehen die Moderatoren nicht weitere darauf ein -- es paßt eben nicht zur aktuellen "Kampagne".

Inzwischen höre ich wieder die Bezeichnung "Amis", und die wird in der Regel nicht aus Amerika-Liebe verwendet. Die ressentimentsbegründete Sprachverwirrung geht so weit, daß in Nachrichten und Beiträgen sogar das Unwort "Achse" in Bezug auf Berlin/Paris/Moskau nachgeplappert wird -- Nazi-Jargon ! Dafür hätte es vor kurzer Zeit noch Prügel vom Chefredakteur gegeben.

Der RBB-Reporter Jan Tönnies berichtet mit unverhohlener Symphatie von den Demos vor der US-Botschaft in Berlin, von Berichterstatter-Distanz keine Spur. Beispiel, am Tag des Kriegsbeginns : Ein Demonstrant fordert, daß Bush vor`s Kriegsgericht gestellt wird, Tönnies gibt mit den Worten "Ein frommer Wunsch in Gottes Ohr" zurück zum deutlich neutraleren Volker Wieprecht (Radio 1, Der Tag). Ähnliche Beiträge, teilweise spaßig-bunt aufgemacht, höre ich von Tönnies häufig auf Info-Radio, zuletzt Freitag in seinem Bericht über "Hupen für den Frieden".

Das ist einseitge Berichterstattung, die durch Zweifel an der Legitimation des Krieges nicht gerechtfertigt ist. Zitat "Radiotroll" :

"Zudem ist dieser Krieg völkerrechtlich nicht legitimiert, weshalb eine kritische Distanz zu den Kriegshandlungen durchaus berechtigt ist."

Das Völkerrecht wird in Bezug auf die Einmischung in innere Angelegenheiten seit dem Kosovo-Krieg nicht mehr so interpretiert wie zu Kalter-Kriegs-Zeiten. Der Vorwurf, der Krieg gegen Rest-Jugoslawien sei ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg gewesen, wurde von deutschen Gerichten ín einer Reihe von Prozessen zurückgewiesen, sonst säßen jetzt Schröder, Fischer und Scharping in Den Haag in den Zellen neben Milosevic.
Damals die Begründung : Ein Krieg zur Beseitigung einer menschenrechts-feindlichen Diktatur oder eines nach außen aggressiven Regimes sei durch das Völkerrecht gedeckt, eine Teilnahme Deutschlands daran im Rahmen seiner Bündnisverpflichtungen werde vom Grundgesetz gestattet.

Der Präzedenzfall, der das amerikanische Vorgehen im Irak rechtfertigt, ist von den Deutschen sehenden Auges mitgeschaffen worden, entgegen aller Warnungen.

Drum sollten wir das Klische "Die und Wir" aus unseren Köpfen rauslassen, wenn wir berichterstatten und im Sender informieren. Und wir sollten uns hüten, alles was "den Gegner" belastet, hervorzuheben, und entlastende Fakten wegzulassen.

Also, statt "kritischer Distanz zu den Kriegshandlungen" besser "kritische ÄQUI-Distanz zur Darstellung aller Beteiligten".
Wir wollen schließlich überparteiliche Journalisten sein, nicht Hofberichterstatter einer Friedensbewegung (?) oder der Allianz.
 
Nur zur Info

Der virtuelle Forumszensor hat in meinem Beitrag das Wort "durch den Äther g.e.b.l.a.s.e.n." verstümmelt.

@ Kanalratte :

Bingo.
Du bist übrigens mit Peter Glotz einer Meinung, der sogar soweit geht, zu sagen, Kriegszeiten sind Print-Mediums-Zeiten.
Er verweist auf die sogenannten Koresspondenten-Berichte von Reportern, die in Bagdad im Hotel sitzen, nichts mitkriegen und die Informationen (?) und Gerüchte, die sie dem Heimat-Moderator erzählen, in der Regel von dieser Redaktion zuvor erhalten haben.

<small>[ 31-03-2003, 18:20: Beitrag editiert von Deason ]</small>
 
@Deason: Meine Unterschrift drunter - mit einer Ausnahme: Ein Präzedenzfall für den Irak war der Kosovo nicht. Damals war sich zumindest die NATO einig und setzte sich über den UN-Sicherheitsrat hinweg. Dieses Mal setzt sich eine Allianz über die UN hinweg, die kein Staatenbündnis im klassischen Sinne ist. Es ist also eher ein neuer Präzedenzfall - ein einziger Staat, der den Krieg beginnt und ein paar andere, die folgen. Von daher könnte dieser Krieg viel weiter reichende Folgen haben als der Kosovo-Krieg - er kann künftig jedem Staat als Kriegs-Legitimation dienen.

Anmerkung, bevor mich jemand falsch verstehen möchte: Ich klammere die Frage von "Gut" und "Böse" ganz bewusst aus - ich spreche nur über "die behördlichen Vorgänge" im internationalen Zusammenleben.

<small>[ 31-03-2003, 19:07: Beitrag editiert von berlinreporter ]</small>
 
Ähnliche Debatte in einem augenblicklich benachbarten Thema ("Big Brother im Irak ...").
Hier gab`s gerade einen Beitrag von "K 6", der hier gut reinpaßt :

"Zitat:
--------------------------------------------------------------------------------
Das Radio hat dabei naturgemäß ein Problem: Kein noch so guter Radioreporter kann diese Bilder im Kopf der Menschen entstehen lassen. Das Radio muss sich auf die Weitervermittlung der trockenen Fakten beschränken, wenn es nicht unmittelbar Meinungsmache betreiben will - und die trockenen Fakten sind in diesem Fall nicht überprüfbar.
--------------------------------------------------------------------------------

Es gibt da jemanden, der verabschiedet sich regelmäßig mit der Ansage Meine Damen und Herren, hören Sie den Rundfunk, denn die Bilder lügen!

Was hat denn das Fernsehen zu bieten? Natürlich, die Bilder. Und weiter? Meine Glotze ist immer noch nicht vom akuten Hochspannungsmangel an der Bildröhre kuriert, weshalb ich es nicht selbst beurteilen kann und auf das Urteil von jemandem angewiesen bin, der konstatiert, daß wie immer in ARD-Brennpunkten nach zehn Minuten nur noch irgendwelche Nebenaspekte an den Haaren herbeigezogen werden.

Was hat das Radio nicht zu bieten? Richtig, die Bilder. Für den einfach gestrickten Rezipienten, die Zielgruppe der Sender mit dem abwechslungsreichsten Superfiftyfiftyhitmix aller Zeiten also, mag dies ein Ausschlußkriterium sein. Jedoch: Es gibt auch ein anderes Publikum. Nicht in gleichem Umfang, aber durchaus existent. Dieses Publikum möchte es unter Umständen genauer wissen. Wer kann dem abhelfen? Der Fernsehheini, der sich am Ende veranlaßt sieht, "ich ziehe die dumme Frage zurück" zu sagen (geschehen an keinem geringeren Ort als bei ARD-Aktuell)? Oder nicht doch eher der Deutschlandfunk, der zuverlässig mit den Informationen am Abend zur Stelle ist und dann einen Hintergrund Politik nachschiebt, nach dessen Anhören sich der geneigte Hörer endgültig fragt, ob diese Tölpel in Washington von allen guten Geistern verlassen sind?

Ich behaupte: Dies ist gerade die Hochzeit des Radios. Eben weil die Bilder lügen. (...)"

Die von "K 6" genannte DLF-Sendung "Informationen am Abend" beginnt werktäglich um 18 Uhr und geht (einschließlich "Hintergrund Politik") bis 19 Uhr. Wem das zu früh ist, der kann`s um 23 Uhr noch mal auf DLF probieren, 60 Minuten lang Nachrichten ohne Bilder, dafür mit mehr Fakten und journalistischer Umsicht.

Übrigens : Diese Sendungen führen bei Dir, K 6, zur Frage, ob "diese Tölpel in Washington von allen guten Geistern verlassen sind ?", bei mir teilweise zu anderen Fragen.

Wenn wir beide uns jeden Abend zuKLÖPPELN und wegWICKERTEN lassen würden, dann wären wir vermutlich ein- und derselben Meinung, gleichwohl massenhaft zufrieden, aber ahnungslos.
 
@ Berlin-Reporter

Freude über Deine Zustimmung.
Unsere verbliebene Meinungsverschiedenheit werden die Verfassungsrechtler zu entscheiden haben, die Ansichten unterscheiden sich da teilweise deutlich. Nach aller Erfahrung aber dürfte das Ergebnis eines sein, das solche nicht von der UNO ausdrücklich angeordnete Kriege führbar machen wird, das mithin die bisherige, seit einigen Jahren auch bundesdeutsche Praxis bestätigt.

Aber die juristische Frage ist für dieses Thema eh -- ziemlich wurscht, hätte mich nicht darauf einlassen sollen, lassen wir`s. Sonst schneidet uns noch Honk "den Bart ab" (Zitat Iraks Außenminister ?).

Grüße.
 
Gerade hat der Radio-EINS-Korri aus Amman sich eineinhalb Minuten lang darüber ausgelassen, daß die Verlautbarungen der Kriegsparteien mit Vorsicht zu genießen sind, weil jede Seite mit ihren Meldungen auch bestimmte Effekte bei der Gegenseite erreichen will.

Wird ja auch Zeit, daß das mal gesagt wird; das hat ja in den ganzen Tagen seit Beginn des Krieges noch gar keiner gemacht.

Mann, wie das nervt...
 
@Deason:
Endlich wird hier mal eine Lanze mal für den DLF gebrochen. Feine Sache!
Kein Antenne-Gequatsche "Wann immer etwas passiert, bei uns sind Sie 5 Minuten früher informiert" (wahrscheinlich sogar 5 Minuten, bevor es passiert...) sondern für mich: Wann immer etwas passiert, geht's zum DLF 23:00 Uhr "Das war der Tag - Journal vor Mitternacht". Besseres gibt es zur Zeit nicht. Journalistisch sauber, informativ, verständlich. DeutschlandRadioBerlin bringt zwar von 22:30 bis 23:00 Uhr ebenfalls eine gute Informationssendung, die kann aber bei weitem nicht mit dem DLF mithalten.

Für mich sind das gleich zwei Hochzeiten:
Zum einen ist es reflektierter und gibt echte Hintergründe, zum anderen zeigt es, dass es in Deutschland Radio gibt, dass Inhalte bringen WILL und kann.

@makeitso:
Was den von dir angeführten Hinweis in Überlänge angeht "daß die Verlautbarungen der Kriegsparteien mit Vorsicht zu genießen sind, weil jede Seite mit ihren Meldungen auch bestimmte Effekte bei der Gegenseite erreichen will", so ist das zwar nervig bis zum Anschlag, ich fürchte aber, dass solche Hinweise unerläßlich sind. Selbst in Gesprächen mit Nachrichtenkollegen bin ich immer wieder fassungslos, wie schnell sie Informationen von allen Seiten der Kriegsparteien für wahr, seriös etc. halten.
Zwar halte ich unsere Hörer nicht für totale Torfköpfe, aber ich fürchte eben, dass sie/wir irgendwann glauben, was Kriegsparteien sagen, wenn wir es uns/den Hörern nicht regelmäßig erklären.
Was mich bei all diesen Hinweisen aber sehr ärgert: Ich habe allzu oft den Eindruck, dass Sender meinen, wenn sie nur darauf hingewiesen haben, dürften sie alles einfach melden, ungeprüft. Nach dem Motto "Wir haben ja gesagt, dass es möglicherweise anders ist".
Dagegen wäre eine inhaltliche Einordnung dieser Meldungen angebracht.

Schade eigentlich...
... meint der beobachter

<small>[ 02-04-2003, 21:04: Beitrag editiert von der beobachter ]</small>
 
</font><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><hr /><font size="2" face="Verdana, Arial">Was mich bei all diesen Hinweisen aber sehr ärgert: Ich habe allzu oft den Eindruck, dass Sender meinen, wenn sie nur darauf hingewiesen haben, dürften sie alles einfach melden, ungeprüft. Nach dem Motto "Wir haben ja gesagt, dass es möglicherweise anders ist".
Dagegen wäre eine inhaltliche Einordnung dieser Meldungen angebracht. </font><hr /></blockquote><font size="2" face="Verdana, Arial">Natürlich wäre das der Idealfall, Beobachter. Aber wie soll man das ohne neutrale Quellen tun?
Was hat denn ein Newsred im Hörfunk zur Verfügung? Agenturen, TV und dpa-Korris. Zudem bei den ÖRs noch eigene Korris. Dazu vielleicht Exil-Iraker, Ex-Generäle oder Amerika-Kenner. Außerdem das Internet mit Warblogs und ähnlichen Sachen. Wo ist da eine neutrale Quelle dabei?
Agenturen, TV und Korris haben allesamt Bewacher auf den Füßen stehen. Und andere Quellen sind fast zwangsläufig einseitig.

Wie soll nun ein in Deutschland sitzender Redakteur ohne eigene Einblicke die Meldungen einordnen? Ich befürchte, das wird erst lange nach diesem Krieg möglich sein.

Und, lasst uns doch ehrlich sein: Ist es nicht so, dass ein Redakteur, der erstmal in Ruhe prüft und versucht gegen zu recherchieren, postwendend von seinem Chef vorgehalten bekommt: "Warum hatte Radio XY das gerade in den Nachrichten und wir haben es verpennt?"
 
@berlinreporter:

Ich gebe dir voll und ganz recht, ein "schnellerer" Sender macht Druck, egal, ob seine Meldung stimmt oder nicht.
Und natürlich, wir können die meisten Informationen nicht überprüfen. Noch nicht, vielleicht nie. Ist es aber trotzdem unmöglich, Meldungen einzuordnen? Das heißt ja nicht, dass wir jede Meldung auf ihre endgültig Wahrheit überprüfen müssen, bevor wir sie senden. Dann würden die News ja tagelang ausfallen.
Aber, wenn wir wüssten, unter welchen Bedingungen Korrespondenten etc. ihre Informationen bekommen, wären wir schon weiter.
Eine erste Einordnung wäre ja schon, wenn wir auch melden würden/dürften, welche ein oder zwei entscheidenden Fragen in der gerade aktuellen Angelegenheit ungeklärt sind. Dann wüsste der Hörer wenigstens nicht nur DASS, sondern auch WARUM er gerade diese Meldung mit Vorsicht genießen muss.
Das macht in der täglichen Arbeit oft nur einen Satz mehr in einer Meldung, wäre aber schon ein Fortschritt, oder?
 
@beobachter:

Ich habe das so ähnlich schon mal in einem anderen Thread geschrieben: Sky news sagt konsequent in den Anmods zu den "embedded reporters": "We want to remind you that his/her report is subject to military restrictions". CNN z.B. macht das nicht. Im Radio ist es wohl ähnlich. Es gibt derzeit sicherlich keinen einigermaßen objektiven Berichterstatter, denn selbst die wenigen Reporter, die ohne Begleitung unterwegs sein mögen, können sich ja nicht frei bewegen. Was man durchaus noch deutlicher darstellen könnte, ist die Tatsache, dass immer nur einzelne Fragmente geliefert werden können und man gar nicht erst versuchen darf, sich mit so wenigen Einzelinformationen ein Gesamtbild zu machen.

Wir bekommen hier haargenau die Grenze zwischen Berichterstattung und Journalismus aufgezeigt.

Der Journalismus wird erst dann zum Einsatz kommen, wenn im Irak tatsächlich ein einigermaßen demokratisches System installiert sein sollte und die Truppen back home sind. Und selbst dann wird es schwer sein - denn die Koalition wird auch im Nachhinein darauf bedacht sein, ihr Image zu pflegen.

<small>[ 04-04-2003, 09:17: Beitrag editiert von berlinreporter ]</small>
 
Zum Thema "Bilder, die das Radio nicht hat":

Die Bilder können wir in vielen Fällen erzeugen, wenn wir uns auf die alte Regel zum Sprachgebrauch besinnen: Möglichst im aktiv schreiben. Teilweise verblüffend, wie anschaulich die Schrecken des Krieges damit werden.

"An einer US-Strassensperre im Irak sind sieben Frauen und Kinder erschossen worden"

oder

"US-Soldaten haben an einer Strassensperre im Irak sieben Frauen und Kinder erschossen."
 
@berlinreporter:
Wenn es so ist, wie du sagst - und alles spricht ja dafür - wie können wir dann am besten wenigstens berichterstatten, so dass es nicht zum völligen Desinformieren wird?

Wenn wir schon nicht journalistisch gegenrecherchieren können - was mir beim Radio ohnehin immer schwieriger zu werden scheint (wg. der "schnelleren Konkurrenz") - welchen Anspruch müssen wir dann als Mindestanspruch trotzdem noch aufrechterhalten und wie können wir ihn umsetzen?

Klingt jetzt alles mächtig nach Fragen für eine Seminararbeit, ist aber für mich die spannendste Aufgabe zur Zeit.
(Denn, um es gleich zu sagen: Auf ein fatalistisches "Wir können ja eh nichts machen" habe ich nämlich keine Lust.)

<small>[ 04-04-2003, 13:52: Beitrag editiert von der beobachter ]</small>
 
Wie der Herrscher über den Äbbelwoi weiter oben schrieb: Die Beherrschung der Macht des Wortes ist wieder gefragt. Man sollte auf jeden Fall immer klar stellen, dass nur einzelne Blitzlichter des Krieges gemeldet werden. Und bei der Meldung von Verlautbarungen einer Seite sollten man sich der richtigen grammatikalischen und semantischen Mittel bedienen.

Oft klingt es so: "In Basra wurde ein Krankenhaus beschossen - dabei wurden 100 Zivilisten verletzt. Das meldete am Mittag das irakische Fernsehen."

Meiner Meinung nach müsste es heißen: "Das irakische Fernsehen strahlte am Mittag Bilder von mehreren Verletzten aus. Dazu hieß es, die Personen seien Opfer eines Angriffes auf ein Krankenhaus in Basra. In dem Beitrag war von bis zu 100 Verletzten die Rede. Bislang wurde die Meldung weder von Koalitionsseite noch von neutralen Quellen bestätigt."

Oder so ungefähr.....
Konditional und Konjunktiv erleben eine Renaissance......
 
By the way - jetzt kann es sich natürlich bitter rächen, wenn man überwiegend Leute im Haus hat, denen gewisse germanistische Grundlagen fehlen. Zudem ist es bei der derzeitigen Lage sicher auch hilfreich, die eine oder andere Fremdsprache zu beherrschen, damit man vielleicht auch noch mehr TV- und Internetquellen auswerten kann. Aber spätestens dann gilt man ja als überqualifiziert (sprich: zu teuer).

Es gibt eben doch Unterschiede zwischen Nachrichtenredakteuren und Agenturmeldungsvorlesern.
 
@berlinreporter:
Meinen Glückwunsch zu der "Umformulierung". Das klingt gut, ABER wenn der Chef sagt, "bei uns gibt es keinen Konjunktiv. Wir melden nur, was wir wissen und spekulieren nicht. Zitate gibt es im O-Ton oder gar nicht" - dann sieht es schlecht aus, auch wenn es nicht ganz so strikt gehandhabt wird, wie es zunächst klingt.
Ich halte Formulierungen im Konjunktiv in diesem Fall für unerläßlich. Leider ist die sprachliche Kompetenz von einigen Kollegen - aber die gibt es ja überall - reichlich dürftig. Wenn schon das Erklären der Abhängigkeiten von Konj1 und Präsenz und Konj2 und Prät. nur ungläubige Blicke hervorruft, ist das Ende guter Arbeit eben erreicht. DASS man es erklären muss, ist schlimm genug, gerade in einem derart schwierigen Gebiet wie dem Irak-Krieg hat es aber auch noch die Auswirkung, dass ich eben niemandem sagen kann, "schreib mir das mal". Ich muss also alles, was etwas differenzierter ist, selbst schreiben. Das steigert die Qualität der gesamten Nachrichten leider nicht.
Germanistische Qualitäten werden als Haarspalterei abgetan, obwohl wir damit wenigstens das "retten" könnten, was bei der Informationslage zu retten ist. Ich habe mir schon anhören müssen, "nicht radiotauglich" zu sein, wenn ich mir darüber Gedanken mache. Dafür sollen die Nachrichten wenigstens "reißen"...
...in den journalistischen Abgrund fürchte ich.

<small>[ 04-04-2003, 13:56: Beitrag editiert von der beobachter ]</small>
 
</font><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><hr /><font size="2" face="Verdana, Arial">"bei uns gibt es keinen Konjunktiv. Wir melden nur, was wir wissen und spekulieren nicht. Zitate gibt es im O-Ton oder gar nicht" </font><hr /></blockquote><font size="2" face="Verdana, Arial">Natürlich disqualifiziert sich jeder Chef mit solch einer Aussage selbst. Denn in der Konsequenz würde das bedeuten: Der Irak-Krieg findet bei uns in den Nachrichten nicht statt, da wir nichts wirklich wissen. Vielleicht sollte man diesem Chef antworten: "Dann setzen Sie sich doch mal ans Telefon und holen Sie mir einen O-Ton von Saddam und einen von GWB! Oder noch besser, sie laden die beiden in unsere Morning Show ein - gleich für morgen!"
 
@berlinreporter:
So ist es. Einwände wie der von dir vorgeschlagene kommen natürlich auch. Eine Diskussion von der Art "Wenn wir nur melden, was wir wissen, dann..." wird aber als intellektuell abgetan - war übrigens schon beim 11. September und dem Afghanistan-Krieg so.
Eigentlich dürfte der Irak-Krieg in solchen Nachrichten wirklich nicht stattfinden. Auf jeden Fall ist es ein Grundsatz, der Journalisten aus dem Radio verbannt, was auch hingenommen wird. "Journalisten werden im Radio nicht mehr gebraucht" - O-Ton aus dem Munde des Chefs.
 
Den möchte ich mal hören, wenn ihm z.B. ein Polizeisprecher die Auskunft verweigert mit der Begründung: "Wir sind nur gegenüber Journalisten auskunftspflichtig."
Konsequenter Weise fällt Radio dann auch nicht mehr unter den besonderen Grundgesetz-Schutz. (Informantenschutz u.ä.)

Und vor allem: Keine Presserabatte mehr <img border="0" title="" alt="[Breites Grinsen]" src="biggrin.gif" />

<small>[ 04-04-2003, 15:21: Beitrag editiert von berlinreporter ]</small>
 
@berlinreporter:
Nein, das darfst du nicht machen! Der arme Chef braucht seine Rabatte. Er wollte mir schon lang und breit erklären, welche Rabatte ich wann wo wie bekomme. Und er ist sooo stolz auf seinen Journalistenausweis!

Aber zurück zum Thema:
Bei solchen sog. "Ausnahmesituationen" wie dem Irakkrieg zeigt sich endlich wieder, wo in den Reaktionen Leute sitzen, die den Titel Redakteur verdient haben und welche den Journalistenausweis nur haben, um sich wichtig zu fühlen.
Das hat den Vorteil, dass wir beim nächsten Mal (="journalistischen Ernstfall") wissen, auf wen wir uns verlassen können. Und das ist auch etwas wert.
 
Konjunktiv hin oder her.
Wir schreiben fürs HÖREN. Wie heißt es so schön- Dem Volke aufs Maul geschaut.....
Und die wenigsten Normalbürger verwenden den K.
...Mein Feund meine, er wolle nur noch ein paar Videos holen, dann....
Nein - mein Freund will nur noch ein paar Videos holen...
(vielleicht nicht das beste Beispiel?)
Aber in unserer Umgangssprache kommt der K. wohl nicht so häufig vor.(Achtung Behauptung)

@berlinreporter
"Agenturvorleser" - ist das nicht reichlich arrogant?
Nur weil ein Kollege schreibt wie seine Hörer sprechen (ohne K.) ist er nicht weniger Journalist.
 
Wie bitte? Wir sollen so schreiben und sprechen wie das "Volk", wie Du es genannt hast?

Okay, dann heißt es ab jetzt: " Ej, Alder, der Busch, wo President von Amerika is, macht Krieg mit´m Irahk - so wie Crusaders. Und der hat escht voll fett krasse Bombe geschmissen und jetzt isser midden im Backdat. Ej echt fett, der Alde, der reißt dem Hussein escht den Asch auf - un aktuwell hat der grade noch den Airport gefasst - ej Alder, ich schwör!"

Sorry, aber das kann nur für Leute gelten, die genau das verkörpern, was ich mit Agenturvorlesern meine. Der Unterschied zum Journalisten ist schlicht und einfach die Einstellung zum Beruf. Wer den Menschen eine Grundlage für ihre Meinung liefert, der hat eine "Verantwortung". Leider ist das ein nicht mehr all zu beliebtes Wort.
 
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