Ist das Format "Schlager" wieder im Kommen?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Nein, vielen Dank. Ich brauche schon lange niemanden mehr, der das tut. Aber kurze Gegenfrage: Was genau hat das mit dem Thema zu tun? gar nichts? Aaaah ja. Gute Nacht.
 
Ich bin im Gedanken mal kurz meine Erinnerungen an die Hitparade mit Dieter Thomas Heck durchgegangen und mir ist doch glatt etwas aufgefallen. Die so verpöhnten Schlager dieser Zeit waren zu 70% Lieder die im Englischen in den US oder UK Charts standen (kein Schlager nach einigen Aussagen hier), und nur auf deutsch umgedichtet dann auf einmal totale Schagerhöle waren/sind.

Dazu kann ich nur sagen >>>> :D
 
@aladin
70 Prozent Coverversionen bei Dieter Thomas Heck kommt mir ein bisschen viel vor. Klar, Michael Holm war dafür bekannt, Interpreten wie z.B. Benny ("Frei und abgebrannt") auch, und anno 1974 übersetzte gar ein gewisser Oliver Irgendwas "Rock your Baby" von George McCrae ins Deutsche, aber die meisten coverten doch nicht - meiner Erinnerung nach.
 
...Interpreten wie z.B. Benny ("Frei und abgebrannt")...

Der Benny hieß wohl eher Bernhard Brink. ;)

Die Zeiten, Auslandshits zu covern, sind bis auf gelegentliche Ausnahmen vorbei. In den Siebzigern gab es in der Tat etliche deutsche Cover, mehr als man glauben möchte. Ein erheblicher Teil ist aber auch böse gefloppt wie "Rock Your Baby" von Oliver Freytag.
 
Zuletzt bearbeitet:
In den 70ern wurde auch viel gecovert, aber die Produktionen bewegten sich durchweg auf internationalem Pop-Niveau. Um 1986 gingen die Privaten an den Start und überraschten mit interessanten AC-Experimenten, die weit ausholten und von jeder Form von Promotionsdruck weit entfernt waren. Bis Mitte der 90er-Jahre gab es auch Schlager- oder Schlager-Oldie-Mixwellen, die jedoch schon bald nicht mehr in den Werbefokus der Zeitungsverlage passten. Ehrlicherweise muss dazugesagt werden, dass diese Programme bis auf ein paar wenige Randerscheinungen wenig innovativ waren, sondern vor allem die Schlager vergangener Jahrzehnte herunterleiten (Ausnahme: RPR2) - ein Vorgeschmack auf das sich mehr und mehr formierende deutsche Beraterradio neuerer Prägung. Zum damaligen Zeitpunkt meinte man in manchen Verlagen noch die ältere Generationen mit ein paar Best-Of-Samplern mitversorgen zu müssen, immerhin legte man aber noch Wert auf interessante Spartensendungen und attraktive Programmhöhepunkte.

Nach dem Abflauen der "Neuen Deutschen Welle", einer Art verpasster Neuerungsbewegung im deutschen Schlagerbetrieb mit ein paar unbeschwerten Nonsens-Avancen, wandten sich die modernen Musikprogramme weitgend von der deutschen Musikszene ab. Am Ende war klar dass die Musikredakteure und DJs der neuformierten ARD-Servicewellen den "ganzen NDW-Firlefanz" genausowenig leiden mochten wie den Schlager klassischen Gepräges, sondern vielmehr mit leuchtenden Augen gen London blickten, wo der illustre 80er-Rock in die Mitte der Pop-Arena drängte und Disco-Größen wie Michael Jackson, Madonna und Depeche Mode für Begeisterungsstürme und Medienwirbel sorgten.

Schon jetzt begann im Wettsreit der ARD-Wellen untereinander ein Phänomen zu greifen, das später bis zur Ekstase perfektioniert wurde: Ein Sender kupferte beim anderen ab und bald bildete sich ein wellenübergreifender Mainstream heraus, der für beinah alle verbindlich wurde. Während dieser Zeit wurde deutsches Liedgut stark zurückgedrängt. Mangels Airplays verfiel das Produktionsniveau immer mehr auf Bontempi-Niveau, denn die etwas älteren Landeswellen erlaubten keine Hot-Rotation, die eine anspruchsvolle Musikszene hätte ernähren können. Dort liefen neben leichter internationaler Musik viele ältere Schlager und ein paar neuere Produkte, jedenfall viel zu wenige um den Schlager auf Augenhöhe mit internationalen Hochglanzprodukten zu bringen.

Nur Ausnahmefälle wie Grönemeyer, Fendrich oder die EAV hoben sich vom durchschnittlichen Schlagerniveau ab und fanden große Resonanz bei der heimischen Musikkritik, aber selbst sie konnten das Personal in den poppigen Servicewellen nicht erweichen. Große Stimmen wie Ingrid Peters hatten kaum eine Chance auf Aufmerksamkeit und angemessene Produktion und so wurde der Schlager zunehmend zum Synonym für lieblos hingeworfene Schnulzenmusik. Die neu hinzugestoßenen Jungspunde in den öffentlich-rechtlichen Funkhäusern, die Miite der 80er-Jahre einer der interessantesten Innovationsbewegungen der deutschen Musikbranche das Wasser abgruben, legten zugleich den Grundstein für das heutige Beraterradio, das bis in die Verästelungen der Personalpolitik auf die Entscheidungen jener Jahre zurückgeht.

Auf diesen falschen Promissen wurde das deutsche Printradio aufgebaut; diejenigen, die vor wenigen Jahren noch als Entscheidungsträger beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk deutschen Interpreten die rote Karte gezeigt hatten waren nun wieder dick im Geschäft und sorgten mit wachsender Vehemenz dafür, dass der letzte kommerzielle Schlagerkanal doch noch seine Pforten schließen musste. Alternativen wurden nie erwogen, Ideen und tragfähige Konzepte sind bis heute nicht in Sicht. Statt die deutsche Musikszene zu fördern, wurde sie schon während der zweiten Hälfte der 80er-Jahre kategorisch ausgehiungert, eine Strategie, die beim damals noch breiter aufgestellten öffentlich-rechtlichen Rundfunk nach viel Ach und Weh schließlich zur Einführung der 4. Programme, der sog. "Schlagerkette" führte. Als reine Seniorenwellen mit großer Playlist (Schwerpunkt 50plus) waren die aber nicht im Stande, die deutsche Musikszene zu retten.

Mein sattsam bekanntes Fazit lautet: Man hätte von Anfang an zwei- oder dreigleisig fahren müssen, und zwar entschieden und ohne Mätzchen. Dann hätte das deutsche Radio heute ein ganz anderes Ansehen. Schlager nur für Rentner zu produzieren macht ebensowenig Sinn, wie die hirnrissige Idee alle zwischen 14 und 49 in einem Programmformat versammeln zu müssen, das noch dazu zu allem Überfluss überall gleich aussieht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Au weia!

Vicky Leandros, Bata Illic, Jürgen Drews, Kristina Bach, Andrea Berg... das ist Schlager.

Der Rest ist "Deutsch-Pop" (hüstel!), der hin und wieder im Radio gespielt wird und nicht weiter auffällt. Schon gar nicht durch hohe Verkaufszahlen. "Die Amigos" lachen sich doch einen Ast, wenn sie mit den "Söhnen Mannheims" verglichen werden.



Muhahaha........Amigos 7 Platin / 15 Gold.....Söhne Mannheims....8 Platin/ 15 Gold ;) sagt jedenfalls die Seite des Bundesverbands der Musikindustrie ;)
 
@Jingleberger:
Die Antwort auf meine Frage, warum es politisch korrekt ist, den deutschen Schlager zu verbannen bist du aber schuldig geblieben.

Durch die technischen Möglichkeiten brauchen Schlagerfans kein UKW Radio mehr.
Es könnte aber auch geschrieben werden, dass wegen der technischen Möglichkeiten nicht der Millionste Aufguss eines Senders mit den "Besten 80ern, 90ern und den Besten von heute" auf Sendung gehen muss. - Vielfalt in Einfalt auf UKW braucht auch keiner!
 
Das würde dir gefallen, oder, Berry? Dir gefällt es doch, dass der Schlager immer mehr aus dem Radio verschwindet und lobst sogar WDR 4, weil die immer mehr Oldies spielen und nur noch so langweilige Deutsch-Pop-Langweil-Songs ins Programm nehmen!
Ich denke, man kann über den Musikgeschmack streiten. Mir wäre aber eine reine Schlagerwelle, schon alleine wegen der einseitigen Musikausrichtung, zu langweilig.
 
Zuletzt bearbeitet:
Berry postet seit jeher Schwachsinn, weil er sich zum Fürsprecher des WDRs berufen fühlt. Wenn man ihm vor Augen führt, dass er nur Schwachsinn postet, windet er sich wie eine Schlange und postet in seiner Hilflosigkeit einfach noch mehr Schwachsinn. Ein Teufelskreis! :D
 
Ich schreibe hier nur meine Meinung. Die muss nicht jedem gefallen. Ich verbiete mir aber diese Anfeindungen und Beleidigungen.
 
Der Benny hieß wohl eher Bernhard Brink. ;)

Natürlich. Richtiger Interpret, falsches Lied: Ich meinte "Bin wieder frei". Sorry!
Und ja, Oliver Freytag hieß dieser "Rock your Baby"-Coverer. Ich erinnere mich noch an seinen Auftritt in der Hitparade, er fiel durch aufgrund seiner Hypernervosität.

Aber die einseitige Musik bei WDR2 finfste toll. Du postest Schwachsinn am laufenden Band und merkst es noch nicht mal!

Jeder so wie er mag. Ich höre WDR 2 meist nur am Sonntagabend (Classics) und Samstagnachmittag (Liga live). Über einseitige Musikauswahl kann ich mich zu beiden Terminen nicht beschweren...
 
Der Herr der einfachen Sätze aus Moskau hat wieder einmal die Weisheit mit Löffeln gefressen und definiert für uns, was Schlager ist. Schankedön, jetzt weiss ich, was für ihn Schlager sind. Vermutlich untermauert er meine direkt darüber stehende These: Es ist die Musik, die er als Kind aus der Wohnzimmeranlage seiner Eltern ertragen musste und die er bis heute hasst. Ursprünglich ist Schlager einfach das deutsche Synonym für "Hit". Siehe auch: "Verkaufsschlager". In Orban-Country gab es übrigens vor dessen Amtsübernahme ein "Slager Radio", das alles spielte, was unter der gängigen Bezeichnung "Pop" laufen würde. Dort ist der alte deutsche Begriff S(c)lager (der sich wohl dort zu kuk-Zeiten etabliert hat) noch lebendiger als bei uns. Statt "sale" steht dort allerorten noch "Slager" an Geschäften.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke, man kann über den Musikgeschmack streiten. Mir wäre aber eine reine Schlagerwelle, schon alleine wegen der einseitigen Musikausrichtung, zu langweilig.

Natürlich ist das Geschmackssache. Was du langweilig findest, findet ein anderer toll. Ich bin z.B. ein begeisterter Hörer der Internetsender "memory radio" und "Yesterday Radio" auf denen schöne alte Schlager laufen. Auch höre ich gerne jeden Sonntag auf Radio Salzburg "Pirnis Platenkiste".
 
Pirnis Plattenkiste? Schön. Da rufen sogar Leute aus dem weiten Ausland an... Ich finds schön.
ÜÜÜÜÜBRIGENS: Weil im anderen Thread gelegentlich ABY-Bashing betrieben wird, die bayerische Nacht an Weihnachten von Antenne Bayern, das ist auch schon ein Klassiker und ich würd sagen, hier werden auch "alte Schlager" gespielt...
 
Fünf Schlager am Stück gehen mir auf den Keks, - aber ich hätte nichts dagegen, wenn jeder fünfte Titel im Programm ein Schlager wäre.
 
Berry postet seit jeher Schwachsinn, weil er sich zum Fürsprecher des WDRs berufen fühlt. Wenn man ihm vor Augen führt, dass er nur Schwachsinn postet, windet er sich wie eine Schlange und postet in seiner Hilflosigkeit einfach noch mehr Schwachsinn. Ein Teufelskreis! :D

Warum fällt mir just in diesem Augenblick in dem ich das lese, beim Anblick des Avatars ein altes Gedicht vom Kästner ein?
 
Schlagstöcke im Ohr hat mittlerweile jeder Sender, aber schöne Schlagermukke, da fehlt es noch. Und ja, es macht eine gute Mischung aus. Denn: ähnlich wie beim Kaffee oder Tee, es ist da auch eine gute Mischung von Nöten, um einen bekömmlichen Tee bzw. Kaffee in seiner Tasse zu haben. Schwierig nur, dass diese guten Mischungen rar geworden sind.
Wo auch teilweise gute Schlagermukke kam, war RSA - der Allgäusender vor seinem Relaunch. Hier gab es auch einen Radiostammtisch am Sonntag, der dann von Volks- und volkstümlicher Musik umrahmt wurde, echtes Allgäuer Brauchtum!
 
Ja, aber WDR 4 war damals ein Schlager- und Volksmusiksender und das hat NIEMANDEN gestört. Diejenigen, die Schlager nicht gut fanden, haben den Sender eben nicht eingeschaltet, so einfach war das. Doch ausgerechnet WDR 4 musste dran glauben und verlor alle Stammhörer...
 
@br-radio: Den Allgäuer Frühschoppen gibt es noch. Er wirkt jetzt wie ein Fremdkörper im Programm. Bei RT1 Südschwaben ist es noch extremer. Sonst nonstop Disco-Charts, sonntagmorgens Volksmusik.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben