Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

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AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Offenbar kommen diese Stationen damit durch, die von dir sehr pointiert formulierten Fakten quasi wegzuclaimen. Da macht dann der Claim die Corporate Identity, nicht die Musik.



Ich denke auch, daß Musikmixe mit großer stilistischer Bandbreite funktionieren können. Die Radioberater der 90er Jahre mit ihrem Dogma der "Durchhörbarkeit" haben allerdings nicht so gedacht und solche breiten stilistischen Spektren inzwischen erfolgreich abgeschafft, mit dem Ziel "Abschaltimpulse" zu vermeiden. Wenn ich in diesem Zusammenhang an den Thread über die "kastrierten Musiktitel" denke, muß ich aber sagen, daß sie damit leider auch die "Einschaltimpulse" beseitigt haben.


Womit wir wieder beim Thema wären - diese Radioberater hat kein Mensch gebraucht - clever, sie haben fett Kohle für "Nichts" kassiert. Ohne sie hätte man den puren Menschenverstand genutzt - dann wäre die Radiolandschaft sicher nicht so öde.....
 
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Derzeit läuft auf WDR4 die Schallplattenbar mit vielen Fundstücken aus dem Musikarchiv. Sämtliche Aufnahmen entstammen den 50er-, 60er- und 70er-Jahren und wenn man so zuhört ist man erstaunt, wie hoch die Qualitätsanforderungen an die Unterhaltungsmusik der damaligen Zeit waren. Stellt man diese Produktionen modernen Kreationen der Schlagerszene gegenüber, könnte man beinahe verzweifen. Früher hatte jeder Künstler bei Tourneen ein Orchester oder eine Band im Schlepptau, und selbst wenn nicht jeder Interpret Gold in der Kehle hatte, gelang es den Schlagerbarden ein breites Altersspektrum vom Teenager bis zur Großmama anzusprechen. Vergleicht mal die Früchte dieser Ära mit dem Billigsound heutiger Tage! Die Schlagersendungen im Dritten lassen vermuten, dass die Produzenten bei jedem Sänger Variationen derselben Computerarrangements verwenden; davon berkommt man richtiggehend Kopfweh. Mit Stimmen wie der von Kristina Bach oder Helene Fischer wirft man geradezu Perlen vor die Säue.
 
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@ Ricochet: Wie trefflich du den Untergang des einstmals durchaus daseinsberechtigen deutschen Schlager beschreibst. Nicht nur die "volksdümmlichen" Barden haben abgewirtschaftet, weil leergeblutet, sondern auch der sogenannte Schlager, früher Gassenhauer ist weg, und ich sage, unter den nicht vorhandenen Qualitätszeichen, absolut berechigt!!!!
Ich stimme Rico voll und ganz zu, wenn man die aufwendigen Arrangements etwa der (sicher auch schlimmen...zuweilen:D) Schlager der 50ger und 60ger hört, wissen wir, dass das heute weder noch möglich (zu teuer) noch durch die Fähigkeiten diverser Hobbykomponisten erreicht werden kann. Dagegen entwickeln sich auf der deutschen Popmusikszene nach wie vor saalfüllende Qualitätsmusiken und das lässt hoffen.
 
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Ich bin Mittdreissiger und mich sprechen die abendlichen und wochenendlichen Specials der "gehobenen Unterhaltungsmusik" auf WDR4 viel eher an als irgendwelche Discoschlager/Tippfox-Ergüsse (Negativbeispiel: "Rhythmus der Nacht" daselbst, da kommt mir das große Kotzen). Bei der Flimmerkiste, Schallplattenbar, Götz Alsmann und Chris Howland höre ich dagegen immer mal wieder rein und erlebe freudige Überraschungen!
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Bei den volkstümlichen Sachen ist es nicht anders wie mit dem klassischen Schlager: Nur Qualität überzeugt. Ich habe da keine wie auch immer gearteten Vorbehalte gegen irgend eine Stilrichtung. Waren nicht auch Willy Schneider oder Vico Torriani "volkstümliche" Interpreten? Wer will denen das Talent absprechen? Dumme oder unausgereifte Texte gibt es in allen Sparten.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Ich habe einige Freunde und Bekannte im Alter zwischen 20 und 30 Jahren - und die hören durchaus gerne ab und an mal in Schlagerwellen rein.

NDR 90,3 kommt bei ihnen (und auch bei mir, der ich im selben Alter bin) durchaus gut an. Das ist halt ein flottes Tagesbegleitungsprogramm. Ich merke das bei mir selbst: wenn ich arbeite, gut drauf bin und Schlager höre - dann geht die Arbeit irgendwie noch flotter. :)
 
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Vergleicht mal die Früchte dieser Ära mit dem Billigsound heutiger Tage! Die Schlagersendungen im Dritten lassen vermuten, dass die Produzenten bei jedem Sänger Variationen derselben Computerarrangements verwenden; davon berkommt man richtiggehend Kopfweh. Mit Stimmen wie der von Kristina Bach oder Helene Fischer wirft man geradezu Perlen vor die Säue.

Du hast den Teufelskreis, in dem sich der deutsche Schlager befindet, gut erkannt:

Keine Plattform => niedrige Verkaufzahlen
niedrige Verkaufszahlen => billig(st)e Produktionen
billig(st)e Produktionen => Ablehnung durch Musikredakteure
Ablehnung durch Musikredakteure => keine Plattform

Das Ganze fing um 1982 herum an, als "dank" der NDW der traditionelle Schlager mit einem Schlag aufs Abstellgleis geschoben wurde und zeitgleich computergenerierte Produktionen nicht nur erschwinglich sondern auch sehr billig wurden. Wirklich gute Schlagerproduktionen sind nach diesem Datum nicht mehr erschienen.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Oho....

ich denke da an zahlreiche Claudia Jung-Scheiben, Nicole hat Ende der 80er/Anfang der 90er richtig gute Titel gemacht (sage ich, dessen faible "Schlager" nicht unbedingt ist).
Dann gab es noch Valerie's Garten... und einige andere Name.

Und die NDW war sowohl notwendig als auch ein richtig guter frischer neuer Wind...
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Du hast den Teufelskreis, in dem sich der deutsche Schlager befindet, gut erkannt:

Keine Plattform => niedrige Verkaufzahlen
niedrige Verkaufszahlen => billig(st)e Produktionen
billig(st)e Produktionen => Ablehnung durch Musikredakteure
Ablehnung durch Musikredakteure => keine Plattform

!00%ig d'accord, Exhörer. Der Schlager anno 1970 war üblicherweise im Big-Band-Sound gehalten und zusätzlich noch mit Streicherkulissen unterlegt - beinahe alles war handgemacht, wobei ich wirkungsvoll eingesetzte Synthesizer-Effekte als zulässiges, ja sogar als begrüßenswertes Gestaltungselement ansehe. Anfang der 80er-Jahre wurde der Sound inspiriert durch die erfolgsträchtige NDW beinahe flächendeckend auf Elektronikretorte umgestellt, offensichtlich wollte man auch Kosten sparen.

Nach dem Abflauen der "Neuen Deutschen Welle" verblich auch das Rennommee des deutschen Schlagers und den stetig nachlassenden Verkaufszahlen versuchte man mit massiven Sparmaßnahmen zu begegnen. Statt einer Rückbesinnung auf alte Werte und Qualitätsstandards entschied man sich für eine noch kosteneffektivere Herstellungsweise und nahm den wirtschaftlichen Niedergang des Schlagers billigend in Kauf.

Von 1985 an etablierte sich der damals ziemlich beliebte "volkstümliche Schlager" immer mehr im Mainstream und hauchte dem dahinvegetierenden Genre wieder etwas Leben ein. Seit der Jahrtausendwende rollt nun der "Jugendwahn" über uns hinweg und der volkstümliche Schlager wird trotz überzeugender Plattenabsätze von den meisten Sendern gemieden. Doch die vermeintliche Modernisierung verfing bei der Jugend ganz und gar nicht, statt dessen schritt der Ansehensverlust des Schlagers immer weiter voran. Wenn man die aktuellen Neuerscheinungen durchgeht ist es wenig verwunderlich, dass die Schlagerwellen einen großen Teil ihrer Sendezeit mit Klassikern wie Mireille Mathieu, Alexandra, Cindy & Bert, Chris Roberts oder Bill Ramsey bestreiten.

Im volkstümlichen Bereich waren noch in den 80ern Bläser, Akkordeon und akustische Gitarren üblich - ehe sich die Produktionsbedingungen auch hier zunehmend verschlechterten; immerhin wurden in volkstümliche Arrangements auch während der 90er-Jahre noch standardmäßig akustische Instrumente eingebunden, wovon beim herkömmlichen Schlager schon lange keine Rede mehr sein konnte.

Im alpenländischen Bereich etabliert sich gerade eine mit dezenten Rockelementen experimentierende Vorhut, die wieder ganz auf handgemachte Musik setzt und die Blasmusik alter Tage ging eine Liaison mit jazzorientierten und lateinamerikanischen Musikgattungen ein. Der klassische Schlager steckt allerdings, von wenigen Stimmwundern abgesehen, völlig in der Sackgasse. Die vereinzelten Verkaufserfolge einiger Discofox-Ikonen ändern daran gar nichts.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Irgendwie geht mir hier in diesem thread zu viel nach dem Motto „alles in einen Topf“. Und jeder hat aus seinem Blickwinkel ein bißchen Recht und wiederum auch nicht...
Und dann wäre da noch der Punkt: Jeder setzt seine persönlichen Grenzen der „passt noch, aber das hier auf gar keinen Fall“ anders an. Insofern reden wir alle von Beginn an aneinander vorbei....

Zunächst „Schlager“: Der Begriff stand im bundesdeutschen Monopol-Miefradio von einst für alles, was ein Hit war... da fehlte die Differenzierung. Die Beatles mit ihrem neuesten Schlager, Tom Jones mit seinem neuen Schlager und gleich noch ein Schlager von den Stones.... :rolleyes:
Genau so ein gedankenloser Terminus wie „Lieder“.... „Und das nächste Lied von den Rolling Stones“ (ich habe von den Stones in meinem ganzen Leben noch nie ein „Lied“ gehört!).

Gewisse „IGITT“-Kriterien (nenne sie mal bewusst so) entstanden bereits Ende der 60er Jahre: Underground & erste Rockmusik vertrug sich eben nicht mit Drafie Deutscher und Peggy March.
Aber noch funktionierte es -irgendwie. Auch in den Discos samt den damals üblichen langsamen „Bluesrunden“.

Mit dem Beginn der Discowelle (1975) entstand dann eine Differenzierung. „Schlager“ war dann eben das traditionelle melodiöse auf deutsch gesungene Liedgut. Und das passte eben nicht mehr zu Donna Summer, Van McCoy und den Trammps. Und das „deutsche“ differenzierte sich im eigenen Lager: „Hochwertigeres“ von Juliane Werding kontra „Schmalz“ von Peter Alexander und Bata Illic.

Das verschärfte sich dann in den eighties: Die NDW war (u.a.) mit ein Versuch, das deutschgesungene aus der Miefecke heraus zu holen. Und ich kann mich noch genau an Dieter Thomas Heck (ZDF-Hitparade) erinnern, der mit deutlichem Ekel dann Nena und Witt zusammen mit Karel Gott und dem Duo California präsentieren musste (:D).
(Auch er hatte seine Abneigungen, warum dürfen wir die nicht haben?)
Und für mich war auch schon damals ein deutlicher Qualitätsunterschied zwischen Klaus Lage, Heinz Rudolf Kunze und Wolf Maahn zu Produkten von Ibo, Roland Kaiser oder deutschem von Julio Iglesias gegeben (und zu hören!).

Möglicherweise kann man von Schubladendenken sprechen: Aber als Musikredakteur trägt man Verantwortung und muss die Grenzen eben setzen und ausloten. So war Musik von Nikki, Gitte und Stefan Waggershausen in solchen Popwellen, die einen Deutschanteil fuhr(t)en, auf jeden Fall vertretbar und wurden sogar dankbar eingebaut. Auch eine Pe Werner, Jule Neigel und die ersten tracks von Claudia Jung. Und meine damalige Freundin stand ungeheuer auf Howard Carpendale... aber auch auf Kool & The Gang. Ein gewisser Spielraum war also gegeben.

Die endgültige Verabschiedung vom „deutschen Schlager traditioneller Machart“ sehe ich erst Mitte der 90er. Aber auch da gab es bereits eine Gegenbewegung: Mit Olaf Henning, Drews und Petry entwickelte sich dann der Discofox-Schlager, der erstaunlicherweise eine Menge Fans und internetstreams hat. (Auch nicht unbedingt meine Mukke).

Mit dem, was ich an deutschsprachigen Sachen derzeit -im ersten Jahrzehnt- höre, bin ich mehr als zufrieden: Ein Fülle, wie sie einst nur zu NDW-Zeiten gegeben war, und qualitativ erstaunlich gut. Und sie laufen auch auf Popwellen!

WO IST ALSO DAS PROBLEM ? Wollen wir wirklich Popwellen ZWINGEN, deutschen Schlager alter Machart mit aufzunehmen? Dann kommt -berechtigterweise- auch der Aufschrei der techno- und Rock-Fans, die ihre Musik auch zu wenig hören. Und dann haben wir eine musikalische Chaos-Welle on air.

Die Akzeptanz oder Nichtakzeptanz wird sich auch nicht ändern, wenn man (wieder) Blasorchester und Big Band als Begleitung oder bei Liveauftritten einsetzt: Das hat damit nichts zu tun. Entscheidend ist, was im Ohr ankommt! Schon immer so gewesen. Punkt.

Lösung des Problems an sich? : Da gerade in einem thread darüber diskutiert wird, wie wäre es -in diesem Falle- mit einer dritten Welle des DLF/DLR, die auf deutschsprachige Produktionen setzt? Wo dann eben Titel von den Schäfern, Kastelruther Spatzen und Hubert von Goisern neben denen von Tokio Hotel, Ich+Ich, Silbermond und den Ärzten laufen .... (mir graust schon jetzt.... :rolleyes:)

Und last not least: Ich bin für Vielfalt und ich bin auch für Vorstellungen neuer Songs und Trends. Aber ich weigere mich entschieden dagegen, etwas auf's Auge gedrückt zu bekommen, was partout meine Hörer nicht erreicht.
So unter dem Motto „ich wünsche mir mal jetzt die neue Scheibe von 50Cent bei Klassik Radio, weil ich drauf stehe und es hören will und die Nummer gut ist....“

und very last not least: Die beschriebene Spirale

Keine Plattform => niedrige Verkaufzahlen
niedrige Verkaufszahlen => billig(st)e Produktionen
billig(st)e Produktionen => Ablehnung durch Musikredakteure
Ablehnung durch Musikredakteure => keine Plattform

gilt nicht nur für den deutschen Schlager, sondern auch für viele andere
Musikgenres und Neuerscheinungen...
Gleiches Recht für alle...
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Lösung des Problems an sich? : Da gerade in einem thread darüber diskutiert wird, wie wäre es -in diesem Falle- mit einer dritten Welle des DLF/DLR, die auf deutschsprachige Produktionen setzt? Wo dann eben Titel von den Schäfern, Kastelruther Spatzen und Hubert von Goisern neben denen von Tokio Hotel, Ich+Ich, Silbermond und den Ärzten laufen .... (mir graust schon jetzt.... :rolleyes:)

Das ist dioe typisch-überhebliche Attitüde der "Rockfraktion" gegen alles populäre, leichte Liedgut aus deutscher Produktion. Die Überlegenheitshaltung derer, die wissen, wie gute Musik beschaffen zu sein hat und die über den Unterhaltungsanspruch der Massen verständnislos hinweggehen, befremdet mich schon ein wenig. Dass gerade du so denkst, mache ich dir nicht zum Vorwurf, radiovictoria. Ist nun mal nicht deine musikalische Baustelle, das verstehe ich wohl.

Auch bei der pauschalen Etikettierung einzelner Interpreten wäre ich ein wenig vorsichtig: Peter Alexander hatte viele tolle Titel im Repertoire und nur wenige waren wirklich schmalzig (mein Gott, Schmalz gibt's überall, man denke nur an die Boygroups oder an Mariah Carey). Alexander war genauso ein Könner wie Caterina Valente oder Peter Kraus, d.h. ein vielseitiger Entertainer mit beachtlicher Stimmgewalt und internationaler Ausstrahlung.

Wenn du von modernen deutschsprachigen Produktionen sprichst, meinst du den sogenannten "Deutsch-Pop", der sich eher an Teenager und junge Erwachsene richtet. Ich sage es frei heraus - bei Silbermond und ICH+ICH ist nur wenig dabei, womit ich mich anfreunden kann, mir ist das alles zu depressiv. Mit Schlager hat diese Stilrichtung jedenfalls nicht das geringste zu tun.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Das ist die typisch-überhebliche Attitüde der "Rockfraktion" gegen alles populäre, leichte Liedgut aus deutscher Produktion. Die Überlegenheitshaltung derer, die wissen, wie gute Musik beschaffen zu sein hat und die über den Unterhaltungsanspruch der Massen verständnislos hinweggehen

Erstens zähle ich mich nicht zur Rockfraktion.
Zweitens habe ich -zu Seesenderzeiten und in punkto Pop- den ÖR-Stationen genau den gleichen Vorwurf gemacht: Überheblichkeit, am Geschmack vorbei... und dagegen angekämpft.
Drittens muß ein guter Musikredakteur/chef in der Lage sein, auch (beispielsweise) eine Schlagerwelle zu lenken und mit Musik auszustatten und sich in ein anderes Zielpublikum hinein zu denken.

Dabei kommt im Laufe der Jahre ein untrügliches Gefühl dafür heraus, was passt und machbar ist und was nicht.

Gehe vollkommen d'accord, daß Peter Alexander singen konnte.
Auch Karel Gott konnte/kann dies, habe ihn mal -beruflich gezwungenermaßen- live erlebt. Andere auch, sogar die "Schäfer" haben was drauf.

Nur bin ich nach wie vor der Meinung, daß man keine Welle dazu zwingen kann, das alles auch aufzunehmen.

Nur bin ich nach wie vor der Meinung, daß sich das auch nicht mit mehr Instrumentierung und hochwertigeren Produktionen ändert. (Zudem sehe auch argumentativ dauernd Ursache und Wirkung miteinander verwechselt.)

Nur bin ich nach wie vor der Meinung, daß wir derzeit eine höchst abwechslungsreiche (österreichische Interpreten mit dazu gezählt) deutschsprachige Musikszene haben.

Und
ich bin nach wie vor der Meinung, daß es eine Welle von den Kastelruther Spatzen und dem Naabtal Duo rüber bis 2Raumwohnung, Peter Fox und Juli nicht geben kann und nicht geben wird.

Man müsste für solche Produkte glatt eine neue, zusätzliche Welle einführen (im Stil von Radio Paloma, die auf diese Nische setzen... oder einst Radio Melodie), ich sehe sonst keinen Weg.
Wenn aber doch, dann wird mein (verstorbener) Schwiegervater lautstark und zu Recht eine bundesweite Welle für Big bands und Jazz fordern. Der wiederum trotz gewissen Alters laut schreiend bei den deutschen Schlagern alter Machart abgeschaltet hätte...(!) (Soviel zur Toleranz und Durchhörbarkeit).

Und wesentlich jüngere Bekannte wollen dies (Zusatzwellen) im Bereich Gothic, oder metal, hard-rock (country? :D).
Da sehe ich wirklich im Internet die einzige Alternative und Möglichkeit, dem allen nachzukommen.... :rolleyes:
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Ich behaupte nicht, dass es im deutschsprachigen Raum keine guten Bands und Interpreten gäbe. Ich sage nur, dass der Mainstream-Schlager völlig abgewirtschaftet hat, weil es kaum noch eine namhafte Sangesgröße gibt, deren Stimme nicht von billigen Drumcomputern und grässlichem Konservensound zermanscht wird. Die wenigen Ausnahmen sind meist Liedermacher wie Udo Jürgens, Peter Kraus oder Reinhard May, den man trotz seiner besonderen Note durchaus zum Schlager rechnen kann. Dann wären da noch eine Gruppe namens Tanzpalais, die den klassischen Schlager wieder im angemessenen instrumentalen Rahmen präsentiert oder Max Raabe, der mit seinem Palast-Orchester den Sound der 20er-Jahre wiederauferstehen lässt. Darüber hinaus gibt es noch eine größere Anzahl volkstümlicher Gruppen, die entweder selbst musizieren oder als Begleitband für andere Interpreten fungieren. Ansonsten findet man überall nur elektronische Massenprodukte von der Stange. Selbst wenn die Stimmen überzeugen und das Songwriting gut ist, nervt der Automatensound schon nach kurzer Zeit enorm:

Sylvia Martens - Schenk mir einen Traum

Die meisten Neuproduktionen klingen aber wirklich grausig:

Kristina Bach - Küss Mich


@Radiovictoria: Ich bin nicht der Meinung, dass man alle deutschen Musikerzeugnisse in einem Programm vereinen soll. Es gibt ja schon etliche Schlagerwellen, die von besseren Produkten erheblich profitieren würden. Im Sinne Exhörers gesprochen: Wenn die Anziehungskraft des Schlagers wieder zunähme, käme auch das Geschäft mit den Platten wieder in Gang und aus dem Teufelskreis würde eine Aufwärtsspirale. Aber davon sind wir leider noch sehr weit entfernt.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Zum Thema Junge Hörer in Schlagerwellen: Lest mal die MA im Detail. In einigen Ecken von Deutschland hören mehr 14-19jährige Schlagerwellen als Jugendsender. Nun kann man das Datenmaterial nicht komplett ernst nehmen, aber ein recht lustiger Fingerzeig ist das schon.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Wikipedia schrieb:
Als Schlager werden ganz allgemein leicht eingängige instrumentalbegleitete Gesangsstücke mit wenig anspruchsvollen, oftmals humoristischen oder sentimentalen Texten bezeichnet

So gesehen ist das für alle Altersgruppen wenig überraschend! Nimmt man die Grenzen dann noch als fließend an, erst recht nicht.
Ein schönes Beispiel ist der aktuelle Hit von "Unheilig", "geboren, um zu leben". Der Typ kommt eigentlich aus der - selbstempfunden- etwas elitären "schwarzen Szene" , gilt dort als "kleine-Mädchen-Pop" und hat nun mit einem gut vermarkteten Titel mal die breite Öffentlichkeit erreicht. Ich würde mich nicht scheuen, diesen Titel auch als "Schlager" zu bezeichnen...

on Topic: Klar geht sowas auch bei Jüngeren.... und je einfacher es wird, desto stärker polarisiert es, wenn die akustisch-emotionale Erwartungshaltung des Durchschnitts zu sehr unterschritten wird...
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Der Wendler, der Wendler...ich kenne diesen Mann nicht einmal, wer ist das? Aber wenn ich das so lese, glaube ich nichts verpasst zu haben. Das ist mit 100%iger Sicherheit jene Bierzelt-Musik, die man ab 2 Promille aufwärts auf den Bänken stehend, schunkelnd und der Nebenfrau an den Po grabschend, mitgrölt. Wer sich das daheim, im Büro, im Auto oder sonstwo in Normalzustand anhört, muss sich dringend untersuchen lassen oder wohnt in einer betreuten Einrichtung!
Die oben erwähnte Aussage passt dazu, es geht solchen Typen nicht um Musik, von Musik haben die gar keine Ahnung, es sind Alleinunterhalter für ein Publikum, das die Musik nur als Begleiterscheinung für enthemmten Alkoholkonsum braucht.
Einen Teufel würde ich tun und mit solchem Lärm jüngere Hörer ködern. Das funktioniert in einer Samstagnachtsendung wie bei WDR4, aber nicht im Tagesprogramm.
Ja, wie bekomme ich jüngere Hörer in ein Schlagerprogramm...schwierige Frage, ich habe keine Lösung dafür. Deutschlands Radioanstalten offenbar auch nicht. Denn die reduzieren entweder bei einer Verjüngung den Schlageranteil auf ein Minimum oder sie ändern (wie WDR4) so gut wie gar nix und warten, bis die mit dem Programm gealterten Hörer so langsam dem natürlichen Prozeß des Werdens und Vergehens anheim fallen und machen dann vermutlich einen Komplett-Relaunch.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Nun gut, hier mal ein Beispiel, daß sich durchaus auch Menschen ändern. Ein Freund, mit dem ich 1980 Abi gemacht habe, und ich haben früher immer Led Zeppelin gehört. Wenn er mich jetzt besucht, liegen die Kastelruther Spatzen als CD im Player... So ist das Leben.....
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Naja komischerweise Weise ist z.B. Andra Berg eine Musikerin die in Deutschland so viele Platten wie sonst nur ganz wenige verkauft.Rund 10 Millionen verkaufte Platten, mehr als 50 Mal Gold- und mehr als 20 Mal Platin-Status.

Aber noch zum eingentlichen Thema des Threads.
Laut der aktuellen MA 1/2010 hat MDR Radio Thüringen seinen Höreranteil im Bereich der 14-49 jährigen um 29,7 % steigern können.

Bei MDR 1 Radio Sachsen-Anhalt waren es in dieser Altersklasse gar 35,3% Steigerung.

HR 4 lag noch gut dabei mit 20,4% Reichweitenausbau in dieser Gruppe.

Antenne Brandenburg + 27,1 % bei den 14 bis 49 jährigen....

Zum Einen kommen sich 2 Eckpunkte entgegen...Die Bevölkerung Deutschlands wird zunehmend Älter..der Hauptanteil verschiebt sich also in den Bereich um 45 bis 50 Jahre.....zum Anderen "verjüngen" etliche Radiosender mit mehr englischer Musik, wenger volkstümlichen Schlagern und mehr 80er und 90er Schlagern ihr Programm a la Udo Jürgens,Nicole,Juliane Werding,Roland Kaiser,Wolfgang Petry, welche ja recht Massentauglich sind.Noch dazu kommt der vermehrte Einsatz von 70er und 80er Oldies in den Schlagerwellen zum Tragen.

Songs al la Patrick Lindner,Kastelruther Spatzen,Stefanie Hertel oder Naabtal Duo findet man vermehrt eher seltener.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Der Wendler, der Wendler...ich kenne diesen Mann nicht einmal, wer ist das? Aber wenn ich das so lese, glaube ich nichts verpasst zu haben. Das ist mit 100%iger Sicherheit jene Bierzelt-Musik, die man ab 2 Promille aufwärts auf den Bänken stehend, schunkelnd und der Nebenfrau an den Po grabschend, mitgrölt. Wer sich das daheim, im Büro, im Auto oder sonstwo in Normalzustand anhört, muss sich dringend untersuchen lassen oder wohnt in einer betreuten Einrichtung!
Die oben erwähnte Aussage passt dazu, es geht solchen Typen nicht um Musik, von Musik haben die gar keine Ahnung, es sind Alleinunterhalter für ein Publikum, das die Musik nur als Begleiterscheinung für enthemmten Alkoholkonsum braucht.
Einen Teufel würde ich tun und mit solchem Lärm jüngere Hörer ködern. Das funktioniert in einer Samstagnachtsendung wie bei WDR4, aber nicht im Tagesprogramm.
Ja, wie bekomme ich jüngere Hörer in ein Schlagerprogramm...schwierige Frage, ich habe keine Lösung dafür. Deutschlands Radioanstalten offenbar auch nicht. Denn die reduzieren entweder bei einer Verjüngung den Schlageranteil auf ein Minimum oder sie ändern (wie WDR4) so gut wie gar nix und warten, bis die mit dem Programm gealterten Hörer so langsam dem natürlichen Prozeß des Werdens und Vergehens anheim fallen und machen dann vermutlich einen Komplett-Relaunch.
Mein lieber Radiocat, ich bin weit davon entfernt. jemanden rundum zusammenzufalten, aber Dein Beitrag veranlasst mich dazu.

Es geht in diesem Faden nicht um die Frage, ob die für Mitgröhl- und Saufszenarien geeigneten "Schlager"-Produktionen im Radio stattfinden sollen, sondern um die Frage, wie jüngere Hörer für Schlagerwellen zu gewinnen wären.

Es sei Dir verziehen, radiocat, dass Du keine Lösung dafür hast. Nicht zu verzeihen ist es, dass das Schlagerradio nicht nur offerbar, sondern tatsächlich keine Lösung dafür hat - oder haben will.

Wir registrieren, dass der Schlager ein sich rasant verjüngendes Publikum anspricht, das zwar keineswegs unentwegt und andauernd Schlager konsumiert, sondern nur hin und wieder - aber wenn dann ohne Scham und Naserümpfen. Längst ist das Musikgenre "Schlager" nicht mehr an Altersgruppen festzumachen, die oben laufend das Zeitliche segnen, nein es wachsen unten junge Konsumenten nach, vor denen die wenigen Schlagerradios die Augen verschließen mit dem Argument, Schlager hätte nur eine annähernd scheintote Zielgruppe und die die nachwachsende Schlagergeneration ignorieren.

Radio in Deutschland muss 2010 lernen, dass es für Schlager einen grundsätzlich treuen und neuerdings auch jungen Markt gibt, der das Genre keinesfalls als "igittigitt" empfindet. Kollegen: macht was draus!
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Radio in Deutschland muss 2010 lernen, dass es für Schlager einen grundsätzlich treuen und neuerdings auch jungen Markt gibt, der das Genre keinesfalls als "igittigitt" empfindet. Kollegen: macht was draus!
Solange bei den Verantwortlichen in den Medien und deren Berater nur die beiden unbunten Farben Schwarz und Weiß bekannt sind, und diese Leute nicht wissen bzw. verdrängen, dass es unzählige andere Farbtöne zwischen diesen beiden Polen gibt, wird sich wohl (leider) nichts ändern. - Es wird entweder ignoriert oder ausgesessen, schließlich würde alles andere (Mehr-)Arbeit in irgendeiner Form bedeuten.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Junge Junge, so viel Diskussion und so lange schon - dabei ist es doch einfach.
MA- Zahlen anschauen, gucken, welches eigentlich für die 'Älteren' gemachte Programm gute Quoten auch bei den Jüngeren hat. Und dann auf www.ndr1radiomv.de reinhören. Die sind nicht ohne Grund so reichweitenstark in ihrem Bundesland. Und nicht ohne Grund heißt der Claim von Antenne MV seit kurzem 'einfach erwachsen' - wenn auch nur mit einer 300er Rotation. Da ist allerdings auch älteres Material drin. Und selbst die eigentlich sehr junge Ostseewelle eines Markus Japke spielt zuweilen Roland Kaiser. Oder wars Howard Carpendale? - werd nochmal reinhören.
Aber das erstgenannte Programm hat den Turnaround offenbar geschafft - mit einer sehr breiten Rotation und - o.k. - auch sehr viel regionalem Inhalt.
Schlager ist übrigens nicht gleich Schlager - da wär ich sehr vorsichtig mit der Definition eines Stammpublikums. Wer Herrn Alexander und Frau Myhre gern gelauscht hat, kann noch lange nichts mit Herrn Wendler oder Frau Berg anfangen. Und der König von Mallorca hat ebenfalls bereits erfolgreich seine Gefolgschaft ausgetauscht. Die Mischung machts - tatsächlich.
Und da lohnt sich eben auch aus dem Südwesten mal der Blick in den Nordosten ...
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Lieber Origami-Anhänger (alias count down), bitte falten Sie. Falls Sie mich falten wollen, ich lasse alles mit mir machen, aber beachten Sie doch bitte die Falzlinien in meinem Waschbärbauch. Zudem sei erwähnt, dass ich für die Eigenschaften eines Schachtelteufels bekannt sind. Treten Sie also nach dem Faltvorgang aus dem direkten Einwirkungsbereich meiner Extremitäten!
Mitunter werde ich dann nämlich auch zum Schlager, wenn auch mit Tüpfelchen auf dem A.
Ein schönes Wochenende dann noch, ob mit oder ohne Fetenhits.
 
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