Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Doch, innerhalb der 4er-Kette durchaus. Patrick und die Nockalm-Truppe sind ja auch schon im konventionellen Schlagersumpf versackt.

Klingt alles irgendwie gleich (uninteressant). Minimaler Einsatz, minimaler Output.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

kk schrieb:
Schlager ist übrigens nicht gleich Schlager - da wär ich sehr vorsichtig mit der Definition eines Stammpublikums. Wer Herrn Alexander und Frau Myhre gern gelauscht hat, kann noch lange nichts mit Herrn Wendler oder Frau Berg anfangen. Und der König von Mallorca hat ebenfalls bereits erfolgreich seine Gefolgschaft ausgetauscht. Die Mischung machts - tatsächlich.
Soweit ist es richtig. Und die Dosierung macht es immer.... wobei mich eine Andrea Berg sehr anspricht, ein Wendler höchstens sturzbesoffen im Bierzelt. Und bevor wir Antenne MV in den Himmel loben: Die machen auch nichts anderes als die berühmten 4er-Wellen, sind sozusagen eine. so what.

@count down: Deinen Einsatz in allen Ehren, den ich schätze. Bei dem möglichen Projekt, das wir da vorhaben, ist beispielsweise ein fester Deutschanteil vorgesehen... allerdings unter der Prämisse "Pop": Wir kommen aus dieser Richtung und sehen es dann auch aus diesem Blickwinkel. Und da kann ich es auch bei allergrößter Toleranz und bei weitmöglichster Formatdefinition einfach nicht mehr verantworten, auch noch Stefanie Hertel einzubauen. Zusammen mit den Editors und Duran Duran und Massive Attack...
Anders würde es aussehen, wenn ich aus der Richtung "Schlagerwelle" kommen würde: Dann ja und vermehrt. Dann fallen allerdings die Editors, Massive Attack und Duran Duran weg....
Ist für mich immer noch ein Spagat, und das Experiment Radio Paloma hat mich nicht überzeugt, Radio Melodie ebenfalls nicht.... sonst wären sie noch auf UKW bzw. Paloma hätte es gleich auf irgendeiner UKW-Frquenz versucht.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

@rv01:
Erstens sorry, wenn ich nicht den ganzen Faden studiert habe, von einem Projekt, dass ihr (wer?) da vorhabt, habe ich nichts gelesen.

Zweitens: "Antenne MV in den Himmel loben"? Und "Die machen auch nichts anderes als die berühmten 4er-Wellen". Hä? Sie (ich wiederhole: Antenne MV) machen nichts anderes als HR4, WDR4, SWR4? Oder wie oder was? Ich glaube, Du wohnst zu weit weg! kk wohl auch.

Drittens: Wer sagt denn, dass Wendlers Absonderungen ins Bierzelt passen? Mitgröhl- und Saufschlager machen andere, nicht Wendler. Sei vorsichtig, Dich zu Themen zu äußern, die Du nicht lebst. Deine letzte Äußerung ging jedenfalls nach hinten los, wie mir wirkliche Kenner der Szene bestätigen könnten.

Viertens: "Paloma hätte es gleich auf irgendeiner UKW-Frquenz versucht". So so. Die liegen ja auch einfach so rum! War schon spät bei Dir um 00.41 Uhr, oder?
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

@ radiovictoria:
Es ging nicht darum, die in den Himmel zu loben. Ich denke nur, daß deren Rotation und Ansprechhaltung sich deutlich geändert hat im Vergleich zu den 'Hitradio'-Zeiten. Und das nicht, weil sie so toll sind. Sondern, weil sie im freien Fall bei den Quoten waren und was tun mußten. Vor allem, weil Andrea Berg etc. in Kombination mit Polarkreis 18 auf einem anderen Sender im gleichen Sendegebiet recht gut funktionieren.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Ähm, wo läuft denn Andrea Berg in MV? @kk: nirgendwo. Weder bei Antenne MV noch bei NDR1 Radio MV noch sonstwo.

Könnt Ihr Antenne MV und NDR1 Radio MVmal bitte auseinander halten? Mannomann!
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Zum Beispiel am 26.4. um 10 Uhr 10. Auf NDR 1 Radio MV. Dicht gefolgt von Neil Diamond, Puhdys ... und Marquess. Frau Bach gabs an diesem Tag auch. Und einige andere jüngere Schlagergrößen. Ach ja, Prinzen waren auch in der Playlist. Und Nik P. und Seal.
Und ich denke, beide Programme sehr wohl auseinandergehalten zu haben.
Lieber count down, offenbar hast Du noch gar nicht bemerkt, daß ich in einem vorhergehenden Post noch von einem dritten sehr erfolgreichen Sender im Nordosten schrieb. Einfach mal nach oben blättern zum Zwecke des Erkenntnisgewinns.
Ich weiß nicht, was Du uns durch diverse Blumen mitteilen möchtest. Mir ging es nur darum, Beispiele für erfolgreiche Programme aufzuzeigen, die nachweislich auch ein jüngeres Pubikum unter anderem mit Schlagermusik erreichen.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Aber man kann Antenne MV nun wirklich nicht mit einem Schlagersender gleichsetzen. Und das bei Ostseewelle Roland Kaiser läuft, ist doch auch nur eine Ausnahme.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Ich gehe mit Countie d'accord, dass es weiterhin Schagerwellen geben muss, weil dafür ein immenser Bedarf besteht. Pop-Querfeldeindudler wie NDR1 MV mit ein paar ausgelutschten Kult-Schlagern als Garnierung sind das letzte, was der Markt braucht. Es wäre viel besser, wenn man die Programme etwas besser voneinander abgrenzt, damit jeder größere Hörerkreis angemessen bedient werden kann.

Mutige Sender wie "Antenne Brandenburg" mögen für radiophile, aufgeschlossene Menschen zwar interessant sein, aber die Mehrheit der Hörer hätte doch gern etwas Berechenbarkeit in der Musikfarbe - das heißt keineswegs, dass die Rotation klein sein muss und die selben Interpreten im Drei-Stunden-Rhytmus über den Äther gejagt werden. Es gibt viele Talente abseits der Landstraße, die von den großen Schlagerwellen nur deswegen nicht gespielt werden, weil sie nicht dem trendigen Popschlager-Zuschnitt entsprechen, der von einigen Stationen als Retter der Branche betrachtet wird. In Wahrheit werden die Titel immer kostengünstiger und liebloser produziert und verschwinden naheliegenderweise nach ein paar Monaten Radiopräsenz im Giftschrank des Musikarchivs. Man vergleiche mal die soliden 80er-Schlager Roland Kaisers mit dem Quark, für den er sich heute hergibt.

Es ist klar - der Schlager braucht eine Heimat; aber über kurz oder lang müssen die Produktionsstandards gewaltig steigen, sonst ist der Schlager wirklich mausetot. Welchen Sinn macht es, den Schlager kaputtzusparen und alle potentiellen Käufer abzuschrecken, aber darauf zu hoffen, dass sich die einschlägigen Sender zu Quotenwundern entwickeln? (Verkaufsphänomene wie Andrea Berg oder Wendler sind Ausnahmen, die mit der gegenwärtigen Ballermann-Renaissance in überfüllten Großraumdiscos zusammenhängen).

Jedes Kleinkind könnte mit etwas Übung auf seiner Heimorgel Arrangements für die heutigen "Schlagergrößen" zusammenbasteln - und begnadete Studiomusiker, die dem Schlager wieder Pep und Klasse verleihen könnten, müssen stempeln gehen. Die Musikredakteure könnten Druck auf die Plattenindustrie ausüben und mit dem Boykott der zeitgenössischen Billigproduktionen drohen, aber sie tun es nicht. Denen ist schon lange der Kompass verlorengegangen. Wie hieß es so schön im Spiegel? Die leben in einer Parallelwelt...
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

@ hering: Hab ich gar nicht - das war auch nicht meine Absicht. Die sind einfach 'älter' geworden, weil sie mußten. Und sie mußten, weil ... s.o.
@ricochet: Wenn Du Zeitung lesen magst, lese Zeitung. Aber vergiß dabei nicht (das Beispiel Morgenmagazin zeigt es sehr schön), daß die Kollegen aus der Edelfederbranche oftmals nur wenig Wissen über Radio und Fernsehen haben. Sonst wüssten sie, daß wohl niemand so 'nah dran' ist wie diejenigen, die die undankbare Aufgabe haben, ein erfolgreiches Musikprogramm zusammenzustellen. Die KÖNNEN es niemandem Recht machen. Was gut ankommt oder nicht entscheidet nicht der Redakteur, so ist das nun einmal heute. Außerdem ging es doch in diesem Thread darum, wie jüngere Hörer für Schlagerwellen zu begeistern sind? R MV war auch mal das, was man anderswo darunter versteht. Und wenn Dich persönlich dabei die Pop-querfeldein-Dudlerei (es sind im wesentlichen Oldies und - im Osten selbstverständlich - auch Ost-Pop und Ost-Rock Stücke) und die Neuauflagen eines Udo Jürgens oder Roland Kaiser abstoßen - o.k. Dann bist Du einer der immer weniger Menschen, die sich über den klassischen Schlager freuen können. Aber Dein Geschmack wird immer seltener - das ist das Problem.

p.s.: Wo ist Antenne Brandenburg mutig?
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Wo sind denn die jungen Hörer, die Schlagerwellen hören und diese neuen Sachen gut finden? So weit ich das Datenmaterial interpretieren kann werden Schlagersender überwiegend von älteren Leuten gehört, die mit fremdsprachiger Musik nicht viel anfangen können. Und wer sonst spielt noch die Schlagerklassiker aus vergangenen Jahrzehnten? Ich behaupte nicht, dass es im Schlagerbereich keine begabten Interpreten gibt. Eine Ines Adler oder eine Heike Schäfer haben ohne Frage Potential und ihre Songwriter liefern auch recht ordentliches Material ab. Aber die Produktionsstandards sind trotzdem niedrig, weil das Ganze nach Möglichkeit nichts kosten soll. Wenn man aber keinen Einsatz wagt, kann man auch nichts gewinnen.


Diese Schlager hatten doch noch internationales Niveau:

Peggy March - Mississippi Shuffle Boat

Peggy March - Carnaby Street
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Wo sind denn die jungen Hörer, die Schlagerwellen hören und diese neuen Sachen gut finden?

Hier ist einer von denen, mit meinen 29 Jahren höre ich sehr gern, Semino Rossi - Helene Fischer - Andrea Berg - Jürgen Drews - Die Amigos - G.G. Anderson - Die Flippers - Franziska - Bernhard Brink ... etc... und ich denke es gibts noch mehr die so sind wie ich, allerdings höre ich auch mal was anderes aber vorwiegend Deutschen Schlager ua, folgende Sender: MDR1 RSA - Radio Paloma - NDR1 Radio MV - MDR1 Radio Sachsen - Bayern1 - HR4 das sind so meine Lieblingssender
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Es wäre viel besser, wenn man die Programme etwas besser voneinander abgrenzt, damit jeder größere Hörerkreis angemessen bedient werden kann.
Im Großen und Ganzen sind wir beide ja oft gleicher Meinung, rico, so auch vielfach in Deinem Posting #83. In zwei Punkten bin ich nicht mit Dir einig: 1. Meinetwegen muss die Abgrenzung der Musikfarbe weder zu anderen Wellen streng sein, noch innerhalb der eigenen Welle. @kk: Auf die Frage, wo Antenne Brandenburg denn mutig sei, ist dies die Antwort. Erkennbarkeit innerhalb von 15 Minuten ist wohl ein ehernes Gesetz, meines ist es nicht.
ricochet schrieb:
So weit ich das Datenmaterial interpretieren kann werden Schlagersender überwiegend von älteren Leuten gehört, die mit fremdsprachiger Musik nicht viel anfangen können
Sehe ich 2. auch nicht so. Der fatale Fehler der Schlagerradios ist zu glauben, dass die Zielgruppe alt sei. Vielfach ist das Durchschnittsalter hoch, die junge Zielgruppe, zu denen wohl auch mmaikilein gehört, wird als nicht vorhanden angenommen.

Sehr richtig, rico Deine Ausführungen über den Produktionsstandard von aktuellem Schlagermaterial. Erschreckend, was da zuhauf auf dem Tisch des Redakteurs landet. Ich wette, Ihr hier im Forum kennt allenfalls jede zehnte Schlagerplatte, die produziert wird, wenn nicht sogar weniger. Seid froh! Trotzdem gibt es nach wie vor reichlich gute Produktionen, zu denen ich beispielweise die von Howard Carpendale, Helene Fischer, Roland Kaiser, Bernhard Brink, Simone, Christian Lais, Kristina Bach, Olaf Berger, Münchener Freiheit, Mara Kayser, Nicole, Mary Roos und viele andere zähle.

Was MV bestrifft, so weiß ich wohl, wie es dort klingt. Ostseewelle ist jung, spielt aber bis auf Kaiser keine Schlager, Antenne MV dudelt gänzlich ohne Schlager und NDR1 Radio MV dudelt Oldies plus ein paar große deutsche Namen: von Lindenberg bis Carpendale, na, sagen wir: bis Brink. Kann man nun wirklich nicht als Schlagersender einordnen. Gleiches gilt für Welle Nord. Nicht für 90,3 und NDR1 Radio Niedersachsen. War das jetzt weniger blümerant, kk?

Zurück zum Ausgangsthema: Welcher Sender begreift als erster, dass es neben den Gröl- und Saufschlagern am Ballermann auch modernen Schlager für junges Publikum gibt, dem ab und zu auch nach solchen Tönen zumute ist? Ich fürchte, es wird dauern, mindestens ebenso lange wie hier immer Schlager mit "alt" gleichgesetzt wird und als junger Schlager Ich + ich angeführt wird. Beides falsch!
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Ich gehe mit Dir insoweit konform, als daß die beiden Nördlichen NDR1-Wellen keine Schlagersender in Deinem Sinne sind. Aber sie sind trotz - oder wegen? - ihrer Mischung erfolgreich - und darum ging es doch wohl in der Ausgangsfrage. Ich weiß nicht, warum Du nach wie vor - was den modernen Schlageranteil angeht - diesen den genannten absprichst (allein mein genanntes Beispiel beweist schlicht das Gegenteil) und stattdessen von 'großen deutschen Namen' schreibst, aber geschenkt. Nur - selbst dort wird Ich + Ich nicht als Schlager klassifiziert. Übrigens gehe ich auch nicht konform, was den 'Mut' bei Antenne B angeht. Mutig ist für mich ein Sender wie Radio 1.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

@ kk

Ich würde es gerne ein bischen anders formulieren. NDR1 Radio MV hat mE. nur so gute Quoten, weil es in MV an Alternativen fehlt. Für den konservativen Hörer von Pop und Rockmusik, der nicht wirklich auf Schlager steht und trotzdem mehr als eine enge 300 Titel Rotation haben will (die Antenne MV und NDR 2 durchaus haben), dem bleibt fast gar nichts anderes übrig, als auf Radio MV zu schalten.

Ähnlich sehe ich die Situation in Sachsen- Anhalt. Entweder ich gebe mich mit dem Dudelkrams von SAW oder Radio Brocken ab, oder ich nehme den ein oder anderen deutschen Song in Kauf, habe aber eine Welle, die nicht immer den selben Einheitsbrei spielt und sich von der Masse abhebt. Dieses gelingt MDR 1 S-AN ziemlich gut wie ich finde. Würde Radio Brocken in seiner Musikfarbe wieder etwas "älter" werden, hätte MDR 1 einen echten Konkurrenten.

Um den Bezug zum eigentlichen Thema wieder herzustellen denk ich, dass der ein oder andere junge Mensch die Nase voll hat von dem ewig gleichen Musikangebot der Popsender und deshalb auf die "Schlagerprogramme" zurückgreift. Ich denke das beantwortet die Frage, warum Sender wie MDR 1 S-AN oder Radio MV gute Hörerzahlen bei der Jugend hat.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Die von dir genannten Namen haben zum teil gute und markante Stimmen, viele haben auch recht passable Songs auf den Markt geworfen; aber die Neuproduktionen von Roland Kaiser, Howie oder Brink sind wirklich unterste Kanone. Lange Zeit lebte das Schlagergewerbe fast ausschließlich von den sogenannten "Stars der Volksmusik" (Mara Kayser, Oliver Thomas, Semino Rossi, Gaby Albrecht, Paldauer, Ladiner, Fernando Express, Nockalm-Quintett, Kastelruther Spatzen und so weiter), die allesamt im höheren Alterssegment (40+) punkteten.

Erst mit dem Auftreten einer jungen Damenriege um Michelle und Helene Fischer erhielt auch der völlig abgewirtschaftete "Normalschlager" wieder einige neue Impulse. Leider werden all diese Talente weit unter Wert verkauft und bewegen sich in einem erschreckend ärmlichen musikalischen Umfeld. Hört euch die neuesten Veröffentlichungen mal an und urteilt selbst (ganz schlimm finde ich übrigens die aktuelle Scheibe von Discofox-Ikone Andrea Berg, die scheinbar ihre Stimme verloren hat und die Liedtexte bemüht heiser-guttural ins Mikrofon haucht).

Die Amigos habe ich bewusst nicht in meine Auflistung aufgenommen, denn die halte ich neben Wendler für den vorläufigen Tiefpunkt der deutschen Schlagergeschichte. Aber nach unten hin gibt's bald keine Steigerungsmöglichkeit mehr...
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Die von dir genannten Namen haben zum teil gute und markante Stimmen, viele haben auch recht passable Songs auf den Markt geworfen; aber die Neuproduktionen von Roland Kaiser, Howie oder Brink sind wirklich unterste Kanone

ricochet

Da hast du meine volle Zustimmung. Nur warum verkaufen sich die ehemaligen Schlagergrößen so unter Wert? Ist es die Angst keinen Fuß mehr in die aktuelle Schlagerszene zu bekommen, oder ist es eher Habgier? Oder bekommen die Künstler Druck von ihrem Management? Ein negatives Beispiel Ist für mich Dirk Busch geworden. Hatte er einst so schöne, aussagekräftige Songs wie "Sie beißt und kratzt" oder "Du bist keine Mona Lisa", muss man sich jetzt so einen Erguss wie "Enkelkinder" anhören, welcher Song momentan auf sämtlichen Schlagerstationen totgespielt werden dürfte.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Rico, Absatz eins in #90 teile ich nicht, wohl aber zwei und drei.

T.Forst, kein Titel, auch nicht "Enkelkinder" werden totgespielt, der Titel hatte letzte Woche 40 Plays. Die maximale Rotation eines Schlagertitels liegt bei 10 bis 15 Plays pro Station und bei maximal 100 Gesamt-Plays pro Woche. "Hey, Soul Sister" von Train hatte über 1.200 Wochen-Plays, NRG Sachsen spielte über 40 mal. Ok, gehört jetzt nicht zum Thema.

Liebe Leute, ich muss mich ausklinken, solange Hörer in Euren Augen auf Schlagerprogramme "zurückgreifen" oder Schlagertitel "in Kauf genommen werden" seid Ihr nicht meine Gesprächspartner. Es geht hier um Radio, um Zielgruppen, um Erfolg und Visionen. Wenn Euch da der eigene Geschmack Beine stellt, schade.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Oder bekommen die Künstler Druck von ihrem Management? Ein negatives Beispiel Ist für mich Dirk Busch geworden. Hatte er einst so schöne, aussagekräftige Songs wie "Sie beißt und kratzt" oder "Du bist keine Mona Lisa", muss man sich jetzt so einen Erguss wie "Enkelkinder" anhören, welcher Song momentan auf sämtlichen Schlagerstationen totgespielt werden dürfte.

Der alte Dirk Busch hat mir auch sehr gut gefallen. Wer schuld an der Misere ist? Es ist schlicht die falsche Denke, die den Schlager zugrunde gerichtet hat.

Zunächst erprobte man Ende der 70er-Jahre den bis dahin ungewohnt-futuristischen Synthesizer-Sound und stieß damit auf ein unerwartet positives Echo. Parallel traf die Neue Deutsche Welle (Ich düse, düse, düse, düse im Sauseschritt...) mit ihrem immens populären Experimentalsound auf Millionen begeisterter Jugendlicher, sodass der Jazz-/Beat-/ und Twist-Schlager alter Prägung beinahe gänzlich vom Markt verschwand. Damit war die Kontinuität zum klassischen Schlager endgültig verloren gegangen und nach dem relativ raschen Abflauen der NDW Mitte der 80er-Jahre stand die Musikwirtschaft etwas irritiert im Regen. Überraschenderweise konnten sich im Radio Schnulzensänger vom Schlage Andy Borg mit simplen Akkorden gut positionieren, auch Roland Kaiser profitierte einige Zeit von diesem Image. Parallel dazu gab es schon immer eine ziemlich primitive Ballermann-Szene (Ole, wir fahr'n in' Puff nach Barcelona), die sich in ihren Diskotheken einfachster Mittel bediente und dank großer Touristenströme produktionstechnisch auf den Mainstream-Schlager abfärbte.

Die heimische Musikindustrie war froh, dass der Synthesizer-Billigsound bei den Deutschen so gut verfing und so wuchsen Generationen von Schlagerbarden in diesen allmählich völlig degenerierenden und absatzschwachen Musikstil hinein. Die Verkaufserlöse schrumpften im Laufe der späten 80er-Jahre immer mehr zusammen, im Radio spielte man wieder Smokie, Cliff Richard (sang übrigens auch deutsch) und Abba nebst den Schlagern aus der guten alten Zeit und die Branche war nahe am Verzweifeln. Nebenher gab es in Deutschland auch eine damals noch völlig eigenständige, ziemlich vitale und populäre Volksmusik-Szene mit Interpreten wie Heino, Ernst Mosch oder Teddy Parker, die die überkommenen Werte hochhielt und dem dahinvegetierenden Schlager immer wieder ein paar belebende Infusionen einflößte. Die Volksmusik war im Gegensatz zum Schlager dieser Zeit mit einer Reihe erfolgreicher Hauptabendshows auch im Fernsehen gut repräsentiert.

In den 90er-Jahren kam es dann zur Vereinnahmung des "konventionellen" durch den "volkstümlichen" Schlager". Der Volkstümliche Schlager trieb die Verkaufszahlen nach oben und konnte vor allem bei den gesetzteren Jahrgängen enorme Erfolge verbuchen; die Fernsehsender quollen während der 90er-Jahre vor Volksmusikformaten fast über und bei allen quotenstarken Schlagerwellen hatte die Volksmusik Konjunktur. Am Ende stimmten auch die wenigen verbliebenen "reinrassigen" Schlagerstars in diesen Chor mit ein und arbeiteten überwigend mit volkstümlichen Stilmitteln und Stimmungsarrangements. Typisch für den volkstümlichen Sound waren Trompeten-, Akkordeon-, Gitarren- und Klarinettenbeigaben, die gegen Ende der der 90er-Jahre im Zuge der Verschmelzung mit dem Normalschlager allmählich billigen Synthesizern weichen mussten und bei eher konventionellen Schlagersängern einfach weggelassen wurden.

In der zweiten Hälfte der 90er wurden die Zielgruppendefinitionen fixiert und vielerorts mokierte man sich über den ausufernden "Jugendwahn" der Medienschaffenden. Binnen kürzester Zeit waren die Volksmusikshows aus den reichweitenstarken Privatsendern verschwunden, die Zielgruppe über 40 galt als scheintot, die über 50 als inexistent und der bis dahin so umsatzstarke volkstümliche (aufgrund der vorausgegangenen Fusion eigentlich der gesamte) Schlager war von jetzt auf dann igitt. Die meisten Schlagerwellen spielen seit der Jahrtausendwende wieder vermehrt ältere Titel (die sich von der Anmutung eigentlich eher mit volkstümlichen vertrügen) und ansonsten neuere "Pop-Schlager" aus der Elektronikkonserve.

Da der billig gemachte Pop-Schlager beim Käufer kaum Anklang fand, machte sich bei den Produzenten abermals Fatalismus breit. "Wenn mit Schlagern schon kein Geld zu verdienen ist, muss eben bei den Produktionskosten gespart werden" meinte man und setzte damit einen Teufelskreis in Bewegung, der sich bis heute munter weiterdreht. "Tut uns leid, der Schlager findet beim Käufer keine Resonanz, wir müssen leider sparen" heißt es immer öfter und mittlerweile hat die Branche offenbar jegliches Qualitäts- und Anspruchsdenken aufgegeben. In diesem Zusammenhang sei noch mal auf die Bohlen-Fraktion verwiesen, die mit ähnlichen Mitteln arbeitet wie der Schlager und auch in vergleichbarer Weise bemäkelt und kritisiert wird. Eigentlich ist der moderne Bohlen-Sound nichts weiter als Schmuse-Schlager mit englischen Texten...

Mit dem Discofox-Hype hat die Musikwirtschaft dann doch noch eine neue Sau gefunden, die es auszuweiden gilt. Aber es steht zu erwarten, dass dieser Trend schneller zu Ende geht als alle vorhergehenden. Und dann steht man einmal mehr vor dem Abgrund.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

count down.

Das Wort totgespielt war ein wenig ünglücklich gewählt, doch der Titel läuft mir bei NDR 1 NDS zu oft. Was ich oben geschrieben habe, ist meine subjektive Meinung dazu, denn ich bin selbst knapp unter 30. Jüngere Hörer zum Schlager zu kriegen ist nicht so einfach, denn es gibt in dieser Zielgruppe meistens nur Schwarz oder Weiß. Frei nach dem Motto: Ich mag es oder nicht. Die Hörer sind dann auch weniger kompromissbereit, wenn zudem das Musikprogramm immer mehr durch Internationale Hits oder irgendwelchen Top getesteten Oldies verwässert wird. Das ist so meine Erfahrung.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Jüngere Hörer zum Schlager zu kriegen ist nicht so einfach, denn es gibt in dieser Zielgruppe meistens nur Schwarz oder Weiß. Frei nach dem Motto: Ich mag es oder nicht. Die Hörer sind dann auch weniger kompromissbereit, wenn zudem das Musikprogramm immer mehr durch Internationale Hits oder irgendwelchen Top getesteten Oldies verwässert wird. Das ist so meine Erfahrung.

Das Problem ist eher, daß der Schlager als solches stets wie Sauerbier angeboten wird.

Oder kennst Du irgendjemanden, der in der Öffentlichkeit *für* den Schlager Position bezieht? Oder irgendeinen ARD-Mitarbeiter, der sich *nicht* für den Musikantenstadl politisch-korrekt fremdschämt?
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Es gibt wirklich gute... aber die werden oft als "Liedermacher" verkauft und von den Schlager-Produzenten eher stiefmütterlich behandelt. Die können sich nur oben halten, weil sie klingende Namen und eine riesige Fangemeinde haben. May, Hoffmann, Jürgens und Pe Werner zum Beispiel. Die haben tatsächlich Klasse, verfügen noch über eine eigene Begleitband und ihre Texte haben noch dazu Pfiff. Dirk Busch war vor Jahrzehnten auch mal Teil dieser kleinen Künstlerschar.

Und zur Ehrenrettung der sogenannten Volksmusik muss noch gesagt werden, dass die Interpreten in diesem Bereich am ehesten noch auf adäquate Produktionsstandards achten. Ich meine nicht diejenigen, die ihr Image korrigierten und heute auf Popschlager machen, sondern die, die sich trotz aller Widerstände treu geblieben sind. Ähnliches gilt für Waggershausen, Maffay oder Müller-Westernhagen und all die anderen, die dieser Billigindustrie aus Selbstachtung fernbleiben.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

@ricochet: Danke für deine Beiträge. Gute Analysen, gewichtige und genaue Beobachtungen!!! Trösten wir uns damit: Beierlein (und noch ein paar Paten) ist/sind nun alt, er hat den Karren an die Wand gefahren und schon lange den Bogen überspannt. Damals glaubte mancher, er hätte eine Gelddruckmaschine erfunden (zumindest was die verblödete volksdümmliche Musik betrifft). Friedrich Nowottny, ex WDR Intendant, sagte mal (sinngemäß): Meine größte Niederlage in meiner Amtszeit war, es nicht geschafft zu haben, diesen unerträglichen Stadel aus dem Samstagaben zu werfen. Ich sage: Stimmt!! Und da ist weiter fremschämen (ich zitiere "exhörer") erlaubt.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Nun ja, nicht in allem kann ich ricochets Thesen zustimmen, aber er bemüht sich sehr um Dissertationen.... :D.

@radiocat: Diese Liste ist noch viel länger, als Du denkst und geht weiter zurück in die Jahrzehnte... merkst Du, wenn Du mal einen Discoabend schmeisst... Da ist dann der schöne fremde Mann, das knallrote Gummiboot, Marmor Stein und Eisen bricht usw. ungeheuer angesagt und kennen plötzlich alle Kids. Falsch ist es aber, dann von diesen "durchgesetzten" Memory-Hits generell abzuleiten, daß sie alles aus den sixties & seventies mögen. Wer tiefer ins Archiv greift, bricht dann plötzlich ein. Es sind (nicht unerheblich) wenige Songs, die sich eher im Ballermann-Umfeld durchgesetzt haben.

ablauscher, mag sein, daß es sich im Musikantenstadl um dümmliche Musik handelt: Nur hat sie ihre Fans und somit auch eine unbedingte Daseinsberechtigung im ÖR (wenn nicht da, wo sonst). Sage ich, der nun wirklich nicht auf derartige Musik steht... und jeder Musikschaffende muß auch irgendwie über den Dingen stehen. So habe ich mal einen "Tag des deutschen Schlagers" aus dem tarm-Center in Bochum übertragen dürfen, und das ohne jegliche Herabwürdigung oder "bäh". Da waren dann das Heimatduo, karel Gott und andere vertreten... you know what I mean.
:D.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben