Jugendsender Virus plant Neuausrichtung

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Wrzlbrnft

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Momentan geht scheinbar was in der Schweizer Radioszene, hab noch eine brisante Nachricht entdeckt:

(Aus dem Magazin FACTS vom 5.7.2001):

Alles andere als ansteckend
Virus Der Jugendsender von
Radio DRS kommt nicht gut an. Jetzt setzt Programmleiter François Mürner auf Mainstream. (von Serge Hediger)

Da steckt der Virus drin. Anderthalb Jahre nach dem Start erreicht der Jugendsender von Schweizer Radio DRS nicht genügend Hörerinnen und Hörer. Jetzt richtet Programmleiter François Mürner den Musikstil des Jugendradios Virus neu aus. Auch Ältere sollen das Jugendprogramm hören. Die Sofortmassnahme verärgert und verunsichert die Belegschaft. Dicke Luft herrscht.

Frustriert haben Mitte Juni die beiden Koleiterinnen des Musikprogramms gekündigt. Viviane Laissue und Nicole Wyss verlassen den Sender im Herbst. Bis dahin haben sie - gegen ihren Willen - den Auftrag, das Musikprofil neu auszurichten. Im ganzen Monat August wird Virus versuchsweise auf UKW (101,3 MHz) zu empfangen sein. Dann bereits soll das angestammte, als aufmüpfig bekannte Kabelprogramm ganz anders klingen - softer, konformer und poppiger.

Gemäss einem internen Papier, das FACTS vorliegt, will Virus-Chef François Mürner einen flauschigen Musikteppich verlegen. Danach sollen die Virus-DJs «weniger Unbekanntes, mehr Bekanntes» spielen. Mürner verlangt darüber hinaus «weniger Gitarre» und «mehr Pop»; die Musik auf Virus soll grundsätzlich «weniger hart» sein. «Ja, wir öffnen uns», bestätigt Programmleiter Mürner.

Man kann es auch anders nennen: Der Sender, der rebellisch mit dem Slo- gan «Weck mich am Ohr» wirbt und sich jugendlich frech gibt, soll mehr- heitsfähig werden. Denn im vergangenen Jahr erreichte das Virus-Programm nur einen Hörerkreis von 189 000 Personen. Zum Vergleich: Der Jugendsender 105, stärkster Virus-Konkurrent, erreichte ein Hörerpotenzial von 500 000. Beide Sender leiden unter einem schweren Nachteil. Der Bundesrat konzessionierte nur Übertragungen im Kabelnetz. Doch gerade Jugendliche lieben mobile Radiogeräte.

Die schwache Beachtung von Virus, das mit grossem Brimborium und voller Stolz auf seine jugendlichen Macher gestartet war, beunruhigt inzwischen auch den Direktor von Schweizer Radio DRS. «Diese Zahlen können auf die Länge nicht genügen», sagt Walter Rüegg. «Wir fühlen uns verpflichtet, einen höheren Marktanteil zu erzielen.» Mit einem «überarbeiteten Repertoire» soll Virus breitere Hörerschichten ansprechen.

Schon einmal hat ein DRS-Sender mit einer musikalischen Neuausrichtung und einer Neudefinition der Zielgruppe Erfolg gehabt. DRS 3 spielt seit Herbst 1999 tagsüber hauptsächlich eingängige, mehrheitsfähige Popmusik für ein älteres Publikum. Der einst frech als «amtl. bew. Störsender» positionierte Kanal hat über 200 000 Hörerinnen und Hörer dazugewonnen. Ironie der Geschichte: Virus wurde als Kompensation für die vom neuen DRS-3-Mainstream enttäuschten Junghörerinnen und Junghörer lanciert.

«Was die Musik auf Virus betrifft, gilt das Gleiche wie bei der Musik auf DRS 3: Wir spielen sie für Hörerinnen und Hörer», sagt François Mürner. «Wir befragen unser Publikum mit so genannten Soundchecks. Diese fliessen in die Programmierarbeit ein.»

Standhaft will Mürner die Änderungen im Musikstil und die Ausweitung der Zielgruppe von den 15- bis 19-Jährigen auf die 15- bis 25-Jährigen nicht als Neupositionierung des Senders bezeichnen. «Eine Überprüfung des Programms hat gezeigt, dass die Virus-Stategie richtig ist und keine Änderung erfahren soll, dass sie aber zu wenig genau umgesetzt wird. Dies allein wollen wir ändern.» Auch von tiefen Hörerzahlen will Mürner nicht sprechen: «Wir sind sehr gut gestartet, besser als die Konkurrenz und alle anderen neuen Kabelradios.»

So oder so - jetzt stellen Virus-Mitarbeiter die Existenzberechtigung des Senders in Frage. In einem internen Papier wird befürchtet, dass Virus künftig die bei Jugendlichen so beliebten Nu-Metal-Bands wie Linkin Park oder Papa Roach kaum noch spielen wird. Damit würde sich der DRS-Virus kaum noch von anderen Programmen unterscheiden und dem Jugendsender 105 näher rücken. Für deren Programmchef Giuseppe Scaglione ist klar: «Virus ist der grösste SRG-Flop im Radiobereich. Das Programm zielt am Publikum vorbei. Die Radiomacher spielen ihre eigenen Lieblingsplatten. Sie stellen nicht das Publikum in den Mittelpunkt, sondern sich selbst.» So hatte er bis anhin leichtes Spiel; jetzt wird es schwieriger.

(http://www.smd.ch/cgi-bin/cqcgi/@rw_archiv_g_s.env?CQ_SESSION_KEY=HIISXMXSMOHZ&CQ_CUR_DOCUMENT=1&CQSHOWDOC
=Y&CQXX=XA2001070501776)


Meine Meinung dazu: Ein wahres Armutszeugnis was Schweizer Radio DRS da an den Tag legt. Der Sender ist/war bei seiner Zielgruppe sehr beliebt. Ich frage mich: Warum überhaupt braucht Virus "viele Hörer"??? Das Programm ist völlig werbefrei und wird von Gebühren finanziert. Demnach müßte man auch gleich den Klassiksender DRS 2 und das Volksmusiksprogramm Musigwälle 531 abschaffen oder umgestalten. Diese erreichen meines Wissens etwa gleich viele Hörer wie Virus. Öffentlich-rechtliches Radio soll auch (wenn nicht vor allem) Minderheiten bedienen, welche vom Mainstream nicht bedient wird.

Nun, ich denke die UKW-Ausstrahlung in Zürich kann sich Virus jetzt sparen. Ich jedenfalls werde mich dann Radio Streetparade und dem ehemals von mir verhaßten Radio 105 zuwenden.

Grüße,

Wrzlbrnft - der jetzt noch schnell ein paar Mitschnitte vom guten alten Virus-Programm als Andenken macht

+++ Breite geändert, deshalb: +++

[Dieser Beitrag wurde von Thomas Wollert am 17.07.2001 editiert.]
 
Naja, ist doch wieder typisch. Alles, was irgendwie mal etwas anders ist, wird plattgemacht und zum Mainstreamdudler umgewandelt. Gerade oeffentlich-rechtliche Programme sollten Mut zu Alternativem haben.
 
Jetzt wollen die den gleichen Fehler machen wie in Deutschland und sich so in den Abgrund treiben lassen.
Die Jugend will keinen Mainstream, sie wollen, um es mal so auszudrücken Viva 2 statt Viva!
Virus hat wenige Hörer weil es nicht über UKW zu empfangen ist.
Sie sollten sich ein Beispiel an ihren Kollegen von Couleur 3 oder von le Mouv in Frankreich machen! Die wissen wie man Radio für eine junge, aber doch nicht zu eng definierte Zielgruppe macht, und das weitgehend abseits von Mainstream-Pop-Charts!
Das alte DRS3 (in den 80ern) war übrigens Klasse und hatte auch einige Hörer in Südwest-Deutschland!
 
@Radiocat

Hmmm, lange habe ich deinen Scheiss toleriert (besonders in den anderen Foren). Langsam bin ich ein Verfechter für Abtreibung bis zum 40sten Lebensjahr. Solltest Du älter sein,, will ich jetzt mal locker sein. (Dann bist Du ein Öffi oder Spartenhörer.) Aber bitte: Alles besser damals?? Als der Wasserwerfer dich von hinten?? Man hatte noch Feindbilder?? Jau, mach es und scheiter!!
 
@Fred: Warum gleich so boese??? Ich lese hier nicht oft mit, aber die Kernaussage stimmt doch... Klar kann man mit Mainstream vermutlich mehr Kohle scheffeln, aber es gibt doch schon soooooooooo viele Mainstream Sender, die sich alle totalst gleich anhoeren. Da finde ich es um jeden Sender (VH1, Viva II, Virus...) schade, der sich bisher von den anderen abgehoben hat und nun auf Dudelfunk umschaltet.... Allerdings bin ich nur Hoerer und nicht Macher. Ich will mir kein professionelles Urteil erlauben, aber ich denke, das Potenzial (huaarg, die Rechtschreibreform) fuer ein etwas alternativeres Programm (so weg vom Mainstream ist Virus z.B. ja auch wieder nicht) waere mit Sicherheit ausreichend da. Saemtliche Bekannte, die vom Radio genervt sind (und das sind verdammt viele und sind keine Radiomenschen), VERMEIDEN Radio einfach, sie hoeren wo es geht CD oder MP3s. Dadurch tauchen sie in der Mediaanalyse auch nicht auf, weils ihnen meistens ziemlich egal ist, welchem Sender sie ihre Stimme geben... "Was hoeren Sie denn?"..."Eigentlich gar nichts..." "Antenne Bayern?"..."Ja, genau den..." Sagt doch schon alles aus...
 
Eben! Die ganze Formatkacke will eh kein Schwein mehr hören.
Irgenwann wird sich Radio von selbst erübrigen, vor allem wenn Leute wie Fred sich dort rumtreiben.
Fazit: Lieber 100 Stunden FRITZ! als zwei Sätze von Fred!
Höhöhööö!
 
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