Kann man Monoaufnahmen halbwegs überzeugend in Stereo umwandeln?

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JottGee

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Hallo an alle im Forum. Ich habe mich heute hier registriert und hoffe, dass mein Anliegen in der richtigen Abteilung landet.

Ich arbeite zur Zeit an einem Hörbuch, das in Stereo produziert werden muss. Einige O-Töne und Atmos sind schon etwas älter und monophon aufgenommen. Ich suche deshalb nach einer Möglichkeit, diesen Tönen etwas mehr "Raum" oder "Breite" zu geben. Ich weiß natürlich, dass man aus Mono kein echtes Stereo zaubern kann, aber ich kann mir vorstellen, dass es vielleicht die eine oder andere geniale Software oder auch Hardware gibt, die einen gewissen Raumklang erzeugt, vielleicht auch die verschiedenen Frequenzbänder nach links und rechts transportiert. Ich habe das Internet bereits intensiv nach Lösungen abgesucht und auch schon alt gediente Tontechniker befragt, aber leider waren die Ergebnisse bisher unbrauchbar. Ich bin dankbar für jeden Tipp, da ich schon bald abliefern muss.
Gruß, Jürgen
 
AW: Kann man Monoaufnahmen halbwegs überzeugend in Stereo umwandeln?

Hi,

vorausgeschickt: echtes Stereo geht natürlich wirklich nicht. Allerdings solltest du mit plugins durchaus was erreichen können.
Panner und Modulatoren (hohe Qualität bespw. von waves, geht aber auch billiger), für den "Raum" fällt mir auf die Schnelle nichts anderes als ein guter Hall (waves, timeworks und Konsorten).
Was die verschiedenen Frequenzbänder betrifft, könnte dir ein Multibandkompressor mit Sidechain helfen.
Wie gesagt, die Monoaufnahme begrenzt die Möglichkeiten - und die Ergebnisse werden in der "Effektklasse" bleiben, aber vielleicht hilft das ja schon was.

LG,

Soares
 
AW: Kann man Monoaufnahmen halbwegs überzeugend in Stereo umwandeln?

Was man machen kann zbs.: Mit einer Software bei Dialogen die Sprechenden auf den rechten und linken Kanal verteilen, das ist bei Dialogen einfach wenn die Sprecher sich nicht ins Wort fallen (Wie zbs. die Gäste bei Sabine Christiansen, wenn alle durcheinanderreden ist eine Kanaltrennung nicht möglich). Oder mit dem Pan-Regler am Mixer bei Ortswechseln von einem Kanal auf den anderen rüberschieben. Eine Atmo druntergelegt, das hört sich schon gut an.
Ich habe Anfang der 80er Jahre im Amateurbereich einige Videos für Wettbewerbe produziert und bin im Moment dabei die Filme zu digitalisieren und auch den Ton neu zu bearbeiten. Durch den Randspur-Monoton kann ich auch nur die Teile des Films ohne Musikteppich bearbeiten, sonst kann ich nur den mageren Klang aufpäppeln. Bei Atmoaufnahmen kannst du versuchen die betreffenden Frequenzen rauszufiltern und eine neue Stereoatmo dazumischen, mußt nur sehen daß die Sprachaufnahmen gut hörbar bleiben.
Mit welchen Geräten das technisch zu realisieren ist können dir andere Teilnehmer hier im Forum besser erklären, keine Ahnung.
 
AW: Kann man Monoaufnahmen halbwegs überzeugend in Stereo umwandeln?

Vielen Dank für die guten Hinweise, liebe Kollegen! Das Hinzumischen einer neuen Stereo-Atmo erscheint mir die beste und vielversprechendste Lösung zu sein. Suche aber weiterhin nach der "genialen" Software

Nochmals Danke und ein gutes neues Jahr! Jürgen
 
AW: Kann man Monoaufnahmen halbwegs überzeugend in Stereo umwandeln?

Als Software kann ich dir den Magix-Musicmaker empfehlen.
Als Hardware habe ich mir den Fostex MR-8 MehrspurreKorder zugelegt. Durch den Batteriebetrieb ist er auch praktisch bei Interviews und Außenaufnahmen und er ist nicht größer als ein DIN A4 Blatt.
 
AW: Kann man Monoaufnahmen halbwegs überzeugend in Stereo umwandeln?

Bei Mono auf Stereo kann man leider sehr, sehr, sehr viel falsch machen. Selbst im Profibereich hört man da manchmal ganz schlechte Beispiele.

Meist würde ich die Finger davon lassen, bei Atmos gibt es aber Möglichkeiten, so z.B. bei Stimmengewirr oder Raum- oder Naturatmos:
Mono in zwei Stereospuren doppeln und diese zeitlich etwas gegeneinander verschieben. Das ganze dann mit geringen Anteilen wieder gegeneinander vermischen. Funktioniert aber nur mit ganz ruhigen, gleichmäßigen Atmos. Schreit zum Beispiel einer in dieser Atmo klar verständlich herum, so funktioniert das Ganze nicht.
Natürlich kann man auch aus einer langen Monoatmo eine halb so lange in stereo machen. Einfach in der Mitte durchschneiden und beides mit z.B. 20% L und 80% R bzw. umgekehrt vermischen. Geht aber auch nicht immer.

Wichtig ist, das Stereoergebnis immer wieder und komplett in Mono zu kontrollieren, ob es noch gut klingt und nicht Phasing, Phasenauslöschung oder Echo auftritt.
 
AW: Kann man Monoaufnahmen halbwegs überzeugend in Stereo umwandeln?

Ich habe keine schlechten Erfahrungen mit dem Waves Q10 gemacht. Allerdings sollte man es, wie bei fast allen Effekten, nicht uebertreiben.
 
AW: Kann man Monoaufnahmen halbwegs überzeugend in Stereo umwandeln?

Vielleicht geht's schon mit vorhandenem Equipment:

Vor vergleichbaren Problemen stand die Branche nämlich schon einmal, als der Umstieg auf die zweikanalige Stereofonie erfolgte, und alte (Musik-)Aufzeichnungen 'stereofonisiert' werden sollten. Einmal abgesehen davon, dass so etwas 'eigentlich' nicht möglich ist, lassen sich dennoch -die Liste oben belegt das- Möglichkeiten finden, das Ohr stereofon zumindest einigermaßen zufrieden zu stellen.

Damals wurde das oft nach einem Vorschlag nach Lauridsen-Schodder durchgeführt, womit recht reizvolle Ergebnisse erzielt werden können, zumal sich das Verfahren mit anderen kombinieren lässt (z. B. der Aufteilung der Basis in partiturabhängige Segmente, also Diskant->Bass von links nach rechts).

Lauridsen war der Vater der MS-Stereofonie, weshalb das Verfahren auch auf dieser Technik beruht:
Man versorgt zunächst beide Kanäle L und R mit dem monofonen Originalsignal. Das Originalsignal wird über einen weiteren, stereofonen Mischzug 10-30 ms verzögert und gegenphasig auf beide Kanäle zusätzlich aufgelegt. Seinen Pegel und seine Verzögerungszeit passt man nun den Bedürfnissen an, was bei Musik oder 'musikartiger' Modulation deutlich leichter fällt als bei Sprache, sofern diese verständliche Information enthält. Einzelsprecher kann man nicht 'stereofonisieren', es sei denn, man legte -wie oben empfohlen- eine eigene, neu produzierte Atmo drauf.

Lauridsen-Schodder hat den zusätzlichen Vorteil, dass das 'Kunstsignal' bei einer wiedergabeseitigen Monofonisierung komplett aus dem Gesamtsignal herausfällt, in diesem Falle also das monofone Original vollständig wiederhergestellt wird.

Bei entsprechender Geräteausstattung kann man auch eine reguläre MS-Wandlung durchführen, den S-Kanal verzögern, pegelmäßig anpassen und dann eine Rückwandlung ins L-R-System vornehmen. Nachdem aber heute in den Rechnerperipherien eher eine Einrichtung zur Phasendrehung nebst Verzögerungsleitung vorhanden ist als eine MS-Matrix auf Softwarebasis, füge ich diesen Hinweis ebenso nur am Rande an wie denjenigen, dass Lauridsen-Schodder mit etwas Überlegung und umfangreicherer Geräte- bzw. Softwareausstattung auch auf den Surroundbetrieb ausgedehnt werden kann.

Hans-Joachim
 
AW: Kann man Monoaufnahmen halbwegs überzeugend in Stereo umwandeln?

Danke, Hans-Joachim. Ist es doch immer wieder angenehm, hier von Dir zu lesen zu können.


Viele Grüße TSD
 
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