Kein Patentrezept für ein erfolgreiches Radioprogramm

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Stefan_HH

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Kein Patentrezept für ein erfolgreiches Radioprogramm
Musik- und Teamgeist als wichtige Faktoren

„Wenn es eine Backmischung gäbe wie bei Dr. Oetker – umrühren und dann ist das Radioprogramm fertig, das wäre praktisch.“ Eine Backmischung für ein gutes Radioprogramm hatten die Programmmacher und Radioberater auf die Frage von Moderator und Medienberater Johannes Götze nicht parat, aber doch einige gute Tipps, wie man dauerhaften Radioerfolg realisiert oder ein vormals erfolgloses Programm erfolgreich relauncht.

Ein Beispiel dafür ist Radio Basel 1, ein Radioprogramm das 1983 als „Radio Raurach“ gegründet wurde und seit September 2002 der Basler Zeitung Medien gehört. Der Relaunch mit dem neuen Namen Radio Basel 1 wurde im August 2003 gestartet und bereits ein Jahr später winkte der Preis „Radio of the Year“ auf dem Schweizer RadioDay. In eineinhalb Jahren waren die Hörerzahlen um 40 Prozent gestiegen. Was war geschehen? Der Relaunch konzentrierte sich vor allem auf die Musik, wobei die Rotation stark eingeschränkt wurde von vormals 4000 Titeln auf nunmehr ganze 370. „Wiederholungen sind wichtig“, so Jenny Settembrini, die als Leiterin für Marketing und Kommunikation die wesentlichen Schritte der Programmerneuerung vorstellte.

Darüber hinaus setzten die Radiomacher auf Personalisierung, nicht nur in der Morningshow. Im Unterschied zum deutschen Radiomarkt gebe es in der Schweiz drei und nicht nur zwei Peaks in den Hörerzahlen am Tag, morgens, mittags und abends, was an den Mittags-Essgewohnheiten der Schweizer - nämlich zu Hause - liege. Wenngleich sich Basel 1 genauso wie andere Radiostationen sehr stark über die Musik definiert, ist die Informationsleistung des Senders ein wichtiger Punkt in der Programmstrategie: „Die Leute wollen informiert werden“, so Jenny Settembrini – vor allem auch über das lokale Sportgeschehen, das bei Radio Basel 1 einen besonders hohen Stellenwert einnimmt. Für deutsche Verhältnisse interessant ist die Promotion- und Werbestrategie von Radio Basel 1, die neben einer extremen Zeitungspräsenz in der Basler Zeitung (bedingt durch die Besitzstrukturen) auch auf nationale TV-Spots setzt, was für die Akquise nationaler Werbung wichtig sei, so Jenny Settembrini.

Einen erfolgreichen Relaunch hat auch fajn radio (gesprochen: fein) in Prag hinter sich. Im eng umkämpften Prager Radiomarkt mit 23 Konkurrenten gibt es das Programm bereits seit 1989 – leider mit zuwenig Hörern. Wolfram Tech, Partner der Beratungsfirma bci in Schwaig, schilderte die Strategie, mit der Radio fajn seine Hörerzahlen laut den Trendanalysen verdoppeln konnte. „50 000 bis 60 000 Hörer pro Stunde sind heute für einen CHR-Sender in Prag beachtlich“, so Wolfram Tech. Dieser Erfolg wurde durch eine so genannte „3M“-Strategie erreicht: Musik, Morgen und Marketing. Die Musik, die auf die Zielgruppe der 15- bis 35-Jährigen zielt, steht dabei im Mittelpunkt mit dynamisch agressiver Ausrichtung. Dabei werden nicht nur die gängigen Charts gespielt, sondern auch tschechischer Pop-Rock und sog. Pivni-Rock. Vom früher noch stärkeren Clubcharakter der Musik sei man etwas weggegangen, so Tech. Drei Stichworte für den Morgen: starke Persönlichkeiten, starker Prag-Bezug und Lifestyle. Im Marketing hat radio fajn die Farbe Orange besetzt, sozusagen als Farbmarke.

Keinen Relaunch musste Radio Arabella in München und Wien unternehmen, denn die Programme sind seit dem Sendestart 1989 in München und Dezember 2001 in Wien erfolgreich. Radio Arabella in München, das sich an die Zielgruppe der 30 bis 59-Jährigen richtet, kann nach der FAB 2005 100 000 Hörer pro Stunde verzeichnen. „Sit down and relax“ – stressfreie Unterhaltung will Radio Arabella bieten. „München ist relaxed und Wien ist noch entspannter“, charakterisiert Peter Bartsch, früher Programmchef und jetzt Berater von Radio Arabella, die Programme, deren charakteristisches Musikprogramm aus Oldies und Schlagern den Begriff des „Arabellaformats“ geprägt hat. Das Erfolgsrezept von Radio Arabella kann man neben der Musik in folgenden Stichpunkten zusammenfassen: Lokalität („Wir sagen nicht, wir sind von hier. Wir klingen so!“), eine plakative und für jedermann verständliche Sprache und eine flexible Sendeuhr. Radio Arabella schwimme in bestimmten Punkten gegen den Strom, was sich zum Beispiel auch darin zeige, dass wir nicht ständig über uns selbst reden, so Peter Bartsch, der damit auf die ständige programminterne Promotion vieler Radiosender anspricht.

Zwei Relaunches, ein dauerhafter Programmerfolg wie bei Radio Arabella, ein Gedanke einte alle drei Konzepte: die Bedeutung des Teams für den Programmerfolg des Senders oder wie ein Zitat einer Moderatorin verdeutlicht: „Wir beweisen täglich, dass der Sender auch laufen muss, wenn der Chef im Urlaub ist.“

(Quelle: INFOSAT Online, 22.06.2005 / http://www.infosat.info/Meldungen/?srID=3&msgID=15777)
 
AW: Kein Patentrezept für ein erfolgreiches Radioprogramm

Wir arbeiten hier mit Menschen - ist wie in der Politik... dafür gibt es keine dauerhaften Patentrezepte - wenn es das gäbe, wäre die Welt doch längst perfekt :)
 
AW: Kein Patentrezept für ein erfolgreiches Radioprogramm

Das mit dem "keinen Relaunch musste Radio Arabella in München [...] unternehmen" stimmt aber keineswegs.

Arabella 1989 war ein komplett anderer Sender als Arabella 2005, es gab halt nur einen schleichenden Übergang vom Sender mit "mehr Melodie" zum "Musiksender".
 
AW: Kein Patentrezept für ein erfolgreiches Radioprogramm

exhörer schrieb:
Arabella 1989 war ein komplett anderer Sender als Arabella 2005, es gab halt nur einen schleichenden Übergang vom Sender mit "mehr Melodie" zum "Musiksender".
Das ist der Wandel der Zeit! 1989 haben "alle" Sender anders gearbeitet!
Ich könnte auch sagen die Gewohnheiten der Hörer haben sich geändert. Was heute gut ist wird in 2 Jahren evtl sch... sein.
Die Dr. Oetker Backmischung ist Zeitlos aber das Radio ändert sich ständig!
 
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