Kinofilm "Radio Rock Revolution"

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Allen Kritikern des Filmes gebe ich Recht: Zum Teil SOLL es an Caroline erinnern, 80ies und 60ies werden durcheinander geworfen, Sachen sind haarsträubend frei erfunden oder an den Haaren herbei gezogen.
Ich war nicht dabei.
Ich war 1976/77 beim ersten U-Bootgeschwader auf dem Tender Lahn und wir ankerten im Sommer 1977 einige Tage in der schottischen Hafenstadt Dundee.
Da waren nachts auch Mädchen an Bord. Die Lahn war ein Kriegsschiff.
Nachts war volles Programm unabhängig der Dienstgrade.

Ich denke mal das es bei den Seesendern ähnlich war.
Die Djs waren bekannt und beliebt.
 
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Nein, lieber bend it....

Besuche auf den Sendeschiffen wurden in den sixties sehr restriktiv gehandhabt: Es kamen zwar jede Menge kleiner Boote mit Fans hinaus- an Bord wurde aber fast nie jemand gelassen. Das ging nur mit dem offiziellen Tender, der zumeist (offshore I & II) in Holland ablegte und in den besten Zeiten vier Sendeschiffe nacheinander versorgte. Und da war nur handverlesenes Publikum an Bord- Popstars und Sternchen, allenfalls mal die Freundin vom indonesischen Koch...

„Mehr“ war bei den Radioforts möglich- besonders Screaming Lord Sutch (Radio Sutch- später Radio City) feierte da wilde Parties „loonabouts“.... :D Aber das war nur in der Phase 1964-1966

Das änderte sich erst etwas mit RNI ab 1970, trotz Übernahmeversuch und Bombenanschlag kam anfangs mit der mebo I, später mit dem Triptender doch oft eine Handvoll (auch weiblicher) Fans mal eben so mit an Bord. Rein aus technischen Gründen mussten die aber wieder runter.... sonst hätten sie sieben oder vierzehn Tage (Austauschrhythmus der Mannschaft) dort bleiben müssen.... :rolleyes: !!!!!

Die Tender legten meist nach 2-3 Stunden Aufenthalt wieder ab.... vielleicht Zeit für einen Quickie, der sicherlich auch mal stattgefunden hat (:D).

Ausserdem stellt man sich das sehr einfach vor.... Hast Du schonmal auf einer schwankenden Barkasse längsseits eines (mit Autoreifen gegen das Aufschlagen Bordwand an Bordwand geschützten) Radioschiffs gelegen?
„Jump!“
Und wenn Du Pech hattest, bist Du zwischen beiden Schiffen ins Meer geplumpst und vielleicht zerquetscht worden (ist aber zum Glück nie passiert).
Bei RNI hatte einer der DJs aus dem englischen Team mal eine Weile seine Ehefrau mit an Bord, die zu der Zeit auch die Kombüse versorgte und Ko-Moderation machte. (Mike Ross und Sheila).
Das war's!

Auch bei Radio Atlantis (vor Vlissingen, 1974) kam man mit der On Rust relativ leicht auf das Sendeschiff Jeanine- Adriaan van Landschoot hatte da ein großes Herz. Auch hier: englischer DJ des international service mit Ehefrau (Steve & Debbie England). Aber das war's- der Tender musste ja wieder zurück....

Die Sache mit den Massenorgien von wilden, willigen nackten Teenies zuhauf ist also ausgemachter Quatsch und war „rein technisch“ schon gar nicht durchführbar. Von Formalien wie Passkontrolle und Wiedereinreise, Verzollung usw. mal ganz abgesehen.

Die einzigen, die NACH 1974, als sowohl Benelux als auch UK/Ireland ihre Antipiratensendergesetze in Kraft hatten, an Bord kommen konnten, waren die sogenannten „anoraks“:
Fans, Unterstützer, die auf geheimen Wegen und nach teilweise abenteuerlichen Trips mit Minibooten Proviant, Post, Diesel und Trinkwasser (ggf. auch mal Techniker Peter Chicago oder sonst ein neues Teammitglied) bei Nacht und Nebel an Bord von Radio Caroline/Mi Amigo (in den seventies) und Radio Caroline/Monique (in den eighties) brachten.... die kannte man ja und man brauchte sie.


http://www.youtube.com/watch?v=J4Iq-oe7DVs
 
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Mit Verlaub. Geriet nicht bei der Stillegung des Sendeschiffes von "Radio Eulenspiegel" (Belgien) ein Beamter zwischen die Schiffe und verstarb an seinen schweren Verletzungen ? Ich meine, die vor langer Zeit einmal gelesen zu haben.

Ich habe mir einen Abend Zeit genommen und die vielen Fragmente aus den 60er Jahren angehört. Gut, das so viel gerettet werden konnte, von Radio Veronica sollen ja sogar die meisten gesendeten Programme noch auf Band gelagert sein.
Mir fiel auf, dass die Moderatoren in Deutschland bis zum heutigen Tage nicht den Drive bekommen, die die Radiosender Caroline und so weiter hatten. Deutschland fehlte in der Tat der Impuls für die Schiffsender, nur leider hatten dies die Sozis ja 1969 per Gesetz unterbunden. Schade. Den Rückstand holen wir wohl nie mehr auf.
 
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Mit Verlaub. Geriet nicht bei der Stillegung des Sendeschiffes von "Radio Eulenspiegel" (Belgien) ein Beamter zwischen die Schiffe und verstarb an seinen schweren Verletzungen ? Ich meine, die vor langer Zeit einmal gelesen zu haben.

DA IRRST DU. RADIO ANTWERP's Sendeschiff wurde wenige Stunden nach dem Tod von Betreiber Georges Caluwe und dem Inkrafttreten des hastig verabschiedeten belgischen Anti-Seesendergesetzes in einem Sturm an Land gespült. Dort blieb das aus Zement (!) bestehende Schiff bis ca 1972 am Strand von Knokke liegen, bis es von den Behörden gesprengt wurde.


Ich habe mir einen Abend Zeit genommen und die vielen Fragmente aus den 60er Jahren angehört. Gut, das so viel gerettet werden konnte, von Radio Veronica sollen ja sogar die meisten gesendeten Programme noch auf Band gelagert sein.

Richtig. Jede Menge Programmkopien in den damaligen Landstudios bis heute noch vorhanden...


Mir fiel auf, dass die Moderatoren in Deutschland bis zum heutigen Tage nicht den Drive bekommen, die die Radiosender Caroline und so weiter hatten. Deutschland fehlte in der Tat der Impuls für die Schiffsender, nur leider hatten dies die Sozis ja 1969 per Gesetz unterbunden. Schade. Den Rückstand holen wir wohl nie mehr auf.

Vollkommen d'accord. Jingles,Selbstfahrer,Musikformat,Stunden- und Musikuhr waren bis 1984 Fremdworte....
1969 hatte (nicht nur die Sozis...!) DL ebenfalls ein Antipiratengesetz verabschiedet und damit das erste Radio Nordsee (Radio Gloria) von der Galaxy (Radio London) verhindert. Das später dann daraus entstandene RNI musste dann vor die holländische Küste ausweichen.

Das Unglück, was Du meinst, war wahrscheinlich der Matrose an Bord von CAPITAL RADIO (Herbst 1970) vor Katwijk/NL: Dort klappte der einmalige ringförmige Antennenmast zusammen- nur durch Beinamputation war der Mann zu retten...
http://www.youtube.com/watch?v=EUKog173XKE

Übrigens: Es gab bereits 1964 einen ersten deutschen Seesenderversuch: "STAR RADIO", Initiator war der Star-Club Inhaber Manfred Weissleder. Er hatte sogar bereits Werbung für den Sender zusammen (Nivea), nur verhinderten die Behörden an Land den launch... sie drohten, seinen Club "auseinander zu nehmen" und so zu schikanieren, daß Weissleder dann auf "seinen eigenen Sender" verzichtete.
 
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Einen Vorsprung, den Deutschland nicht mehr aufholt.
Der Film ist übrigens erste Sahne ! (im Abspann wurde Miss Cl.. auch wirklich als Miss C beschrieben).
@Vic: Danke. Das mit dem Matrosen und der Beinamputation wußte ich hingegen nicht. Ich werde morgen mal meine Literatur befragen. Du könntest nur eines verraten : hat man sich damals auf den Sendeschiffen wirklich meist "unter der Gürtellinie" unterhalten ?
Im Film ging es eigentlich nur um Radio Caroline, dennoch wurde hier und da gesagt, dass man "die Piratensender" zum Schweigen bringen will. Von den anderen Schiffen und Sendern war leider nichts zu hören und zu sehen. Das wäre der kleine Schönheitsfehler, den ich selbst anmerken würde.
 
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Du könntest nur eines verraten : hat man sich damals auf den Sendeschiffen wirklich meist "unter der Gürtellinie" unterhalten ?

@WAZmann: Um die Frage öffentlich zu beantworten: Es gab NIE (meines Wissens) unflätige Ausdrücke auf Sendung. Es wurde zwar mitunter viel gelacht und geulkt (Kenny Everett & Dave Cash bei Radio London Big L) und untereinander an Bord ging es recht locker zu- manche Streiche hat man da sich gegenseitig gespielt. Erinnere mich an den alten Handkäse, den sie Andy Archer einst unters Kabinenbett genagelt hatten :D.

Wenn sowas an Zoten und Fäkalsprache wie im Film über den Äther gegangen wäre, hätte es das sofortige Ende des betreffenden DJ bedeutet. In den 60er Jahren adaptierte Radio Caroline South -im „Abwehrkampf“ gegen das kommerziell erfolgreichere und durchgestylte top-40-Radio Radio London das Format vom US-Sender WMCA. Alle an Bord waren die netten, lieben netten Jungs von nebenan „good guys“- natürlich zuerst am Mikrofon.

Bis auf wenige Ausnahmen gab es auch nicht, daß da zig Mann rund um das Mikro herumstanden und grölten und johlten, während der Jock seine Sendung fuhr: Quatsch!

Hier ein interessanter Clip, der in den ersten beiden Minuten die gesamte Beatflotte (samt Radioforts!) zeigt und später einen Trip zur Ross Revenge (80er Jahre) und einige Jingles aus den allerersten Sendetagen...
http://www.youtube.com/watch?v=PdnZvxl4vzk
Oder dieses Video, das (fast) alle Stationen aus den 60ies zeigt:
http://www.youtube.com/watch?v=g13BvEI75bg

Behördliche Maßnahmen gegen Piratensender? Nur an Land. Die Verherrlichung der DJs war spätestens Ende 74 mit Inkraftreten der holländischen Version des Antipiratengesetzes vorbei. Die meisten hatten Künstlernamen und wollten unerkannt bleiben. Nichts mit „gefeiert werden“ an Land oder an Bord- man sass fröstelnd und zitternd halb versteckt in einem britischen, französischen oder belgischen Hafen und wartete auf eine Schaluppe, die einem auf das Sendeschiff rüberbringen sollte. Eine meist stundenlange Fahrt im Dunkeln bei stürmischer See und man kam seekrank und von oben bis unten durchnässt dann irgendwann endlich an.
Bei kleinen Booten längsseits des Sendeschiffes kam dann ein Fallreep herunter (Strickleiter) und man musste entlang der schwankenden Bordwand hochklettern- ohne auszurutschen. 35 „willige“ weibliche Teens und Twens so also an Bord zu bringen und tagelang mit denen Orgien zu feiern? Nochmals: Frei erfunden und ausgemachter Quatsch.
Als es noch „legal“ war- bis zum 14.August 1967 in UK- wurde allerdings an Land kräftig gefeiert. Caroline, London und Swinging Radio England (66) hatten clubdisconights (die späteren drive-in-shows in den 70er Jahren bei Caroline) und die DJs live-Auftritte, wo sie sich unter der Weiblichkeit einiges „aussuchen“ konnten :D

An Land wurde (Mitte/Ende der 70er Jahre) dann verfolgt, wie es nur ging. Die Versorgung von Caroline/Mi Amigo kam seltenst aus Spanien (wie offiziell behauptet), sondern aus nordfranzösischen Häfen (die große Versorung mit Proviant,Post,Diesel), die kleinere Versorgung aus Häfen in Südengland und Belgien (geheim, meist bei Nacht und kleinste Boote). Die „Romantik“ ließ dabei sehr zu wünschen übrig- es war meist ein Höllentrip, Caroline in den 70ern nagte mehr am Hungertuch und hatte mehr Lecks und geflickte Löcher in der Bordwand als verantwortbar gewesen wäre: Es war ein Wrack durch und durch was irgendwie über Wasser gehalten wurde.

Zudem gab es von Zoll und Finanzbehörden in Belgien/NL Aktionen gegen die Betreiber- insbesondere des flämischen Untermieters „Radio Mi Amigo“. Die dann zu hohen Strafen, Nachzahlungen an entgangenen Steuern u.ä. Führten. Den Boss von Mi Amigo (deren Mietkosten des tagsüber genutzten Senders Radio Caroline erst den Sendebetrieb überhaupt ermöglichten- 1974-1978) hat man nach einer Auslandsreise am Flughafen verhaftet: In seinem Gipsbein war jede Menge „Stoff“ enthalten.... unrühmliches Ende für Sylvian Tack (inzwischen verstorben).

1985 (August) versuchte man durch ein „Spionageschiff“ die Piraten auszuhungern- Radio Caroline war seit einem Jahr mit einem neuen Sendeschiff zurück und hatte -als Resultat von Streitereien unter den amerikanisch-kanadischen Investoren- Konkurrenz durch „Laser 558“ bekommen. Jedes Boot oder Schiff, was sich näherte oder gar anlegte (um eine Versorgung vorzunehmen) wurde gefilmt, gemeldet oder gar angehalten. Caroline war in dieser Phase relativ gut dran: Man wusste genau, wann das Spionageboot „draussen“ war- und fuhr von Häfen in Kent mit kleineren Booten dann hinaus, wenn die Behörden auf dem Weg zurück in ihren Hafen waren.... Für Laser 558- hoch erfolgreich sendend und dramatische Hörerverluste der BBC (Radio One) bescherend- bedeutete es das „aus“-ausgehungert....
Hier die Belagerung durch die „Dioptric Surveyor“ durch die DTI:
http://www.youtube.com/watch?v=EEuB2AwC_kM

Caroline hingegen hatte sich sozusagen „stillschweigend anerkannt“ einen Nimbus als britische Institution (und damit Respekt) erworben, daß gegen das Schiff nichts weiter unternommen wurde- 1984. Das blieb aber nicht so. Als es 1989 (19.8.) verstärkt Gerüchte um neue Seesender gab, geschah das unfassbare: Holländische Behörden (!) kamen gewaltsam an Bord und schlugen alles kurz und klein. Fans spendierten dann Platten, Peter Chicago brachte den Sender wieder in Gang und mit verminderter Leistung sendete Caroline dann noch bis 1991...
Der Überfall, Bericht aus britischem TV BBC2:
http://www.youtube.com/watch?v=wM24auCkQqk
Der Überfall, gefilmt von Fans:
http://www.youtube.com/watch?v=LbzBZkNg-Vs

1991 - trat eine erweiterte Variante des Antipiratensendergesetzes in Kraft, die es jedem Seesender unmöglich macht, zumindest vor oder für Großbritannien zu senden.

Was beim Film „Radio Rock Revolution“ stört, sind nicht nur die frei erfundenen Klamaukgeschichten. Sondern auch das Durcheinanderwürfeln der Geschichte:
Das mit dem „Loveboat“ war eindeutig 70ies, als nachts Caroline im Äther waberte und „from a point at sea to the circles of your mind this is Caroline“ mental „loving awareness-is free is free is free“ verbreitete. Zu dieser Zeit oft eingesetzt „Love boat“von Fox

Man nehme das Sendeschiff aus den 80er Jahren (eindeutig wird an die Ross Revenge erinnert- die mit den zwei Ersatzsendemasten nach 1987): Hatte nichts mit der hölzernen Mi Amigo aus 1966 zu tun.
Das Sendeschiff hat man dann mit einer schwankenden Attrappe an Land nachgebaut:
http://www.youtube.com/watch?v=yZmLiXWRJak (0:48 sek)


Dann: Warum 1966 und Revolution? Die Revolution im Äther fand bereits ab Ostern 1964 statt....
Und: Warum Radio ROCK? Den Begriff gab es 1964-1966 noch nicht.... Quatsch! Radio BEAT Revolution wäre treffend und korrekt gewesen.

Richtig und detailgetreu dagegen die groß eingeblendete DERAM-Platte : Das war damals das Caroline-eigene Label!
Und man sieht bei diesem Clip (1.36min) einige Mannen hoch auf dem Antennenmast:
Hier ist es Spaß, aber 1973 und wieder 1987 mussten auf Caroline Sendemasten aufgebaut und repariert werden – mitten auf der hohen See......!! Da kam man sich ganz anders vor, 30-40 mtr über dem Schiff und dieses selbst nur als Nussschale unter Dir....
http://www.youtube.com/watch?v=RA6dw7a_MEU (Reparaturarbeiten 1985)

Und hier noch ein interessanter Clip zum 25.ten Geburtstag von Caroline mit Bildern aus den allerersten Tagen;
http://www.youtube.com/watch?v=1nu0lFiqV8U
 
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Ich melde mich nochmal, weil ich einige Anfragen erhielt:

Ein wundervoller Clip über die sixties, mit DJs und Ansagen, wie sie wirklich waren und wie es an Bord WIRKLICH zuging- gefilmt mit einer Schmalfilmkamera von Caroline/London-DJ Keith Skues.
Er schildert auch sehr ausführlich, wie das war mit dem "jump" rüber auf das Sendeschiff.
http://www.youtube.com/watch?v=3zeKYdHVC6E (1min50sek)
Und: Alkohol und Frauen an Bord waren-ausdrücklich "overnight stays"- verboten. (5min45sek)
Originalansage von Keith Skues auf Caroline bei 3min00sek
Tender Offshore I längsseits und "jump" an Bord bei 4min00

Für alle, die sich mal die Programme von hoher See anhören möchten, hier eine FUNDGRUBE:

http://www.azanorak.com/
bietet Mitschnitte, meist als mp3 oder gezippt, von nahezu ALLEN offshore-Stationen, sogar den skandinavischen und Raritäten wie "Radio Atlanta" (Konkurrenz zu Caroline im Frühjahr 1964, dann Zusammenschluss beider Sender: Caroline South und Caroline North)

Der link für RNI-Mitschnitte (Radio NorthSea International):
http://www.azanorak.com/pub/Stations/RNI/1970/

Alles KOSTENLOS zum download.

Viel Spaß beim Hören!
 
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Hi, radiovictoria01, bei dein wissen über die Seesender Zeit, solltest du dir glatt überlegen ein Buch zu schreiben( ich würde es sofort kaufen), aufjedenfall lese ich diesen Thread aufgrund deiner Beiträgen jetzt am liebsten, bin echt begeistert von den wissen, mach weiter so.
 
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Der Film hat mich etwas enttäuscht denn es war so gut wie keine Handlung vorhanden (außer der Rahmenhandlung, dass die Regierung den Sender dichtmachen will) und zu meinem Leidwesen war auch viel zu wenig Radio dabei. Was mir am besten gefallen hat, war der Count, der noch auf dem sinkenden Schiff moderiert und später aus den Fluten wieder aufsteigt - eine Metapher für die Liebe zum Radio!
Ansonsten waren es mir einfach viel zu viele kleine Geschichten, die eigentlich keinen wirklichen Sinn hatten und deren Witz mich auch nicht unbedingt angesprochen hat. Aber das ist Geschmacksache. Lustig war auch die Darstellung der britischen Beamten, des Ministers und seiner Familie. Typisch englischer Humor zeigt sich in den Namen der beiden Assistenten (in der deutschen Version Titten und Clit).

Allerdings hat der Film doch mein Interesse für die Zeit der schwimmenden Sender geweckt und möchte deshalb mal rv01 um einen Literaturtipp bitten.
 
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Ich fasse den Film für die, die ihn noch nicht gesehen haben (was mich bei echten Radiofreunden wundern würde. Falls ihr einen Geburtstag als Grund vorschiebt, dass ihr noch nicht im Kino ward, dann mal am Schopf ziehen!), so zusammen.
Es ist und bleibt ein Unterhaltungsfilm, der sehr gut gemacht ist. Für die einen ist es eben Klamauk, für die anderen ein kleiner versuchter Einblick in die Zeit, in der die meisten von euch noch flüssig waren. Und, Vic: Sicher ist es kein Dokumentarfilm, enttäuscht bin ich jedoch nicht. Im Gegenteil, es machte Hunger auf mehr. Mehr zum Thema.
Eine verückte Gruppe Radiomacher, einen noch verrückteren Moderator, durchgeknallte Allesblockierer, einen Schiffsuntergang (Dramatisch!), und ein Happy-End. Ich befürchte, dass der Film noch schlechter laufen würde, wenn man ihn knallhart an den Fakten von damals produziert hätte.
Fakt ist auch : Der Film ist ein Muss für jeden Radiofreak. Schon alleine, weil das Thema sehr selten aufgegriffen wird und man um jeden Film danbar sein sollte.


Der nächste Film kommt erst 2020 in die Kinos. Titel "Lokalfunk Revolution NRW"
Szene. Dunkler alter Bau. Eine Ruine. Ein Team von 5 Journalisten. Sie suchen nach Beweismitteln, dass der Bürgermeister der Stadt Dreck am Stecken hat.
Sie finden einen leeren Tresor. Schnitt. Nächster Tag. Redaktionskonferenz. Der Chefredatkeur gibt allen Journalisten Freie Hand. Und sie suchen weiter nach Belastungsmaterial. Ein Zeuge meldet sich per Telefon. Wilde Verfolgungsfahrten durch die Stadt. Nebenbei vernascht der Morgenmoderator die aktuelle Praktikantin. Schußwechsel mit einer Gang, das muss sein. Nun ist der Sender in Gefahr, dazu heiße Musik von Pink, Lady Gaga und Eros Ramazotti. Es kommt zum Streit.
Boah. Und wir werden mit ergrautem Haar sagen : Nein, das war um 2008 alles nicht so, wie im Film dargestellt.
 
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Der Reihe nach: Man muss als Seesenderfan und Betroffener glücklich sein, daß es überhaupt einen solchen Film über die offshore-Ära gibt-das ist richtig. Auch wenn es hinten und vorne eben nicht passt und schon der Name (Rock) für 1966 falsch gewählt ist.
Das Buch von Roth kann ich auch empfehlen, obwohl es kleinere Fehlerchen aufweist...

Das grösste Manko aller Literaturtipps ist aber, daß die Seesendergeschichte nicht chronologisch (Station für Station nebeneinander im Zeitablauf) geschildert wird. So werden wichtige Zusammenhänge und Entwicklungen nicht erkennbar.
Und radiobino: Du wirst lachen- ich HABE ein Buch mit der Geschichte von Popradio von 1925 (!) an bis circa 1986 (Ende von Laser 558) geschrieben. Aber nie veröffentlicht. Fragmente sind noch vorhanden und werden demnächst online gestellt.
Ein kleiner Vorgeschmack hier:
http://www.fmkompakt.klack.org/seite16.html
(ganz nach unten scrollen-zwei Doppelseiten über die Voice of Peace u.a.)

Ich kann weiterhin empfehlen: When pirates ruled the waves von Paul Harris (den ich persönlich kenne und mit ihm rund um Capital Radio zu tun hatte- dem offshore-Sender, nicht der späteren Londoner IBA-Station!)
http://www.amazon.co.uk/When-Pirates-Ruled-Waves-Harris/dp/1904999379

Sounddateien einer Programmreihe über offshore gibt es auch hier zum download und zu hören (nicht ganz korrekt, aber interessant...):
http://www.tiere-im-kulturdschungel.de/pirate/offshorezeiten.htm
Besonders zu empfehlen Teil 8: CRY OF FREDDOM- Caroline gegen das Gesetz bis zum 3. März 1968 (als beide Sendeschiffe allein auf hoher See als Caroline International weitermachten)

Wer sich bei azanorak die soundfiles runterlädt und bei den zip-Dateien (einige im winrar-Format) nach einem Passwort gefragt wird: Das lautet in allen Fällen "freeradio"

Es freut mich, daß es für die bedeutenden offshore-Sender Interesse in diesem Forum findet.... Die Bedeutung auch für die Musikindustrie ist unübersehbar: gab es in UK 1964 nur 4 dominierende Plattenfirmen, die alles im Griff hatten, waren es 1967 schon 14 (!). So gab es 1964 keine CBS, kein Deram, keine Fontana, kein RAK-Label u.v.a.m.

Man denke an die hunderte von Bands, die 1964 entstanden.... Spencer Davis Group, Kinks, Herman's Hermits, Graham Bonney, Small faces, Animals, Yardbirds, David & Jonathan, Searchers, The Move, Tom Jones uswetcpp: Alle verdanken sie Caroline (und Radio London Big L und anderen) den Durchbruch.
Um es ganz drastisch und bewusst überspitzt zu sagen: Ohne Caroline würden sie beim SWF/SWR noch heute in der Nase popeln....:D.

Die waren aber zusammen mit Bremen die ersten (und einzigen in DL), die den offshore-Virus halbwegs aufnahmen und programmlich umsetzten...
 
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@victoria, danke für die Links, das auf fmkompakt, werde ich mal genau durchlesen.
 
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Naja kommt mal runter, hierbei handelt es dich um eine reine "KOMÖDIE" und um keine Dokumentation einer Begebenheit.
 
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Lieber radiovictoria01: Vielen Dank für die interressanten Links und die Informationen über die Seesender.
 
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Wenn es die Forengemeinde interessiert, hier noch einige interessante Clips:
http://www.youtube.com/watch?v=lb1vb5QOCA4

Zuerst zu sehen die MV Fredericia (MV Caroline), das Schiff, mit dem Caroline zuerst in den Äther ging- um dann nach dem Zusammenschluss mit Radio Atlanta als „Caroline North“ vor der Isle-of-Man weiter zu senden.

2:11 Radio Caroline South von der Mi Amigo
2:13 Radio London Big L von der Galaxy
2:16 Radio 390 von Red Sands Marinefort
2:19 Radio Scotland von der Comet
4:06 Die Mi Amigo mit Stahlsendemasten in 1974

Der junge Ronan o'Rahilly (Caroline-Chef) 3:15
Gealterter lang- und weißhaariger Ronan o'Rahilly 1974 an Bord der Mi Amigo 3:45
Caroline TV-Das Flugzeugprojekt 3:53
Blick ins Caroline-Office in der Hagendorpstraat Amsterdam,
Caroline ist gesunken (März 1980) 4:18
Die Rückkehr vom neuen Schiff Ross Revenge, ab da mehrheitlich
Programm-Mitschnitte aus 1989, als auch Caroline auf „558“ sendete

Unterlegt mit den Ansagen von DJ Johnnie Walker – sekundengenaues ramp-talking, treibende Ansagen.... die DJs lebten, atmeten und litten mit ihrer Musik- etwas, was deutschen Moderatoren bis heute vollkommen abgeht bzw. fehlt :rolleyes:
(Am Ende des Spots DJ Kevin Turner auf Caroline 558)

DAS ZUMINDEST war recht gut im Kinofilm RADIO ROCK REVOLUTION wiedergegeben- und ist zufälligerweise (?) auch ungefähr die Musik, die zu hören war.... Man hat zumindest dies mit den Schauspielern detailgetreu eingeübt...

1964 jedoch ging es noch wesentlich ruhiger zu- es gab nur die Schiffsglocke und gesprochene Ansagen („this is Caroline on 1-9-9, your allday music station“ usw). Sehr schön zu hören in diesem Clip, der das erste Caroline-Schiff auf dem Weg um die Südküste Englands herum zum neuen Ankerplatz vor der Isle-of-Man zeigt. Am Mikrofon Tom Lodge.
http://www.youtube.com/watch?v=pprPq84fQ90

Dieses recht „lahmarschige“ Programm 1964 war trotzdem eine REVOLUTION. Denn erstmals war Pop in allen Varianten tagsüber stundenlang zu hören.
(In den Anfangstagen sendete Caroline nur von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends- und abends schaltete halb England um auf 2-0-8, Radio Luxembourg.... :rolleyes:!)

WISSENSWERT -1-:
Die BBC strahlte maximal ZWEI STUNDEN pro Woche POP aus. Zur Erklärung dieser Situation muss man aber auch den in UK teilweise lächerlichen Einfluss der Gewerkschaften anführen, die für ihre Konzert- und Bigbandmitglieder eine rigorose „needle-time“ durchgesetzt hatte. Und diese needle-time bedeutete auch im Oktober 1967, als endlich der Piratenersatz BBC Radio One startete: sechseinhalb Stunden Musik von PLATTE, alles andere Orchestermusik oder live- so kam es abends auf Radio One zu den legendären Konzertmitschnitten von hoffnungsvollen Bands- ein aus der Not geborenem Programm.

WISSENSWERT -2-:
Flotte, treibende Ansagen und ein „Format“ kamen erst 1965, sowohl beim holländischen Nachbar Veronica als auch bei den Caroline-Schiffen. Und dort war der Grund das aus den Staaten eingetroffene Radioschiff MV Galaxy, das seit Weihnachten 1964 top-40-Radio mit vielen Ohrwurmjingles ausstrahlte und zumindest 1965 kommerziell erfolgreicher als Caroline war. Konkurrenz belebt das Geschäft.

WISSENSWERT -3-:
Als am Montag, dem 14. August 1967 die Marine Broadcasting etc. Offences Bill in Kraft trat, war Caroline NORTH die Station, die nicht davon betroffen war: Das Parlament der Isle-of-Man weigerte sich, das Gesetz anzunehmen. Doch Ende August war es dann auch dort soweit...

WISSENWERT-4-:
Nachdem am 3. März 1968 die beiden verbliebenen Caroline-Schiffe durch die eigene Tenderfirma zum Schweigen gebracht waren, gab es Pläne, entweder das Radio 270-Schiff oder die Galaxy von Radio London anzukaufen. Beides scheiterte an durchgesickerten Indiskretionen bzw. mangelndem Geld. Ronan o'Rahilly kam aber mit dem Plan, Caroline TV (!) von einem Flugzeug (!) und Musik-“Clips“ zu starten- sozusagen ein frühes MTV....
siehe 3min53 im ersten Videoclip

WISSENSWERT-5-:
Der Einfluss und die Erinnerung an Caroline war so stark, daß RNI im Juni 1970 für acht Tage den Namen änderte: Und als „Radio Caroline International“ sendete! Grund: Damals lag die MeboII von Radio Nordsee vor England- und das Mittelwellensignal wurde von der britischen Post GEJAMMT. Zudem waren Wahlen angesetzt: Für den Wahltag 18. Juni sah es so aus, als ob die Labourregierung von Harold Wilson wieder gewinnen würde..... Aber erstmals durften die 18jährigen auch wählen- und die erteilten mehrheitlich mit ihrem Stimmzettel Labour eine Quittung für den Verlust ihrer geliebten Popstationen....
Von RNI/Caroline lief eine „election campaign“, free radio fans demonstrierten in London... Die Konservativen gewannen, die dann später kommerzielles Radio in UK einführten- und die „needletime“ endlich kippten...

Hier noch ein recht gelungener Jingle/Musik-Zusammenschnitt von RNI:
http://www.youtube.com/watch?v=R_3NAy8zxa8

Und zum Thema KURZWELLE: Der RNI Worldservice:
http://www.youtube.com/watch?v=ZivxMlFImKg

Ich könnte seitenlang schreiben.... aber ein Buchfragment kommt bald online. Und EIN Schmankerl habe ich noch:

Die erste Sendeminute von RADIO CAROLINE.... Diese wird heute abend hier online gestellt werden, wahrscheinlich von einem anderen Forenmitglied, denn mein „space“ ist hier nahezu ausgeschöpft. Überraschen lassen.
 
AW: Kinofilm "Radio Rock Revolution"

Ich habe noch genügend „Space“ auf meinem „Account“ (:)) und komme gerne der Bitte von radiovictoria01 nach, folgendes in seinem Namen zu posten:


Radio Caroline schaffte es zwar 1964 als erster und bahnbrechender "Piratensender" in den Äther- doch es war weder die erste Station noch war es ein Zufall... man hätte den Wettlauf auch verlieren können.
So gab es bereits 1960/1961 vom Veronica-Schiff englischsprachige Sendungen als "CNBC" (Commercial Neutral Broadcasting Station). Doch der damalige 1,5KW-Sender war zu schwach, um London zu erreichen- das Experiment wurde eingestellt.

Mindestens zwei offshore-Projekte wurden neben dem von Ronan o'Rahilly vorbereitet- der sich ein Radioschiff gut als Promoter für Musik seiner von ihm betreuten Bands (Alan Price, The Animals) gut vorstellen konnte.

Neben "GBOK" (GreatBritain-OK) war einer seiner "Gegner" der Australier Alan Crawford mit "Project Atlanta". Und dieser war schneller.... als Skandinavien ein Anti-Piratengesetz verabschiedete, machte das damalige Radio Nord sogar einen Monat vor Inkrafttreten (1. August 1962) dicht: Weil das Sendeschiff an Crawford verkauft war.
So hätte es rein theoretisch schon im Sept/Okt 1962 offshore radio vor England geben können- und nicht Caroline, sondern Radio Atlanta.

Dann passierte das Unglück vor Dänemark: Radio Mercur nahm seine Sendungen offshore wider auf -und wurde von den Behörden wenige Tage später "geraidet" und zum Schweigen gebracht. Bei Planet Project sprangen fast alle Investoren ab.
Und o'Rahilly hatte Überredungskunst und die Nase vorn. Besonders dann, als Crawford endlich das Radio-Nord-Schiff gekauft hatte und es ausrüsten lassen wollte: Er nahm Ende 1963 das Angebot von o'Rahilly an, es im irischen Hafen von Greenore zu machen. Die Werft dort gehörte o'Rahilly's Vater.
Es kam, wie es kommen musste: Zuerst wurde das Caroline-Schiff ausgerüstet, das Konkurrenzschiff später.... und so kam Caroline zuerst in den Äther: Ostersonntag, 28. März 1964- und schrieb Geschichte.

Radio Atlanta (wutschnaubend...) startete dann (erst) am 12. Mai und auf einer Frequenz direkt neben Caroline. Bis zum 3. Juli 1964 lieferte man sich eine "Hörerschlacht" im Äther. Dann machte o'Rahilly seinen nächsten genialen Schachzug: Er holte die Konkurrenz unter seinem Namen (Caroline) ins Boot.
Das original-Caroline-Schiff umfuhr die britische Küste und ankerte dann im Nordwesten Englands vor der Isle-of-Man als "Caroline North".
Und aus dem Radio-Atlanta-Schiff wurde über Nacht "Caroline South" in der Themsemündung:
Und Caroline hatte das Monopol im Äther und strahlte über ganz Britannien....
bis dann nach satten Monaten und sprudelnden Werbeeinnahmen ein ernstzunehmender Gegner im Äther auftauchte: Weihnachten 1964 Radio London BigL....

Hier die erste Sendeminute von Radio Caroline auf 1-9-9, mittags, Ostersonntag, 28.März 1964. Erste Platte: "Not fade away" von den Rolling Stones:
 

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AW: Kinofilm "Radio Rock Revolution"

Ich drehe das Thema mal weiter. Caroline, Veronica .... das alles wurde ja von den umliegenden Bevölkerungen in NL, B und GB gehört. Selbst so mancher Deutscher (das Volk mit hohem Deppenanteil, siehe MA) schaffte es, auf die entsprechenden Frequenzen abzustimmen.

Wir schwenken rüber zu Radio Nord, Syd oder Merkur. Diese Sender waren in Schweden gut hörbar, in Dänemark soll das auch so gewesen sein. Das nächste Bundesland von Deppland ist ja Schleswig-Holstein. Gibt es Informationen, dass man dort oben im Norden den Piratensendern sehr wohl Gehör schenkte, nur ist es eben nicht in irgendwelchen Berichten niedergelegt ? Waren diese Sender beliebt, kannte man sie dort oben, oder ging das alles an der Bevölkerung vorbei ?
 
AW: Kinofilm "Radio Rock Revolution"

Man kannte diese Sender, konnte sie aber nicht hören.... Skandinavien setzte frühzeitig auf UKW- und so starteten Radio Mercur, der Ableger DCR (Danmarks Commercielle Radio) und Radio Syd auf UKW.
Die Cheetah1 und 2 und die Lucky Star (DCR) lagen im Öresund nördlich von Kopenhaben haarscharf an der jeweiligen 3-Meilenzone zwischen Dänemark und Schweden. Radio Syd erreichte in Schweden Malmo, Helsingborg, die südliche Provinz Skanes und ging im Norden bis maximal Göteborg. Radio Mercur war dort auch hörbar und deckte einigermassen den nördlichen Teil von Seeland (Sjaelland) ab.
http://home.swipnet.se/offshoreradio/radiosyd/

Erst als Radio Nord kam, wurde alles etwas bekannter und hörbarer: Nord sendete auf Mittelwelle... frecherweise auf der Skala direkt neben dem Sender Sundsvall (593 kHz) und war in einem Bogen von 100km rund um Stockholm zu hören (und "gegenüber" an der finnischen Küste). Aber das Signal war selbst nachts zu schwach, um halbwegs hörbar im Norden der DDR oder in SH zu sein, eingequetscht zwischen Sundsvall/hr Frankfurt auf der einen und Radio France/Lyon auf der anderen Seite. (593kHz hr/Sundsvall-602kHz Radio Nord-611kHz Lyon)

Genau aber Mittelwelle (plus erstmals ausgestrahlten Nachrichten) waren der Umstand, dass Schweden,Norwegen und Dänemark gemeinsam eine "Lex Nord" in Kraft setzten, um die Sender zum schweigen zu bringen. (Radio Syd war aber standhaft und sendete noch bis ca Februar 1966 (!!!) weiter.... sogar erste TV-Sendungen gab es vom Schiff).

Deine Frage zeigt aber auch, welches WAGNIS die Finanziers der britischen offshore-Stationen eingegangen sind-siehe #42 Vorgeschichte. Man musste damit rechnen, binnen kürzester Zeit auch ein derartiges Gesetz gegen sich zu haben und die Millionen an Startkapital nicht mehr einzuspielen....

Und nachdem weder GBOK trotz in Umlauf befindlicher erster Werbebroschüren als auch Radio Atlanta (vom vorzeitig eingestellten Radio Nord-Schiff) im Herbst 1962 nicht zustande kamen, wiegte sich die britische Regierung in "Sicherheit": Da würde nichts kommen....
Crawford und o'Rahilly machten aber in aller Heimlichkeit weiter- und als am Karfreitag 1964 die ersten Testprogramme vom ersten Radio Caroline im Äther waren, schlug es ein wie eine Bombe. Im wahrsten Sinne des Wortes!

Der Garant des Erfolgs war a) die Mittelwelle. Weithin hörbar, problemlos tagsüber in NL und Südengland.
b) der Standort Themsemündung. In den Dämmerungsstunden Empfang auch im Nordwesten von DL, ganz Benelux, Dänemark, Norwegen, Irland und Nordfrankreich.
c) Ganz besonders stark wurde der "Impact", als es ab Mai 1966 dann mindestens 3 Stationen mit in etwa jeweils 50KW-Sendern gab (Radio London Big L, Caroline South und Swinging Radio England) sowie mindestens 5 anderer hörbarer Stationen: Radio 270, Radio Scotland, Radio 390, Radio City, Caroline North.

DAS- die Hörbarkeit (Mittelwelle), die englische Sprache (die man auf dem Festland verstand) und pausenlos Hits und neue Titel/Gruppen machten die Faszination aus.

Zurück zu den skandinavischen Stationen: Schweden und Dänemark (die öffentlich-rechtlichen Sender) machten mit dem Ableben der dortigen offshore-Stationen jeweils ein 3. Programm auf: Überwiegend mit damaliger Popmusik und fast der kompletten Mercur-/Radio-Nord-Mannschaft. Und das war 5 Jahre VOR dem britischen Seesender-Ersatz Radio One :rolleyes:
Allerdings dauerte es in Skandinavien auch noch sehr lange, bis endlich privater Rundfunk zugelassen wurde.

Und so ist es bis heute im Gedächtnis verankert: "Caroline" war- nach vielen Zufällen und viel Glück- der erste weithin hörbare offshore-Sender und für die Allgemeinheit "der erste".
Zumindest war Caroline das, was sie damals selbst in einem Jingle sagten:
home of the britisch music explosion

Gute compilation einiger offshore-jingles (1965-1971):
http://www.youtube.com/watch?v=CecicAV2QoE
Radio Caroline jingle in den seventies:
http://www.youtube.com/watch?v=m_ADVUWdYL0
 
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Frage: Was stand denn in den Antipratensender-Gesetzen drin?

Kurzgefasst: Wer so ein Vorhaben oder Piratenboot unterstützt. Sei es mit Geld (Werbeaufträgen z. B.), mit Versorgungsgütern (Essen, Wasser, Treibstoff) oder mit Arbeitskraft macht sich strafbar.

Richtig strafbar! Kein Bußgeld-Bewährungs-Getue sondern Knast!
 
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Dammich... wieso hab ich damals die Anschlußausbildung zum Kapitän nicht gemacht? Ich würd sofort anheuern ;)

LG

McCavity
 
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