AW: Klassische Nachrichten - will die noch jemand?
Du stellst ganz richtig fest, dass es deutliche Interessenverschiebungen gibt.
Die haben, wie du auch bemerktest, mit einer ganz natürlichen Funktions unserer
Reizverarbeitung im Gehirn zu tun.
Information Input -> Puffer -> Filter -> Verarbeitung -> Puffer -> Filter -> Festspeicher
Es läuft tatsächlich genauso abstrakt ab wie in einem Computer und wir haben
einen unheimlichen Datenverlust dabei. Da unser Gehirn aber für die gigantische
Informations- und Kommunikationsflut nicht gebaut ist, greifen die Filtermechanismen
umso aktiver.
Evolutionstechnisch ist nichts weiter passiert in den letzten 100 Jahren,
der technische Fortschritt und somit die Möglichkeit zu Informationsübertragung
und -verarbeitung ist dagegen dramatisch.
Dem ist bezüglich Nachrichtensendungen im Radio Rechnung zu tragen, und zwar
in zweifacher Weise. Die Unterhaltungssender reagieren, indem die Nachrichten
als Beiwerk liefern. Normal und nicht mehr aufzuhalten. Das ist auch hier nicht
das Thema. Das Thema sind die klassischen, trockenen, ausführlichen Nachrichten.
Und eben die hatten einen ganz bestimmten Stil hatten, der auch gerade verfällt,
weil die Art der Informationsübermittlung ziemlich genau zu der Art menschlicher
Informationsaufnahme passte.
Deshalb bleibe ich bei der Meinung, dass reine Infoprogramme wenigstens die
Nachrichtenpräsentation nicht auch noch verlottern lassen sollten.
Im übrigen muss heute ein Nachrichtensprecher nicht mehr so klingen wie vor
20 oder 30 Jahren. Sicher: schon die Stimme der Sprecherin / des Sprechers
bewirkt beim Hörer wahre Wunder und für diesen Fall muss schon sorgfältig
ausgewählt werden. Dennoch kann ein Sprecher die Sache auch so vortragen,
das es nicht so beim Hörer ankommt, als käme er von einem fremden Planeten.
Eine Gratwanderung, aber machbar.