Klebende und schmierende Tonbänder - Abhilfe?

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Funkminister

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Hallo Freunde der Schnürsenkelei,
mir fiel gerade neben einer Fostex 80 ein Stapel 8-Spur Tonbänder in die Hände, die irgendwas um die 30-35 Jahre alt sind, leider nicht unbedingt fachgerecht gelagert wurden, und nun beim Abspielen schmieren und Späne werfen, daß es eine wahre Freude ist.
Das Material ist Ampex 456 und 457, sind das typische Kandidaten für Schmierbänder?
Und was tut man damit/dagegen, abgesehen vom Tonkopf putzen mit stark erhöhtem Isoprop-Konsum?

(Und damit's nicht so langweilig ist, auch was zum gucken ;) )
 

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So fortschrittlich ist meine 90er Jahre-Miele-Küche zum Glück nicht :cool: hier wird noch klassisch ohmsch geheizt.
Aaaaber: Unter-/Oberhitze/Umluft? Und wie heiß?

Guter Tipp aber nebenbei, ich werd den Andi mal dazu befragen - dass ich darauf nicht früher gekommen bin...
 
Andi hat auf dieser Seite was von "80 °C Umluft" geschrieben. Das werden heiße Hits.

Ich habe damit absolut keine Erfahrung. So wie sich das für mich liest, muss der Vorgang u.U. während des Umzeichnens wiederholt werden, also wieder runter von der Maschine und rein in den Ofen.
 
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  • Ampex - Bandbehandlung (Backen) Patent US5236790 (1993).pdf
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  • Armin Vögeding, BASF - Nachbehandlung von Audio-Archivbändern (1996).pdf
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  • Gerd Cyrener, BASF - Reinigungsprozedur - PEM 468 & PEM 469 (dt - engl).pdf
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In einem mir bekannten Industrie-Tonstudio wurden eine zeitlang meist 24-Spur-Bänder, bei denen sich die Schicht beim Abspielen abzulösen drohte (vornehmlich Ampex) bei 60° aufbereitet und anschhließend überspielt. Wichtig, so hörte ich, sei die vorherige Prüfung der Kopierschaltung mit unkritischen Bändern, da das aufbereitete Band nur ein einziges Mal durchlaufend abgespielt werden konnte - da musste die Kopie auf jeden Fall klappen.

Ob eines fernen Tages auch die neueren 48-Spur-Digital-Bänder gerettet werden müssen, liegt nahe.

Mich interessiert, ob beim Fernsehen inzwischen schon alle alten 2"-MAZen, Betacam SPs und U-Matic HighBands digitalisiert sind.
 
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Danke!

Irre, dass das mit der Mikrowelle nicht zu Schäden in der Magnetisierung führt. Instinktiv hätte ich nie zur Mikrowelle gegriffen. Zum einen nicht wegen der Hochfrequenz und weil ich nicht hätte ausschließen können, dass auch die Aufzeichnung beeinflussende Magnetfelder im Inneren des Mikrofwellenofens auftreten (Mikrowellen sind ja elektromagnetische Wellen). Und was resoniert da eigentlich? Wasser ist ja keins drin im Magnetband.

Wie dieser "Echo-Erazer" funktioniert und warum er exakt die angegebene Wellenlänge der Magnetisisierung benötigt, erschließt sich mir zumindest spontan auch nicht.
 
Mich interessiert, ob beim Fernsehen inzwischen schon alle alten 2"-MAZen, Betacam SPs und U-Matic HighBands digitalisiert sind.
Beim NDR schon recht lang, wobei U-Matic nie nennenswert verwendet wurde.
Der Archivbestand wurde kontinuierlich auf das jeweils aktuelle MAZ-Format überspielt, das war zuletzt IMX. Digital ist das also seit einer Generation, und die “Umzeichnung“ in bandlose Dateien ist noch im Gange, aber schon weit fortgeschritten.
Schmierchargen gab es da natürlich auch, 1“ Bänder waren seinerzeit häufige Kandidaten, leider aber auch schon IMX Kassetten von Fuji, wohingegen Beta SP völlig problemfrei gealtert ist.
 
Unabhängig vom Schichtmaterial sind allein wegen diverser Materialien der Bandträgerfolien, sowie Spulen bzw. Kassetten Temperaturen > 60 Grad unbedingt zu vermeiden. Im Zweifel ist eine längere Zeit bei etwas geringerer Temperatur die bessere Wahl.
Auf die Automatiken von Backöfen würde ich mich dabei nicht verlassen, sondern zur Kontrolle immer ein verlässliches Thermometer mit ins Rohr legen oder vorher die Genauigkeit der Automatik damit prüfen.
 
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Auf die Automatiken von Backöfen würde ich mich dabei nicht verlassen, sondern zur Kontrolle immer ein verlässliches Thermometer mit ins Rohr legen oder vorher die Genauigkeit der Automatik damit prüfen.
Das ist ein sehr guter Hinweis, denn das wirklich zutreffende Messen einer Ofentemperatur ist in der Praxis deutlich problembehafteter, als man es sich bei oberflächlicher Betrachtung so vorstellt.

Ich mache es im Bedarfsfall so, dass ich ein 250-ml-Becherglas, niedrige Form, mit Sand befülle und dort ein Laborthermometer (analog!) hineinstecke. Das Becherglas samt Thermometer mittig in den Ofen stellen und dann – für die erste Überprüfung des Ofens – einige Stunden lang bei Solltemperatur so belassen.

Vorteile: Das Thermometer kann sich, im Sand steckend, nicht wegdrehen oder wegrollen, trotz Vibrationen durch das Umluftgebläse oder Erschütterungen bei der Türbetätigung, bleibt also immer gleich positioniert und frontal ablesbar. Außerdem übernimmt der Sand mit seiner vergleichsweise großen Masse und entsprechenden Trägheit gegenüber kurzfristigen Temperaturänderungen die Funktion eines Stabilisators; man kann sogar, wenn die Scheibe zu stark getönt ist, kurz mal die Tür öffnen und dennoch zutreffend ablesen, ohne, dass die Messvorrichtung sofort auf das Türöffnen ansprechen und ein vernünftiges Ablesen vereiteln würde.
 
Meiner Erinnerung nach hat Ampex sogar Backöfen dafür verkauft, kann aber auch sein, dass meine Erinnerung täuscht. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis dürften für den Privatmann in jedem Fall nicht lohnenswert sein.
 
Danke @Guess who I am das ist eine gute Anregung. Ich habe ein Fleischthermometer, das sollte für den Zweck wohl geeignet sein. Und Sand vom letzten Strandbesuch ist auch noch da.

@count down da könnte man ja fast auf die Idee kommen... nein, Ampex war sicher kein Backofenhersteller, der seinen Umsatz auf krude Weise ankurbeln wollte ;)
 
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... ein Umluft-Backofen geht auch, aber:

80°C und das 2" Band muß über Bandrollen geführt werden, sonst verzieht es sich gewaltig.

Danach eine Abkühlstrecke einplanen, über die Wiedergabebandmaschine ziehen und direkt digitalisieren oder Kopieren, denn dieser Bacjvorgang der aufgeweichten Masse funktioniert nur ein Mal !!

Man kann (je nach Klebezustand der Bänder) das Band in 3 Teile schneiden mit einer Lage dünnem Papier dazwischen, backen und danach Titel für Titel abspielen mit gleichzeitigem Kopiervorgang.

Es kann durchaus sein, dass die Beschichtung abfallen kann.

Neben Ampres 456 schmieren auch PER 468 und 469.

Hier mal ein Bild (Netzfund) über eine Restauration.

BASF 1989 zum Thema Bänder backen:
 

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Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das ist ja spannend, Mikrowelle, das hätt ich mich jetzt nicht getraut wegen dem Magnetron. Ich beschreib Euch hier noch meine Methode des Bänderbackens. Ich erhielt vor ein Paar Jahren Archivbänder, bekannt als Revoxbänder, ich kenne das Herstellermaterial nicht, aber die Auswirkungen. Die Bänder waren nicht spielbar und die Schicht klebte so ziemlich überall, auch auf sich selbst. Dann gab es eine Serie Ampex Bänder Openreel auf AEG Kern, die schmierten auch ordentlich.
Bei uns im Keller stand ein Gerät welches ich bis jetzt eher als Luftbefeuchter gesehen habe. Stöckli Dörrex, das war eine Leidenschaft meiner Eltern Obst und Gemüse zu dörren. Ich brauchte dieses Gerät um die Bänder zu Backen, nix Luftbefeuchter. Spulen wie Kernwickel passen da hervorragend rein. Der Aufbau ist Kunststoff, es gehen geschichtet auch zwei oder drei Lagen. Der Betrieb ist nichts für heikle Nasen das kann ganz schön streng riechen.
Als Arbeitstemperatur wählte ich 50 Grad und auf dem Timer zwei Stunden pro Seite, Achtung bei Kernen die Wickel werden durch die Trocknung locker, das führt dann zu einem kleinen Unfall wenn man beim Umdrehen nicht vorsichtig ist.
Mit diesem Verfahren habe ich etwa 80 Tonbänder bearbeitet und auslesen können.
Vielleicht hilft das ja dem einen oder anderen.
Suchmaschinentipp: Dörrgerät, Dörrex
 

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Das ist ja geil - gleich mit Zeitschaltuhr. Gut, das macht mein Backofen auch, aber der fein regelbare, niedrige Temperaturbereich sieht ideal aus.
 
Ich bin ja auch noch mit der guten alten Kassette aufgewachsen. Glaube irgendwo fliegen auch noch ältere Kassetten rum. Allerdings diese Tipps von euch, mit der Microwelle und den Backen, wäre ich auch nicht drauf gekommen. Kann man das auch mit Kassetten machen wo nur Filz drin ist ohne Metall? Ansonsten diese Späne sind mir so auch noch nicht untergekommen. Die letzten Kassetten die ich mal bei Amazon oder so gesehen habe hatten einen stolzen Preis. Was immer gut ging die gerissenen Bänder zu reparieren per Klebestreifen und Nagellack glaube ich!?
 
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„Schmieren“ die alten Kassetten denn überhaupt? Ich habe etliche, hauptsächlich Chrombänder, bei denen bleibt die Magnetschicht brav am Träger.

Dafür konnte ich andere Probleme häufiger beobachten - die Federspannung für den Andruckfilz kann nachlassen, je nach Abspielgerät äußert sich das mehr oder minder Negativ, bei einfacheren Laufwerken, die es mit dem Bandzug nicht so genau nehmen treten da eher Probleme auf.
Abhilfe schafft aufschrauben des Gehäuses und ganz vorsichtiges Nachbiegen der Metallfeder.

Vor allem beim Verbleib im heißen Auto können sich die Gehäuse verziehen, die Spulen laufen nicht mehr frei genug, je nach Abspielgerät leiert es oder wird dumpf (da dann auch der Bandzug nicht mehr stimmt). Kann man leicht überprüfen in dem man die Wickel per Hand dreht.
Abhilfe schafft dann eigentlich nur die Transplantation des Bands in ein anderes Gehäuse, am Besten vom gleichen Typ, da die Aufnahme der Wickel in den Gehäusen von Hersteller zu Hersteller und sogar Typ zu Typ unterschiedlich sein kann.

Gerissenes Band habe ich immer mit Klebeband für 1/4“-Bänder geklebt. Schadhafte Stelle rausschneiden, Bandenden übereinanderlegen und schräg schneiden, Klwbeband drauf und ganz vorsichtig mit dem Cuttermesser den seitlichen Überstand abschneiden.

Danach den Inhalt aber besser auf eine frische Kassette kopieren (wenn weiter con Kassette gehört werden soll).

Zum Ende der Massenproduktion gab es leider auch eine Reihe Hersteller, die ihre Gehäuse verpresst haben - ist da das Band erstmal drin kann man die Kassette eigentlich nur noch vorsichtig aufbrechen und das Band samt Wickeln in ein neues Gehäuse transferieren. Auch dabei Aufpassen, dass nach dem Zuschrauben wieder alles reibungsarm dreht.

Dumpfer oder seltsamer Klang? Bevor ich die Kassette deswegen „Backen“ würde ist es besser zu überprüfen, ob sie überhaupt mit korrekter Spurlage aufgenommen wurde (wenn klemmende Wickel oder erschlaffter Filz schon ausgeschlossen wurden).
Dazu taugt im Hobbybereich am Besten ein einfaches „Zweitdeck“, an dem man beim Abspielen die Spur verstellt. Mono (L+R) Abhören und bis zum besten Ergebnis am Kopfträger justieren, dann die Kassette digitalisieren. Auf dem verkurbelten Deck aber bitte so nichts mehr aufnehmen.
 
Nachtrag:

Beim Backen kann die Nutzschicht im Extremfall auch an der Rückseite der nächsten Wickelumdrehung festbacken.

Dazu empfiehlt sich das Einwickeln von einer dünnen Lage Papier und Zerteilen des Bandes auf mehrere Wickel vor dem Backvorgang.

Danach kann man (mit Glück & Erfahrung das Tape oftmals nur noch einmal Abspielen - danach sind diese Bänder ein Fall für die Müllverbrennungsanlage...

Lagerfeuer.gif
 
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