Kleine historische Notiz betr. Plattenabspielgeräten

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Südfunk 3

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Aus einer internen technischen Dokumentation einer mittelgroßen Rundfunkanstalt im Zentrum der Republik:

Juni 1956

[…]
Eine Schallplattenabspielmaschine im Sendekontrollraum B [1. Programm, Südfunk] wurde durch die Firma Franz in Lahr/Schwarzwald mit einem neuartigen Tonarm versehen (Probemuster). Dieser Tonarm mit eingebauter Rillenlupe, verbunden mit einer Beleuchtungsoptik erleichtert das Aufsetzen des Tonarms. Das ist besonders vorteilhaft bei Mikrorillen-Platten.


EMT 927 st kleiner.png

(EMT-Franz 927 st mit Ortofon-Tonarm RMA 297 und EMT-OFS-Tondose mit Rillenlupe. Das Bild zeigt freilich eine Stereo-Maschine, die erst ab 1958 erhältlich war. Der Durchmesser des blauen Kreises entspricht dem einer handelsüblichen 30-cm-Mikrorillen-Langspielplatte.)
 
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Vorsicht: WAF ist aber unter null.
Ganz klar eine Sache der Prioritäten.
Koa Alde, koa G‘schrei (um es mal mit einer fränggischen Spaßmetallkapelle zu sagen)...also ich hätte ein Zuhause (und eine TSD15) für solch ein Möbel ;)

Die Skala am 927 ist eine Laufzeitanzeige, wenn ich das richtig behalten habe.
Und war da bezüglich der Plattentellergröße nicht mal etwas mit „übergroßen“ selbstgeschnittenen Platten aus britischem Programmaustausch?

Und wozu der schaltbare Tiefpassfilter oberhalb des Schneidkennlinienschalters, um bei Schellackplatten „unnötige“ Höhenanteile, sprich Nebengeräusche wegzufiltern?
 
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Wurde dieses Ding so gebaut, dass auf 16″ (40 cm) geschnittene Platten (wie anfangs bei AFN) darauf abgespielt und gesendet werden konnten?
 
Und war da bezüglich der Plattentellergröße nicht mal etwas mit „übergroßen“ selbstgeschnittenen Platten aus britischem Programmaustausch?

Im Schallarchiv beim BFBS in Köln-Marienburg lagen noch reichlich Archers-Folgen auf großen, nur einseitig beschichteten Zinkplatten. Die passten genau auf den 927.
 
Hier darf man schon mit 6000 Euro rechnen
Schöne Geräte können inzwischen auch mal fünfstellig werden. Herr van Vliet aus Houten (NL) hat da so einige im Repertoire.

ist dessen [des 930] Teller kleiner als beim 927?
Nein, der beim 927 ist größer. ;) Beim 930 paßt gerade mal eine Mikrorillen-Langspielplatte drauf.

Wurde dieses Ding so gebaut, dass auf 16″ (40 cm) geschnittene Platten (wie anfangs bei AFN) darauf abgespielt und gesendet werden konnten?
Ja, damals war das noch so üblich. Irgendwann kam Herr Franz dahinter, daß dieses Monstrum in kleinere Funkhäuser (SR, Radio Bremen …) überhaupt nicht hineinpaßt und brachte 1956 ein ähnlich aufgebautes Modell für 12-Zoll-Platten auf den Markt, eben den 930 st. (Das kam jenen auch preislich entgegen.)

Die Skala am 927 ist eine Laufzeitanzeige, wenn ich das richtig behalten habe.
Nicht ganz, sie zeigt den Winkel des Tonarmes an, damit man Stellen auf Schallplatten – so man sie sich vorher gemerkt hat – leichter wiederfinde. Unten am Tonarmlager ist ein kleines Spiegelchen angebracht, das einen Lichtzeiger auf die Skala projiziert. Schöne Bilder davon (und nicht nur davon, legt schon mal frische Unterwäsche bereit) gibt es ebenfalls bei Herrn van Vliet.

image.jpg

(Bild ebendort entliehen.)

Und wozu der schaltbare Tiefpassfilter oberhalb des Schneidkennlinienschalters, um bei Schellackplatten „unnötige“ Höhenanteile, sprich Nebengeräusche wegzufiltern?
Ja. Nennt sich offiziell „Nadelgeräuschfilter“. Würde man heute nicht mehr so machen. Bedenke aber: Bei der Konzeption dieser Geräte wurde noch in erster Linie auf Mittelwelle gesendet.
 
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Ein feinwerktechnischer Traum!
(ich gehe dann mal Unterwäsche waschen... und dann mein Auto verkaufen, und weil das noch nicht reicht, Lotto spielen...nackt und ohne Preamp/Tondose 33.800€ NETTO🙈)
 
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Wäre mal der Originalpreis in DM interessant - mit Preamp und Tondose. :D

Also das hatte ich bisher noch nicht gesehen. Sowas von genial!
Diese Lichtzeiger-Variante war mir bislang auch unbekannt und sie ist in der Tat genial, da völlig rückwirkungsfrei auf den Tonarm - nur das Trägheitsmoment bei Seitenschlag der Platte ist geringst (!) größer, da der Spiegel gedreht werden muss.

Und diese Optik! Diese Haptik! Hach...

Im 950er, BBC-Version, gab es ja die "Groove Indication". Die hat wohl auch den Winkel angezeigt, mit Zeigerinstrument. Kein bißchen so geil, kein bißchen so elegant:


Wie das angekoppelt ist, weiß ich nicht.

Außerdem an Bord: Zero Locator. Zählte die Umdrehungen (und wohl noch deutlich präziser) seit dem letzten Start oder seit der manuellen Rücksetzung und konnte dorthin zurücklaufen. Hey-ho... let's scratch!

Hier in Aktion:

 
Da gab es schon die dynamische Tondose TSD 15.
Die gab es mit dem klassischen Lepoix-artigen Gehäuse ab 1968, im vorherigen Bakelit-Gehäuse als TSD 12 ab 1962. Der von @lg74 im Funkhaus schon in Farbe fotografierte 930 (späte Serie ab 1972) war natürlich mit der „neuen“ Tondose versehen. Falls sich also Dein „Da“ darauf bezieht, ja, auf den Zeitpunkt der Notiz aus #1 bezogen, eher nicht. Hier mal ein Familienfoto:

Familie.jpg
 
Eine Weile lang habe ich mal den EMT 928 bedient, allerdings mit einem magnetischen System im Gehäuse.

Zuvor durfte ich den noch kennenlernen: Thorens TD 124

st_1219_test_07.jpg
 
Ein TD 124 mit Ortofon SPU: Ein sehr schönes Gerät für den ambitionierten Amateur oder für semiprofessionelle Anwender. Und ein tolles Foto obendrein. Mit diesem Gerät hatte ein junger Holzimportkaufmann aus dem Bremer Umland nach der Arbeit die örtliche Diskothek beschallt. Der Rest ist Geschichte.

im La Palma.jpeg
 
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Mit dem Unterschied, dass im Kassengestell unter den Gölfen wahrscheinlich (immer noch) keine Musik ertönt, weil in alter VW-Tradition das Radio immer Aufpreis kostet :wow:
Ein M15A hat wohl in der Hochzeit der Magnetbandepoche ausstattungsabhängig irgendetwas um die 15k€ gekostet, da klingt der Preis für einen EMT realistisch.

Tragische Randnotiz:
Ich weiss wo ein 930st und ein 950 Seit‘ an Seit‘ ausrangiert in einem Lagerraum stehen. Unerreichbar, denn es gibt keinen Altgeräteverkauf mehr. Man darf sich gar nicht vorstellen, die beiden für die üblichen 1% des Anschaffungspreises zu erwerben...
 
Ist aber in anderen Anstalten teils genauso. In einem mir bekannten Fall gingen Altgeräte immer an einen externen Verwerter. In einem anderen Fall gibt es offenbar aus haftungstechnischen Gründen keinen Altgeräteverkauf mehr. Da kommen selbst Leute nicht mehr ran, die so direkt dran waren wie sonst fast niemand.
 
So ist es leider. Ich kenne zwar den Kollegen persönlich, der die Geräteabsetzung macht, aber es ist genau wie @lg74 schreibt - der Verkauf an Mitarbeiter ist vor Jahren aus Gründen der Haftung und Gewährleistung eingestellt worden. Um als externer Gewerblicher etwas zu kaufen, benötigt man neben einer Umsatzsteuernummer wohl einen Nachweis über die ordnungsgemäße Verwertung/Entsorgung des "Schrottes" den man da kauft.
 
der Verkauf an Mitarbeiter ist vor Jahren aus Gründen der Haftung und Gewährleistung eingestellt worden
Warum kann man diesen Irrsinn nicht mit nem einfachen, aber rechtsverbindlichen Wisch, der die Anstalt in allen Haftungsfragen entlastet und den der Käufer zu unterschreiben hat, beenden? Ich habe das nie verstanden, bin aber auch kein Jurist.
 
Den Wisch hat man tatsächlich eh immer unterschrieben, da stand genau das drauf.
Es wurde damals mit irgendeiner Gesetzesänderung argumentiert, die nicht umsetzbar wäre, genau weiss ich das nicht mehr.
Verstanden habe ich es auch nicht.
Der Flurfunk wusste aber auch schon von etwas renitenten Käufern zu berichten, die den geschenkten Gäulen (Fujitsu PCs für 15€) nicht nur tief in's Maul geschaut haben, sondern am besten noch neue Hufeisen und nen Sattel dazu haben wollten...
 
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