Knistern Schallplatten beim Rundfunk nicht?

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Man sollte ab und zu einen genaueren Blick in die "Radioszene" werfen - ich wußte nicht, dass der Pop Shop-Gründer und Urvater von SWF3 Walther Krause am 06. Oktober 2018 verstorben ist, er war ein Stück meiner Radiojugend, RIP.
 
Das dritte Bild ist super. Darauf sieht man auch deutlich, dass sämtliche Geräte noch in beliebig verschiebbare Konsolen eingebaut waren. Das Musikprogramm des Pop Shop war anfangs sehr gemischt. Sonntags gab es ab 11:00 Uhr (Sendebeginn) eine "Top Ten deutsch", darunter Schlager wie z.B. "Paola - Laß die Liebe bestehen", moderiert von Karlheinz Kögel.

Ganz links auf dem Bild ist Guido Schneider zu sehen. Er gehörte neben Karlheinz Kögel, Walther Krause und Frank Laufenberg mit zur ersten Crew.
 
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Das Medium "Band" war auch in der Vorproduktion von Sendungen wichtig. Mein Praxis-Beispiel stammt, so glaube ich, vom 24.12.1970. Mal Sondock produzierte im WDR sein "Soul Hour" für einen späteren Sendetermin. Natürlich hatte er seine eigenen Platten dabei. Die wurden dann vom Techniker ganz selbsterständliche auf Senkel kopiert, die ungeraden auf einen, die geraden auf einen anderen. Dann schneiden und Gelbband dazwischen, fertig waren die Einspieländner, die dann auf Mals Zeichen hin vom Techniker abgefahren wurden. Die Möglichkeit, nur die Hälfte zu überspielen, und den Rest vom einzigen EMT zu fahren, war wohl nicht realistisch.
In der Zeit gab es im Sendestudio des Morgenmagazins übrigens auch nur einen EMT auf der Fensterbank, aber drei Bandmaschinen als Zuspieler. Zwei Titel in Folge von Schallplatte? Kein Problem. Kurze Durchsage an die Moderation: "Mach mal ne lange Zeit". Die auf die LP folgende Single lief dann auch nur mit 33 1/3 U/min. Ein beherzter Sprung des Musikredakteurs zum EMT, Kupplung raus, Hand an die Platte zum Beschleunigen, auf 45 umschalten, Kupplung rein. Kam bei den Hörern nur als "Special Effect" an, falls überhaupt.
 
Die lebendige Beschreibung von "Senkel" ist wohl einer gewissen nostalgischen Verklärung geschuldet. Eine Mal-Sondock-Vorproduktion von 1970 ist aber auch nicht mehr allzu kennzeichnend für den Selbstfahrbetrieb der späteren Jahre.
 
Das sieht sehr nach einem Beyerdynamic M130 aus. Bändchen-Acht!
Auf diesem Bild besser zu erkennen:
Walther-Krause-Bild-4-Pop-Shop-1970.jpg
 
Eine der Neumann-Selbstfahrer-Diskotheken steht nun bei mir, es war die "Wanderdisko" des hr mit Sonderfunktionen wie Ballempfang, Ü-Wagenwege und Saalbeschallung von 1986.

Zum Grundthema;

Schallplattenknistern wurde bei EMT Plattenkatzern dadurch minimiert, da die Tondose TSD-15 nur rund 2 Ohm hatte und so Spitzenimpulse wie Knistern und Rauschen minimierten - wenn auf der Entzerrerplatine die Übertrager drauf waren.

Auf der Vorverstärkerkarte wurde durch Übertrager wieder die erforderlichen 47k-Ohm erzeugt, fertig.

Ohne diese Übertrager mochte der EMT normale 47k-Ohm Systeme wie die Stanton 500AL und 680SL. Diese wurde sogar von EMT vertrieben und blieben bei Rückwärtslauf (zum Auffinden des Modulationsbeginns) stabil ohne zu verbiegen!

R.
 

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Nein, wie super. Ich liebte diese Stereoregler, die man bei schiefen Stereosignal mal eben auseinanderknipsen und das Signal mittig schieben konnte, ohne mühsam durch Menüs und Einstellungen hangelnd das Pan zu verdrehen.
 
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Schallplattenknistern wurde beviei EMT Plattenkatzern dadurch minimiert, da die Tondose TSD-15 nur rund 2 Ohm hatte und so Spitzenimpulse wie Knistern und Rauschen minimierten - wenn auf der Entzerrerplatine die Übertrager drauf waren.

Auf der Vorverstärkerkarte wurde durch Übertrager wieder die erforderlichen 47k-Ohm erzeugt, fertig.
Was hier unwidersprochen als Erklärung "durchgeht"... Unglaublich! Da platzt mir echt die Hutschnur!

Um es kurz zu machen, und um nicht erst mit R, C und L - die möglichst optimale Anpassung eines Abtastsystems an den Verstärker - anzufangen:

Normalerweise ist das Ganze eine Wissenschaft für sich - teures analoges Voodoo inklusive. Im Falle von EMT ist es aber so, daß der Hersteller einen passenden Vorverstärker zum MC-System mitliefert. Und man ist gut beraten, diesen auch zu benutzen. Man kann dann davon ausgehen,

a) wenig Rauschen
b) einen (möglichst) aalglatten Frequenzgang

zu erhalten.

Ein aalglatter Frequenzgang bis in die höchsten Höhen impliziert aber nunmal, daß Impulse (oder halt Knackser) 1:1 durchgereicht werden. Man erinnert sich vielleicht - man kann aber auch in ein Mathebuch schauen: Je höher die obere Grenzfreuenz eines Systems ist, umso steiler werden die Flanken einer Rechteckschwingung, beispielsweise.

Mit der ganzen Elektrik hat das "weniger Knistern" bei EMT also absolut nichts zu tun.

Richtig ist vielmehr, daß die Unterdrückung von kleinen oberflächlichen Kratzern vom Nadelschliff (hier Fine-Line bzw. Van den Hul) und damit der Lage der Kontaktfläche der Nadel an der Rillenwand abhängt.
 
Bei Bayern 2 stehen zwei (!) EMT948 im Studio. Und damit die nicht einrosten, strapaziert sie Peter Veit, BR-Sprecher-Urgestein, in der Radio-Jazznacht gerne.

Dank der auch bei Bayern 2 leider vorhandenen (moderaten!) Kompression hört man das Knistern und vorhandenes Plattengrundgeräusch sehr deutlich - auch mit / trotz EMT 948. Anjaulen ist auch dabei, wenn der Anfang nicht perfekt passte (Track 2, 2:06). Und ein Rumpeln, dass ich mir nicht erklären kann (Track 2, 2:20). Schlechte Trittschallentkopplung im Studio oder schon so auf Platte?

Übrigens: die Jazznacht ist selbstgefahren vom Moderator. Bis 2 Uhr früh.
 

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Anjaulen ist auch dabei, wenn der Anfang nicht perfekt passte
Das ließe sich ja verhindern, wenn man die Ausgangstummschaltung benutzte - Modulation gibt‘s erst, wenn die Platte auf Nenndrehzahl ist. Erfordert aber auch eine elaboriertere Vorhörschaltung am Pult (und belegt dafür einen zusätzlichen Analogeingang, der ggf. teuer gekauft werden muss) oder einen externen Vorhörlautsprecher - spart man sich natürlich, wenn die nicht mehr für den Regelbetrieb genutzt werden.
 
Verfügt der EMT 948 nicht ohnehin über eine NF-Stummschaltung bis zur Nenndrehzahl, egal, ob der Entzerrer-Vorverstärker im Turntable oder im Pult eingebaut ist?
 
Die Stummschaltung kann man auch wegjumpern. Die Gründe dazu, die Ralle anführt, leuchten ein, allerdings könnte man auch problemlos den eingebauten Kopfhörerausgang zum Einstellen der Platte nutzen. Und warum, mit welcher Methode auch immer, der sog. Selbstfahrer nicht fähig ist, die Platte weit genug zurückzudrehen (auf dem Gerät steht drauf, wie weit!), wirft ebenfalls Fragen auf.

Ach, die Tracks gingen ineinander über? Dann ist eben Fertigkeit am Regler gefragt.

Edit: @count down: Mit EMT ist der Entzerrervorverstärker nie im Pult eingebaut, der liefert immer Linepegel. Man könnte natürlich bastelmäßig den Ausgang des Abtasters hinter Tonarmgelenk abgreifen (aber wozu?), dann gäbe es aber auch keine Stummschaltung.
 
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Danke, @Südfunk 3, für den Hinweis zum EVV,. das leuchtet ein. Hatte der 948 nicht einen eingebauten Lautsprecher, mit dessen Hilfe eingecuet werden konnte? Ich meine mich zu erinnern.
 
Das hatte der 950 (Schlachtschiff). Der 948 konnte optional (vulgo „gegen Mehrpreis“) mit einem sog. Cueverstärker ausgerüstet werden, mittels dessen ein in der Truhe befindlicher externer Lautsprecher angesteuert werden kann.
 
Das ließe sich ja verhindern, wenn man die Ausgangstummschaltung benutzte - Modulation gibt‘s erst, wenn die Platte auf Nenndrehzahl ist.

Das ist beim EMT 938 so und da kann man das meines Wissens nach auch nicht wegjumpern. Eincuen ist da nur über den Kopfhörer direkt am Gerät möglich. Die 948er geben in diesem Fall natürlich immer ein Signal ab, sonst könnte man ja nicht per Vorhören eincuen.

Erfordert aber auch eine elaboriertere Vorhörschaltung am Pult (und belegt dafür einen zusätzlichen Analogeingang, der ggf. teuer gekauft werden muss) oder einen externen Vorhörlautsprecher - spart man sich natürlich, wenn die nicht mehr für den Regelbetrieb genutzt werden.

Was meinst du damit? Man kann alle Quellen vorhören, da braucht es bei einem digitalen Mischpult keine besonderen Schaltungen...
 
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Die 948er geben in diesem Fall natürlich immer ein Signal ab, sonst könnte man ja nicht per Vorhören eincuen.

"Ohne zusätzliche Maßnahmen ist die Stummschaltung wirksam - die Line-Ausgänge sind während der Start- bzw. Stopphase stummgeschaltet, wodurch unerwünschte Störgeräusche bei solchen Vorgängen ausgeschlossen sind. Selbstverständlich läßt sich diese Schaltung - ebenso wie ihr Pendant im integrierten Kopfhörer-Verstärker - auf Wunsch des Anwenders deaktivieren."
meint http://www.emt-profi.de/Testberichte/EMT_948_HE_32.pdf über den EMT 948.

Und https://elektrotanya.com/emt_barco_948_studio_lemezjatszo_1991_sm.pdf/download.html bietet das Service Manual des 948. Kapitel A13 betrifft das Muting:

EMT 948 Muting.jpg

Kapitel C4 zeigt die Struktur der Audio-Signalwege:

EMT 948 Amplifier.jpg

Damit ist wohl auch das beantwortet:

Was meinst du damit? Man kann alle Quellen vorhören, da braucht es bei einem digitalen Mischpult keine besonderen Schaltungen...

Man müsste, wenn man den Hochlauf stummgeschaltet haben will, um auch bei ineinander übergehenden Titeln taktgenau und jaulfrei einstarten zu können (das geht!), im einfachsten Fall an der Maschine mit Cue-Lautsprecher oder idealerweise Cue-Kopfhörer vorhören. Will man über das Mischpult vorhören (und nicht den Kopfhörer wechseln müssen), muss man neben dem Stereo-Line-Ausgang ("Sendeausgang") des EMT 948 auch den Cue-Ausgang ans Pult anschließen. Man braucht also noch nen zweiten analogen Stereo-Eingang, der so geroutet werden muss, dass er vom Mischpult-Core beim Vorhören verwendet wird und beim Aktivieren des Kanals dann nahtlos gegen den "Sendeausgang" ausgetauscht wird. Kann man gewiss alles machen, ist aber Aufwand und erfordert nen zweiten Stereo-Eingang, der u.U. wieder eine weitere Interfacekarte erfordert, die eben gekauft werden muss.

Da in heutigen Sendestudios die Plattenspieler wohl kaum noch in "Sitz- und Greifweite" verbaut sind, sondern irgendwo hinten im Eck stehen, muss man den Kopfhörer sowieso absetzen zum Cuen, weil man aufstehen und zum Plattenspieler gehen mus. Da kann man dann auch dort lokal abhören und den "Sendeausgang" auf Stummschaltung jumpern.

Oder - auch das sollte möglich sein - man programmiert den Kanalzug des Plattenspielers im DSP so, dass er erst nach der Hochlaufzeit einer LP (und die kennt man ja grob) aufblendet. Den EMT lässt man dann ungemutet. Somit kann man einerseits über den "Sendeausgang" vorhören und hat andererseits LP-Cuts jaulfrei, die Bediener müssen darüber aber im Bilde sein, dass diese Abhängigkeit implementiert ist. 45er Platten sind dann nicht ganz jaulfrei, aber wann geht da mal ein Track in einen anderen über? Meist sind es dann ja Singles.

Ein sofort beim Start des 948ers öffnender Wiedergabekanal am Mischpult bei ungemuteten Ausgängen erfordert manuellen "zweistufigen" Start durch den Bediener, wenn Anjaulen vermieden werden soll: erst Regler paar Millimeter aus der unteren Stellung raus, damit der EMT anläuft, dann nach Anlaufzeit den Regler auf Zielwert. Wenn das Radio-DJs täglich hunderte male machen, geht das sicher in Fleisch und Blut über. Wenn alle paar Wochen mal zwei LP-Tracks laufen, erwarte ich solche Fähigkeiten nicht mehr. Hochschnippende Motorfader machen das ganze dann gleich völlig zunichte.

Nachtrag: was immer geknistert hat, war folgender Track. Auch von CD, denn die beginnt exakt so (Track 1).

 
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OK, jetzt ist klar, wie es gemeint war. Man müsste mal schauen, wie das früher gebaut war. Ich habe aber noch nie mehr als zwei Audiokabel an einem 948er gesehen (also ein zusätzlicher Abgriff des Cue-Signals). Mir wäre es neu, dass man das früher so umgesetzt hatte.
 
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