Konzentration auf Mainstream ist ja verständlich - aber warum immer dieselben Titel?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Wieso nicht gleich Jesus Christus, den man ans Kreuz nageln will? Hast du es bitte mal fünf Nummern kleiner? Danke.
Selbstverständlich: Ich fühle mich wie Mannis Fan, der verzweifelt versucht, Steve Mütterchen zu erklären, dass es im Hinblick auf Musikinteresse von Radiohörern auch noch andere als seine Sichtweisen gibt.

Lass mich raten: deine geschmacklich überhaupt nicht begrenzten Präferenzen sind Sweet, Slade, T-Rex, Led Zeppelin, Roxy Music etc.?

Bis auf Led Zeppelin völlig daneben. Ich habe lediglich Bands aufgezählt, die mir dieser Tage mein 21jähriger Junior begeistert vorgespielt hat, mit der Frage, ob ich die kenne ...

Hier wurden ja bereits positive Beispiele genannt. Wieso befasst du dich nicht mal mit denen
Ich bestreite diese positiven Beispiele überhaupt nicht. Wieso sollte ich sie aber nachplappern, wenn ich eine völlig andere (weitere) Idee habe, und die Hoffnung, ich könnte sie hier zur Diskussion stellen.
 
So ist es. Das Radio, insbesondere 30 Jahre Privatfunk, hat die Hörer dazu erzogen, mit Scheuklappen durch die Welt zu laufen und alles, was auch nur im Ansatz anspruchsvoll ist (darunter fallen insbesondere auch unbakennte Titel), zu meiden wie der Teufel das Weihwasser.

Der Privatfunk befindet sich auch nicht in der glücklichen Lage, einen zwanghaft dukatenscheißenden Esel als den herzallerliebsten aller MitarbeiterInnenx beschäftigen zu dürfen. Entsprechend experimentier-unfreudig ist der Privatfunk - und spielt doch lieber wieder nur den besten Mix bis in alle Ewigkeiten, präsentiert von den aufgeräumtesten und unverbindlichsten Typen aller Zeiten.

Manchmal fragt man sich allerdings schon: Ist das noch das Radio oder schon der Staubsauger?

Allerdings gibt es auch Rockland Radio, Regenbogen 2 (Sympathisch: bei Regenbogen darf der Regenbogen noch einfach nur Regenbogen sein), Radio B-b-b-b-bob ...

So zu Tode beraten wie früher mal klingt es also doch gar nicht mehr. Insbesondere Radio Bob finden sogar pathologische Zyniker wie meinereiner fast schon ziemlich cool. - Insbesondere die Station Voice. (Muss dann immer breit grinsen. Bin anscheinend Zielgruppe.) Ist das etwa dieselbe wie bei Regenbogen 2? ... Das allerdings wäre dann schon wieder uncool. (Und ich dachte, es wäre Liebe!)

Oder anders gesagt: Das Radio von heute hat genau die Hörer, die es verdient hat.

Und mein UKW-Radio steht genau da, wo es hingehört. Es steht an diesem Ort, um Körpergeräusche zu übertönen. Hierfür eignet sich überkomprimierte Bierwerbung-/Zusammenhaltpropaganda-usw.-Musik à la SWR3 übrigens am besten. Da ist es dann egal, wann man pupst - der Pups wird zuverlässig maskiert. Hierfür zahle ich gerne Gebühren.

Wir, die wir ein gewisses Anspruchsdenken an den Tag legen, bleiben dabei auf der Strecke,

Ich finde, die zweifelfreie Gewissheit, dass man nichts verpassen wird, hat auch etwas Befreiendes.

aber diesen Kollateralschaden nimmt man mit Blick auf die MA-Zahlen und auch darauf, dass wir, weil wir anspruchsvoller sind, Arbeit verursachen, gerne in Kauf. Lieber 1000 strunzdoofe MA-Abnicker, als einen interessierten Hörer, der womöglich Kritik am Programm übt.

Nur weil sie dem Nebenbei-Medium Radio nicht dieselbe Bedeutung beimessen wie Du, müssen sie ja nicht zwingend strunzdoof sein und umgekehrt. Vielleicht sind sie einfach nur geneigt, ihren nervenden Tinnitus zu übertönen, den sie sich während ihrer letzten Materieaufbau-Versuchsreihe im Rahmen physikalischer Grundlagenforschung in der Großforschungseinrichtung CERN bei Meyrin im Kanton Genf in der Schweiz zugezogen haben. - Man erinnere sich doch selbst nur einmal zurück an gewisse Knallgasexperimente im Physikunterricht während der eigenen Schulzeit! Oder an ähnlich geartete Experimente, hinterher, in der Freizeit.

Wenn MA anruft, einfach die begehrten Antworten durch zahlreiche eigene Werbeblocks unterbrechen, mit dem Versprechen garniert, dass es hinterher gleich weitergeht mit den besten MA-Antworten aller Zeiten - und den Interviewer dann geschickt in die nächste volle Stunde tazern ... oder wie das heißt.

Dein Lieblingssender allerdings wäre vermutlich nach drei Monaten pleite.
 
Zuletzt bearbeitet:
So - und jetzt kommt die Stundenuhr. Opener, Stimmungen, Tempi, Intensität, Dekade, männlich/weiblich, Sprache, Musikfluss, Tageszeit, Jahreszeit, Horizontalität (Vertikalität fällt ja aus) etc.

Nichts einfacher als das. Gebt mir einen Radiosender!
Ich habe keine Zweifel, daß mir des verehrten Grafen Musikauswahl gefallen würde. Aber eben gerade deshalb, weil es nicht Zufallswiedergabe (oder nennen wir es Kraut und Rüben) wäre, sondern wohldurchdacht.

Auch in dieser Diskussion scheint mir wieder der Aspekt des Moderators zu kurz zu kommen, der dem Hörer das Gefühl geben muß, daß da eben nicht zufällig ein Titel kommt, sondern mit Absicht. Und der die Absicht auch erklären können sollte.

Alle Jahre wieder zitiere ich einen Beitrag aus dem Jahre 2003 (!), dem ich voll zustimmen kann:
Wenn ich Musik höre:

entweder ich habe sie selbst zusammengestellt, denn dazu habe ich eine Beziehung !

ODER

ein anderer Mensch hat sie zusammengestellt, aber ich muß diesen Menschen spüren. Da will ich spüren, welche Beziehung er dazu hat, warum er das ausgewählt hat und er mir was dazu erzählen kann. Da will ich eine persönliche Handschrift im Ablauf, in der Dramaturgie, in der Zusammenstellung einer Musiksendung bemerken.
Da muß mir gar nicht immer jeder Titel super gefallen, das nehme ich für die Spannung ( Was kommt als nächstes, was sagt er nun dazu...?) gerne in Kauf !


Ich höre bestimmt keine Musik, die durch irgendenen Programmierer irgendwann geplant wurde und durch einen Moderator blöd und BEZIEHUNGSLOS ständig unterbrochen wird.

Was kurz heißt: Im Radio höre ich nur noch Musik, die ein Moderator, der dazu kompetent ist, selbst auflegt, aber das gibts ja kaum noch wo.
Und auch Werner Reinke hat es in seinem Interview mit der Radioszene festgestellt:
Werner Reinke schrieb:
Wenn der Moderator seine Musik handverlesen darf, dann steht von vornherein fest, daß er zu jedem Song etwas Sinnvolles zu erzählen weiß, sonst hätte er das Lied ja nicht in die Sendung gehoben. Das heutige meistpraktizierte Verfahren beruht aber in erster Linie auf Rotationsmusik – also all dem, was regelmäßig auf dem Sender läuft – und erlaubt dem Moderator ein paar „Inseln“. Das wirkt auf den Hörer relativ lieblos, denn der Moderator äußert sich zu ein paar Songs überhaupt nicht, zu den anderen umso intensiver. Das ist schwer vom Hörer nachzuvollziehen.
Bin ich denn der einzige, der (Unterhaltungs-)Radio nicht nur über die Musik, die gespielt wird, definiert, sondern auch über deren kompetente Präsentation?
 
Ein noch noch nicht angesprochener Umstand wäre: Warum kommen auf allen (Pop-)Sendern immer die gleichen Titel? Ich spreche hier nicht über aktuellen Titel die gerade in der Rotation sich befinden sondern was nach Jahren mal wieder in die Rotation aufgenommen wurde. Hier unterscheiden sich die Programme _leider_ nicht. Vermutlich ist es die gleiche Software zur Musikgestaltung. Gut. Aber eine ordentliche Software sollte so einstellbar sein daß honorige Titel eben nicht zeitgleich den Weg zurück in die Rotation auf allen Wellen finden.
 
Das funktioniert erstaunlicherweise sogar über Ländergrenzen hinweg und hat nach meiner Erfahrung öfter damit zu tun, dass ein neues Album oder ein neuer Film im Anmarsch ist.
 
Vermutlich ist es die gleiche Software zur Musikgestaltung.
Es liegt nie an der Software. So automatisch ist der Prozeß der Musikgestaltung nämlich gar nicht. Sie sorgt lediglich für möglichst gleichmäßige Durchmischung. Es liegt an den Leuten, die die Software bedienen. („Füttern“, sagte man früher.) Bzw. an denjenigen, die diesen Leuten sagen, womit sie die Software füttern sollen.
 
Bin ich denn der einzige, der (Unterhaltungs-)Radio nicht nur über die Musik, die gespielt wird, definiert, sondern auch über deren kompetente Präsentation?

Nein, ich sehe das ganz genau so.

Ein gutes Musikprogramm ist eine notwendige Voraussetzung, aber erst durch eine entsprechend kompetente Präsentation wird aus der kuratierten Playliste Radio.

Leider schließt Radio in der derzeitigen Umsetzung soetwas kategorisch aus, denn Kompetenz bedeutet auch immer, dass man Ansprüche stellt. Ansprüche an die gespielte Musik (was die zu spielenden Titel schonmal gewaltig einschränkt, insbesondere, wenn sie von "Beratern" vorgegeben sind), Ansprüche an die Präsentation (sprich: Profunde Fachkenntnis) und Ansprüche an die Hörer, dass sie Willens sind, sich auf anspruchsvolles Material einzulassen und am Ende sogar bereit sind, etwas zu lernen.

Die ÖRs wären eigentlich prädestiniert dafür, aber diese liefern sich ja ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Privaten darum, wer die niedrigsten Ansprüche setzt und dafür die höchsten MA-Zahlen abgreifen kann.
 
Zu dieser Diskussion fällt mir immer nur das private Schwarzwaldradio ein: Hier laufen Titel, die ich auf SWR1 BW mit viel Glück in der Hitparadentabelle von Platz 1000 bis 2000 finde ... Ein seltener Titel von Bryan Ferry (I Put A Spell On You - 1993) gegen 17 Uhr (nachdem Roxy Music mehrfach genannt wurden). Und einer der vielen Hits von Sweet, die von SWR1 seit Jahren als One Hit Wonder (Love Is Like Oxygen) behandelt werden. Die Moderatoren/-innen beim SW-Radio scheinen alle Ahnung von Musik zu haben, während die öffentlich-rechtlichen Ansagerinnen auf SWR1 BW tagsüber das vorlesen, was ihnen der Redakteur aufgeschrieben hat. - SWR1 Leute mit Wolfgang Heim und ZDF-Meteorologin Dr. Katja Horneffer heute war sehr vergnüglich; die Musik musste man eben aushalten ... Es gibt die Perlen noch, aber man muss sie finden ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Es liegt nie an der Software. So automatisch ist der Prozeß der Musikgestaltung nämlich gar nicht. Sie sorgt lediglich für möglichst gleichmäßige Durchmischung. Es liegt an den Leuten, die die Software bedienen.
Da bin ich mir nicht so sicher. Grundsätzlich gehöre ich zu den Menschen die Software nicht als etwas böses ansehen. Es kommt also raus was man programmiert. Wenn aber alle die gleiche Software verwenden und den Pool der einsetzbaren Titel ähnlich eng halten kommt sicher ähnliches heraus.
Dann mal konkret: Ähnliches. Warum gibt es "Sleeping Satellite" (Tasmin Archer) in den letzten Wochen quer über die Programme zu hören? Warum bietet das Programm nicht einen anderen Titel aus dem Herbst 92 an? Oder von mir aus "Somebody's Daugther" wenn es der gleiche Interpret sein soll? Ansonsten läuft nichts aus dem Herbst 92 in den aktuellen Playlists in Rotation. Ich neige nun als Techniker nicht an Verschwörungen zu glauben. Es wäre also interessant wie das Programm gestrickt ist oder eben die Musikredaktion die das senderübergreifend in die aktuelle Playlist aufnimmt. Kurz: Was sind die Hintergründe daß das so "scheiße läuft"?
 
Konkurrenz-Sender in ähnlichem Format, selbst ohne Überlappung des Empfangsgebietes, hören sich sehr genau ab - und kopieren. Noch Fragen?

Aber noch etwas hierzu:
Wenn aber alle die gleiche Software verwenden und den Pool der einsetzbaren Titel ähnlich eng halten kommt sicher ähnliches heraus.
Das ist ganz sicher nicht der Fall. Wiederholungsrate, Titel- und Interpreten-Abstand, Stundenuhr mit ihren all den Brüchen und Intensitäten... Nein, das kann sehr unähnlich klingen.
 
Konkurrenz-Sender in ähnlichem Format, selbst ohne Überlappung des Empfangsgebietes, hören sich sehr genau ab - und kopieren. Noch Fragen?
Interessant. Danke!
Um nochmals beim schlafenden Satellit zu bleiben: Der war zuletzt auf mdr Jump zu hören, aber auch auf hr1. Dort überschneidet sich das Sendegebiet einerseits, andererseits sind sie in ihrem Programmzuschnitt nicht vergleichbar.
 
Besagter Titel wurde innerhalb der letzten sieben Tage bei hr1 sowie MDR Jump jeweils einmal gespielt, hier Dienstag um 12:22 Uhr und dort am Montag um 22:08 Uhr. Der Titel passt ins Format beider Stationen und wird landauf, landab von Zeit zu Zeit eingesetzt, da er sowohl bekannt als auch gefällig ist (gleichwohl würde ihn sich gezielt wohl kaum jemand wünschen). Die beiden Einsätze finde ich ein wenig dünn als Evidenz, um irgendeine These zu stützen.
 
Die beiden Einsätze finde ich ein wenig dünn als Evidenz, um irgendeine These zu stützen.
Danke. Vielleicht höre ich schlicht zuviel Radio und kann mir dabei zuviel merken ;) .
Gut, das war _ein_ Titel als Beispiel. Es gibt sicher noch mehr, ich kann nachreichen, will aber eigentlich nicht da als Beispiel ausreichend. Übel wird es dann wenn diese, nennen wir sie Oldies, dann gar in der Rotation der Kaufhaus-Radios (!) auftauchen.
Weiterhin meine Meinung: Abwechslung und Autonomie gegenüber anderen Stationen geht anders.
 
Warum bietet das Programm nicht einen anderen Titel aus dem Herbst 92 an?
Du hast die Funktion dieser ominösen Software nicht verstanden. Diese Programme, sie heißen zum Beispiel Musicmaster, Powergold oder auch mAirList (jawohl!), kennen die Titel nicht. Sie können keine Vorschläge im Sinne von nimm-doch-den-anderen-der-ist-doch-viel-schöner machen. Mit anderen Wörtern: Sie sind strunzdoof.

Ein solches Programm kommt als leere Hülle daher, Du mußt es zunächst einmal an die Datenbank, in der die Audiofiles liegen, koppeln. Diese nennst Du fortan Pool. Den Musiktiteln werden dann, Achtung!, von Hand Attribute zugeordnet: männlich/weiblich, Tempo, Intensität, testet gut, Jahr, Eignung für Sendung, Eignung als Opener, aktueller Hit, Einsatzhäufigkeit und, und und.

Für den zweiten Akt mußt Du Dir ausdenken, welche Titel mit welchen Merkmalen wann laufen sollen. Du erstellst also (von Hand!) die berüchtigte sogenannte Stundenuhr. Darin werden die Stellen der Sendung, an denen Musiktitel laufen sollen, mit ebendiesen Merkmalen versehen. Welche das sein sollen, bestimmst Du. (Wenn Du es nicht weißt, dann fragst Du jemanden und gibst ihm Geld dafür.)

Und jetzt kommt diese Software zum Einsatz: Sie macht nichts anderes (und kann nichts anderes!), als anhand der oben beschriebenen Merkmale die vorgesehenen Sendeplätze, unter Berücksichtigung des letztmaligen Einsatzes, mit Titeln aufzufüllen. Gibt es mehrere Titel, die passen könnten, wird gewürfelt. Innerlich, gewissermaßen. (Doof eben.)

Wenn Du aufmerksam zuhörst, dann wirst Du feststellen, daß – und ich erfinde jetzt! – in hr4 jeden zweiten Dienstag als zweiter Titel nach den Halb-Verkehrsnachrichten ein französischer oder italienischer Titel kommt. Viel Spaß beim Aufschreiben!

Und so werden eben, je nachdem, wer die Hand an der Bewertung der Titel bzw. an der Erstellung der Stundenuhr hatte, die Sendungen trotz Verwendung derselben Software sehr unterschiedlich klingen. Wechselt andererseits der Musikchef (oder der, den er gefragt hat) eines Senders mit Musicmaster zu einem mit Powergold, so könnten trotz unterschiedlicher Software ähnlich klingende Produkte entstehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@exhörer
Selbstverständlich werden die nicht weitergereicht. Weil keiner die genau gleiche Zielgruppe hat. Weil ein Song in Format A verhältnismäßig schnell klingt und in Format B eher langsam. Weil keine zwei großen Programme gleich klingen. Auch wenn das hier immer wieder unwahr behauptet wird.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben