AW: Lady Antebellum - werden die Deutschen jetzt mal wach?
@ricochet gibt es dafür Quellen zum Weiterlesen? Ich war immer der Meinung, der amerikanische Radiomarkt ist anders, weil es durch die größere Senderdichte eher egal ist, wer wann was spielt. Irgendwo wird es gespielt, ohne daß es (wie so ausdrücklich betont) Bares nötig wäre. Aber erzähle mal mehr!
Wir kennen das Problem schon seit den 90er-Jahren, als Ketten wie Clear Channel, CBS oder ABC Radio (heute Citadel) kleinere Konkurrenten aufkauften und ihre Marktmacht ausbauten. Dass für "Airpower" Geld zu fließen hat war schon damals selbstredend, aber die DJs genossen in den 90er-Jahren doch noch ein hohes Maß an Freiheit bei der Musikauswahl, kurzgesagt Radiohören machte damals in der Regel noch richtig Spaß.
Heute beherrschen nur noch "Big Players" das Geschäft, insbesondere nationale Ketten und regionale Medienunternehmen, die ganze Ballungsräume mit mehreren Spezialangeboten versorgen. Allein der Medienriese
Clear Channel kontrolliert heute mehr als die Hälfte aller populären Radiosender und zwei Drittel aller Rock-formatierten Wellen. Es ist klar, dass die Plattenmanager an diesem Moloch nicht vorbeikommen, gegen den Willen von CC ist schon seit längerem kein Charterfolg mehr möglich. Nun ist Clear Channel zugleich Konzertveranstalter und laufend werden Vorwürfe erhoben, dass Künstler, die bei einer anderen Agentur unter Vertrag stehen, grundsätzlich boykottiert oder mit "Strafzahlungen" belegt werden.
Außerdem ist CC der bedeutendste Lieferant syndizierter Shows, insgesamt 5000 US-Radiostationen sind somit indirekt von Clear Channel abhängig (
Premiere Radio Networks). Das Chart-Diktat dieses Konzerns schlägt sich nicht nur in den Billboards sondern auch im Hit-Portfolio von Radiostationen in aller Welt nieder, natürlich auch in Deutschland. Auf Druck der Öffentlichkeit wurde vor einigen Jahren eine größere Anzahl reichweitenschwacher Sender verkauft, ein Schritt, der sich aber kaum auf die marktbeherrschende Stellung des Unternehmens auswirkte.
Diese Entwicklungen und das kompliziertere wirtschaftliche Umfeld (Internet, Sparzwänge auch in der Musikindustrie) führten bei den Networks zu kostensparenden Syndizierungs- und Konzentrationsbestrebungen und der inoffiziellen Einführung zentralisierter Playlists, was einer Entmachtung der lokalen DJs und der Vereinheitlichung des ohnehin schon strak reduzierten Titelbestandes gleichkommt. Nach welchen Kriterien diese Playlists arrangiert werden, kann sich glaube ich jeder denken.
Kleinere Sender in ländlichen Räumen und Suburbs gibt es nach wie vor, deren Angebot ist meist attraktiver, weil sie in ihrer Programmplanung "freier" sind und von den ortsansässigen Wirtschaftsunternehmen getragen werden. Daraus resultiert ein höheres Maß an Unabhängigkeit.