Leben nach dem Radio

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
alles was einen anfang hat, muss ein ende haben

aber warum kommt das bei vielen so früh?

ich wurde gerade als 52jähriger erfolgreicher moshow-mann gefeuert, aber meine bewerbung bei der müllabfuhr wurde nichtmal beantwortet. dabei bin ich gut!

warum wird marcel wentzke von landeswelle thüringen nächstes jahr als pressesprecher zu einem großen spirituosenkonzern wechseln, obwohl seine eigene karriereplanung doch zumindest die voicetracking-schicht bis 2061 vorsah?

warum wird michael drevenstedt gezwungen, sein wild zuckendes gesicht vor eine laufende kamera zu halten, obwohl er doch im radio bessere witze zu laufen hatte als dagmar berghoff in der tagesschau?

die welt ist so ungerecht!

warum haben wir alle nichts ordentliches gelernt?

fragt sich..... nein, nicht die ;)
 
tja...

Wenn das wirklich Deine persönliche Erfahrung ist, isses natürlich nicht spassig.
Mit 52 kann man eben nur noch bei 1er Programmen senden.

Das mit der Müllabfuhr ist authentisch?
Gut, die wollen die Tonnen weggeräumt haben und nicht besprochen schätz ich.
 
das ist echt traurig. da haben die hiesigen format-klauer bei den originalen in den vereinigten staaten nicht richtig aufgeasst: dort soll es tatsächlich moderierendes personal jenseits der 40 geben. aber was solls.

ein interessantes phänomen hat aber der jugendkult bei uns hervorgebracht: ich nenne es immer "madag" (moderieren an der ausmusterungsgrenze): das führt bei non-personality-moderatoren, die mit großen schritten auf die 40 zugehen oft dazu, sich bis zur selbstverleugnung aufzugeben, nur um noch ein wenig länger bei einem hot-ac sender bleiben zu dürfen. so nach dem motto: auch oma und opa können noch recht flott reden.
 
Mediascanner,

Du hast vollkommen recht.
der berühmte Rick Dees (KISS FM Los Angeles, American Top 40) geht auf die 60 zu. Auch der Altmeister Kasey Kasem soll schon 70 sein und moderiert noch Chartssendungen.
 
ältester moderator

wir könnten ja mal nen wettbewerb ausrufen: deutschland sucht den ältesten moderator ;) frauen in höherem alter dürfte es in der branche eh nicht geben.

der sieger bekommt ne familienpackung kukident
 
Beispiele......

@ all

Bodo Henkel zu Radio Regenbogen.
Werner Reinke sehr erfolgreich relauncht bei HR 3.

Dies sind nur 2 Beispiele. Mir fállen im Moment leider nicht mehr Leute ein die jenseits der 30 sind und langsam wieder am Mikro gewünscht werden. Der Erfolg von Werner Reinke und die schlechten MA-Zahlen der Privaten lassen den Schluss zu, dass Alter kein Grund sein kann! Auch einen Gottschalk müsste man dann in Frage stellen.
Die "Claimerei" scheint demnächst vorbei zu sein. Wer nicht mehr zu sagen hat als: "Nur wir spielen den besten Mix der ...." oder "Noch mehr Vielfalt...." oder "Nur bei uns gibts 50 000 Euro zu gewinnen....", der muss sich nicht wundern, dass seine "Daseinsberechtigung" langsam in Frage gestellt wird.

Was meint Ihr dazu? Habt Ihr noch Beispiele?
 
Ein gutes Thema sagt Dudelhuber, der Anfang 40 ist und auch nicht mehr beim Radio arbeitet.
Das ist in der Radiobranche ein ungeklärtes Problem. Da muss man allerdings in zwei Welten unterscheiden:

Die Private: Wie schon oben geschrieben, gibt es bei uns kaum Sender, die ein Publikum über 45 ansprechen (zumindest als Zielgruppe nicht!). Deshalb wollen die auch jung klingen. Hier wäre dann ein "Rückzugsgebiet" für Ältere die Redaktion. Aber Redaktionen gibt es ja kaum noch und ältere Mitarbeiter sind ja auch teurer als Volos und Prakikanten.

Die Öffentlich-Rechtlichen: Hier gibt es sowohl die Programme als auch die Berufslaufbahnen für Ältere. Allerdings gilt das immer mehr nur für Festangestellte. Denn die jetzige Sparwelle hat auch die Öffentlich-Rechtlichen erreicht und geht in der Regel auf Kosten der Festen Freien. Da wird Personal abgebaut. Und das trifft dann auch gerade Ältere. Allerdings gibt es in manchen Anstalten auch Ansprüche, die mit der Dauer der Festen Freien-Beschäftigung wachsen und die Mitarbeiter dann schützen (beim BR der sogenannte 12A-Status)

Meine Erfahrung: Auf jeden Fall eine solide journalistische Ausbildung, um auch in anderen Medien eine Chance zu haben.
Der Printsektor verschließt sich schon nach wenigen Jahren den Radio/TV-Leuten, außer man schafft es, nebenher auch für Print zu arbeiten.
Wenn man in den TV-Sektor wechseln will, sollte man das schon früh versuchen, spätestens mit Mitte 30 aus einer guten Position. Allerdings ist da der Markt auch sehr schlecht. Aber Radioleute haben im schnellen aktuellen Arbeiten und durch die Erfahrung mit Interviews und personalety-orientierten Formaten Erfahrungen, die auch im TV wichtig sind.
Generell ist wichtig: Netzwerke bilden, nicht die kleine Welt der eigenen Station als das Non-Plus-Ultra ansehen, frei für andere Medien arbeiten, Kontkate zu Unternehmen und Pressestellen pflegen. Und einfach davon ausgehen, das Radio nur ein Bein ist, auf dem allein man schon sehr bald nicht mehr stehen kann.
 
Ist ein bisschen die Frage, wo man seine Fähigkeiten sonst noch nutzen kann. Dazu ist aber manchmal auch die Fähigkeit nötig völlig "radiofern" zu denken. Wer gut moderieren und redaktionell vorbereiten kann für Sender, deren Zielgruppe auch 30-50 einschließt, kann sich im Bereich "Erwachsenenbildung" umgucken. Mal im Kopf radikal mit dem Radio und anderen Medien brechen und schauen, was übrig bleibt. Da dürfte dann was gehen! (Wobei ich den Konjunktiv für mich an dieser Stelle streiche :))
db
 
Hmmm. Bin erst Anfang 30 und fühl mich radio-mäßig auch schon eher perspektivlos. Auch irgendwie ein Alarmsignal, oder? :mad:
 
Jetzt aber mal im ernst - was macht ihr wenn mal Schluss ist mit lustig im Radio.

Wir können ja nicht alle eine Beratungsfirma gründen.

Ich selbst bin 40 und seit 15 Jahren on air.
 
@ radiostimme

Hi,

Ich bin auch kurz vor 40 und seit 19 Jahren OnAir.
Wenn ich meinen derzeitigen Job verliere ist Schicht im Schacht und Berater gibts genug.

Ich habe vorher NICHT Bankkaufmann gelernt - und tschüss!
 
Gutes Thema !

Also ich muss zugeben, dass ist echt mal ein interessantes Thema!
Es regt zum Nachdenken an !Ich bin jetzt Ende 20, seit einiger Zeit am Mikro, habe aber stets versucht, eben auch die andere Seite kennenzulernen - eben Producing, Coaching, Sounddesign.
Ist es dann - solltes es mit dem Moderieren mal aus sein - so schwierig in die Progamm-Entscheider-Ebene zu rutschen ?

Was mir beim Lesen dieses Themas auch aufgefallen ist: der Beruf bringt einige Unannehmlichkeiten mit sich, von denen man erst später erfährt.
Mir war als ich angefangen hab, nie bewußt, dass man als Radiomensch doch das ein oder andere Mal den Wohnsitz ändern muss.

Habt Ihr ähnliche Erfahrungen ?

P.S.: Ich wünsche allen, die mit der Angst leben müssen, demnächst "abgesägt zu werden" viel Erfolg bei der Arbeitssuche!!! Vielleicht hat ja jemand noch ein paar Tipps für die Kollegen, wo noch gute und erfahrene Leute gesucht werden!?!
 
In der PR-Branche gibt es noch eine gewisse Bewegung. Bevor jetzt alle entsetzt aufstöhnen: Ich habe mir sagen lassen, dass es gar nicht so schlimm sein soll. Ganz im Gegenteil: Dort werden die Fertigkeiten eines Event-Managers abverlangt. Termine und Veranstaltungen sind zu organisieren, Haus-, Partei-, Kundenzeitungen zu betreuen, Kontaktaufbau- und Pflege mit den einstigen Kollegen... Klingt doch eigentlich ganz spannend. Ich ziehe jedenfalls den Hut vor allen Kollegen, die aus dem Redakteursalltag den Sprung beispielsweise ins Ministerium geschafft haben und kenne niemanden, der das bereut hat - auch wenn sein Redakteursjob zu dem Zeitpunkt gar nicht wackelte.
 
Pressesprecher

Wenn es zur Zeit irgendwo noch Jobs gibt, dann ist es in der Tat in der Öffentlichkeitsarbeit in Verbänden, Unternehmen, Parteien usw. - wieso nicht mal probieren? Am besten, wie radiohexe sagt, so lange der Radio-Job noch gar nicht so richtig wackelt.
 
@ StReutlinger:

Selbst, wenn Du Bankkaufmann gelernt hättest, würde Dir das in der derzeitigen Situation der Kreditinstitute rein gar nix nützen.
 
Genau diese Perspektivlosigkeit hindert mich daran, einen Job beim Privatradio zu suchen - obwohl ich das Medium sehr spannend finde. Mal ganz abgesehen davon, dass man als studierter Thirtysomething sowieso nicht mehr gefragt ist. Schade, eigentlich.:(

Gruß postit
 
...wir fressen uns doch irgendwie selber auf, oder: dieser ganze knackarsch-jugendwahn, den wir als medien mit geschaffen haben ist doch ein totaler blödsinn. hat jemand gestern abend "frontal 21" gesehen? du kriegst als rentner keinen kredit mehr, wenn du dir ne videokamera kaufen willst. am besten du schuftest bis 69 und gibst mit 70 gleich den löffel ab. so ein humbug...:mad:
 
du kriegst als rentner keinen kredit mehr, wenn du dir ne videokamera kaufen willst.

OH MEIN GOTT! Die Jasemine ist fassungslos, ob der Erkenntnis, dass es uns jetzt schon sooooooooooooooooo schlecht geht. Vielleicht hilft die alte Tugend erst Geld ansparen und dann kaufen, den Kredit zu umgehen.

Die Jasemine entschuldigt sich, wenn sie damit eine Lösung angeboten habe. Sie weiss, das stört die hier gern an den Tag gelegte Verhaltensweise, des Jammerns auf hohem Niveau.
 
Liebe Jasemine, es geht hier nicht um "Jammern auf hohem Niveau". Die Kreditnummer für ne Rentnerkamera gehört eh nicht hierher.
Es geht darum, dass wir in einem Medium arbeiten, in dem Absagen erteilt werden, weil man mit 30 zu alt für das Programm ist und zu teuer für den klammen Geldbeutel vieler Sender.
Es geht darum, dass viele dem Privatfunk"aufschwung" gefolgt sind, ohne Alternativen im Auge zu behalten und ihr Studium abgebrochen haben oder ähnliches. Und jetzt dastehen und rausgeschmissen werden/wurden.
Da wird man sich wohl fragen dürfen, was für Perspektiven sich einem außerhalb unserer Branche bieten. Ich hatte Erwachsenenbildung angeführt, PR, wie radiohexe anführte, ist ebenfalls gut zumal, wenn man sich vor Augen hält, dass Zeitungen entlassen und trotzdem voll sein wollen. Weil die Texte irgenwo herkommen müssen, sind gute Presseabteilungen jetzt gefragt. Wann konnte man besser seine Themen so in die Öffentlichkeit bringen, ohne dafür Geld zu zahlen? Das ist zwar hoffnungslos unjournalistisch, aber wenn's ums Geld geht und einfach darum, überhaupt einen Job zu bekommen, lässt man das ja gerne mal unter den Tisch fallen.
db
 
...ich finde, daß die kreditnummer schon ins gesellschaftliche gesamtbild von "alt ist schlecht" passt. und genau darum ging es mir bei dem beispiel.
 
Es ist nun mal leider Jedermanns ureigenstes Problem, sich um Perspektiven zu bemühen. Ich wage auch zu behaupten, dass es für die meisten mehr als ein Interessengebiet gibt, auf dem sie beruflich glücklich sein könnten. Das Jammern ist menschlich - lähmt aber.
Und wenn es auch immer einfach ist, aus der Perspektive zurück zu urteilen, gibt es Leute, die sich fragen, warum viele in der Medienbranche allgemein so überrascht sind. Eine wirkliche Krise hat es seit Ende des Weltkrieges nicht gegeben. Darüber sind wir eben alle eingeschlafen, anstatt uns klar zu machen, dass das Ende der Fahnenstange halt später kommt.
Im übrigen gehen mir gerade alle Entlassungen/Stellenkürzungen/Nicht-mehr-Einstellungen-nach-Kündigung/Volos-ersetzen-Redakteure, die ich in den verschiedenen Sendern erlebt habe, durch den Kopf und ich stelle fest, dass es bereits vor dem Jahr 2000, als die Warnungen laut wurden, jede Menge Bewegung in diese Richtung gab. Dennoch habe auch ich mich einlullen lassen von den überaus fetten Zahlen, die 2000 noch die Unternehmensbilanz schmückten. Sollte sich für mich eines Tages ein Problem daraus ergeben, dann wäre ich selber schuld.
 
Ach ja, das böse Jammern. Ist das Feststellen einer gewissen Perspektivlosigkeit einzelner hier Jammern? Hm. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass jeder für seine Perspektiven selbst veranbtwortlich ist. Das dürfte hier auch jeder wissen. Wenn man aber - aus welchem Grund auch immer - keine überlebensfähige Idee hat, wie man sich außerhalb des Radios gerade über Wasser halten kann, dann wird man das wohl schreiben dürfen, ohne gleich ein Jammerer zu sein. Zu einem sinnvollen Realismus gehört es auch, die aktuelle Situation korrekt zu beschreiben. Und die ist reichlich schlecht, auch wenn es Perspektiven gibt. Die sind aus verschiedenen Gründen aber trotz allem minimal.

Verständlich finde ich es auch nicht, dass es immer noch Leute in unserer Branche gibt, denen es die Schuhe auszieht, weil es "plötzlich so schlecht geworden ist". Vieles war absehbar, wenn auch nicht alles. Deine Ansicht, dear Hexe, eine "wirkliche Krise hat es seit Ende des Weltkrieges nicht gegeben", kann sich aber kaum auf die Situation der Privatradiolandschaft in Deutschland beziehen. Wenn du zusammenrechnest, wie viele Arbeitsplätze hier seit ca. 2000 hier weggefallen sind, dann wirst du auf eine Zahl von deutlich über 50% kommen, eine Trendwende ist bisher kaum in Sicht. Das wird man wohl ohne weiteres als Krise bezeichnen dürfen. Oder beginnt die Krise erst bei 90%? Dann haben wir natürlich noch keine.
db
 
Ich habe mich da wohl mißverständlich ausgedrückt: ich meinte, es sei die erste große Krise seit Ende des zweiten Weltkrieges. Ich würde niemals abstreiten, dass wir in einer stecken. Und zwar alle.
Die Situation ist sicher schlimm und manchmal ist es sooo schön, sich dem Selbstmitleid hinzugeben. Tut jeder. Es hilft auch nichts, die Probleme zu verdrängen. Ich bezog meine Jammer-Tiranei nicht auf die Postings, sondern die Grundhaltung in der Branche und darüber hinaus.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben