MA-Aktionen kosten, bringen aber keine Hörer

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Der Preis ist heiß

Die gerade veröffentlichte Media-Analyse belegt, dass Gewinnspiele im Radio viel kosten und wenig Hörer bringen

Schwer wurde es dem jungen Australier Marc nicht gemacht, als er jüngst beim Rockradio Triple M in Sydney einen Motorradführerschein gewinnen wollte. Marc sollte den Bandnamen AC/DC buchstabieren – woran er, minutenlang rätselnd, C mit D und D mit C verwechselnd, scheiterte. Die Moderatoren übergossen ihn mit Hohn und Spott, am Ende bekam er als Almosen eine AC/DC-CD.

Mit nicht viel mehr als einem Almosen wurde vor zwei Wochen auch Radiohörer Michael aus Niedersachsen abgespeist. Eigentlich wollte er bei Hit Radio Antenne den derzeit höchsten Gewinn der deutschen Radiogeschichte abräumen: fünf Millionen Euro. Doch daraus wurde nichts. Denn die Chance; an das Geld zu kommen; war so hoch wie beim Lotto: Der Jackpot sollte an denjenigen gehen, der es schaffen würde, die richtige sechsstellige Zahl zwischen 100000 und 999999 zu erraten. Er lag als „Sieger“ nur um drei Zahlen daneben und erhielt als Trostpreis einen Gutschein über 25000 Euro, einzulösen in einem norddeutschem Möbelhaus.

Die ansehliche Ausschüttung des Hannoveraner Senders ist der bisherige Höhepunkt im Wettfeilschen einiger Radiostationen um Hörer, Marktanteile und Werbegelder. Vor nicht einmal einem Jahr waren Summen, die auch nur ansatzweise in solche Sphären reichten, allein dem Fernsehen vorbehalten. Doch pünktlich zur zweiten Saison der so genannten Media-Analyse, die Zeit zwischen September und Dezember, in der die Reichweiten der Sender offiziell gemessen werden, versprach Antenne-Konkurrent FFN seinen Zuhörern im vergangenen Herbst eine Million Mark – den bis dahin höchste Gewinn der deutschen Radiogeschichte. Wie üblich auf dem kopierfreudigen Radiomarkt, wurde die Summe schnell getoppt: 104,6 RTL aus Berlin machte aus Mark Euro und führte fortan den Titel des Senders mit dem höchsten Gewinn der deutschen Geschichte weiter. „Mit dem Preis von Antenne ist noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht“, sagt Jürgen Kauer, Radioberater aus Berlin und Miterfinder solch groß angelegter Promotionaktionen. Bald, so ist sich der Radio-Experte sicher, werden auch zehn Millionen und mehr zu gewinnen sein. Vielleicht nicht gerade bei Hit Radio Antenne, deren Sprecherin nicht glaubt, dass in ihrem Haus noch einmal so exorbitante Summen wie die fünf Millionen verlost werden. Kein Wunder, denn allein für die Einlagen, die die Stationen an die Rückversicherungen zahlen müssen, fallen zehn Prozent der Gewinnsumme an. „Mit diesen Hunderttausenden von Euro machen Sie viele wundervolle kleinere Promotions“, sagt Kauer und schwärmt von den Reisen und Autos, die die Deutschen so lieben. Eine eiserne Regeln im Formatradio lautet: Die Preise müssen auch verteilt werden. „Ansonsten geht die noch so teuer erkaufte PR-Maßnahme nach hinten los“, sagt Jürgen Kauer.

So wie beim aktuellen Gewinnspitzenreiter aus Hannover. Weder Kauer noch seine Kollegen konnten das Spiel richtig ernst nehmen, dafür sei der Trostpreis zu mager, die Teilnahmebedingungen zu kompliziert und die Gewinnchancen zu zu niedrig: „Ein klassisches Don’t bei Gewinnspielen“ (Kauer).

Beispiel Energy 103,4, Hauptstadt-Ableger der fränzösischen Senderkette. Erst vergangene Woche kürte die Radiostation den neuesten Äther- Millionär, doch eher durch Glück als durch gute Planung. Um das Geld zu gewinnen, sollten die Teilnehmer den Moderator Jan Hahn in einem U-Bahn-Waggon auf der Linie U1 finden. Anschließend hatte der hartnäckige Verfolger dann noch zwischen 13 verschlossenen Umschlägen die sieben richtigen auszuwählen. „Dass die überhaupt einen Gewinner hatten grenzt an ein Wunder“, sagt Kauer. Verantwortlich für solch abstruse Spielregeln sind die Rückversicherungen, die den Sendern zwar die Summen bereitstellen, ihnen aber dafür auch die Teilnahmebedingungen diktieren. Bei FFN und Antenne etwa bekommen die Sieger das Geld nicht auf einen Schlag, sondern über Jahre peu-à-peu ausgezahlt.

Was bleibt sind die mehr oder weniger glücklichen Michaels, die fortan etwas entspannter durchs Leben gehen. Den Sendern selbst aber gelingt es durch solche Aktionen kaum, Hörer zu gewinnen. 104,6 RTL hat, wie die gerade veröffentlichten MA-Ergebnisse zeigen, sein Publikum so eben halten können, FFN hat sogar weniger Hörer als vor einem Jahr. Und das bei einer insgesamt steigenden Zahl von Radionutzern. Doch darum, wiegeln alle Programmmanager ab, gehe es ja nicht. „Ein gutes Gewinnspiel ist nur das Tüpfelchen auf dem i“, erklärt RTL-Chef Arno Müller. Und Jürgen Kauer bringt es auf einen anderen Punkt: „Bei Gewinnspielen sind viele Menschen oft mit weitaus weniger zufrieden, als wir so glauben.“

NIELS KRUSE
 
Interessantes Teil.

Der Artikel lehrt uns nicht, wie die Überschrift andeutet, daß Gewinnspiele generell nicht funktionieren würden, sondern wie man`s richtig oder falsch machen kann.

Und noch mal nachgelesen : Wer hat`s wie gemacht ?
 
moin, moin,
ihr lieben.
der artikel bestätigt doch nur eines: lieber KEIN gewinnspiel, als ein schlechtes.

ansonsten ist der artikel eine einzige lobeshymne auf den jürgen kauer und seine radioberatung (siehe www.radioberatung.de)
jürgen ist aber auch ein guter.
ich kenne ihn noch aus gemeinsamen radio hamburg-tagen. ein absolut (im positiven sinne) radioverrückter.
 
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Ein Gewinn muss her. Er muss ausgespielt werden. Ein Gewinnspiel mit der Möglichkeit, Millionen zu gewinnen ist kontraproduktiv, wenn niemand den Hauptpreis knackt. Dann lieber jeden Tag ein schickes Auto...
 
moin, moin,
das mit dem millionen gewinn ist so eine sache:
ich habe als sender dann zwar EINEN millionär (an sich ja eine gute ssache -ich mache träume wahr...), aber besser ist es doch, wenn man die mio. tatsächlich ausspielt und verschenkt.
und zwar an möglichst viele gewinner... .
 
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