Macht Formatradio den Kultmusiker kaputt?

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Erfolg vielleicht, Können sicherlich.

Zumindest schreibt die Lady ihre Songs selbst, was man von der inzwischen pensionierten Brülloma nicht sagen kann. So oder so kann ich beide nicht mehr hören. Wie auch Freddie Mercury, Phil Collins oder Joe Cocker.

Aber was soll überhaupt ein Kultmusiker sein? Kultmusiker sind oft weithin unbekannt, da sie es in ihrem Genre gar nicht schaffen, einen größeren Interessentenkreis zu erlangen. Tommy Aldridge ist für mich ein Kultmusiker. Wer kennt ihn? ;)

Kultinterpreten wird es weiterhin geben, wenngleich natürlich in einer ganz anderen Ausprägung als früher und vielleicht werden auch die Zeiträume, in denen Interpreten erfolgreich sind, kürzer. Schwer vorstellbar, dass Rihanna oder Katy Perry in 20 Jahren auch noch in den Charts vertreten sind. Ich wünsche es mir zumindest nicht...;)
 
Ein Kultmusiker ist Mark Knopfler, aber seine Stimme ist gelinde gesagt grausam, weswegen ich den "Dire Straits" lieber nicht im Radio begegnen will (es gibt auch gute Covers). Knopflers Instrumentalstücke und Gitarrensolos sind mir aber immer willkommen.

Knopfler scheint bei deutschen Gitarrenliebhabern einen Stein im Brett zu haben, seine Alben stehen immer an der Spitze der Verkaufscharts. Im Radio werden diese Leute ja ziemlich kurz gehalten. Naja, wir Halbamerikaner haben ja Country, da gibt's massig gute Gitarrenlicks von hervorragenden Studiomusikern.
 
Mal ehrlich: Auch Dieter Thomas Kuhn ist Kult! Auch Tony Marschall ist Kult! Alice Cooper ist Kult! Ossy Osborne ist Kult! Eigentlich sind all jene Musiker Kult, bei denen man sich ermnsthaft fragt, was den Leuten an ihnen gefällt und warum sie es schaffen, über Jahrzehnte hinweg im Gespräch und in den Regalen der Plattenläden zu bleiben.
 
Nur trift jetzt auf die genannten nicht unbedingt der Wortteil "...musiker" zu, ausgenommen ersterer vielleicht - da aber auch nicht unbedingt in Verbindung mit "Kult" :)
 
Coffey77; schrieb:
Zumindest schreibt die Lady ihre Songs selbst, was man von der inzwischen pensionierten Brülloma nicht sagen kann.
Stampfender Diskobeat und ein eingängiger Refrain... fertig ist der Top-Ten-Hit.
Also so wie schon in den 80ern und 90ern, danke Tweety, dass Du mich darauf brachtest, die heutige (Achtung "Mega-Hyper-Superlativ") die absolut beste, heißeste und überhaupt angesagteste Kultband überhaupt die auf keiner - ähh - Ü30-Party fehlen darf.
Hiiiier siiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiind: Moddeeeeeeeeeeeeeeeeeeern Taaaaaaaaaaalkiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiing!

Jeder Titel ist selbst geschrieben und selbst produziert.

Okay, Modern Talking sind, wie Blue System und Bad Boys Blue demnach also ebenfalls Kult. Gut, werd' ich den Verkäufer im "Er ist ja doch blöd"-Laden wissen lassen, denn das wusste er bislang nicht.
 
Na ja, das ist nicht unbedingt ein Qualtiätsmerkmal. Das kann heute jeder Teenager am Synthie oder Computer. Stampfender Diskobeat und ein eingängiger Refrain... fertig ist der Top-Ten-Hit.

Aber sich die Songs von anderen schreiben zu lassen, ist auch nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal eines (Kult)musikers:cool: - insofern stelle ich Tina Turner nicht über Lady Gaga. Nebenbei haben Produktion bzw Arrangement nicht notwendigerweise etwas mit der Qualität eines Songs zu tun. Wären die Songs mehrheitlich von Musikern mit "echten" Instrumenten eingespielt worden und würden eben nicht nach Charts klingen, würde man sie durchaus anders beurteilen - und nein, ich bin kein Gaga-Fan ;)

Wenn man "Steamy Windows" beispielsweise bewusst so remixen würde, dass er nach heutigen Charts klingt, hätte man übrigens auch stampfenden Beat und einen eingängigen Refrain - das ist kein Alleinstellungsmerkmal von elektronischem Kommerzschmarrn...

Dann werfe ich zu guter Letzt noch ein, dass zB Breakbot, Sebastien Tellier, AG Trio, Life Like und viele andere sich auch hauptberuflich mit elektronischer Musik beschäftigen, meistens ebenso eingängig und stampfend. Trotzdem m.E. qualitativ sehr hochstehende Mucke, die dabei rauskommt :)
 
Ich finde ja auch, daß die Songs von Lady Gaga in ihrer Hitversion Kirmestechno sind - wenn die Dame sie aber allein am Klavier vorträgt, staunt man, daß da doch einiges an musikalischer Substanz vorhanden ist. Und auch, daß sie als Musikerin wirklich was drauf hat. Siehe und höre hier.
 
Ich finde ja auch, daß die Songs von Lady Gaga in ihrer Hitversion Kirmestechno sind, daß da doch einiges an musikalischer Substanz vorhanden ist. Und auch, daß sie als Musikerin wirklich was drauf hat.
Und ganz genau das ist es, was ich mit meinem Beitrag #7 bereits ausführlicher beschrieben hatte.
Abseits des "Kirmestechno"-Mainstream, wie Du ihn gerade so treffend nanntest, gibt es wirklich tolle Neuerscheinungen, die ihr Geld mehr als wert sind, weil auch hervorragend produziert, nicht dem Lautheitswahn verfallen. Aber davon hört man im deutschen Radio niemals auch nur einen Titel.

Wären jedoch Leute wie Lady Gaga einem Stil treu geblieben, wie eine Interpretin aus Canada und bei Klavier- und Gitarren-Musik, wird sie dort und einigen anderen Ländern bekannt und häufig gespielt, in Deutschland jedoch ausschließlich mit einem Titel kurzzeitig mal in die Medien gebracht, jedoch bei Youtube millionenfach geklickt.
 
Welche Charts gemeint sind, sollte angesichts meiner Ausführungen klar sein - die in Österreich sind übrigens um keinen Deut besser, eher im Gegenteil! ;)
 
Es gibt nur noch eine Dudel- und eine Verkaufschart. Die Schlagerchart ist bedeutungslos geworden und was anderes hat Deutschland eh nie gekannt.

Lady Gaga wird im Netz dank weltweiten Aggro-Airplays zwar zig-millionenfach geklickt, die Verkaufszahlen sind trotz des gigantischen Vermarktungsbrimboriums dennoch ausbaufähig. In den USA schafft sie es wahrscheinlich nie in die Allzeit-Top 100 der Künstler mit den besten Vekaufszahlen - Usher und Lionel Ritchie liegen beispielsweise auf Platz 98, Toby Keith auf Platz 85, Janet Jackson auf der 75, die Bee Gees auf der 74, Brooks & Dunn und Barry Manilow gleichauf auf der 68, Linda Ronstadt auf der 60, James Taylor auf der 53, Tim McGraw, die Backstreet Boys, Bob Dylan und Rod Stewart gemeinsam auf Platz 41, Reba McEntire auf der 35, Alan Jackson und Santana auf Platz 31, Alabama auf der 29, U2, Van Halen, Whitney Houston, Metallica, Mariah Carey, Madonna und Bruce Springsteen aufsteigend auf den Positionen 21-15, die Rolling Stones auf Platz 14, Aerosmith auf der 13, George Strait auf der 12, Michael Jackson auf der 11, Elton John, Pink Floyd, Billy Joel und die Eagles auf den Plätzen 8-5, Led Zeppelin auf der 4, Garth Brooks auf der 3, auf Position 2 findet man nach mehreren Jahren Pause wieder Elvis Presley und seit je her unangefochten an der Spitze die Beatles.
 
Es gibt nur noch eine Dudel- und eine Verkaufschart. Die Schlagerchart ist bedeutungslos geworden und was anderes hat Deutschland eh nie gekannt.
Was meinst du damit? (meine Frage bezieht sich auf die Fettschriftmarkierung oben)

Wir haben doch die Musikmarkt- und Media Control Charts seit Ende der 50er Jahre mit vielen guten Titeln.
Und viele gute Titel warten nur auf ihren Radioeinsatz.
 
Was meinst du damit? (meine Frage bezieht sich auf die Fettschriftmarkierung oben)

Wir haben doch die Musikmarkt- und Media Control Charts seit Ende der 50er Jahre mit vielen guten Titeln.
Und viele gute Titel warten nur auf ihren Radioeinsatz.

Weil im Land der plattformatierten Zeitungsradios kaum Spartenprogramme existieren, gibt es keine aussagekräftigen und marktrelevanten Bereichscharts wie es sie anderswo gibt - z.B. für Schlager, Rock, Volksmusik, Alternative, R&B oder sonstwas.
 
Ohne jetzt sämtliche Statements gelesen zu haben, aber "Kultmusiker" wird man doch erst, wenn man gleichermaßen bei Jung und Alt ankommt, egal aus welcher Sparte Musik. Und seien wir ehrlich: In den Charts finden sich doch heutzutage nur noch wenig gute Produktionen, der größte Teil davon ist Müll, nicht weil die Songs per sé schlecht sind, aber es ist immer die gleiche Leier: Zwei bis drei gute Zwischenparts, ein kurzer Refrain, wo ist denn heute noch der Mut zum Risiko? The Beatles, Guns'n'Roses, Queen etc. pp. haben damals vor allem mit ihren "langen Rillen" gute Musik hervorgebracht und kamen beim Publikum an.

Mir fehlt in dieser Hinsicht einfach der Mut zum Risiko. da liegt es doch auch an den Musikern selbst, sich mal wieder ein wenig mehr Mühe zu geben und nicht nur auf Techno, Discofox oder irgendwelche Balladen, die keinem weh tun, zu setzen. Nein, die epochalen Werke mit von mir aus 8 Minuten Länge müssen es sein, um wieder Aufsehen zu erwecken. Was nutzen mir denn von 100 in den Charts gelisteten Titeln, von denen 95 wegen ihrer "Unterlänge" spurlos an mir vorübergehen und vor allen Dingen in ihrer Machart vollkommen austauschbar sindP
 
Mir fehlt in dieser Hinsicht einfach der Mut zum Risiko. da liegt es doch auch an den Musikern selbst, sich mal wieder ein wenig mehr Mühe zu geben und nicht nur auf Techno, Discofox oder irgendwelche Balladen, die keinem weh tun, zu setzen. Nein, die epochalen Werke mit von mir aus 8 Minuten Länge müssen es sein, um wieder Aufsehen zu erwecken. Was nutzen mir denn von 100 in den Charts gelisteten Titeln, von denen 95 wegen ihrer "Unterlänge" spurlos an mir vorübergehen und vor allen Dingen in ihrer Machart vollkommen austauschbar sindP
Liegt es wirklich an den Musikern? Oder liegt es an der Plattenindustrie? Oder gar (nein, Laser558, schlag mich nicht gleich!), an den Beratern, die genau das für die Durchhörbarkeit der Radiosender einfordern? Oder fordern die Radiosender das aufgrund der Durchhörbarkeit vielleicht sogar selbst?
Genau das haben wir in einigen Threads bereits mehrfach versucht zu diskutieren, ebenso wie den Schlagerchart, auf den ricochet schon wieder "abdriftet".
Beispielsweise hier (klick!) oder hier (klick!).

Ergebnisse daraus?
Ja, immer wieder ein und dasselbe:
"Hey, wach auf, Alter! Das Leben ist kein Ponyhof auf dem Wünsche in Erfüllung gehen. Entweder Du nimmst es so hin wie es ist - oder Du lässt es! - Hast Du das jetzt endlich kapiert oder muss man es Dir einprügeln?"
 
grün schrieb:
da liegt es doch auch an den Musikern selbst, sich mal wieder ein wenig mehr Mühe zu geben und nicht nur auf Techno, Discofox oder irgendwelche Balladen, die keinem weh tun, zu setzen

Von welchen Musikern redest Du? Von denen, die es irgendwie durch das Sieb der Formatradios bis in die Rotation geschafft haben? Das ist alles der gleiche Brei, wenngleich mit Perlen darunter.
Aber dass es den Musikern an Mut fehle, kann nman nicht sagen, denn es gibt genug, die komplett ihr eigenes (originelles) Ding machen und auf die Radiobedürfnisse pfeifen, stattdessen ihren eigenen Weg gehen. Für einen Musiker mit Herz und Herzblut sind die Charts sowieso nicht das oberste Ziel.
 
Von welchen Musikern redest Du? Von denen, die es irgendwie durch das Sieb der Formatradios bis in die Rotation geschafft haben? Das ist alles der gleiche Brei, wenngleich mit Perlen darunter.

Genau diese Musiker meinte ich. Sieht man sich allerdings die Musik abseits der Verkaufs- oder Airplay-Charts an, gibt es doch einiges, was im Radio niemals eine Chance hat, obwohl es gut gemacht ist.
 
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