AW: Makossa bald nicht mehr bei Sputnik - und das ist gut so!
Paßt alles perfekt. Auch zeitlich. Gerade vor einigen Tagen dachte ich so, als aus allen medialen Kanälen die gespielte Ratlosigkeit quoll, wie sich denn "so etwas" (ihr wißt, was ich meine) im Osten entwickeln konnte und warum man "das" nicht erkannt hat: wie bescheuert sind die eigentlich? Raffen die das wirklich alle nicht?
Man hat seit 1990/91 im Osten alles, was nicht dem dumpfen Einheitsdenken des Einheits-Konsumenten entsprach, gnadenlos bekämpft und abgewickelt. Man hat den kulturell und humanistisch interessierten Menschen, die die DDR noch nicht vergrault hatte, das Leben seit diesen Tagen systematisch zur Hölle gemacht. Man hat die, die sich dem engagiert in den Weg stellten, systematisch gedemütigt. Alles aus Angst, die im Wende-Rausch aus rein konsumtechnischen Belangen entstandene Grundordnung mit Vormachtstellung politischer Kräfte, die es kurz zuvor noch gar nicht zahlenmäßig relevant gab und die genau wußten, daß sie keine politische, sondern ausschließlich eine "konsumtechnische" Legitimation durch das Volk bekommen hatten, wieder zu verlieren.
In diesen Zeitraum fiel auch zuerst die Zerstörung von DT64 und später die von Radio Brandenburg.
Die Folge (nicht nur aufs Radio beschränkt, sondern auf das allgemeine gesellschaftliche Klima): der bekannte "Brain-Drain", das intellektuelle Ausbluten des Ostens. Er läuft bis heute und er wird weitergehen. Nicht jeder will sein Leben lang als Geächteter in einer Gesellschaft leben, in der er weitgehend von der weiter oben genannten "Proleten-Zielgruppe mit einem IQ zwischen Lady Gaga und geistig behindertem Meerschweinchen" umgeben ist und von dieser diktiert wird.
Daß der MDR ausgerechnet jetzt, wo man überall im Osten (besonders in Jena, wo man sich auch noch vom ZDF zu Unrecht als einem vorrangig ostdeutschen Problem zugeordnet fühlt) rätselt und staunt, wie es "dazu" kommen konnte, die Musik(!)sendung mit dem noch etwas globaleren Blick abwickelt, zeigt, daß nach wie vor in dieser Anstalt herz- und seelenlose Verwalter an der Macht sind. Verwalter jenes Typs, wie er seit Anfang der 90er Jahre für die Schaffung der ostdeutschen Sphäre aus Dumpfheit, Engstirnigkeit, Ablehnung alles "Fremden" (das geht bei Musik los und endet bei Menschen) und somit letzlich auch ein Stück weit für die nun gespielt fassungslos bestaunte Entwicklung "dorthin" verantwortlich ist.
Immer nur weiter so, der Kurs stimmt. Der Brain-Drain wird weitergehen, humanistisch gesinnte junge Menschen werden nach dem Studium den Osten schleunigst wieder verlassen, der MDR hat dann wieder einen Grund, über Gebührenausfälle zu klagen und gleichzeitig die Wellen noch perfekter auf das zielgruppengerechte Anbellen der Meerschweinchen zurechtzu"optimieren".
Er ist dabei aber jetzt schon so fortgeschritten, daß ich behaupten muß: im Falle von Makossa stellt sich das ganze schon nur noch als theoretisches Problem dar. Praktisch gab es die Sendung sowieso schon seit Sommer 2010 nicht mehr, denn ich muß davon ausgehen, daß nicht wenige Hörer mit der Umstellung des Programms auf Proll-Versorgung generell Abstand davon genommen haben, Sputnik überhaupt nochmal einzuschalten.
Wenn ich so über die MDR-Wellen schaue, bleibt mir nur eins: Makossa hätte auf Figaro gehört und dort ein wenig zur Auffrischung beitragen können. Die Chance hätten sie vermutlich noch, es ist noch ein Monat Zeit.