Marc Jan Eumann zum neuen Direktor der LMK gewählt

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Hier haben alle Alarmmechanismen versagt, was zweierlei bedeutet: Bereichern und Postenschachern wird immer dreister praktiziert, und diejenigen, die es praktizieren sind mittlerweile zu blöde, es so geschickt zu machen, dass die Öffentlichkeit es nicht merkt.

Tja, wie heißt es so schön beim Militär, es sind schon Leute erschossen worden, weil sie zu dämlich für eine Ausrede waren. Natürlich denken Menschen à la Herr E., sind sind superschlau und können machen was sie wollen. Seien wir froh, das es noch eine Öffentlichkeit gibt, die das hinterfragt. Ansonsten, die Farbe des Parteibuchs ist dabei egal. Dabei gibt es viele Politiker, vor denen man sehr viel Respekt entgegenbringen sollte.

Ende, ich schalte zurück an die angeschlossenen Funkhäuser.
 
Im vorliegenden Fall wurde schlicht der Bogen überspannt. [...] diejenigen, die es praktizieren sind mittlerweile zu blöde, es so geschickt zu machen, dass die Öffentlichkeit es nicht merkt.
Sie gehen immer noch so geschickt bzw. ungeschickt vor wie eh und je. Sauereien laufen in den Medienanstalten und den Staatskanzleien immer schon. An die Öffentlichkeit kommt es nur, wenn jemand klagt. Dieses Risiko gehen die Wenigsten ein, weswegen die meisten "Vorgänge nichtöffentlich vernebelt" bleiben. Das Vorgehen der Medienbehörden ist dabei vielmehr dreist als dumm. Gerichtsverfahren müssen sie nicht wirklich fürchten. Schlimmstenfalls werden sie dazu verdonnert zu gewähren, was sie vorher verweigert haben. Ansonsten keine weiteren Konsequenzen. Und bezahlen müssen sie das Verfahren auch nicht.

Und wird eine Sauerei doch mal öffentlich, kommt prompt - wie auch in der letzten Debatte im rheinland-pfälzischen Landtag - der scheinheilige Hinweis auf die Versammlung bzw. Medienkommission, die schließlich demokratisch entschieden habe. Ein Gremium, das ja aus Vertretern der gesellschaftlich relevanten Gruppen zusammengesetzt sei, wodurch die Staatsferne sichergestellt sei. Dass sich die Gremien bei ihren Entscheidungen auf die Informationen stützen, die sie von der Verwaltung bekommen, wird ausgeblendet. Und so kommt es, dass die Mitglieder der Kommission von anderen Bewerbern oder Antragstellern erst gar nicht erfahren.

Das Einrichten von Kommissionen ist eigentlich ein guter Ansatz, um die Gefahr von Staatsnähe zu minimieren. Leider hat sich gezeigt, dass die vielgepriesene Staatsferne nur auf dem Papier steht und nicht selten zur Farce verkommt. Schlimmer noch! Würden die Landesregierungen bzw. deren Behörden direkt entscheiden, hätten sie ihre Entscheidungen selbst zu verantworten und könnten sich nicht lapidar auf die Entscheidungen von "unabhängigen" Kommissionen berufen. Die Kommissionen sind vielfach Makulatur, sie dienen auf perfide Art der Legitimation eines vermeintlich demokratischen Vorgehens.

Wie also kann man das System besser machen? Ich weiß es nicht genau. Mir fallen aber ein paar Punkte ein, die ich gern geändert sehen möchte.

- Die Mediengesetze müssen konkreter werden. Vielfach sind sie zu interpretationsfähig, was die Medienanstalten nicht selten bis zum Äußersten ausreizen.
- Die Rundfunkkommissionen müssten kompetenter besetzt sein. Der Umstand etwa, dass irgendwelche Verbandsfuzzies die Qualität von Radiosendern beurteilen sollen, ist absurd.
- Politiker haben gar nichts in einer Rundfunkkommission und in deren Ausschüssen zu suchen. Raus damit!
- Den Medienanstalten müsste eine institutionalisierte Informationspflicht auferlegt werden, etwa in Form einer jährlichen Pressekonferenz. Dort könnten die Medienvertreter den Anstalten mal genauer auf den Zahn fühlen, etwa: Was ist aus der landesweiten Kette geworden? Warum geht es mit DAB+ nicht voran? Oder eben, wie das Verfahren zur Besetzung des Direktorpostens sein wird. Könnten die Medien auch so erfragen, tun sie aber nicht. Es sei denn, es klagt jemand.
 
Es stellt sich die Frage, ob man die Landesmedienanstalten überhaupt noch braucht. Es ist eher ein Auslaufmodell. Dies betrifft den Sinn und Zweck der Anstalten und zugleich die Anzahl. Wenn man sich die digitale Entwicklung anschaut, so sind die Anstalten ein Anachronismus. Ein Konstrukt aus dem Gestern, dem man krampfhaft versucht Internetzuständigkeiten zuzuweisen. Bei Internetradios hat man bereits kapituliert: Anzeigepflicht statt Zulassung. Und wenn nicht? Rechtsfolgenseite belanglos. You Tube Channel der Lizenzpflicht unterwerfen (Was wie Rundfunk aussieht, muss auch so behandelt werden). Tja, kann man sich darüber streiten. Dem kommt man aber nicht mit regionalen Landesmärchenanstalten bei. Denen fehlt einfach die Durchschlagskraft. Wenn man sich das jämmerliche Treiben einer GVK zum 2. Bundesmux anschaut, dann weiß man, dass diese Hilfskonstruktionen von GVK und DLM und den ganzen anderen Arbeitskreisen für die Tonne ist und nur Reisekosten produziert, die vom Abgabenzahler bezahlt werden. Aber auch bei den klassischen Medien sind die Märchenanstalten witzlos. Die Fernsehsender suchen sich die Anstalt aus, die ihnen die besten Angebote unterbreitet. Bleiben noch die Radiosender. Auch dort trennt man mittlerweile die Zuweisung (von Kapazitäten) von der Zulassung. Die Zulassung bekommt faktisch jeder Antragsteller, die Zuweisung von knappen Ressourcen, vorrangig UKW, bleibt das einzige Gut, was die Märchenanstalten noch verteilen dürfen. Und Aufsicht? Na ja, wirkliche Verfahren hat es kaum gegeben. Dafür einen Aufwand von geschätzten 1.000 Mitarbeitern zu betreiben ist geradezu lächerlich.

Also würde es einer bundesweiten Anstalt bedürfen, die eng mit Kartellamt und Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeitet. Die kann auch auf Grund der fehlenden engen Nähe in den Regionen besser ihre Aufsichtspflicht gegenüber regionalen Veranstaltern ausüben. Problematisch wird das Zuweisungsverfahren, denn da werden die Länder, die ja grundsätzlich zuständig sind, Einspruch erheben. Aber im Zuge der Digitalen Transformation wird Radio eine geringere Bedeutung spielen und daher wird es eine Marktbereinigung geben, die am Ende auf zwei oder drei große Anbieter/Networks hinauslaufen wird. Bis dahin vielleicht noch ein wenig mehr, aber die Kleinstaaterei wird dann endlich sein. Und damit auch die Klüngelei mit den Landeskindern.

Und Gremien? Plural schön und gut. Aber zeitgemäß? Wohl kaum. In einer immer fragmentierenden Gesellschaft sind gesellschaftlich relevante Gruppen eben nicht mehr relevant. Allein die Kirchenaustritte machen deutlich, dass die Konfessionen in den Gremien völlig überrepräsentiert sind. Gleiches gilt für Gewerkschaften. Auch hier stellt sich die Frage, ob es perspektivisch (also nicht gleich) noch dieser Konstruktionen bedarf. Denn kompetent sind sie meist nicht. Weder fachlich noch persönlich. Wenn man das unprofessionelle Gestümper des LMK Vorsitzenden Bähr sich anschaut, dann muss man sich fragen, was er dort eigentlich zu suchen hat. Der würde es in einem Unternehmen nicht einmal in die Pförtnerloge schaffen.

Also kann man nur darauf warten, dass eine Marktbereinigung und ein verändertes Nutzungsverhalten diese Strukturen ad absurdum führt. Bis dahin werden die Akteure noch so weitermachen, wie sie es in den letzten Jahrzehnten gelernt haben und sich wundern, dass sich in der Gesellschaft etwas verändert hat und es Reaktionen gibt.
 
Es stellt sich die Frage, ob man die Landesmedienanstalten überhaupt noch braucht. Es ist eher ein Auslaufmodell. Dies betrifft den Sinn und Zweck der Anstalten und zugleich die Anzahl.

Volle Zustimmung! Auflösen und in einer bundeszentralen Behörde zusammenfassen. Und kommt mir bloß nicht mit "föderale Vielfalt". Das ist eine Chimäre, die nur noch Vielfalt an Posten und Besitzständen meint.
 
Einen Aspekt vermisse ich in dieser Diskussion aber dann doch noch.
Unabhängig vom Ausgang dieses Verfahrens wird der Kläger (wie war nochmal sein Name? Ach, egal.) wohl nicht den Hauch einer Chance auf diesen Posten haben. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er von einem Gremium, welches er per justicia anprangert, die Unterstützung bekommt, die er bräuchte, um selbst LMK-Chef zu werden.

Das soll nicht heißen, daß ich seinen Schritt verurteile, ganz im Gegenteil. Nur befürchte ich, daß außer einer persönlichen Genugtuung und einer öffentlichen Demütigung der zuständigen Politik nichts gewonnen sein wird.
 
Er hieß Kompa. Es geht ihm ja garnicht darum, dass er den Job wirklich haben möchte. Ihm geht es darum auf diesen Mißstand oder diese Pöstchenschieberei hinzuweisen.

Die Chancen stehen sehr gut, dass Kompa obsiegen wird. Da der Verwaltungsrechtsweg einschlägig ist, wird man um die Bestenauslese nicht umhinkommen, die regelmäßig nur durch eine Ausschreibung zu gewährleisten ist. Das bedeutet, dass die LMK in diesem Fall die Stelle öffentlich ausschreiben muss. Hierauf werden sich, wie in jeder Ausschreibung dieser nicht unlukrativen Stellen, eine Reihe von Medienleuten bewerben. Mir fallen da gleich mehrere qualifizierte und sicherlich interessierte Personen ein. Das wollte man bei Eumann wohl (aus gutem Grund?) vermeiden, denn dann wird offensichtlich, dass andere Personen möglicherweise deutlich besser qualifiziert sind. Ob Eumann sich dann nochmals stellen wird, halte ich für eher unwahrscheinlich. Das letzte Ergebnis war ja schon hochnotpeinlich. Aber gut.

Sollte es tatsächlich darauf hinauslaufen, dass die LMK neu ausschreiben muss, dürfte noch mehr ins Rollen kommen. Bähr wird wohl kaum als Vorsitzender der Kommission haltbar sein. Meiner Meinung nach müsste er bereits jetzt abdanken. Es wird auch spannend sein, ob nicht andere Kommissionsmitglieder, wie der Grüne Braun, ausgetauscht werden müssen.Je nachdem, ob das ZDF BVerfG Urteil hineinspielt, wird wohl auch die Politikferne diskutiert und u.U. in der Kommission geklärt werden müssen.

In jedem Fall ist es eine Bereicherung der Demokratie und eine Lehrstunde für diejenigen Akteure in der Medienpolitik, die glaubten, dass man so weiterklüngeln könne wie bislang. So wie die Nummer jetzt seit fast vier Monaten köchelt und kommunikativ so amateurhaft seitens der LMK und Eumann begleitet wird, dürfte 2018 weiterhin sehr unterhaltsam werden...
 
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Das ist ein weiterer Grund, warum so Wenige klagen: Man erreicht sein Ziel dann erst recht nicht.

Vielleicht hat sich Kompa ohnehin keine großen Chancen ausgerechnet. Veilleicht wollte er einfach mal ins Wespennetz stechen und dem Filz in den Medienbehörden/-ressorts den Kampf ansagen. Das würde ihn aus meiner Sicht ehren. Jedenfalls empfinde ich Genugtuung.

Für eine Klage braucht es zwei Voraussetzungen. Man braucht einen Anwalt (oder man ist selbst einer), und man muss selbst Betroffener sein. Mit seiner Bewerbung hat Kompa die zweite Voraussetzung geschaffen.
 
Mit seiner Bewerbung hat Kompa die zweite Voraussetzung geschaffen.

...in dem Fall wäre die Bewerbung nicht zwingend notwendig gewesen. Unterstreicht natürlich die Glaubwürdigkeit. Und so blöde wie sich die LMK angestellt hat bei der Abweisung, eine Steilvorlage dazu. Da nicht ausgeschrieben wurde, konnte man von der Stellenvergabe nichts wissen. Damit ist jeder Interessent beschwert und grundsätzlich klagebefugt. Das dürfte auch der Grund sein, warum die LMK mit flankierender Unterstützung der Staatssekretärin Raab, natürlich mit demselben Parteibuch wie Eumann ausgestattet, so vehement auf den Zivilrechtsweg pochten.
 
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Es ist und bleibt eine Farce. Jeder Schwindel fliegt irgendwann auf. Und wenn das der Fall ist, bleibt an den Beteiligten mehr oder weniger viel Dreck haften. Insofern verarscht man sich selbst, wenn man meint, die Öffentlichkeit oder gewiefte Branchenkenner austricksen zu können.
 
Es eumelt auch 2018 munter weiter. Die Posse in Rheinland-Filz nimmt kein Ende... . Um jeden Preis will man offensichtlich vermeiden, dass der Verwaltungsrechtsweg einschlägig ist, sonst dürfte es wohl düster für die LMK aussehen. Anstatt das Verfahren neu aufzusetzen und die Geschichte abzuräumen, verpassen die Experten in der LMK nun auch noch die allerletzte Ausfahrt Richtung Anstand. Aber gut, lassen wir uns weiter erheitern!

https://www.welt.de/regionales/rhei...eit-um-Direktorenstelle-vor-Zivilgericht.html
 
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Unseren täglichen Eumel gib uns heute:

http://www.sueddeutsche.de/medien/medienaufsicht-ganz-schoen-retro-1.3830366

Ein interessanter Artikel in der SZ. Man muss der Eumann-Affäre in Rheinland-Filz doch die positive Seite abgewinne. Offensichtlich kommt Dynamik in die Frage, ob man denn 14 Landesmärchenanstalten benötigt, die ohnehin einen Teil ihrer Abstimmung (nicht der Arbeit oder das, was dort so getrieben wird) zentralisieren. Wie schräg die Ergebnisse dort sein könne, zeigte ja schon die Abstimmung der GVK der LMAs zum Thema 2. Bundesmux...

Ergo: Weg damit und eine zentrale Regulierungsanstalt!
 
Ich könnte mich glatt - Achtung - beEUMELn!

Herr Bähr, Bär mit "h"", der Vorsitzende der Medienkommission und Filzungs...äh...Findungskommission der LMK, hat sich zu dem Vorgang geäußert. Er erkennt an, dass das Verfahren nicht transparent gewesen sei und er eine gesetzliche Regelung für die Vergabe des Direktorenpostens plädiere. Aber an Eumann möchte er festhalten. In einem Nebensatz wird fallengelassen, dass Bähr nicht nur christlich unterwegs ist, sondern auch SPD-Mitglied sei. Zufall. Und wie selbstverständlich erklärt er wörtlich:
"Es war schon immer so, dass der Direktor der Regierungspartei nahesteht und sein Stellvertreter meistens von der anderen Gruppe getragen wird." Wie - sorry - blöd muss man eigentlich sein, dass man das in einem laufenden Gerichtsverfahren auch noch öffentlich kundtut??? Was für ein **** (darf man wohl hier nicht sagen...)! Es offenbart auch, dass Herr Bähr mit "h" offenkundig festgestellt hat, dass es eine Wählerverdrossenheit gibt und man ein "Weiter so" nicht möchte, aber bis zur gesetzlichen Regelung (derselben Partei in diesem Fall übrigens) erst einmal weiter so machen möchte.

Sollte das Gericht die Wahl für rechtswidrig erklären, sollte Herr Bähr mit "h" im Idealfall auch gleich das Feld räumen.

Wer diese interessanten Einsichten SPD-Mitglieds nachlesen möchte: https://chrismon.evangelisch.de/nac...versammlungschef-fordert-mediengesetz-novelle

P.S.: Ich schwanke immer noch, ob mich dieser unglaubliche Vorgang mehr amüsieren oder mehr ärgern sollte.
 
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Eumel-Update:

Eine Klatsche für die Filztruppe aus der LMK. Das OVG Koblenz bestätigt die Auffassung des VG Neustadt: Die Rechtsstreitigkeit zwischen Kompa und der LMK ist öffentliches Recht und gehört daher vor das Verwaltungsgericht. Damit die LMK nicht noch einmal Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht einlegt, hat das OVG die Beschwerde erst garnicht zugelassen (so offensichtlich hält das Gericht öffentliches Recht für gegeben). Und nun? Sieht es für die Mauschelkommission nicht gut aus. Letztlich war es der Grund der LMK, dass die Angelegenheit zivilrechtlicher Natur sei, sodass die Regeln für Auswahlverfahren ("Bestenauslese") nicht greift. Dumm gelaufen sozusagen. Jetzt darf man gespannt abwarten, ob das VG den Klüngelheinis rund um Oberschieber Bähr den Spiegel vorhält. Einfach nur armselig...

http://plus.faz.net/medien/2018-01-23/101800d9c689981243fd73b569e66b69/?GEPC=s2
 
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Jetzt darf man gespannt abwarten, ob das VG den Klüngelheinis rund um Oberschieber Bähr den Spiegel vorhält.
Richtig wäre das, ist aber nicht zu hoffen. Verstöße durch Behörden haben auch nach einem entsprechenden Richterspruch meist nur nur die Konsequenz, dass der Verstoß in Zukunft zu unterlassen sei. Also kann man ihn auch gefahrlos begehen.

Der entscheidende Satz der Begründung des OVG ist (Zitat FAZ):

"Die Landesmedienanstalt sei wie der zur Vielfalt verpflichtete öffentlich-rechtliche Rundfunk „dem Bereich der (bloßen) mittelbaren Staatsverwaltung“ zuzuordnen."

Für mich hat die LMK dies gewusst, oder hätte es zumindest wissen müssen. Der Posten eines Direktors ist also in jedem Fall auszuschreiben. Dieses Erfordernis durch einen Arbeitsvertrag mit privatrechtlichem Charakter aushebeln zu wollen, ist für mich Umgehung geltenden Rechts. Im Privatrecht würde das bestraft.
 
Deine Aussage, liebe Hilde, zur Rechtsfolgenseite ist nicht so ganz richtig. Bei Nichtigkeit die das Gericht feststellt, wird, um es einmal platt zu sagen, der Zustand wieder auf "Null" gesetzt. Bei Rechtswidrigkeit gibt es mehrere Rechtsfolgenoptionen. Da es hier kein, sagen wir mal, leichter Formfehler ist, der mal so eben heilbar ist, dürfte es mit großer Wahrscheinlichkeit darauf hinauslaufen, dass das Verfahren rechtswidrig gewesen ist und die LMK auf Grund des Erfordernisses der Bestenauslese das Verfahren neu aufsetzen muss. Das heißt, da die Bestenauslese nur durch Ausschreibung zu gewährleisten ist, dass entsprechend ausgeschrieben wird. Der Fall wird nicht für die zukünftige Regelung entschieden, sondern für diese konkrete Wahl bzw. Personalfindung und wird Rechtsfolgen haben.

Den o.g. Beteiligten, denen ja anscheinend nichts zu peinlich ist, dürften dann möglicherweise es noch einmal "rechtmäßig" versuchen. Der "Dr." wird sich formal bewerben und die Filzkommission kommt eventuell nach Sichtung aller Bewerber (wer soll sich auf diese Steller eines solchen Ladens tatsächlich jetzt noch bewerben???) zu dem Ergebnis, dass man Herrn "Dr." E. zum zweiten Mal wählt. Interessant dürfte es werden, wenn "Dr." E. nicht zum Zuge kommt. Da ja die Anstalt den Fehler gemacht hat, ergeben sich für "Dr." E. entsprechende Optionen. D.h. er kann möglicherweise die LMK auf Schadensersatz verklagen.
 
Da habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Neben der Unterlassung für die Zukunft hätte die gerichtliche Feststellung der Rechtswidrigkeit natürlich auch die Folge, dass das Besetzungsverfahren neu und rechtskonform aufgesetzt werden muss. Aber damit würde die LMK dazu verdonnert, das zu tun, was sie ohnehin hätte tun müssen.

Die Gefahr des Schadensersatzes ist allerdings wirklich eine Konsequenz, die eine Behörde "befürchten" müsste. Allerdings müsste ein solcher Schaden nachweislich entstanden sein und vom Betroffenen auch geltend gemacht werden. Ersetzen müssten ihn dann aber nicht die handelnden Akteure und Entscheider, sondern die Gebührenzahler.

Mir ging es eher um die Systemschwäche, die es Behörden erlaubt, fahrlässig oder auch vorsätzlich rechtswidrig zu handeln. "Dann soll er doch klagen" ist, glaube ich, ein oft ausgesprochener Satz in den Rechtsabteilungen von Behörden, wissend dass das Risiko überschaubar ist. Ich gebe aber auch zu, dass ich nicht weiß, wie das Drohpotential gegen eine Behörde aussehen könnte.
 
Da stimme ich Dir zu. Ein Justiziar eines Unternehmens dürfte seinen Hut nehmen und gehen, in Behörden und Anstalten darf man sitzenbleiben...
 
Ein aufschlussreicher Artikel mit einer interessanten Auflistung der Besetzungsverfahren:

http://www.journalist-magazin.de/hintergrund/so-wird-man-chefaufseher

Vorweggenommen: Ein peinlicher Lapsus ist dem "Journalist" allerdings passiert. Bemerkenswert, wenn man sonst immer für journalistische Sorgfaltspflichten eintritt. In Sachsen gibt es keinen "Direktor", sondern einen Geschäftsführer. Dieser übt die Funktionen des Direktors aus, die in den anderen LMAs der Direktor ausübt. Dieser heißt Martin Deitenbeck und nicht Michael Sagurna. Sagurna ist "Präsident" (kleiner hatte man es im Freistaat Sachsen wohl nicht ;)). Dieser soll sich aus sog. Sachverständigen zusammensetzen und agiert auch ehrenamtlich. Gegen Sagurna erhob die Staatsanwaltschaft laut Wikipedia 2017 eine Anklage wegen Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit einer Pension im Osterzgebirge. Rundet das Bild irgendwie ab, ist aber eine andere Geschichte.

Wenn man sich die Liste der Direktoren und Geschäftsführer der LMAs anschaut, dann stellt man sich wirklich die Frage, ob man eigentlich 13 Anstalten des Irrsinns benötigt, um ein wenig Privat-TV und -Radio zu "regulieren" oder was man in den Anstalten darunter versteht. Der größte Teil kommt aus der Politik oder Verwaltung - oder aus Richterämtern. Eigentlich alles wirtschaftsfremd. Für Regulierungsaufgaben nicht unbedingt die beste Voraussetzung, wenn man wirtschaftliche Zusammenhänge verstehen soll, in seinem beruflichen Vorleben aber nur Behörden kannte. Da ist Tobias Schmid in NRW ja ein echter Lichtblick. Besonders putzig ist die Wahl des Direktors im westlichen Zonenrandgebiet, dem Saarland. Dort wählt der Landtag gleich selbst den Direktor (das zum Stichwort politikferne...). Und da hat man sich gleich im Landtag bedient; Direx ist ein ehemaliger Landtagsabgeordneter. Man kennt sich, man hilft sich... Für Richter scheint der Posten ebefalls attraktiv zu sein. Was Frau Holsten qualifiziert hat, diesen Job auszuüben, erschließt sich nicht. Aber in Bremen passiert jetzt auch nicht wirklich viel, sodass dies sicherlich nicht so wichtig ist. Zumindest ist der Job interessanter als Akten am Landgericht zu wälzen und begrenzte Aufstiegschancen zu haben. Besser dotiert ist es auch. Gern genommen ist auch die Variante, den ehemaligen Stellvertreter als Nachfolger zu wählen (Niedersachsen und Hessen). Warum in die Ferne schweifen, wenn... Egal. Besonders offensichtlich wird die Verfilzung zwischen Politik und LMAs, wenn man sich anguckt, dass der Rest entweder direkt aus den Staatskanzleien oder irgendwelchen Ministerien wechselt - natürlich ohne Karenzzeiten. Zwar gab es in jedem Verfahren reichlich Bewerber, was sich sicherlich mit dem überschaubaren Arbeitsaufwand, jedoch mit gesellschaftlicher Reputation und gediegenem monatlichen Einkommen sowie langen Laufzeiten (in der Regel 5 Jahre) erklären lässt, doch die Wahl fiel auf Personen, die eben aus dem politischen Umfeld stammte. Von wegen politikferne! Es entsteht der Eindruck, dass diese LMAs schöne Versorgungsposten und/oder gut dotierte Abstellgleise sind. Natürlich toppt die Personalie Eumann diese Verfahrensweise an Dreistigkeit um ein Vielfaches!

Wie gesagt, ein aufschlussreicher Artikel, trotz des sächsischen Patzers...
 
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Besonders putzig ist die Wahl des Direktors im westlichen Zonenrandgebiet, dem Saarland. Dort wählt der Landtag gleich selbst den Direktor (das zum Stichwort politikferne...). Und da hat man sich gleich im Landtag bedient; Direx ist ein ehemaliger Landtagsabgeordneter.

Langsam, langsam. Ohne die generellen Machenschaften im Zusammenhang mit der Besetzung der Führungspositionen der LMAs in Schutz nehmen zu wollen, so sollte doch erwähnt sein, daß in dem genannten Fall des Saarlands Uwe Conradt Chef ist, der bereits lange vor seiner Zeit als Chef Verwaltungsdirektor war, also die Nummer 2 in dem Laden. Als medien- und jugendpolitischer Sprecher kann man ihm durchaus eine gewisse Medienkompetenz unterstellen, was ihn von seinen Kollegen der übrigen LMAs unterscheiden dürfte.
 
Dem Journalist? Oder dem Journalisten?

Dem Medienmagazin "Journalist", deshalb in "".

@TeSS: Wenn ich mir den Lebenslauf von Conradt auf Wikipedia anschaue, dann macht es das nicht besser. Politikfern ist anders. Und er war seit 2012 Mitglied des Landtages, welcher den Direktor wählte. Es ist genau diese Pöstchenschieberei, von der die Menschen die Nase voll haben.
 
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... bei Firmennamen ja. Das ist der "Journalist" eher. Sagt übrigens der Duden ;).

P.S.: Auch bei Eigennamen übrigens nicht ohne. Wie war es doch gleich: "Die Leiden des jungen Werther(s)"...

So, haben wir jetzt die intellektuelle Reiseflughöhe erreicht oder widmen wir uns wieder Herrn E. und den irrsinnigen Besetzungsverfahren?
 
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Die Besetzungsverfahren sind zweitrangig. Die wichtigere Frage wäre: Wieso 13 solcher Anstalten (und Posten)? Warum fasst das niemand in der politik an, obwohl es so evident ist? Das sind doch diese Dinge, die dem Otto Normalbürger mehr und mehr die Galle hochgehen lassen. Jeder weiß genau, um welche Pöstchenschiebereien es geht, niemand unternimmt etwas dagegen.
 
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