Radiocat hat völlig Recht. Meine 50 Cents zu den einzelnen Sendern:
538 ist trotz Hitradio-Status breit aufgestellt. Sie vertreten vor allem einen positive Ansicht aktueller Musik, eine Eigenschaft, die in der heutigen Zeit mit den vielen langsamen, in Moll produzierten Stücken, gut tut. Hinzu kommt die Personality (Evers, Coen, Sander, Eigengewächse) und die Sondersendungen der elektronischen Musik am Wochenende. In Sachen Personality kann auch NPO Radio 2 punkten, die geschickterweise auch in leicht ältere Fahrwasser schwimmen, um nicht unmittelbarer Konkurrent zu 538 zu sein. Diese beiden Sender sind die Platzhirsche. Alle anderen folgen danach und haben (bis auf Radio 10 möglicherweise) in absehbarer Zeit keine Chance, weiter zu steigen. Zu den Followern:
Der Anstieg von Radio 1 ist bemerkenswert, wohl aber auch der Folge des weiteren Booms von Streamingdiensten geschuldet. In Zeiten, wo man Musik nahezu überall hören und skippen kann, ist das Wort eine absolute Stärke des Mediums Radio. Und hier profitieren die Wortwellen weltweit, also auch Radio 1. BNR hinkt wegen der mangelnden Sportberichterstattung ein bisschen hinterher, schreibt aber trotz der geringen Reichweite schwarze Zahlen.
Q-music leidet unter dem Zusammenbrechen des Morgenteams "Mattie & Wietze" und hat diesen Verlust bis heute nicht kompensiert. Alleinstellungsmerkmal ist allerdings die "Foute uur" und die Tatsache, dass der Sender mit eigenem Nachwuchs (Q-College) diese Zahlen geschafft hat. SLAM! hat weniger moderierte Stunden, allerdings noch den Mixmarathon. Veronica hat gehofft, mit Giel Beelen wieder stabilere Luistercijfers zu erreichen. Laut radiofreak.nl allerdings verliert die Morgenschiene weiter an Boden. Giel scheint seinen Zenit erreicht zu haben.
Und Radio 10 ist der große Gewinner der letzten Jahre. Seit der Aufschaltung auf der A7-Kette besticht der Sender durch Stabilität, einem Mix für jung und alt und dem Hinzuziehen bekannter Größen. Bin mal gespannt, inwieweit sich die Zahlen noch entwickeln, wenn Gerard Ekdom zu Radio 10 stößt.
Als Radio-Nicht-Profi
fallen mir zwei Dinge auf:
Musik auf Alter zu begrenzen funktioniert nicht mehr. Selbst die Jungerwachsenen kennen mittlerweile viele 70er und 80er und hören diese auch. Sie werden nicht nur mit aktueller Musik, sondern auch mit Evergreens früherer Zeiten sozialisiert. Daher sind Sender mit einer breiten Ausrichtung besser aufgestellt. Sparten können funktionieren, wenn man sie nach Genres und nicht nach Alter einteilt.
Wort ist wichtiger geworden - gerade im Bezug auf die Konkurrenz aus dem Internet. Ich zitiere nur mal die Platzierungen der Morgenschiene in NL, welche, wie in Deutschland die Prime Time im Radio darstellt:
1. Radio 538 Evers Staat Op (17.1%)
2. Radio 1 NOS Morgenjournaal (13.8%)
3. Radio 2 Ekdom in de ochtend (13.6%)
4. Q-music (Mattie, Fien & Ingmar) (7.7%)
5. Radio 10 (Lex Gaarthuis) (6.8% und damit 2% als der übrige Marktanteil)
Radio 1 als Wort- und Informationssender stellt die zweithöchsten Zahlen nach Evers. Das will was heißen. Auch Ekdom und Evers halten nicht gerade mit wenig Talk hinterm Berg. Dagegen sind SLAM! und 3FM, die auf viel Musik setzen, weit abgeschlagen (3FM nur noch bei 4.7%).
Das niederländische Radio scheint sich bei den meisten Sendern auf seine Stärken zu besinnen und somit auch Impulse zu setzen, dieses Medium weiter zu nutzen. Schauen wir mal, was sich noch ändert, wenn Ekdom zu Radio 10 wechselt und Evers aufhört (ist ja Ende diesen Jahres soweit).