MDR Figaro

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und was ist so schrecklich dran- ich finds eher mutig. da sich der mdr ja insgesamt verjüngen will, ist es doch konsequent auch mal bei den staubigen info und kultursendern aufzuräumen. vielleicht findet sich ja auch mal was neues für "mdr info".
 
@ geh2

Was will der MDR noch verjüngen? Sputnik hat schon die jüngste Hörerschaft Deutschlands (wenn ich mich recht erinnere), Jump geht für die Altersgruppe 20-40 auch schon recht gewagt ran (andere ARD-Popwellen sind wesentlich biederer), Info klingt streckenweise auch mehr nach Boulevardmagazin als nach DLF (besonders die Verpackung fiel mir da vor längerem auf).

Interessant finde ich aber diesen hier aus der Presseinfo:
Dieser weitgefasste Kulturbegriff umschließt neben der Klassik auch attraktive Musik wie Chanson, Jazz, Pop oder Weltmusik, die in den Popwellen nicht mehr zum Zuge kommt.

Das steht da in einer Selbstverständlichkeit, die beinahe erschreckend ist. Das "Ausräumen" der Popwellen ist ja kein MDR-spezifisches Phänomen, aber daß man das so "kaltblütig" zugibt...
 
Ich zitiere:

Reiter fürchtet sich offenbar vor dem Wort Kultur. Der „etwas steife Begriff“ sei eine „Zugangsbarriere“ für jüngere Hörer. Angeblich verstehen sie darunter nur Klassik, Literatur etcetera, nicht „Zeitgeist, Mode oder Alltagskultur“

Andersherum wird ein Schuh daraus: es gibt durchaus Leute unter 30, die wissen, daß Kultur auch etwas anderes als Klassik und elitäres Gesäusel sein kann. Es gibt jugendliche Musikkultur, es gibt jugendliche Gesprächskultur. Die Kultur liegt teilweise auf der Straße, man findet sie in kleinen Clubs und großen Hallen, bei Lesungen und Tanzfesten. Aber eben nicht in den Hörfunkprogrammen des MDR, denn die sind weitgehend jugendkulturfrei. Wenn etwas jüngere Hörer ansprechen soll, dann wird es auf der Proll-Schiene versucht. Der MDR-Kulturbegriff hingegen war und ist angestaubt und für jüngere Leute einfach nicht authentisch. Der MDR war es also, der Jugend und Kultur getrennt hat, auf DT64 hat es (zumindest abends) dereinst zusammengehört. Die Quittung: wer beides erwartet, kehrte dem MDR den Rücken. Bin mal gespannt, wie dieser Entwicklung entgegengewirkt werden soll. Soviel dürfte bereits feststehen: stimmt das Umfeld für die "jüngere Kultur" weiterhin nicht (Authentizität), wird man sich kaum neue Hörerkreise erschließen können. Das DeutschLandRaDio BerLin machts ja vor. Es bleibt spannend...
 
hier noch was zum thema verjüngen- eine aktuelle meldung

"MDR und WDR mit neuen Outfit

Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR), Leipzig, verändert seinen optischen Auftritt. Die Zuschauer sehen vom 3. Oktober an das neue Design aus der Feder der Agentur Melle, Puffe, Berlin, das für 'Einheit in Vielfalt' stehen soll. Neu an dem Erscheinungsbild: Für jedes der im MDR beheimateten Bundesländer, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, steht eine Linie. Die drei Linien beschreiben gemeinsam eine Fläche. Je nach Inhalt der angekündigten Sendung sind die Linien geschwungen (Unterhaltungsprogramm) oder gerade (Informationsangebot).

'Mit unserem neuen Design wollen wir eine jüngere Zielgruppe ansprechen', erklärt MDR-Sprecher Eric Markuse die Veränderung. Nach zwölf Jahren mit dem alten Auftritt sei eine Überarbeitung an der Zeit gewesen. Zudem sei der vorherige Auftritt nicht mit der ARD-Markenwelt kompatibel gewesen. Auch die Landesprogramme des Westdeutschen Rundfunks (WDR) haben ihr Design mit Hilfe der Agentur CHBP, Köln, überarbeitet."
 
Na, wenn ich denn schon mal 'drin' bin....

@Radiowaves

Bin mal gespannt, wie dieser Entwicklung entgegengewirkt werden soll. Soviel dürfte bereits feststehen: stimmt das Umfeld für die "jüngere Kultur" weiterhin nicht (Authentizität), wird man sich kaum neue Hörerkreise erschließen können.

Erstmal volle Zustimmung zu diesem Beitrag, bin auch gerade ueber den zu der Imagewerbung des mdr anderer Stelle gestossen, Volltreffer...

Aber zum Zitat: was waere denn eigentlich, wenn 'das Umfeld' (wider Erwarten) stimmen würde?

Oder anders gefragt: wie sähe 'das Umfeld' aus, das 'authentisch' ist?

Auf die Spitze getrieben: ich finde die Programme des mdr, so wie sich im Moment (mit eben der Ausnahme mdr kultur) präsentieren, als das 'Authentischste' was in D geboten wird.

Eigentlich ist das das Hauptproblem des mdr...
 
@ astereix

was waere denn eigentlich, wenn 'das Umfeld' (wider Erwarten) stimmen würde?

Dann hätte ich erstmal das "Problem", über meinen Schatten springen und wieder MDR hören zu müssen. Die Ablehung des MDR ist bei mir über die Jahre gewachsen und tief in mir verankert. Zu deutsch: der MDR hat bei mir einen Imageschaden. Aber es wäre eine Herausforderung für mich...

Allgemein wäre auch bei stimmigem Umfeld noch längst nicht das Problem gelöst, daß viele potentielle Interessenten von den Angeboten nichts mitbekommen würden. Ich stelle mir das ähnlich vor wie bei NDR info: wer weiß schon, daß es da nachts hervorragende Musikspecials gibt? Die "Freaks" suchen sich die Rosinen heraus, aber der (inzwischen möglicherweise radioabstinente) interessierte Gelegenheitshörer? Da der MDR aber recht erfahren ist in penetranter Plakatwerbung... ;)


wie sähe 'das Umfeld' aus, das 'authentisch' ist?

Da gehört für mich einiges dazu, die Ansprechhaltung beispielsweise. Mit einem "Sie" im jugendkulturellen Umfeld habe ich meine Probleme, auch auf Radio 1 stoße ich mich oft daran. Außerdem muß deutlich werden, daß der Moderator jederzeit nicht sich, den Sender oder ein übergestülptes Konzept präsentiert, sondern wirklich die Inhalte der Sendung. Wenn der Moderator eins wird mit diesen Inhalten, wenn er sie lebt und das glaubwürdig rüberbringt, dann bleibe ich auch vorm Radio kleben. Der letzte, dem ich das beim MDR - was die Jugendkultur angeht - zutraue, ist vermutlich Stefan Maelck (so er denn noch dabei ist, hab mich lange nicht mehr dafür interessiert). Ralf Bieniek war auch so einer, oder Rex Joswig. Frage in die Runde: gibt es beim MDR (vielleicht im redaktionellen Bereich) Leute vom Kaliber der Zündfunk-Redaktion?

Auf die Spitze getrieben: ich finde die Programme des mdr, so wie sich im Moment (mit eben der Ausnahme mdr kultur) präsentieren, als das 'Authentischste' was in D geboten wird

:D
Ja klar... Diese Zielgruppe ist aber nur ein Teil der Bevölkerung und wird soweit ich das einschätzen kann ganz gut versorgt. Wenn es nun auch noch gelänge, authentisch Jugendkultur rüberzubringen, ohne dabei die etablierte MDR Kultur - Stammhörerschaft zu verschrecken, wäre das ganz klar ein Schritt in die richtige Richtung. Übrigens einer, der nicht nötig wäre, hätte der MDR nicht ohne Not Sputnik dermaßen ausgeschlachtet, sondern gezielt ausgebaut. Nun feiert man zwar schon den ganzen Sommer "10 Jahre Sputnik", aber der Anfang hat mit dem Ende eigentlich gar nix zu tun...
 
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