MDR-Intendant Udo Reiter kündet vorzeitigen Abschied an

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Ich frage mal bei der ständigen Vertretung in Bonn nach, wieviel Bohnenkaffee pro Paket erlaubt ist und wann ich es spätestens aufgeben muss. Damit etwas an Weihnachten ihr verhärtetes Herz erwärmt. Darf es Dallmayer sein?
Danke, das ist lieb. Ich trinke aber keinen Kaffee. Ich trinke Leitungswasser oder Tee. Beides ist ausreichend vorrätig, Pfefferminztee sogar aus eigenem Garten.

Und mein Herz ist nicht verhärtet, aber das merke ich auch selbst viel zu selten, zu den handvoll Anlässen pro Jahr, bei denen ich das Glück habe, mit Menschen zusammenzukommen, die noch lebendig sind, noch lachen und weinen können (nein, nicht über Hollywood-Ergüsse), die noch wissen, wie sich unberührte Natur anfühlt - und die allesamt nichts, aber auch wirklich nichts mehr mit dem Land zu tun haben, in dem sie leben, vom allernötigsten abgesehen. Oft sind sie mindestens studiert, eher sogar promoviert und später aus der Spirale des Wahnsinns ausgestiegen.

[LVZ]:
In einem Gespräch mit der „Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend-Ausgabe) sagte [das Mitglied des MDR-Rundfunkrates, Thüringens CDU-Fraktionschef Mike] Mohring, der MDR befände sich strukturell „in einem erschütternden Zustand" und „das ganze Ostalgie-Gehampel ist sowieso nicht mehr zum Anschauen und entspricht schon längst nicht mehr dem mehrheitlichen Denken der von der Drei-Länder-Anstalt versorgten Bürger".
Naja... die Quote stimmt doch noch, insofern gibt es doch nichts zu ändern.

Ich finde es nur erstaunlich, daß jemand von der CDU darauf kommt, daß es in den Medien noch etwas anderes als Dumpfheit geben könnte. Bislang (zumindest ist das meine Erfahrung aus den vergangenen 20 Jahren) war es vor allem die CDU, der es nicht platt genug sein konnte, die erst zufrieden war, als der letzte Rest Niveau im Hörfunk verstummte, die statt eines Jugendprogramms mit kulturellen und politischen Schwerpunkten (die JU verunglimpfte die Hörer als "Randgruppen und Sektierer") ein Programm für die "breite bürgerliche jugendliche Öffentlichkeit" forderte und damit nichts weiter als fernsteuerbare Konsumenten ohne die Fähigkeit, zu hinterfragen und sich eine eigene Meinung zu bilden, meinte. Wäre mir nicht schon Ende 1991 klar gewesen, welchen Wert eigenständig denkende Menschen in diesem Land haben, dann hätte ichs dank der Politchristen spätestens im März 1993 gewußt.

Insofern kommt das jetzt alles sehr überraschend. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die CDU von ihren Begehrlichkeiten lassen wird. Die wollen weiterhin das, was man der DDR zu Recht vorwarf: einen politisch vollständig kontrollierten Rundfunk und eine zerstörte, also restlos kommerzialisierte Kulturlandschaft, siehe Herr Beermann (ja, da isser wieder).

http://www.operundtanz.de/archiv/2011/05/kupo-medienpolitik.shtml schrieb:
Im überparteilichen Konsens mit dem SPD-Medienpolitiker und rheinland-pfälzischen Staatskanzleichef Martin Stadelmaier wirbt Beermann im Magazin „promedia“ für eine Dezimierung jener Sender, „die sich fast oder ausschließlich mit Kultur beschäftigen“. Gewiss leisteten die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten viel für die Fortentwicklung und Weitergabe zeitgenössischer Kunst und Musik, konzediert Beermann im „promedia“-Gespräch, um dann im gleichen Atemzug zu sticheln, „ob es weiterhin die Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sein kann, durch die Rundfunkabgabe Orchester und Chöre zu finanzieren.“

Fazit: ich glaube denen kein Wort.

Und zu Frau Wille: den bisher für mich zitierwürdigsten Text gibt es in der Mitteldeutschen Zeitung.

MZ-web.de schrieb:
Nun, bisher sind das leere Worte. Auf die Taten kommt es an. Nach ihrer Wahl am Sonntag hat sie vom 1. November an sechs Jahre Zeit.

Derweil wird das Vollprogramm des bayerischen Rundfunks sich dank Ralf Homann gleich um 22 Uhr auf notwendige Weise des Ostens annehmen. Selbst kann er das ja nicht...

so it goes. von der selbstverstaendlichkeit mit rechtsextremismus umzugehen.
sendung von ralf homann
sonntag, 23.10. 2011, 22:05 uhr, bayern 2

in den neuen bundeslaendern setzen sich mobile beratungsstellen, kirchliche gruppen oder kulturinitiativen für zivilcourage und gegen rechtsextremismus ein. manche ihrer aktiven kommen aus der demokratie-bewegung der wendezeit oder haben sich bereits mit dem auftreten der neonazis in der ddr befasst.

ihre grosse erfahrung im umgang mit autoritaeren strukturen und in der foerderung der demokratie kommt ihnen in ihrer arbeit heute zu gute. seit diesem jahr jedoch muessen einrichtungen, die sich gegen rechtsextremismus einsetzen, eine sogenannte demokratie-erklaerung unterschreiben. diese extremismusklausel erinnert an die ddr, die für ihre gesinnungsschnueffelei bekannt war.

ralf Homann nimmt die alljaehrliche demonstration der neonazis in dresden, die groesste in europa, zum anlass die saechsische hauptstadt und initiativen in den neuen bundeslaendern zu besuchen. ein zuendfunk-generator ueber die selbverstaendlichkeit im umgang mit rechtsextremisten.

die sendung ist teil zwei der serie "rechts so ?!" mit sendungen von christian schiffer, ralf homann und ania mauruschat und der podiumsdiskussion im münchner café muffathalle am 28. oktober: http://www.br-online.de/bayern2/zue...tipp-zuendfunk-diskutiert-ID1318606368257.xml


Undenkbar beim MDR. Wo denn? Auf Jump? Auf Sputnik? Auf Figaro?
 
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Eine kurze private Anmerkung: Danke, dass es radiowaves sportlich nimmt. Wegen des Weihnachtspaketes hatte ich schon moralische Gewissensbisse. Ich lege virtuell noch einige Orangen drauf. Teeanbau? In diesen Regionen?

bei denen ich das Glück habe, mit Menschen zusammenzukommen, die noch lebendig sind, noch lachen und weinen können (nein, nicht über Hollywood-Ergüsse), die noch wissen, wie sich unberührte Natur anfühlt - und die allesamt nichts, aber auch wirklich nichts mehr mit dem Land zu tun haben, in dem sie leben, vom allernötigsten abgesehen. Oft sind sie mindestens studiert, eher sogar promoviert und später aus der Spirale des Wahnsinns ausgestiegen.
Finnland, Nordindien, Sikkim, Nepal oder Bhutan wären geeignete Orte.

Ich finde es nur erstaunlich, daß jemand von der CDU darauf kommt, daß es in den Medien noch etwas anderes als Dumpfheit geben könnte. Bislang (zumindest ist das meine Erfahrung aus den vergangenen 20 Jahren) war es vor allem die CDU, der es nicht platt genug sein konnte, die erst zufrieden war, als der letzte Rest Niveau im Hörfunk verstummte,
Das hat man oft falsch gesehen. Der CDU ging es darum ein Gleichgewicht der Meinungen herzustellen. Der Öffentlich-rechtliche Rundfunk war mancherorten doch recht einseitig Schlagseite rot?
 
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Das hat man oft falsch gesehen. Der CDU ging es darum ein Gleichgewicht der Meinungen herzustellen. Der Öffentlich-rechtliche Rundfunk war mancherorten doch recht einseitig Schlagseite rot?
Klar, logo. Wenn man als CDU-ler alles, was nicht exakt der eigenen Parteilinie entspricht, als rot oder links bezeichnet, ist man natürlich ständig von linker Indoktrination betroffen. Vorhin habe ich in einem der CDU-nahestehenden Forum gelesen, dass die Wahl der Stasiagentin Wille eine konsequente Folge der linken Indoktrination durch den MDR (!) sei. Da fragt man sich wirklich, wieso man sich noch mit Fakten auseinandersetzen muss, wenn man doch mit einem einfachen Weltbild so bequem leben kann. Als in den 70ern und 80ern die Unionsparteien ZDF, BR und NDR auf Linie brachten (im Falle des BR unter Mithilfe von Lakaien wie besagtem Udo Reiter) geschah dies vorgeblich ja auch nur, um das vermeintliche Übergewicht der linken Journalisten einzudämmen, mit dem Ergebnis, dass die Nachrichten im Bayerischen Rundfunk in den Achtzigerjahren etwa so aussahen. Natürlich ging es der CDU nur um die Ausgewogenheit der Presse, als die Treuhand auf direkte Anweisung der Bundesregierung die Filetstücke der ostdeutschen Presselandschaft ohne Ausschreibung an persönlich befreundete Verleger von Bundeskanzler Kohl und Außenminister Genscher verscherbelte. Nur die Freiheit der Presse war den Konservativen im Sinn, als man den SDR (dessen Gremien politikerfrei waren) durch den SWR (die Landesrundfunkanstalt mit dem höchsten Politikeranteil in den Gremien) ersetzte oder die Ministerpräsidenten Wulff und Carstensen vor sechs Jahren durchsetzten, dass die Landesregierungen Vertreter in den NDR-Gremien bekamen.

Und die CDU hat bis heute nicht wirklich daraus gelernt. Nicht wenige in der baden-württembergischen CDU glauben etwa ernsthaft, dass man im Frühjahr nur deshalb nach 58 Jahren aus der Landesregierung gewählt worden sei, weil der SWR von Stuttgart-21-Gegnern unterwandert gewesen sei.
 
AW: MDR-Intendant Udo Reiter kündet vorzeitigen Abschied an

Vorhin habe ich in einem der CDU-nahestehenden Forum gelesen, dass die Wahl der Stasiagentin Wille eine konsequente Folge der linken Indoktrination durch den MDR (!) sei.
Nicht wenige in der baden-württembergischen CDU glauben etwa ernsthaft, dass man im Frühjahr nur deshalb nach 58 Jahren aus der Landesregierung gewählt worden sei, weil der SWR von Stuttgart-21-Gegnern unterwandert gewesen sei.
Und beides ist ausgemachter Quatsch. Aber Verrückte gibt es durch die Bank in allen Parteien. Tatsache ist aber dass es ein Ungleichgewicht der Meinungen gab und auch andere Meinungen zur Geltung kommen müssen. Keine Partei hat die Weisheit oder Wahrheit für sich gepachtet. Mir wird bei Berichterstattungen mit eindeutig unterlegtem politischen Tenor immer mulmig.
 
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Jetzt passt ja alles beim DDR-Fernsehen in der Nalepa- pardon, Kantstraße.

Mit Willa hat der MDR eine Intendantin mit SED-Vergangenheit.

Die Diktatur des Prolls bestimmt das Programm. Klassenauftrag erfüllt!
 
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Außer Gerüchten finde ich bisher keinen belegten Hinweis auf eine Stasi- oder SED-Zugehörigkeit?
 
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Es reicht doch schon zu sagen, jemand habe eine "DDR-Vergangenheit", um ihn in die Ecke der Stasi-Kommunisten zu rücken.
 
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@ freiwild: Zeitung lesen hilft. Da hat sie zugegeben, noch vor Aufnahme des Studiums in die SED eingetreten zu sein.
War -glaube ich- die Mitteldeutsche, bin mir aber nicht sicher. Im Zweifel helfen Suchmaschinen.
 
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Wenn alle ehemaligen SED-Mitglieder, meines Erachtens gehören die Mitglieder der CDU, DBD (Demokratische Bauernpartei Deutschlands), LDPD und NDPD (die in CDU bzw. FDP aufgegangen sind) dazu, aus den Verwaltungen entfernt würden, würde es dort, auch in herausragender Stellung, sehr viele freie Stellen geben; seltsam ist nur, dass die Mitgliedschaft in der SED verwerflich ist, die Mitgliedschaft in den "Blockparteien" jedoch bei den "Eiferern" keine entsprechende Würdigung findet, obwohl diese Mitglieder mitunter "kommunistischer" waren als die SED-Mitglieder.
 
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Gut, in der MZ heißt es tatsächlich
Sie sei eben loyal zu ihrem Chef gewesen, sagen ihre Befürworter. Doch damit ist es vorbei, Wille hat die Zeichen der Zeit erkannt. Das belegt die dieser Zeitung vorliegende Abschrift ihres Vortrags, mit dem sie sich den Gremien präsentiert, ihre Sicht der MDR-Probleme, ihre Ziele und Strategien im Fall ihrer Wahl erläutert hat. Darin geht Wille, die 1986 promoviert hat, auch auf ihre DDR-Vergangenheit ein. Sie sei "im Sinne der Ideale meiner Eltern erzogen worden" und noch vor dem Studium in die SED eingetreten.
 
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Wille zu ihren Plänen für den MDR:

"2017 wird das Haus ein starkes multimediales Medienunternehmen sein. Wir werden von den Bürgerinnen und Bürgern in Mitteldeutschland wertgeschätzt werden, weil wir Qualitätsangebote für alle machen, für jüngere und ältere, weil wir das Geld, was wir bekommen haben, sorgsam verwalten. Wir werden stärker in der ARD sein. Wir werden mehr Gewicht dem Osten geben in der ARD, und wir werden dazu zur Herstellung der inneren Einheit Deutschlands mehr beitragen."

Dann mal tau!
 
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So ist das mit der Doppelmoral.
Der DDR-Rundfunk wurde einst von einem Nazi abgewickelt, über dessen mußtmaßliche Verwicklungen im dritten Reich man heute kaum mehr was findet. Beschwert hat sich darüber keiner. In den 80ern bekam der Mann sogar das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Das nun eine Frau MDR-Chefin wird, die mutmaßlich mal Mitglied der SED war, ist dagegen Sodom und Gomorra...
 
AW: MDR-Intendant Udo Reiter kündet vorzeitigen Abschied an

So ist das mit der Doppelmoral.
Der DDR-Rundfunk wurde einst von einem Nazi abgewickelt, über dessen mußtmaßliche Verwicklungen im dritten Reich man heute kaum mehr was findet. Beschwert hat sich darüber keiner. In den 80ern bekam der Mann sogar das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Das nun eine Frau MDR-Chefin wird, die mutmaßlich mal Mitglied der SED war, ist dagegen Sodom und Gomorra...
Die Personalie, auf die du hier anspielst, war in ihrer Funktion bezüglich des DDR-Rundfunks durchaus und zu Recht umstritten, aber die unglaubliche Borniertheit, sie mit ihrer Vita auf den Begriff Nazi zu reduzieren, hatte meines Wissens bis heute niemand.

Ich finde auch Frau Willes altes Parteibuch gar nicht so spannend, wie die Tatsache, dass sie in ihren bisherigen Funktionen beim mdr von den Korruptionsvorgängen wohl nichts mitbekommen hat.

Aber im Grunde hat Radiowaves ja Recht. Ich als Wahl-Wessi lasse den Ostdeutschen gerne ihren mdr mit der durchaus passenden Intendantin und hänge mich da nicht weiter rein.

Wirklich sehr viel besser sieht es in meiner konkreten hessischen Wahlheimat da ja auch nicht aus. Der Herr der Fliegen lässt grüßen.
 
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Ach, ich habe doch nur versucht die gleiche billige Polemik anzuwenden, mit der man jetzt über die neue Intendantin herfällt. Es ist doch unterm Strich müßig zu glauben, das jemand, der schon (zu) viele Jahre in das "System mdr" eingebunden war, jetzt tatsächlich etwas ändern könnte, geschweige denn wollen würde. Zynisch formuliert könnte man auf die Idee kommen, das sie gerade recht kommt, eben weil sie schon so lange in das Innenleben des mdr involviert ist. Das paßt deshalb, weil der mdr seit Wochen krampfhaft um Schadensbegrenzung bemüht ist und nicht wirklich an einer umfassenden Aufklärung interessiert zu sein scheint. Da kommt die doch gerade richtig. Andererseits hast du natürlich auch Recht, denn in anderen Anstalten sind Kungelei und Vertuschungsszenarien auch nicht anders, vom Parteien-Proporz ganz zu schweigen.

Nur in einem Punkt muß ich gewaltig intervenieren:
...aber die unglaubliche Borniertheit, sie mit ihrer Vita auf den Begriff Nazi zu reduzieren, hatte meines Wissens bis heute niemand.
Es hatte auch niemand vorher in der Geschichte jemand die Borniertheit so mit Menschen umzugehen, wie es dieser Mühlfenzl tat. Im übrigen hast du mir mit der Anmerkung indirekt sogar Recht gegeben, denn die neue mdr-Intendantin versucht man ja gerade ebenso auf ihre DDR-Vergangenheit zu beschränken. ;)
 
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Wegen des Weihnachtspaketes hatte ich schon moralische Gewissensbisse. Ich lege virtuell noch einige Orangen drauf.
Lieben Dank! Die grünen Orangen vom kubanischen Klassenfreund sind immer so trocken... Aber vergiß bitte nicht, "Geschenksendung, keine Handelsware!" draufzuschreiben, nicht daß es noch an der Grenze konfisziert wird.

Teeanbau? In diesen Regionen?
Die gemeine Pfefferminze ist ein gar garstig widerstandsfähiges Gewächs. Sie tunnelt wenns nötig ist auch breitere betonierte Gartenwege und taucht unvermittelt drüben wieder auf. Warum sie das nicht mit der Grenze geschafft hat, weiß ich nicht. Sonst wüßtest Du ja, daß das Zeugs in unseren Breiten gedeiht. Dazu noch ne menge mehr... so ein Thüringer Kräutertee ist doch manchmal ganz lecker...

Da ich Thüringer bin, liegt die Minze recht nah, nämlich in Kölleda.

Finnland, Nordindien, Sikkim, Nepal oder Bhutan wären geeignete Orte.
Von da kamen die, die ich als dorthin Gereiste kenne, bislang immer zurück. Was mir aber in Erinnerung bleibt, und es paßt durchaus zum Ausgangsthema (DDR, Wende und was davon blieb): ich "erbte" im Jahre 2004 an einem Berliner Forschungsinstitut Büro, Schreibtisch und Telefonnummer von einem mir seit Jahren bekannten Wissenschaftler. Nun war er 65 geworden, ging in Rente, machte (mit 65!!!) den Führerschein, organisierte sich ein Holzhaus in Schweden und zog mit seiner Frau dorthin. Vor der Wende war der Mann einer der Intellektuellen, die sich in Ostberlin nicht gerade gefahrlos mit Umwelt- und Friedens-Themen befaßten. Nun hatte er fertig. Wörtlich zu mir "ich kann die Zonenprolls nicht mehr sehen". Nichts von dem, wofür die Aktivisten vor 1989 gekämpft hatten, war geblieben. Für einige der bekannten einstigen "Bürgerrechtler" hatte er keine milden Worte mehr, vor allem für welche, die sich inzwischen heftig den aktuellen Verhältnissen prostituierten. Also raus aus dem Land und ins Holzhaus.

Das hat man oft falsch gesehen. Der CDU ging es darum ein Gleichgewicht der Meinungen herzustellen. Der Öffentlich-rechtliche Rundfunk war mancherorten doch recht einseitig Schlagseite rot?
Schwierig. Wie stuft man eine Redaktion ein, die im Herbst 1989 noch vor dem Abtritt Honeckers am 18. Oktober (übrigens ein wunderbarer, sonniger goldener Herbstwandertag, ein Mittwoch) die Chefs verjagte, sich selbst einen neuen Chef wählte, als erste über Montagsdemonstrationen berichtete und kritische Künstler live ins Studio lud ("Ich werde die Mauer wegsingen"), später dann undercover im Stasiknast (bzw. Psychiatrie) recherchierte? Dumm nur, daß diese Truppe später nach der Komplettübernahme der Machtstrukturen der alt-BRD genauso weitermachte: mutig, an wunden Punkten dran, nicht einlullend, keine gute Laune als Hauptziel. Das war für die CDU nicht zu ertragen. Ich behaupte: es wäre für keine Partei, die sich gerade in der Machtphase befindet, zu ertragen, weil es nicht kompatibel ist mit all den Widerwärtigkeiten, die der deutsche Parteien- und Kasten-Filz mit sich bringt und der vor allem eins braucht: Verschwiegenheit und verschlossene Türen, hinter denen geschlossene Zirkel in Ruhe agieren können. Beobachter, vor allem welche mit geschärfter Auffassungsgabe und Artikulationsfähigkeit, sind da der größte anzunehmende Unfall.

Das ist übrigens kein ausschließliches Radioproblem und kein Ostproblem: es gilt allgemein als "rot", wenn auf gesellschaftliche Probleme aufmerksam gemacht wird, wenn Minderheiten zu Wort kommen oder gar zu ihrem Recht kommen, wenn sich allgemein um etwas jenseits des Konsums gekümmert wird. Ich dachte viele Jahre lang, die einzigartig konsequente (Fachleute aus anderen west- und nordeuropäischen Staaten sind heute noch darüber entsetzt) Abwicklung der Hörfunkkultur (Kultur, nicht politische Redaktionen!) der DDR wäre eine reine Boshaftigkeit der "Sieger" gewesen. Heute weiß ich, daß überall im Land (auch in Westdeutschland, auch darüber hinaus) Bestrebungen laufen, unabhängige Kultur und unabhängige Stimmen zu zerstören. Das muß also nicht die abgesetzte Punk-Sendung im Radio sein, es kann auch finanziell gestutzte Orchester, Opernhäuser oder klassische Kulturwellen betreffen.

Deshalb erstaunt mich auch, wie es der Zündfunk auf Bayern 2 geschafft hat, all die Jahre in diesem doch sehr konservativen Freistaat zu überleben. Nach Ostmaßstäben wäre er seitens der CDU sofort in den Wildwest-Jahren ab 1990 zerstört worden. Da muß ich dem BR schon Respekt zollen, daß er diese Perle im deutschen Hörfunk bis heute erträgt.

Abgesehen davon war 1991 absehbar, daß die ostdeutsche Medienordnung bald Privatfunk erlauben wird, da hätte die CDU gewiß ihr Wunschprogramm gefunden, so daß keine Notwendigkeit bestanden hätte, sich an DT64 zu vergehen.

Übrigens ist die ex-DDR der einzige ehemalig "kommunistische" Landstrich in Europa, in dem der Hörfunk so konsequent zerschlagen wurde. Sowohl bei den Tschechen als auch bei den Polen als auch anderswo gibt es bis heute direkte Nachfolger der vor 1989/90 existierenden Anstalten, die laufen dort als öffentlich-rechtlich und sichern teils noch eine beachtliche Qualität. Was ich auf Rügen da ab und an auf Trojka aus Polen zu hören bekam, veranlaßte mich, meine Hotbird-Liste wieder mal zu aktualisieren, um da auch daheim reinhören zu können - ohne ein Wort zu verstehen. Allein die Musikauswahl zeugt von Liebe und Individualität, davon ist man beim MDR meilenweit entfernt. In Ostdeutschland mußten beim Rundfunk halt vor allem die Mandatsträger befriedigt werden, die keine wirklich starke Ostländeranstalt wollten. Es wäre für die Entwicklung des Ostens aber aus meiner Sicht sehr gut gewesen, diese Anstalt zu haben. Die Ossis hatten alle die gleichen Probleme, Sorgen und Ängste ab 1990. Sie hätten eine starke ARD-Anstalt verdient gehabt. Stattdessen gab es die Zersplitterung und im Falle Mecklenburg-Vorpommerns sogar eine geradezu unverschämte Annektion.

Die Personalie, auf die du hier anspielst, war in ihrer Funktion bezüglich des DDR-Rundfunks durchaus und zu Recht umstritten, aber die unglaubliche Borniertheit, sie mit ihrer Vita auf den Begriff Nazi zu reduzieren, hatte meines Wissens bis heute niemand.
Ich habe jetzt auch Google strapaziert und nix entsprechendes zum Thema Mühlfenzl gefunden. Hab ich was verpaßt, hab ich was vergessen oder war nix?

Ich finde auch Frau Willes altes Parteibuch gar nicht so spannend, wie die Tatsache, dass sie in ihren bisherigen Funktionen beim mdr von den Korruptionsvorgängen wohl nichts mitbekommen hat.
Dann sind wir wieder auf einer gemeisnamen Sachebene. Es ist mir schleierhaft, wie Frau Wille in ihrer Zeit beim MDR (seit Anbeginn!) und vor allem seit 1996 als juristische Direktorin von all den Sauereien nichts gewußt haben soll bzw. falls doch, nicht gehandelt hat bzw. falls doch, man davon extern nichts gespürt hat, und sei es auch nur die Tatsache gewesen, daß man sie deswegen hinausgemobbt hätte oder sie resigniert gegangen wäre. 1997/98 leitete sie die juristische Kommission von ARD und ZDF, also auch eine Gelegenheit, aus dem Mustopf MDR hinauszuschauen. Das geht mir alles nicht in die Rübe rein. Soll ich jetzt an radikales Durchgreifen glauben? Oder wird es programmlich Akzente geben, die über das, was bislang an juristischem Durchgreifen gab, weit hinausgehen? Schauen wir mal in 3 Jahren drauf... zu verlieren gibt es ja nichts, wenn nichts da ist.
 
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Zu Mühlfenzl und seinem Wirken vor 1945 habe ich auch nichts gefunden, außer das er im Krieg war (Jahrgang 1919). Sein Wirken nach 1945, oder besser, ab 1969, als er Fernsehchefredakteur des Bayerischen Rundfunks wurde, ist im Spiegel recht ausführlich in zeitgenössischen Reportagen dokumentiert

http://www.spiegel.de/suche/index.html?suchbegriff=m%FChlfenzl

Besonders empfehlenswert: ein Portrait aus dem Herbst 1990.
 
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radiowaves schrieb:
Wie stuft man eine Redaktion ein, die im Herbst 1989 noch vor dem Abtritt Honeckers am 18. Oktober (übrigens ein wunderbarer, sonniger goldener Herbstwandertag, ein Mittwoch) die Chefs verjagte, sich selbst einen neuen Chef wählte, als erste über Montagsdemonstrationen berichtete und kritische Künstler live ins Studio lud ("Ich werde die Mauer wegsingen"), später dann undercover im Stasiknast (bzw. Psychiatrie) recherchierte?
Als mutig. In einer westdeutschen Station wohl undenkbar. Da bleibt es dann bei gelben T-Shirts.

Deshalb erstaunt mich auch, wie es der Zündfunk auf Bayern 2 geschafft hat, all die Jahre in diesem doch sehr konservativen Freistaat zu überleben.
Mich ehrlich gesagt auch. Vielleicht der Beweis für die kulturelle Toleranz der CDU/CSU?

Da ich Thüringer bin, liegt die Minze recht nah, nämlich in Kölleda.
Oder in St. Gangloff? Fix und fertig zum Aufbrühen.

so ein Thüringer Kräutertee ist doch manchmal ganz lecker...
Die Rostbratwurst schmeckt mir besser.
Freut mich dass Du meinen gehässigen Ausfall so humorvoll nimmst. Ich bessere mich. Schliesslich ist bald Weihnachten. Und das Paket!
 
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Mühlfenzl hatte es immerhin bis zum Wehrmachts-Offizier geschafft*... und so hat er sich, vorsichtig formuliert, bei der Abwicklung des DDR-Funks auch benommen.

* Quelle "Wehe dem Sieger" von Daniela Dahn, erschienen bei Rowohlt, 2009


Und noch eine andere Anmerkung: In keinem anderen Land geht man so mit den Hinterlassenschaften des einstigen Rundfunks/Fernsehen um, wie in Deutschland. Wer es nicht glaubt, schaue sich per Astra und/oder Hotbird mal die Programme unserer östlichen Nachbarn an. Nirgendwo ist man so verkrampft, wenn es um die einstigen Medien geht und nirgendwo hat man so alberne Kunstbegriffe wie Ostalgie und ähnlichen Schmarn erfunden. Man geht auch nirgendwo so stiefmütterlich mit der einstigen Kultur um, wie hier. Dort gehört es einfach dazu, weil es halt ein Teil der Geschichte ist. Und nun ist es ausgerechnet der mdr, der diese sogenannte "Ostalgie" in einer Art und Weise verklärt, dass einem speihübel werden könnte. Insbesondere der rbb als einzige Ost-Anstalt, hätte so unendlich viele Möglichkeiten dem etwas entgegen zu setzen. Aber man tut es nicht. Lieber schaut man zu, wie der mdr beispielsweise ausgerechnet eine der schlimmsten Demagogie-Reihen des DDR-FS ("Der Staatsanwalt hat das Wort") im Nachtprogramm wiederholt, worüber die Westdeutschen völlig zu Recht nur noch mit dem Kopf schütteln können.
 
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Die Kommentierungen erspart man dem Zuschauer zum Glück, soll heißen die sind weggeschnitten.
 
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Eine sehr schöne Zusammenfassung!

@MDR: Bitte nicht vergessen dies bei der Verabschiedung mit ein zubauen!

...und wo bleibt die audio-datei?!;)


aUDiO-Datei?

Wir bleiben dabei. Bei der

neuen mitteldeutschen Wille.


Der Text steht. Siehe oben. Wer macht jetzt die Vocals?


PS:
Was bedeuted eigentlich Tri-Mediale Anstalt?

Udo etablierte als Pionier bereits in den 90ern
die erste TRI-Mediale Anstalt:
Den MDR als 3-Laenderanstalt.
 
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