MDR SPUTNIK - Programm und Musik

Von dem einstigen DT64 ist aber schon sehr sehr lange nichts mehr übrig. Das verflüchtigte sich schon vor einigen Programmreformen aus dem Sputnik-Programm. Und wenn man es genau nimmt, verschwand vieles auch schon in der Endphase von DT64, weil aufgrund der damaligen Unsicherheiten Teile des Teams zum ORB abwanderten und damit bereits eine schleichende Ausdünnung des Programms begann. Diese "wilde Zeit" zwischen Ende 89 und Juli 1992 wird sich so oder so nicht mehr wiederholen. Die Hörgewohnheiten sind heute anders, die Informationsquellen sind andere, das Radio selbst hat heute einen ganz anderen Stellenwert als zu jener Zeit. Letztlich ist auch die Jugend von heute eine andere als die damals. Jugendliche von heute sind nicht annähernd so politisch interessiert wie zur Wendezeit, was schon allein daran liegt, das man damals auch als Heranwachsender um die Thematik gar nicht drumherum kam. In diesem kurzen Wimpernschlag der Zeit zwischen Ende 89 und 1992 hatte das Programm die Chance Radio mit all seinen Facetten frei zu entfalten, denn das alte System (DFF) war noch nicht ganz weg und das neue (ORB/MDR) noch nicht ganz da. Die Macher von DT64 haben die Chance damals genutzt. Ein solches Zeitfenster wird es aber nie wieder geben, weil man als Radiomacher heute viel zu vielen Zwängen unterworfen ist, beim Privatfunk noch mehr als beim ÖR. Völlig frei agieren können, ausprobieren, Grenzen ausreizen und auch mal überschreiten, Tabubrüche in jeder programmlichen Hinsicht - das alles ist heute Illusion und kann sich kein Sender mehr leisten.

Das ein DAB-Boom im mdr-Sendegebiet den Sender schlagartig vorantreiben würde, darf übrigens durchaus angezweifelt werden. Zum einen gibt es schon jetzt genügend Alternativen bzw. Mitbewerber auf DAB und zum anderen ist ein Programm dass ausserhalb von Sachsen-Anhalt und dem Raum Leipzig niemand kennt, halt nur irgendein Programm von vielen. Wer aus der heutigen Sputnik-Zielgruppe weiß denn noch etwas mit dem Begriff DT64 anzufangen? Höchstens ein minimaler Bruchteil.
 
Leider sehr viele Argumente, um Sputniks langweiliges Programm auch noch zu verteidigen. Niemand hat behauptet, dass Sputnik, auch Jump genannt, heute über den Mauerfall berichten solle. Dafür gibt es heutzutage viele andere, wichtige Themen, über die man berichten könnte. Das sich das Nutzungsverhalten verändert hat, liegt einzig und allein am Sender. Beim Thema DAB + gebe ich dir recht. Für so ein langweiliges Format muss man sich DAB + nicht anschaffen. Der Boom bleibt aus.
 
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Und wenn man mal ehrlich ist: vieles bei DT 64 wäre jetzt überhaupt nicht mehr zeitgemäß. Die Zielgruppe ist eine ganz andere. „Jugendradio“ ist eigentlich das, was heute die 14-49 jährigen sind, bei DT gabs auch Oldiesendungen und Sendungen, die heute den Rahmen sprengen und eigentlich eher Akademiker ansprechen, wo es um Kunst und Theater ging, wo über Schiller und Shakespeare oder Heinrich Böll gesprochen wurde, das klingt dann wie der Deutschlandfunk 1975 und auch wenn ich nicht ungebildet bin ist mir das ne Spur zu hoch, das wären Inhalte, die mich nicht interessieren und die ich in der Form auch in einem Jungendradio nicht mehr als zeitgemäß empfinde.

So geschichtliche und kulturelle Themen werden auf Dlf Nova heute ausgedehnt und zeitgemäß vermittelt, leider fehlt dort das breit gefächerte Musikspektrum, wie es das bei DT64 gab und die redaktionellen Inhalte im Tagesprogramm. Sowas wie das Parocktikum wäre auch heute noch möglich, kleine Bands ohne Plattenvertrag gibt es massig, nur verboten sind sie nicht, aber man könnte das auf jeden Fall thematisieren und auch 1 oder 2 Songs von damals spielen.

Und wenn ich mir den Morgenrock anhöre ist die Musik stark abhängig vom Moderator, weil die Alle ihr eigenes Ding gemacht haben und je nachdem wer grad moderiert kann die Musikauswahl halt recht gut oder recht mies sein.

Sowas geht heute nicht mehr. In der Morningshow und im Tagesprogramm muss ein ausgeglichenes Musikprogramm laufen, Specials kann man dann nach 18 Uhr machen.

DT 64 wäre kein Programm, das ich mir jeden Tag an der Arbeit anhören kann und auch die lange Silvesternacht, die ich habe, die bis zum nächsten Morgen geht würde ich an Silvester nicht hören wollen, weil ich auf die meiste Musik dort nicht feiern könnte. Das wäre ne Sendung, die ich im stillen Kämmerchen allein hören würde, aber nicht wenn ich dick Party mit Kumpels machen will.

Dann gibt’s aber auch wieder so Inhalte wie Dr. Kaos, der Flachwitzmässig eigentlich schon Richtung heutiger Privatfunk geht. Das wirkt auch, wenn ich an damalige Verhältnisse denke gar nicht so wild und frech wie der Rest von DT. Was macht Karsten Blumental eigentlich heute? Ich hab ja erst im Nachhinein mitbekommen, dass er dort laufen gelernt hat.

Wahrgenommen hat den meine Generation wohl eher im Kinderkanal als Moderator der ersten Stunde und dann als Herr Fabian bei Schloss Einstein. Es gab aber nach Sendeschluss immer eine Schleife wo sich die Moderatoren vorgestellt haben, da fand ich den Einspieler von ihm am coolsten, wo er die ganze Zeit an einer Mauer lang läuft und dann immer sagt „Hinter dieser Mauer...“ und einmal ist da auch ein Foto von DT 64 wo er noch ganz jung ist, aber ich glaub, das hab ich erst später realisiert.

Ich finde also schon, dass der Geist von DT in den coolen Sachen von jetzt weiterlebt, bei radioeins z.B. Wo ja auch einige von damals arbeiten (Meine heimliche Liebe Marion Brasch z.B. ;)) oder eben auf Dlf Nova und Kultur.

Aber man sieht halt auch an so Aktionen wie der Top 2000 D, dass dort eine ganz andere Schicht angesprochen wird, da sind sehr viele Oldies (logisch dass ich damit nicht die damals aktuellen Titel meine) dabei und das würde so (auch wenn man die damals neuen Titel gegen aktuelle austauscht) heute eher auf SWR1 laufen, als auf SWR3 und SDR3 war ja in dem Sinne auch kein Jugendprogramm, sondern ein Sender für die „junge werberelevante Zielgruppe“, also 14-49, weil es eigentlich noch gar keine reinen Jugendsender gab.

Der Begriff „Jugendradio“ hatte damals eine ganz andere Bedeutung.

Die Masse der Jugendlichen (also 12 bis Anfang/Mitte 20) will und wollte doch nie Oldies hören. Eigentlich sollte Musik, die älter als 10 Jahre ist außerhalb von Specials kaum Beachtung finden, finde ich zwar schade, ist aber nunmal so. Die meisten Teenies interessieren sich nunmal für das, was grad angesagt ist, egal welcher Subkultur sie angehören und DT 64 würde auch jetzt nicht mehr die Sprache der Jugendlichen sprechen.

Auch Dlf Nova spricht eher die Sprache von Studenten und Hipstern, also jungen Erwachsenen, denke das 14 bis 20 jährige, das eher weniger hören und radioeins ist sowieso „Nur für Erwachsene“...

Ich weiß noch wie schlimm das für mich war, als ich in den 90ern keine Identifikation mit irgendwas hatte was neu war. Ich fand fast nur alte Musik geil und Hip Hop mochte ich zwar teilweise, fand aber den Style und die kiffenden Gangstertypen total scheisse. Ich hab schnell gemerkt, dass sämtliche Subkulturen gleich funktionierten, wenn man nicht mit lief wurde man ausgeschlossen, so war ich immer Außenseiter, nur gabs bei mir keine tollen Oldiesender wie Schwarzwaldradio und auch keine Jugendkulturradios.

Als Planet Radio 1997 startete war ich voller Vorfreude, merkte dann aber schnell, dass der Sender offenbar alle versteht, nur mich nicht.

MTV Kitchen war son Ding was ich ganz gut fand, gabs aber nicht lang.

Und auf die Straße gehen wegen einem Radiosender würde heute Niemand mehr, weil das Sprachrohr bei Jugendlichen ganz wo anders liegt. Das war doch nur, weil die Zeit es eben erforderte, weil der Osten zwar offen aber in dem Moment auch perspektivlos war, Niemand hatte Halt, weil keiner wusste wies weiter geht und deshalb war die Politik auch so wichtig. In dem Sinne hat sich auch damals Niemand für Politik interessiert sondern eben für den Umbruch und der war halt zufällig politisch.

Am 11. September 2001 haben auch alle Jungendlichen Angst gehabt, da hat’s aber Niemanden interessiert weils politisch war, sondern weil Alle Angst hatten dass es Krieg gibt.

LG Tobi
 
auch die lange Silvesternacht, die ich habe, die bis zum nächsten Morgen geht würde ich an Silvester nicht hören wollen, weil ich auf die meiste Musik dort nicht feiern könnte. Das wäre ne Sendung, die ich im stillen Kämmerchen allein hören würde, aber nicht wenn ich dick Party mit Kumpels machen will.
Bei dieser einen Silvesternacht die da im Umlauf ist, muss man allerdings beachten, dass es sich um die Nacht der Abschaltung von DT64 in Mecklenburg-Vorpommern handelt, also keine "normale" Silvesternacht. Unter diesem Aspekt sollte man sich das auch anhören.

Dann gibt’s aber auch wieder so Inhalte wie Dr. Kaos, der Flachwitzmässig eigentlich schon Richtung heutiger Privatfunk geht.
Das kommt ganz drauf an. Auch der Humor war Ende der 80er noch ein anderer als heute.

Was macht Karsten Blumental eigentlich heute?
Er ist überwiegend hinter den Kulissen tätig, unter anderem als Autor.

Aber man sieht halt auch an so Aktionen wie der Top 2000 D, dass dort eine ganz andere Schicht angesprochen wird, da sind sehr viele Oldies (logisch dass ich damit nicht die damals aktuellen Titel meine) dabei und das würde so (auch wenn man die damals neuen Titel gegen aktuelle austauscht) heute eher auf SWR1 laufen, als auf SWR3 und SDR3 war ja in dem Sinne auch kein Jugendprogramm, sondern ein Sender für die „junge werberelevante Zielgruppe“, also 14-49, weil es eigentlich noch gar keine reinen Jugendsender gab.
Nein! Damals wurde Musik noch anders behandelt. Da hatten natürlich auch Oldies Platz in der jugendlichen Zielgruppe. Immerhin war das die Musik, welche man mehr oder weniger zwangsweise kannte, weil es der Sound der Elterngeneration war. Das ist heute übrigens nicht anders, wo die Kids die Musik der 90er als Oldies abtun und selbige mal mit mehr und mal mit weniger Begeisterung zur Kenntnis nehmen. Die anderen damaligen Jugendsender klangen zumindest tagsüber ja auch nicht anders. Es war halt eine andere Zeit, so komisch sich das aus heutiger Sicht auch anhören mag.

Die Masse der Jugendlichen (also 12 bis Anfang/Mitte 20) will und wollte doch nie Oldies hören.
Das halte ich für Unsinn. Die Frage ist eher wie man ältere Titel ins Programm integriert und natürlich auch wie oft man sowas macht. Da ist dann wieder die Kunst des Moderators gefragt.

Das war doch nur, weil die Zeit es eben erforderte, weil der Osten zwar offen aber in dem Moment auch perspektivlos war, Niemand hatte Halt, weil keiner wusste wies weiter geht und deshalb war die Politik auch so wichtig. In dem Sinne hat sich auch damals Niemand für Politik interessiert sondern eben für den Umbruch und der war halt zufällig politisch.
Oxymoron-Handbuch, Seite 8?
 
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Nee,

einfach die persönlichen Erfahrungen und Betrachtungsweisen. Ich merke doch auch, dass die Meisten meiner Generation und der danach sich nicht für Musik vor ihrer Wahrnehmung interessieren. Klar da gibts dann so 2 oder 3 Platten, die man von den Eltern mitgenommen hat, aber vor den 90ern sind die Meisten irgendwie nicht aufnahmefähig.

Und im allgemeinen Tagesablauf ist und war es nunmal, seit ich jugendlich war so, dass der Dudelfunk bei den Meisten wie festgenagelt im Radio eingestellt war und je jünger es ging umso mehr wurde auch gewechselt.

Das sind meine persönlichen Erfahrungen, mag sein, dass das im Osten anders war, aber die Meisten in meinem Alter wollten immer das Neuste hören um sich zu profilieren, egal ob es gut oder schlecht war, es wurde halt mitgetanzt und Alles für geil befunden. Ich erinnere mich noch an meinen Abschluss, es gab da ne Disco, aber ich bin da nicht lang geblieben, weil NUR SCHEISSMUSIK lief, aber das war die Musik, die damals Alle hören wollten und es war NUR neue Musik und hätte ich mir einen Oldie oder was aus den 80ern gewünscht, wäre das Niemals gelaufen, man hätte mich ausgelacht oder aufs Maul gehauen und so wurde ich immer für die peinliche Musik ausgelacht, die auf meinem Walkman lief. Es hat auch Niemanden interessiert ob die gut oder schlecht war. Selbst, wenn das Jemandem gefallen hat, hätte er es öffentlich nie zugegeben.

Klar gabs immer Outsider und bei den Alternativen war auch Platz für Zeppelin oder Deep Purple und Pink Floyd, aber sowas wurde dann halt angerissen und dann verzog man sich wieder in die Nu Metal Welt.

Seit ich denken kann ist und war das einfach so. Das hängt auch stark mit Image und Identifikation zusammen. Weil die Meisten im Jetzt leben und ihnen die Vergangenheit egal ist, weil sie sich nicht damit identifizieren können.

Wenn ich jetzt die Musikvideos aus meiner Jugend sehe, dann wird mir ganz komisch. Der Style, die Optik... das war irgendwie schon damals ganz schön billig und wirkte Alles so Wannabe mässig, während ich mich mit der tollen Athmosphäre in den meisten 80er Jahre Videos, die zwar jetzt Oldschool aber eben nicht billig wirken viel besser identifizieren konnte. Komischerweise werden diese Artefakte, wie man sie auf VHS Cassetten findet oder die körnige 16 mm Optik jetzt wieder vor Allem in Musikvideos angewendet.

Naja klar ist das Geschmacksache, aber trotzdem: Auf MTV laufen jetzt wieder Musikvideos und ab 18 Uhr kommen Klassiker. Da läuft Alles von Bowie bis Limp Bizkit, aber erschreckend viel, was ich als noch gar nicht so alt empfinde und dann fällt mir plötzlich auf, dass das doch schon 15 Jahre her ist. Die Sachen, die damals schon da waren verlieren irgendwann den Bezug zur Zeit - jedenfalls ist das für mich so. Das bleibt dann einfach so stehen und altert nicht mehr, weil es eben schon immer da war "immer" im Sinne von "seit ich denken kann.", aber wenn was neu ist dann ist das ein anderer Bezug. Erstens, weil ich das JETZT erlebe und zweitens weil es alt wird und ich das nicht merke. Ich denke dann immer "aber das war doch erst gestern..." und auf Einmal ist die Platte auch schon wieder 10 Jahre alt, aber dann schwebt sie in so nem Zwischenraum zwischen "Noch nicht alt genug um interessant zu sein." und "nicht mehr neu genug um hip zu sein...", aber diese "Neue" Musik wird nicht so zum Klassiker, wie die richtigen alten Klassiker, die eben schon immer da waren.

In so Filmen aus den letzten Jahren muss immer so ein Vintageschimmer drüber. Es geht ganz oft um Coming out of Age und entweder sie spielen in den 80ern oder es ist viel Bezug zu den vergangenen und Popmässig prägensten Jahrzehnten zu spüren. Manchmal erkennt man nur am iPhone, dass das Ganze im Jetzt spielt, aber bei Sachen wie "Tote Mädchen lügen nicht" ist es urplötzlich ganz wichtig, dass dort Cassetten, Walkmans und Ghettoblaster eine große Rolle spielen.

DInge, die ausser ein paar Freaks Niemand mehr interessieren.

Ich lebe dieses Retroding schon bevor diese Ausdrücke "Kult" und "Retro" überhaupt im allgemeinen Sprachgebrauch aufgetreten sind, das kam nämlich erst über die 90er, zu dem Zeitpunkt als die Popkultur anfing sich zu wiederholen, in der Mode und in den Trends.

Kleine Revivals gabs immer (in den 70ern war es wieder modern irgendwo ein altes Röhrenradio stehen zu haben und es gab eine kleine Rock'n'Roll/Rockabilly Welle, die zum Ende der 70er im Aufkommen der Teds gipfelte), aber wenn ich mir so Parker Lewis von 1990 ansehe, sehe ich da modemässig ganz viele Referenzen zu den 50ern (Elvis artige Frisuren), den 60ern (Grunge, Arbeiterhemden und Jeans) und den 70ern (Wiederaufkommen der Hippies und Neuaufkommen der Technobewegung) und dann so verpsielte große Schriften und Pop Art Muster, als ich so 13 war kamen dann die Lavalampen wieder und schrill bunte Möbel. Designs waren ähnlich dem Space Age, aber Alles rund und verspielt, sämtliche Techniksachen aus der Ära so bis in die 10er Jahre sind eigentlich indiskutabel hässlich und in Plastikoptik. Ich fand das damals scheiße und ich finde das auch im Nachhinein zum Kotzen hässlich. Das war so die erste mir bewusste Zeit, wo sich Alles wiederholte und neue Trends schon mal da waren. Inlineskates, Skateboards, Leucht Jojos...

Ich fand immer das technisch-professionell wirkende 80er Design am Coolsten, weil es in meiner Zeit nur hässliche rundlich verspielte Plastikscheiße gab. Selbst teure Sachen aus der Zeit (Handies, Discmans, Computer - denkt mal an die ersten Macbooks) waren ekelhaft, aber es gab nix Anderes, es gibt wenige Ausnahmen aus der Zeit, wo ich sagen würde "Das ist ein schönes Design". Und genau so sehen auch die Filme und Musikvideos aus der Zeit aus... bin ich froh, dass das vorbei ist.

Die Identifikation ist als Jugendlicher wichtig. Man braucht Halt, oder das Gefühl Halt zu haben. Wenn man aber das Gefühl hat, in seinem "Kult" allein zu sein ist das ganz schön mies. Ich beneide die Leute, die in ihrer Pubertät glücklich mit dem waren, was da war und das so leben konnten, ich konnts nicht.

Dementsprechend sehe ich das vielleicht auch Alles falsch oder zu subjektiv.

ICH mag alte Musik, aber in einem Jugendprogramm, dass man zielgruppenmässig als solches betitelt haben sie ausserhalb von Specials meiner Meinung nach nix verloren, weil die Zielgruppe sie eben nicht hören mag und die, die das wollen schalten eben ein anderes Programm ein oder machen sich Listen auf Spotify.

Ich habe mir kürzlich den Start von N-Joy Radio angehört und die haben damals schon damit geworben, dass sie keine Oldies spielen, weil Jugendliche das eben nicht anspricht und die Wünsche die da so liefen waren zu dem Zeitpunkt maximal 4 bis 5 Jahre alt, der Glen Medeiros Titel, der zwischendrin gespielt wurde wirkte reichlich antiquiert zwischen dem ganzen Dance und Hip Hop Zeug, obwohl er nicht wirklich alt war.

Musik ist früher auch schneller hörbar gealtert, weil die technische Entwicklung was das Sounddesign angeht viel schneller ging. Heute fällt das nicht mehr so auf, weil Genres viel festgelegter sind als in den 80er und 90er Jahren.

LG Tobi
 
Das geht jetzt zwar völlig vom Thema weg, aber da würde ich dann doch drauf antworten wollen.
Grundsätzlich ist in der Regel immer die Musik der Teenager- und Jugendzeit DIE Musik. Das hat was mit der eigenen Verklärung der Zeit als Jugendlicher zu tun, die man selbst beinahe zwangsläufig mit seiner eigenen Geschichte betreibt. Psychologen können das sogar nachvollziehbar erklären, denn das Hirn merkt sich eher positive Momente und Erlebnisse als negative. Jedenfalls ist das bei den meisten so und das ist auch in Ordnung. Bei unserer Generation sind das weitestgehend die 80er. Bei den heutigen Teenagern wird das die Musik von heute sein.
Die Musik in den 70er, 80er bis in die 90er hinein, wurde allerdings genreübergreifend wahrgenommen. Das läßt sich auch gut an den damaligen Jugendsendungen in Funk und Fernsehen ablesen. Das ist heute nicht mehr so. Heute ist man entweder HipHop-Fan oder Gitarren-Freak, irgendwas dazwischen gibt es nicht. Das wäre das eine.
Zum anderen gibt es immer wieder Musik, welche fast in jeder Dekade ein Revival feiert, sei es durch Neueinspielungen, Cover-Versionen oder sonst irgendwelche Ereignisse. Leise Vorahnung: wenn im Dezember die beiden neuen Abba-Songs erschienen sind, wird es mal wieder eine Abba-Welle geben, jede Wette. Die spiegelt sich dann natürlich auch in der aktuellen Musik wieder. Wenn man sich alleine anschaut, wo Rapper heutzutage alles klauen, von Dance- und DJ-Mumpitz ganz zu schweigen. Insofern ist da jede Menge altes
Zeug, was auf heutige Teenager als vermeintlich neu losgelassen wird. Analog dazu kann man sich ja auch mal im Kino umschauen. Momentan hat man das Gefühl, das nie zuvor soviele Remakes einstmals erfolgreicher Kinofilme aus den 80ern produziert werden wie heute. Daher würde ich das mit dem neu eher als relativ oder gar subjektiv betrachten. Es gab immer Nummern, welche zu jeder Zeit und fast überall funktionierten. Mittlerweile nennt man die ja Alltimehits. Beatles, Stones, verschiedene Queen-Nummern, David Bowie, welche auch schon in den 80er Jahren schlichtweg alt waren (u.a. Bohemian Rhapsody). Entscheidend ist da die Dosierung und wie der DJ bzw. heute halt der jeweilige Moderator damit umgeht.
Musikvideos haben damit überhaupt nichts zu tun. Die 80er und 90er waren halt die Hoch-Zeit von MTV und Viva. Das Internet gabs in der Form noch nicht und an Portale wie Youtube und Artverwandtes, wo praktisch jeder seine Videokunst unter beweis stellen konnte, war noch gar nicht zu denken.
 
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Ich bin aber erst 86 geboren, die meiste Musik, die ich gut finde ist also älter als ich bzw. war ich Kleinkind als sie neu war.

Das mit den Covers und Remakes ist so eine Sache. Auch da gabs in der Vergangenheit immer wieder Hochzeiten. Die Schlager der 30er bis 50er Jahre waren größtenteils Coverversionen, weil die Rechtesituation eine ganz andere war. Die ersten Schlager stammen oft von Operetten Themen ab und ab den 50er Jahren sind die meisten Schlager Coverversionen von internationalen Originalen. Das bleibt dann erst mal bis in die frühen 60er so und in den 50er und 60er Jahren waren viele Remakes im Kino, was sicherlich auch damit zu tun hat, dass der Stummfilm da noch nicht lange her war und es bis in die 60er noch unzählige Schwarzweiß Filme gab, die man farbig haben wollte.

Auch zur Beat Zeit wurde viel gecovert und in der Disco Zeit dann auch wieder. Während der Techno Zeit war es auch ganz schlimm. Es gibt da ups and downs. Dazu kommen zu jeder Zeit viele Songs, von denen man gar nicht weiß, dass das Covers sind. Along comes mary von der Bloodhound Gang habe ich nie als Cover wahr genommen, ist aber eigentlich von The Association von Ende der 60er und die unterscheiden sich auch in Harmonie und Melodie. Sowas gibts häufig. Bekanntes Beispiel ist auch Tainted Love von Soft Cell oder Rockin' All over the World von Status Quo.

Was ich jetzt erst gelesen hab ist, dass die Genres sich heute näher sind, als sie jemals waren, weil Alles immer mehr verwächst und die Wortanzahl pro Titel im Vergleich zu früher zwar steigt, sich standardisierte Wörter aber öfter wiederholen, als früher, woduch immer mehr Individualität und Inhalt verloren geht. Tja die Popmusik ist weitgehend optimiert. Ich habe aber ausserdem gelesen, dass 1985 das Jahr war, wo am Wenigsten unterschiedliche Genres und innovative Titel in den Charts waren. Wenn ich das mit heute vergleiche, kann ich das eigentlich nicht bestätigen - egal ob D Top 100 oder Billboard oder sonstwas.

Und naja, das mit den Subkulturen kann ich auch nicht bestätigen, es gab zu jeder Zeit Jugendliche, die ein Ding gemacht haben und Schlager scheiße fanden und dafür Hard Rock oder Beat oder sonst was hörten. In den späten 60ern kamen die ersten Jahrgänge, wo mehr englische als deutsche Titel in den Charts waren.

Na klar: Funk und Fernsehen waren anders aufgestellt und es gab eben nur einzelne Sendungen zur Populärmusik an sich (Beat Club, Hitparade, Musikladen, disco, Rockpop in Concert, Musik aus Studio B, Starparade und ein paar Personality Shows wie die Schaubude oder auch Talentschuppen) und da mussten eben soweit es geht auch die härteren Töne angeschlagen werden, ich glaube aber nicht, dass die, die disco wegen Uriah Heep oder Deep Purple geguckt haben auch automatisch Vicky Leandros oder Demis Roussos sehen wollten genauso umgedreht. Viele fanden vielleicht Alles gut, was aktuell war, aber die Meisten hatten auch damals schon ihr Genre, was sie lieber mochten, da muss man ja nur mal Plattensammlungen durch gucken und dann sieht man das auch. Und ich hab den Niedergang von Formel Eins noch miterlebt, wo Viele (inklusive wir) noch kein Kabel hatten und das die einzige Möglichkeit war Musikvideos im Fernsehen zu sehen. Dann hatten wir Kabel und MTV, ab 93 VIVA und in der ARD gabs noch längere Zeit Hitclip und im ZDF Chart Attack.

Und logisch: Hier in Kassel war bis in die 80er radiotechnisch nicht viel los, bis auf die frankfurter Schlagerbörse und dann die Hitparade international und ein paar Special Interest Sendungen, da gingen halt nur Übereichweiten, AFN, Luxemburg, BFBS, RIAS usw... und wenn sonst nix da ist hört man halt das kleinere Übel, so war das bei mir ja auch. In meinem Fahrradradio konnte ich entscheiden ob ich FFH oder hr3 hören will, da hab ich halt hr3 gehört. Damals 1997 war das aber auch schon ganz schön Scheiße. Zuhause hatte ich dann sehr bald Kabel in meinem Zimmer. Trotzdem, eine C90 Cassette aus dem Radio aufzunehmen hat bei mir meistens Wochen gedauert, weil ich einfach viel zu viel Musik nicht mochte.

Ich habe den dumpfen Verdacht, dass die beiden ABBA Titel so neu klingen (mit Autotuning und super sterilem hippen seichtem Radiosound), dass sie mir nicht gefallen werden und ABBA Gold in der x-ten Remastered Edition erweitert durch die neuen Titel wieder ganz vorne auf die Album Charts schiesst.

LG Tobi
 
Was ich jetzt erst gelesen hab ist, dass die Genres sich heute näher sind, als sie jemals waren
Das ist zutreffend. Die Genres verschmelzen mehr ineinander, mitunter sehr gezielt, weil man damit ein größeres Publikum erreicht. Manches davon klingt aber gar nicht mal so schlecht. Es entwickelt sich halt auch Musik zwangsweise weiter, denn alle existierenden Akkorde sind bereits hundertfach gespielt und in allen möglichen Varianten verarbeitet und veröffentlicht worden.

Funk und Fernsehen waren anders aufgestellt und es gab eben nur einzelne Sendungen zur Populärmusik an sich (Beat Club, Hitparade, Musikladen, disco, Rockpop in Concert, Musik aus Studio B, Starparade und ein paar Personality Shows wie die Schaubude oder auch Talentschuppen) und da mussten eben soweit es geht auch die härteren Töne angeschlagen werden, ich glaube aber nicht, dass die, die disco wegen Uriah Heep oder Deep Purple geguckt haben auch automatisch Vicky Leandros oder Demis Roussos sehen wollten genauso umgedreht.
So meinte ich das nicht. Es gab mehr Respekt vor den anderen Genres. Man nahm sie halt zur Kenntnis und betrachtete sie nicht gleich von vornherein abwertend. Ganz gut ablesen kann man das auch an dem einstigen Jugendblättchen Bravo, heute nur noch ein Schatten seiner selbst. Da kann man fast erschrecken, wenn man sich anschaut, was Deutschlands Jugend mal so alles supermegagut fand... ;):D

dass die beiden ABBA Titel so neu klingen (mit Autotuning und super sterilem hippen seichtem Radiosound),
Das glaube ich eher nicht. Dafür sind alle vier viel zu sehr Profi.
 
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Naja aber Jugendliche früher waren anders sozialisiert als heute. Da war eben auch Schlager noch ein Thema, in den 60ern Manuela und Gitte und Rex Gildo aber auch die Stones, die Beatles und the Who, aber Kommerz war das doch schon immer.

Die gesellschaftlichen Themen und Sexualität sind da noch viel prüder behandelt worden, wobei ich die 70er zur Disco Zeit deutlich freizügiger finde, als die 80er und in den 90ern ist es dann wieder extremer durch Techno und Hip Hop. So freche Mädchen wie Samantha Fox finde ich jedenfalls deutlich vorsichtiger...

Die Bravo muss sich eben auch anpassen und das finde ich völlig in Ordnung.

ABBA... das hat nix mit Professionalität zu tun. Im heutigen Sounddesign ist eine andere Ästhetik als in dem der 70er oder 80er. Frühe ABBA Songs klingen ja auch ganz anders als das letzte Album oder gar The Day before you came, das hat schon diese Wave Ästhetik, während die frühen Sachen eher so diesen Bubblegum Sound haben und die späteren Richtung Ende der 70er schon so discomässig sind.

Heute wird anders abgemischt. Natürlich werden da sicherlich Dinge angewendet, die ABBA immer beibehalten hat wie dieser typische mehrstimmige Gesang mit 10.000 Spuren... trotzdem wird das Playback anders klingen, eben so wie Alles heutzutage. Das wird sich nicht anhören wie „Oh 1977“ oder „1982“, sondern eben wie 2018 und dieses Sounddesign wenden Alle an und das mag ich nicht. Hör dir mal Platten von Agnetha aus den letzten Jahren an, da ist genau die Seichtheit und das Sounddesign das ich hasse.

Da können die Songs noch so gut sein und die Stimme genau wie früher, aber Autotune und Seichtigkeit machen jeden Song kaputt, der 1982 gut gewesen wäre, das sieht man auch an unzähligen Coverversionen der letzten Jahre, die nie an die Originale rangekommen sind und so ist es eben auch mit neuen Produktionen, die direkt so klingen, wie ein moderner Song eben klingt.
 
MDR Sputnik ist mir nur gut in Erinnerung geblieben zum Ende der 90er hin wo noch die Deutschen Dance Charts im Programm waren mit Titeln die wirklich nirgends sonst liefen. Ich dachte immer den Spielen die nie im Radio, aber denkste. Beispiel Cosmic Gate - Fire Wire was zu der Zeit vielleicht noch auf Sunshine Life lief.
Und der Wunsch Sonntag war genial. Er wurde fast jeder Wunsch gespielt und nicht wie heute üblich nur die Wünsche genommen die sonst eh laufen würden. Ich hab mir mal Ballon mit Pussy Lovers gewünscht und der lief Nachmittags 14 Uhr im Radio. Da war ich noch wie gefesselt davor.
Und dann kam der Abstieg von Sputnik, N-Joy und auch dem 1LIVE Party Service und Radio wurde immer unbedeutender für mich.
 
So, um 20 Uhr durfte die MDR SPUTNIK Nachrichtenredakteurin die Nachrichten, den Verkehr und das Wetter vorlesen: In dieser Form zum letzten Mal, zumindest was den Zeitrahmen angeht. Mal gucken, wie man morgen den Hörern verklickern will, dass es ab 9 Uhr plötzlich einfach keine Nachrichten mehr gibt.
 
Das hat sunshine live bereits vor 2 Jahren gemacht. Nachrichten gibt es nur noch in der Morningshow. Der große Unterschied ist aber, es handelt sich dabei nicht um einen ÖR Sender.
Ich finde es erschreckend, dass jetzt auch hier gekürzt wird. Der MDR sollte doch über genug Nachrichtenredaktionen verfügen, dass man auch News für Sputnik beisteuern kann. Somit macht sich ein Radioprogramm überflüssig, auf der anderen Seite muss überlegt werden, ob die Zielgruppe überhaupt an Nachrichten interessiert ist. Es mag zwar eventuell eine Minderheit sein, trotzdem erwarte ich von einem ÖR durch den Rundfunkbeitrag genau diese Minderheiten zu bedienen. Dafür zahle ich auch gerne.
 
Die Nachrichten in TAG und WACH heißen jetzt SPUTNIK Newsfeed. Auf sputnik.de werden Meldungen von MDR AKTUELL übernommen.
 
Entgegen aller Erwartungen hat man die Nachrichten zur vollen Stunde nicht aus dem Programm genommen. Lediglich die eigene Nachrichtenredaktion fällt ab 9 Uhr weg. Der Moderator der eigentlichen Sendung muss jetzt nebenbei immer MDR AKTUELL Meldungen vorlesen, heute am ersten Tag, klingt das noch sehr ungeschickt.

Zum Anhören im Anhang, die letzte Sendung unter dem Namen "Nachrichten", der erste "Newsfeed" ebenfalls noch von der eig. Redaktion und eine Ausgabe mit MDR AKTUELL Anlieferung.
 

Anhänge

  • MDR SPUTNIK Nachrichten - letzte Sendung 16.12.2018 20 Uhr.mp2
    5,9 MB · Aufrufe: 61
  • MDR SPUTNIK Newsfeed - moderiert von Kai 17.12.2018 14 Uhr.mp2
    7,9 MB · Aufrufe: 54
  • MDR SPUTNIK Newsfeed TuW - erste Sendung 17.12.2018 5.30 Uhr.mp2
    4,5 MB · Aufrufe: 50
Endlich hat man mal seinen Regionalen Bezug auch auf Sachsen und Thüringen ausgeweitet.
:wow::wow::wow:
Sollte sich ein Ö/R-Jugendprogramm nicht beispielsweise eher mit den lokalen Musikszenen beschäftigen, Nachwuchsmusiker aus der Region fördern oder die lokalen Kulturszenen beleuchten? Und damit ist nicht das schnöde runterrasseln von Veranstaltungstipps gemeint. Das wäre ein richtiger lokaler Bezug. Soweit ich weiß, findet aber nichts derartiges bei Sputnik statt.
 
Habt ihr denn schon mal TeamRaimund gehört? Den Podcast...
Den habe ich bis jetzt immer nach Feierabend im Hintergrund laufen lassen...
Ist leider manchmal viel Rumgeblödel, aber endlich mal ne Meinungsstarke Sendung im SPUTNIK-Programm, viel besser als die dahingeklatschten MDR AKTUELL Meldungen die wahlweise wie ein Gedicht oder eine WhatsApp-Nachricht runtergerasselt werden.
Trotzdem: Raimund war mir als Morgenkasper viel lieber, da gibt es kompetentere News-Leute bei SPUTNIK... ähh gab, also bis vor 8 Tagen:wall:

Allgemein ist das Programm in den vergangenen Wochen sehr dünn geworden, was sollen die dämlichen Entweder Oder Votings bei TAG und WACH??? Frühs wird man bei SPUTNIK inzwischen NULL informiert, und NULL unterhalten! Nur noch die sehr enge Rotation (anscheinend billiger für die?) sorgt dafür, dass ich morgens sofort aufstehe und umschalte. Ist das von denen so gewollt oder finde ich Vani, die ich eigentlich sehr mag insgeheim total unsympathisch und mega nervig? o_O
 
Bei "SPUTNIK TAG und WACH" (5-9 Uhr) gab es heute früh keine Nachrichten zur halben Stunde. Nur Verkehr und Wetter wie es eigentlich nur von 9-20 Uhr üblich ist.
Was ist denn da los? Zur vollen Stunde hat eine Co-Moderatorin die "MDR AKTUELL"-Meldungen verlesen.

Das ist ja jetzt noch mehr gekürzt als 2018 angekündigt. Denn frühs wollte man an den News nichts ändern.
 
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