Media-Analyse 2011 Radio II: Reaktionen und Meinungen

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Der Vergleich interessiert mich! Da ich das Programm von NDR 1 Niedersachsen nicht kenne, frage ich euch, warum dieser Sender so viel erfolgreicher ist als WDR 4. Irgendwas scheinen die ja besser zu machen. Welche Musik spielt NDR 1 Niedersachsen, nur Schlager, oder auch Volkstümliches, englischsprachige Oldies oder was sonst noch?

Mal abgesehen von sehr wenig neuerer, moderner Pop-Musik (ich meine mich hier an Ausstrahlungen der Vengaboys oder Katie Melua zu erinnern und selbst die ist ja schon nicht mehr wirklich neu), trifft deine Frage im Prinzip schon den Nagel auf den Kopf. Habe jetzt auch noch mal den Wikipedia-Artikel aufgerufen, der beschreibt es meines Erachtens völlig korrekt und hilft dir vielleicht auch weiter :)
 
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@ Dagobert Duck:
Zwei Stunden aus der heutigen Playlist von NDR 1 NDS sehen zum Beispiel so aus:
14:05 Bernie Paul - Oh no no
14:09 Dalida - Am Tag als der Regen kam
14:12 Israel „IZ” Kamakawiwo'ole - Somewhere Over The Rainbow / What A Wonderful World - Medley - Short Edit
14:16 Tina York - Draußen geht schon gleich die Sonne auf
14:22 Bert Kaempfert - Afrikaan Beat
14:24 Teach In - Ding a dong
14:26 Axel Becker - Du bist wieder da
14:34 Juliane Werding - Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst
14:37 Phil Carmen - On my way in L.A.
14:42 James Last - North Sea Waltz
14:46 Maxi Arland - Von Anfang an
14:52 The Equals - Baby come back
14:54 Max Raabe - Küssen kann man nicht alleine
14:57 James Last - Happy heart
15:05 Mixed Emotions - You want love
15:08 Ute Freudenberg - Die Augen eines Spielers
15:14 Lionel Richie - Penny lover
15:17 Peggy March - Mit 17 hat man noch Träume
15:23 Dawn - Candida
15:26 Rabaue - Insellied
15:29 The Modern Lovers - Egyptian Reggae
15:36 Kenny Rogers & Dolly Parton - Islands in the stream
15:40 Jürgen Marcus - Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben
15:44 Billy Vaughn - Blueberry Hill
15:46 Susan Ebrahimi - Wer Hoffnung hat, hat alles
15:52 Sailor - Girls, girls, girls
15:55 Roland Kaiser - Sie ließe sich so gerne fallen
Ich weiß nicht, wie die Moderatoren bei WDR 4 sind, aber bei NDR 1 Niedersachsen sind sie relativ unaufgeregt (andere, die auf Schrei- und Kreischhälse stehen, würden sagen, ein bißchen lahmärschig), aber immer dem Hörer zugewandt. - Hörergespräche können auch (gefühlt?) länger als 1:30 gehen und man merkt dem Programm (nicht bei der Musik!) an, dass sie aus Niedersachsen für Niedersachsen senden.
 
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Ich bin zwar kein WDR 4 Stammhörer, aber auf den ersten Blick scheint es nicht so, als wenn es musikalisch und von der Art der Moderation riesige Unterschiede zwischen WDR 4 und NDR 1 Niedersachsen gäbe. Insofern sollte man WDR 4 vielleicht wirklich noch etwas Zeit geben und abwarten, wie sich die Hörerzahlen entwickeln.

Jedenfalls scheint das hier im Forum bei WDR 4 stark kritisierte Konzept, gemischt deutsch- und englischsprachige Musik zu spielen, in Niedersachsen ja durchaus zu funktionieren.
 
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Mit Gebührengelder ist man eben satt und macht Programm immer scharf am Hörer vorbei. Das ganze verkauft man dann als "sogenannte" Qualität und Kultur. Hier befriedigen sich nur die Programmmacher. Glück für die Privaten, DLF/DLR und Co. könnten a la Radio Eins kräftig Hörer gewinnen, nur die machen lieber Programm für Gremien.

So ist das nicht. Deutschlandfunk und DLR Berlin haben einen Informations- und Bildungsauftrag und beschäftigen sich in ihren Dokus und Magazinen mit allerlei gesellschaftsrelevanten Themen, die anderswo zu kurz kommen. Wie ich meine machen sie das vorbildlich, wenn sie auch manchmal etwas trocken und elitär anmuten. Wenn es so was nicht mehr gibt kann man den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gleich ganz abschaffen, denn die Landesrundfunkanstalten haben ihre Tiefenberichterstattung von Jahr zu Jahr mehr eingeschränkt und können die thematische Bandbreite von DLF und DLR nicht wettmachen. Wenn es so was nicht mehr gäbe müsste man auch in Deutschland den Hut herumreichen, um ein "Public Radio" ins Leben zu rufen.

Entweder reines Wort, was mir persönlich lieber wäre, oder ausgespielte Musikstücke.

Ja und nein. Einige Sendungen abseits der Informationsleisten sind etwas versnobt und selbstverliebt, auch mit Blick auf die Musikauswahl. Ein wenig unaufdringliches Bluesgeklimper zwischen den stundenlangen Informationssendungen braucht der Langstreckenhörer aber dringend zum Verschnaufen. Wenn man den DLF einschaltet tut man das zielgerichtet, um sich eine bestimmte Sendung anzuhören oder sich über das aktuelle Geschehen zu informieren, aber nicht, um sich die Indie-Charts reinzuziehen.
 
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Hallo Ihr Leut,hallo in die Runde der Radioprofis,
es ist ein sehr,sehr,sehr gutes Gefühl,im Jahre 2011 zu erkennen,dass sich der Teutone nicht vom sinnentleerten akustischen Sondermüll der Privaten dauerhaft einlullen lässt!!
FFH nach Norden,HR-1 nach Norden, das klingt gesund!!
Ich(wir) hoffen, dass dieser Trend Schule macht und die privaten Dümpelwellen step for step aus dem Markt radiert oder zumindest weiter an Einfluss verlieren..!
Wir hatten schon die Hoffnung aufgegeben, dass sich hier etwas tut..und es tut gut, dass sich was tut..

Servus!
 
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Hallo Ammerländer, was macht MDR1 Thüringen falsch..
sie bedienen das gleiche Altersklientel wie HR1-nur packen´s die in Frankfurt anders, weltoffener,abwechslungsreicher,mutiger,moderner,classicrockiger,professioneller,weniger bieder an;
dazu Monolithen wie Reinke ua.. denke, das könnte ua ein Grund sein..
 
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Hallo Radiowaves..,
so heiist übrigends ein TItel aus 1987 von Roger Waters from Pink Floyd..
Deutschland verfügt nicht mehr über den anspruchsvollen Hörer, wie er in den End70-ern und 80-er Jahren von HR3+HR1 und damals auch noch NDR2 angezogen wurde.
Der Deutsche passt sich dem akustischen Sondermüll an, den die Privaten absondern.
Es ist tatsächlich feststellbar;wenn man im Ato sitzt und fährt, zufällig 5 min(völlig ausreichend) sowas wie Jump,Antenne what ever ,NDR-2 hört, bekommt man sofort schlechte Laune.
Ich denke, daran, was der Einzelne hört, kann man einen teil des Kulturanspruches und Charakters der betr. Person feststellen.
Die Masse wurd eüber 30 Jahren Dümpelfunk in D verbogen vom Interessenten zum Konsumenten und damit Sklaven der Musikindustrie.
 
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Die MA ist doch nach wie vor vollkommener Humbuck. Es wird doch lediglich danach gefragt, ob gewisse Sender beim Hörer bekannt sind, ob dieser diese dann tatsächlich hört, weil sie ihm gefallen, wird doch gar nicht ausgewiesen. Das ist das eigentliche Problem daran. Und trotzdem feiern sich gerade fast sämliche ARD-Anstalten. Für mich vollkommen unbegreiflich!
 
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Zu "NDR1 Niedersachsen" meint der Autor des Wiki-Artikels:

Volksmusik spielt der Sender nicht mehr.

Was soll das heißen? Volkstümliche Schlager laufen jedenfalls zur Genüge und die Quote ist totzdem (oder auch deswegen?) hervorragend.

Warum "NDR1 Niedersachsen" erfolgreich ist liegt doch auf der Hand: Die musikalische Stilbreite ist groß, der Grundton ist angenehm und die Titel sind melodiös (ohne Ecken und Kanten), jeder reifere Musikgeschmack kommt irgendwie auf seine Kosten, man ist immer bestens informiert und weiß was sich in der näheren Umgebung abspielt.

Die Masse wurd eüber 30 Jahren Dümpelfunk in D verbogen vom Interessenten zum Konsumenten und damit Sklaven der Musikindustrie.

Die Musikindustrie trifft in diesem Zusammenhang kaum eine Schuld, denn was gespielt wird entscheiden Berater und Radiomanager.

Wenn sich ein Sender dazu entschließen würde Polka oder Zarzuela zu spielen, wären die Plattenfirmen bestimmt sehr hilfreich, bloß fänden sich keine Werbekunden. Es ist schon wahr, dass die Labels reichweitenstarke Top-40-Wellen mit hohem Verkaufspotential zu schätzen wissen, aber dass es in Deutschland bald nichts anderes mehr gibt ist nicht im Sinne der Musikindustrie, die auch gern andere Sparten promoten würde.
 
AW: Zielgruppen des Deutschlandradios

Werden diese Ziele und Analysen irgendwo veröffentlicht, oder hält man die unter Verschluß? Wenn ersteres, wäre ich für einen Hinweis auf eine Fundstelle dankbar.

Pardon, habe ganz vergessen auf die entsprechende Studie zu verlinken. In dem Papier werden auch noch weitere Umfragen genannt, die der DLF in Auftrag gegeben hat. Die Auswahl der Zielgruppen Wirtschaftsbosse - Politiker - Journalisten zeigt: Man macht in der Tat Programm für die Gremien, die Elite und vor allem auch für sich selbst.

Ich finde, man hört es dem Programm auch einfach an. Der Sender ist nicht nahbar, die Aufbereitung politischer und wirtschaftlicher Themen ist absolut dröge, irrelevant und oftmals hat man das Gefühl, die Journalisten gehen schon mit ihrer vorgefertigten Meinung an die Berichterstattung dran, anstatt objektiv und neutral zu berichten.
Die Morgensendung beim Deutschlandfunk schießt da immer den Vogel ab: Die Mischung aus Kirchenandacht, den Kommentaren der Kreiszeitung in Untertupfingen und das ellenlange Politikerinterview, bei dem man der Elite als Sprachrohr dient. Relevanz für die Öffentlichkeit? Nullkommanull. Ein absolutes Trauerspiel, vor allem, wenn man es beispielsweise mit dem Informationsgehalt der Morning Edition bei NPR vergleicht.
 
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Naja, man könnte einige Programmstrecken wirklich etwas straffen.
 
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@ ricochet:
Gab es da nicht einen gewaltigen Unterschied zwischen Volkslied und volkstümlichem Lied? - "Volkstümliche Musik" ist doch erst einmal "Tagesgeschäft"; was von dieser Masse dann einmal "Volksmusik", also in 50 oder 100 Jahren noch Bestand haben wird, d.h. die nachfolgenden Generationen erinnern sich noch mit Freude, steht erst einmal in den Sternen.

@ Dagobert Duck:
Wie sieht es denn bei WDR 4 mit der Regionalität aus? Damit meine ich nicht das Splitten zu den Nachrichten, sondern das Einbinden ins Tagesprogramm! Bei NDR 1 Niedersachsen erfährt der Hörer im Ammerland auch interessantes aus dem Weserbergland oder dem Harz. Wäre vergleichbar, wenn die Leute in Willich Dinge jenseits von Mord und Todschlag bzw. Raub aus Bad Driburg und umgekehrt erfahren würden.

@ spartacus79:
Das Personal und die Inhalte bei MDR 1 Radio Thüringen sehe ich nicht als Problem, die Musik schon eher. Diese schließt nämlich viele Thüringer aus; der Vergleich mit dem Hessischen Rundfunk ist nicht statthaft, weil der ja mit hr 4 noch ein Programm für die Teile der Bevölkerung hat, von denen sich MDR 1 Radio Thüringen verabschiedet hat.
 
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grün schrieb:
Die MA ist doch nach wie vor vollkommener Humbuck.
Absolut! Und alle, die darin mit Eifer den Kaffeesatz lesen, entlarven sich als windmachende Kremlastrologen, denen es an stabilem eigenen Urteil fehlt.
 
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Zu NDR 1 - Radio Niedersachsen: Dort wurde in den letzten Wochen enorm an der Rotation gedreht. Früher liefen dort fast nur Schlager, jetzt hat man sich wohl für einen Mix aus Schlagern und Oldies entschieden.
 
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Gibt es eigentlich irgendwelche Werte für Bayern Plus oder haben die immer noch so wenig Hörer dass man im nicht messbaren bereich liegt?
 
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@ Jupiter:
Die Entscheidung zu einem Mix aus Schalgern und Oldies war aber schon vor mindestens anderthalb Jahren; es gab also schon mehrere Media-Analysen mit diesem Format, und sie waren jedes Mal Marktführer in Niedersachsen (bei der Verlautbarung des NDR aus Hamburg zur letzten Analyse war man in Hamburg sogar erstaunt, dass ein Format solcher Art, welches Hamburger Prinzipien ja widerspricht, überhaupt so gute Zahlen einfahren kann).
 
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@ Dagobert Duck:
Wie sieht es denn bei WDR 4 mit der Regionalität aus?

Da bin ich ehrlich gesagt ein wenig überfragt, ich höre nur selten WDR 4. Vor dem Relaunch war WDR 4 eigentlich ein reiner Musiksender, außer den Nachrichten war der Wortanteil verschwindend gering. Ich glaube, grundlegend hat sich das bisher nicht geändert, aber da wissen andere sicher genauer Bescheid.
 
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@ Dagobert Duck:
Wie sieht es denn bei WDR 4 mit der Regionalität aus? Damit meine ich nicht das Splitten zu den Nachrichten, sondern das Einbinden ins Tagesprogramm! Bei NDR 1 Niedersachsen erfährt der Hörer im Ammerland auch interessantes aus dem Weserbergland oder dem Harz. Wäre vergleichbar, wenn die Leute in Willich Dinge jenseits von Mord und Todschlag bzw. Raub aus Bad Driburg und umgekehrt erfahren würden.

In Niedersachsen ist NDR 1 zudem der einzige öffentlich-rechtliche Sender mit neben populärer Musik auch regionale Themen bietet. Wenn ich in Niedersachsen im Radio über Themen aus Niedersachsen informiert werden will, komme ich an NDR 1 kaum vorbei.

In NRW sind die regionalen Informationen derzeit (noch) überwiegend bei WDR 2 zu finden. Zudem hat NDR 1 in Bezug auf Regionalität sicher weniger Konkurrenz durch den Lokalfunk als es WDR 4 in NRW hat.
 
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@ Jupiter:
Die Entscheidung zu einem Mix aus Schalgern und Oldies war aber schon vor mindestens anderthalb Jahren; es gab also schon mehrere Media-Analysen mit diesem Format, und sie waren jedes Mal Marktführer in Niedersachsen (bei der Verlautbarung des NDR aus Hamburg zur letzten Analyse war man in Hamburg sogar erstaunt, dass ein Format solcher Art, welches Hamburger Prinzipien ja widerspricht, überhaupt so gute Zahlen einfahren kann).

Also, seit einigen Wochen ist das doch schon sehr sichtbar. NDR 1 Schleswig-Holstein und Hamburg hatten ja damit vorgelegt, in Niedersachsen wurden sehr lange noch verstärkt mehr Schlager gespielt.
 
AW: Zielgruppen des Deutschlandradios

Mein Gott, was wollen sich denn so viele immer am DLF Programm vergreifen.
Auch Muffigkeit hat ihre Berechtigung, solange sie ihre journalistische und informative Funktionalität so hochqualitativ wie im DLF erfüllt.
Hände weg vom DLF Programm!
 
AW: Zielgruppen des Deutschlandradios

Pardon, habe ganz vergessen auf die entsprechende Studie zu verlinken. In dem Papier werden auch noch weitere Umfragen genannt, die der DLF in Auftrag gegeben hat. Die Auswahl der Zielgruppen Wirtschaftsbosse - Politiker - Journalisten zeigt: Man macht in der Tat Programm für die Gremien, die Elite und vor allem auch für sich selbst.

Ich finde, man hört es dem Programm auch einfach an. Der Sender ist nicht nahbar, die Aufbereitung politischer und wirtschaftlicher Themen ist absolut dröge, irrelevant und oftmals hat man das Gefühl, die Journalisten gehen schon mit ihrer vorgefertigten Meinung an die Berichterstattung dran, anstatt objektiv und neutral zu berichten.
Die Morgensendung beim Deutschlandfunk schießt da immer den Vogel ab: Die Mischung aus Kirchenandacht, den Kommentaren der Kreiszeitung in Untertupfingen und das ellenlange Politikerinterview, bei dem man der Elite als Sprachrohr dient. Relevanz für die Öffentlichkeit? Nullkommanull. Ein absolutes Trauerspiel, vor allem, wenn man es beispielsweise mit dem Informationsgehalt der Morning Edition bei NPR vergleicht.

Gerade beim Deutschlandfunk stelle ich eher fest, dass es keine vorgefertigte Meinung gibt - im Vergleich zu anderen Medien, die mittlerweile meinen, simple Informationen mit einem Kommentar zu vermischen. Und wenn Du meinst, dass insbesondere Politiker geschützt werden sollen, indem der DLF als Sprachrohr für ihresgleichen dient, hast Du Dir mal die Kommentare um 19:05 Uhr angehört? Gerade dort wurde neulich die Bundesregierung für ihren Zick-Zack-Kurs in der Steuerreform (die bekanntlich neuerdings auch wieder Herabsenkungen trotz der massiven Schulden vorsieht) deutlich kritisiert.

Ich bin kein Wirtschaftsboss, Politiker oder Journalist - und schätze den Deutschlandfunk so wie er ist. Und unnahbar ist er ganz sicher nicht. Ich denke eher, dass viele Menschen es schwer haben, sich gegenüber tiefergehenden Informationen zu öffnen (Du musst Dich jetzt nicht angesprochen fühlen, TS2010, da ich Dich nicht näher kenne).

@ Leokozyt:

Chapeau! Bloß den DLF in seiner Informationskompetenz so lassen!
 
Studien des Deutschlandradios

Pardon, habe ganz vergessen auf die entsprechende Studie zu verlinken. In dem Papier werden auch noch weitere Umfragen genannt, die der DLF in Auftrag gegeben hat.

Herzlichen Dank dafür! Die Lektüre ist hochinteressant, in vielerlei Hinsicht.

Wenn Interesse besteht, das Themengebiet weiter zu diskutieren, sollten wir das lieber in einem neuen Thread machen, aber fürs erste möchte ich hier mal ein paar Thesen zur Diskussion stellen.

  1. Was genau ist die Zielgruppe des Deutschlandradios?

    Dazu läßt sich auch die verlinkte Studie nicht so recht aus. Ich vermute, ja, befürchte, das deutet darauf hin, daß die Zielgruppe eben nicht genau umrissen ist. Nebulös wird die „Elite“ genannt. Aber wer genau gehört dazu?

    Erfolg ist die Art und der Grad einer Zielerreichung -> siehe hier. Ergo: Wer kein Ziel hat, kann keinen Erfolg haben.

    Absolut korrekt! Also: Wo genau ist das Ziel für das Deutschlandradio?

    Ich würde mal sagen, das Deutschlandradio spricht alle die an, die gebildet sind und interessiert durchs Leben gehen. Ein hohes Einkommen oder gesellschaftlicher Status korreliert oftmals damit, ist aber nicht die Ursache für, sondern eher die Folge von Bildung und Ehrgeiz. Daher ist es prinzipiell nicht dumm, z B ein hohes Einkommen als Indikator dafür zu nehmen, daß wir es mit einem gebildeten, interessierten Menschen zu tun haben. (Daß das im Einzelfall auch mal schiefgeht, entwertet nicht den Indikator als Ganzes.)

    Die Zeit hat hier mal dargelegt, wie sich ihre Leserschaft zusammensetzt. Im Prinzip deckt sich das mit meiner Vorstellung der Zielgruppe des Deutschlandradios.

    Deutschlandfunk/Deutschlandradio Kultur sind schon längst Medien für die "Meinungsführer", für die gesamte Öffentlichkeit wurde da noch nie Programm gemacht. :rolleyes:

    Nein, natürlich nicht für die gesamte Öffentlichkeit. Aber eben auch nicht nur für „Gremien“.

    Was uns zur nächsten Frage bringt:

  2. Warum hat man gerade diese „Elite-Meinungsführer“ befragt?

    Die Auswahl der Zielgruppen Wirtschaftsbosse - Politiker - Journalisten zeigt: Man macht in der Tat Programm für die Gremien, die Elite und vor allem auch für sich selbst.

    Das ist m E nicht der richtige Schluß. Man hat aus meiner Sicht – auch aus einer gewissen Hilflosigkeit – die Gruppen genommen, die am einfachsten zu definieren und zu erreichen sind, in der Hoffnung, daß sie „irgendwie repräsentativ“ für die gesamte Hörerschaft sind.

    Und hier würde auch meine Kritik ansetzen. Mitglieder des Bundestages und Journalisten haben natürlich ein gewaltiges Eigeninteresse, möglichst jedwede geäußerte Meinung zu registrieren, daher ist deren Medienkonsum garantiert nicht repräsentativ z B für den „berühmte[n] Zahnarzt in Gummersbach“, der gewiß nicht mehrere Fernsehsendungen gleichzeitig überwacht und täglich zehn verschiedene Zeitungen liest.

    Die verlinkte Schrift hat ja mehrere Untersuchungen zusammengefaßt. Wenn das also schon alles darstellt, was das Deutschlandradio so in Auftrag gibt, dann halte ich es für ein bißchen dünn, leider. Denn aus den zitierten Zahlen läßt sich am Ende nur wenig mehr als das Fazit ziehen, daß „irgendwie die MA-Zahlen nicht so recht anwendbar sind“ und in ausgewählten Zielgruppen, surprise, surprise, tatsächlich „irgendwie mehr“ Leute das Deutschlandradio hören als im Deutschlanddurchschnitt. Und mit sowas will man ernsthaft die Gemüter beruhigen, die sagen, man sende „nur für Gremien“ – oder gar nur für sich selbst?

    Es bleiben:

  3. Offene Fragen

    Josef Eckhardt schrieb:
    Die Zielgruppenbefragung erweist sich damit bei einem Programmangebot, das dem gesetzlichen Auftrag entsprechend besonders stark qualitätsorientiert ist, als ein geeignetes Zusatzinstrument für die Leistungsbeurteilung. Die Informationskompetenz der bundesweiten öffentlich-rechtlichen Informationsprogramme des DeutschlandRadio von den Eliten der deutschen Gesellschaft beurteilen zu lassen ist legitim und naheliegend. Die Forschung bedient sich dieser Möglichkeit hierzulande dennoch viel zu selten in der Praxis.

    Ja, dann muß sich das eben ändern!

    Josef Eckhardt schrieb:
    Warum werden z. B. die gehobenen Programme des ARD-Hörfunks nur an dem Maßstab ihrer Massenverbreitung gemessen? Warum wird das hochwertige Angebot von Information, klassischer Musik und Kultur, das jede Landesrundfunkanstalt für ein zahlenmäßig minderheitliches, in seiner gesellschaftlichen Bedeutung jedoch herausragendes Hörfunkpublikum in seinem Sendegebiet verbreitet, nicht von denen bewertet, an die sich dieses Angebot in erster Linie richtet?

    Wenn der Mißstand doch so bekannt ist, warum wird er nicht abgestellt?

    Josef Eckhardt schrieb:
    Der Anspruch, die Qualität des Hörfunkangebots durch Angehörige von Zielgruppen und durch Meinungsführer beurteilen zu lassen, ist hoch. Allein schon die genaue Definition dieser Gruppen ist nicht einfach, und ein methodischer Standard für Zielgruppen-Befragungen (z. B. Größe der Stichprobe, Auswahlkriterien für die Befragung) ist nur in Umrissen vorhanden.

    Das Zitat stammt von 2004. Ob sich in den seitdem vergangenen sieben Jahren etwas daran getan hat, diese „Umrisse“ mal auszufüllen? Ich kann es nur hoffen, bin aber irgendwie skeptisch...
 
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So ist das nicht. Deutschlandfunk und DLR Berlin haben einen Informations- und Bildungsauftrag und beschäftigen sich in ihren Dokus und Magazinen mit allerlei gesellschaftsrelevanten Themen, die anderswo zu kurz kommen. Wie ich meine machen sie das vorbildlich, wenn sie auch manchmal etwas trocken und elitär anmuten. Wenn es so was nicht mehr gibt kann man den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gleich ganz abschaffen, denn die Landesrundfunkanstalten haben ihre Tiefenberichterstattung von Jahr zu Jahr mehr eingeschränkt und können die thematische Bandbreite von DLF und DLR nicht wettmachen. Wenn es so was nicht mehr gäbe müsste man auch in Deutschland den Hut herumreichen, um ein "Public Radio" ins Leben zu rufen.



Ja und nein. Einige Sendungen abseits der Informationsleisten sind etwas versnobt und selbstverliebt, auch mit Blick auf die Musikauswahl. Ein wenig unaufdringliches Bluesgeklimper zwischen den stundenlangen Informationssendungen braucht der Langstreckenhörer aber dringend zum Verschnaufen. Wenn man den DLF einschaltet tut man das zielgerichtet, um sich eine bestimmte Sendung anzuhören oder sich über das aktuelle Geschehen zu informieren, aber nicht, um sich die Indie-Charts reinzuziehen.

Den Informations- und Bildungsauftrag habe ich nicht bestritten, das breite redaktionelle Angebot wurde auch nicht kritisiert. Es geht um die Umsetzung, da schreibst Du selbst, dass die Anmutung trocken und elitär ist. Zu den Musikstrecken ist geht um die Morgensendung, nicht um die Magazinprogramme über den Tag. Wie gesagt, trotz üppige finanzielle Ausstattung ist das Ergebnis einfach unbefriedigend. Sorry, die BBC gibt leider die Schlagzahl vor.

Die Zutaten sprich die Inhalte stimmen schon im großen und ganzen, nur das Kochen, sprich die redaktionelle Umsetzung, Moderation und Aufbereitung, die ist leider nicht auf den Punkt. Für mein Geld erwarte ich a la carte oder zumindest eine gute Tageskarte, tatsächlich ist es sehr oft mittelprächtige Kantinenkost, macht zwar satt aber leider nicht Appetit. NPR in den USA ist in vielen Märkten (Großstädte) schon ein Player und liegt fast immer unter den Top 10. Darüber reden die US-Privaten natürlich nicht gern. Die sinkenden DLR-Reichweiten sind doch ein Indiz für Fehler in der Umsetzung. Es ist eben eine Frage des Anspruches, isst oder hört mal weil man nur satt werden will, oder will man auch Genuss?
 
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Wobei das auch wieder im Sinne des Betrachters liegt. Ich für meinen Teil kann sagen, dass meine Neugier und mein Interesse für Nachrichten und Informationen durch den Deutschlandfunk eher noch gestiegen ist. Ich genieße es schon. :)

Aber wenn wir schon Küchendeutsch sprechen :): Selbst ein "gutes" Menü muss nicht jedem schmecken.
 
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Ich höre den Deutschlandfunk jeden Tag und muss Dr. Fu Man Chu Recht geben: Auf Dauer nutzt es sich ab und wird öde wie Kantinenkost.
Allerdings immer noch besser, als auf den Dudelwellen komplett zu verhungern!
 
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