Media-Analyse 2013 Radio I: Reaktionen und Meinungen

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Ich mag ja nur ungern die Jubelstimmung einiger Radiomacher noch mal stören, aber hier noch ein paar Erkenntnisse und Thesen zu den Zahlen:

1. Herzlichen Glückwunsch an die Programmchefs der großen Gewinner. Ihre Berater haben die MA Mechanismen und die statistschen Methoden dahinter verstanden. Sie verstehen, was man tun muss, um in der MA gut dazustehen. Das sagt aber - aus Sicht des leidenschaftlichen Radiomenschen - noch gar nichts über die Zahl der tatsächlichen Hörerschaft aus, denn:

2. Die Uni Zürich hat erfoscht, das Menschen in der Erinnerungsabfrage (und das ist die Radio MA) den eigenen Medienkonsum als deutlich zu hoch einschätzen.

3. In einem zunehmend fragmentierten Markt, in dem es nicht nur die acht regulär per UKW empfangbaren Programme gibt - sondern theoretisch Millionen - (und auch immer unterschiedlichen technischen Distributionswegen der Audioinhalte) habe ich deutliche Zweifel daran, dass bei Befragung von weniger als 0,1 % der Bevölkerung ein repräsentatives Ergebnis methodisch überhaupt entstehen kann. Diese Zweifel teilen auch die meisten Medienwissenschaftler.

4. Ich wurde noch nie angerufen. Ich kenne allerdings inwzischen zwei Radiomoderatoren, die in den vergangenen 15 Jahren bereits drei bis vier mal bei der MA befragt wurden. Das klingt irgendwie nicht nach einem statischen Ausreißer (obwohl der natürlich theoretisch immer noch möglich wäre), sondern vielmehr nach einer Telefonnummern - Datenbank der "Willigen", die als Datenbasis für die Angerufenen verwendet wird. Das macht Sinn, wenn man die Untersuchung nicht zu teuer werden lassen will (denn jeder Anruf mit der Antwort: "Jetzt nicht" kostet Geld). Leider verfälscht es die Ergebnisse massiv. Denn die "Willigen" sind vermutich grundsätzlich dem Medium Radio gegenüber sehr viel positiver eingestellt als der Durchschnittsbürger. Aber das ist wirklich nur eine unbewiesene Vermutung von mir.

In diesem Sinne: Lobt hier nicht die Gewinner dafür, besonders viele Hörer zu haben. Sondern für ihr MA-technisches Geschick.
 
Das haben doch mittlerweile alle politischen Parteien kopiert. Politiker reden jedes noch so schlechte Wahlergebnis so schön, als wären sie der Wahlgewinner. Das läuft immer und überall nach dem gleichen Konzept: Man greift sich einen meist nebensächlichen Punkt heraus, in dem man gut aussieht und die restlichen negativen Aspekte werden geschickt verschwiegen.

Das schlimme ist halt, das da vorm Radio Hörer sitzen die das Ergebnis nicht nachfragen, sondern sich freuen "im Trend" zu sein und einen guten, beliebten Sender zu hören. Die beteiligen sich auch nicht hier im Forum an Diskussionen! :)
Ich bin mal etwas schadenfroh:
105,5 Spreeradio z.b. hat die letzten Wochen 40 (!) Reisen auf die Malediven verlost im Wert von 10.000 EUR pro Reise, also 400.000 EUR investiert. Ergebnis = Im Durchschnitt um die 4 % Hörer verloren! :p
Aber wenigstens bei FB haben sie gewonnen an "gefällt mir"-Klicks.
 
Das schlimme ist halt, das da vorm Radio Hörer sitzen die das Ergebnis nicht nachfragen, sondern sich freuen "im Trend" zu sein und einen guten, beliebten Sender zu hören. Die beteiligen sich auch nicht hier im Forum an Diskussionen! :)

Die sind dann aber auch ein wenig dämlich und haben dein Mitleid nicht verdient.
 
Oh, der Versuch einer Diskussion, an der sich sowieso niemand mehr beteiligt?

Empfehle trotzdem einen kleinen Blick auf die Altersstruktur bei Pommfritzforyou, denn da wird es wirklich interessant. Sie haben (Stundenreichweite Mo-Fr 6-18) im Segment 14-29 Jahre mal eben 23 Prozent verloren und jetzt noch 36.000. Das ist noch ganz knapp mehr als die 33.000, die in der Ziehung der Gewinnzahlen für das Segment zwischen 30 und 39 Jahren ermittelt wurden.
Dann beteilige ich mich mal an der Diskussion bzw. füge einfach mal meinen Senf hinzu:

Fritz war ja bei der letzten MA noch der große Gewinner, weil man insbesondere in Berlin bei den 20-29-Jährigen deutlich dazu gewinnen konnte. Davon musste man zwar inzwischen wieder ein paar abgeben, aber das ist für Fritz dennoch ein gutes Ergebnis, wenn man zumindest die Berufsjugendlichen, die nun alle nach Berlin ziehen, noch abgreifen kann... In der eigentlichen Zielgruppe der 10-19-Jährigen sieht es derweil sowas von finster aus: Da kommen in Berlin nur 1.000 Hörer pro Stunde zustande. Das Ungleichgewicht zwischen den Hörern 30+ und U30 ist bei Fritz schon seit Jahren ein Trauerspiel. Eigentlich darf man ja fast schon froh sein, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit seiner "jungen Welle" einmal nicht in den Gefilden wildert, die der private Rundfunk wesentlich besser abdecken kann. Dennoch kann man sich bei Fritz schon lange fragen, welchen Zweck dieser Sender eigentlich noch verfolgt. Man könnte vielleicht noch behaupten, dass Fritz die Brandenburgische Dorfjugend grundversorgen muss, weil man ja in den abgelegenen Ecken wirklich nichts anderes mehr reinkriegt, aber selbst hier kommt Fritz nur noch auf 2.000 Hörer bei den Unter-20-Jährigen. Auch in der Provinz ziehen BB Radio (9.000), RTL (5.000), rs2 (5.000), Kiss FM (4.000) und wohl demnächst auch noch Antenne Brandenburg, Antenne MV und die Ostseewelle (jeweils 2.000) locker an Fritz vorbei... Ob sich die Programmmacher wohl mit diesen Zahlen beschäftigen? Die sind vermutlich noch stolz darauf, dass man so ein treues Stammpublikum hat, dass auch noch mit Ende 40 Fritz hört...

Ich habe gerade mal ein paar Zahlen zur Altersstruktur zusammengekramt, weil das doch sehr faszinierend ist:
(Altersgruppen 10-19 : 14-29 : 30+, im Sendegebiet)
Fritz: 4.000 - 26.000 - 49.000
Kiss FM: 10.000 - 29.000 - 27.000
JAM FM: 4.000 - 11.000 - 10.000
YOU FM: 13.000 - 24.000 - 25.000
 
Die Uni Zürich hat erfoscht, das Menschen in der Erinnerungsabfrage (und das ist die Radio MA) den eigenen Medienkonsum als deutlich zu hoch einschätzen.
Dann kontere ich mal damit, dass bei der PPM-Messung jede Menge Radiokonsum aufgezeichnet wird, den man bei Telefoninterviews niemals angeben würde, z. B. weil es sich nur um eine Viertelstunde oder einen kürzeren Zeitabschnitt gehandelt hat, weil man den gehörten Sender nicht mochte bzw. jemand anderes ihn eingeschaltet hat, weil man nur unbewusst zugehört und den Konsum schon längst wieder vergessen hat etc. Was ich damit sagen will: Jede Erhebungsmethode hat ihre Vor- und Nachteile, an den grundlegenden Ergebnissen wird sich mit Sicherheit _nichts_ ändern. Ich verlinke dabei auch gerne nochmal auf diesen Beitrag, der sich insbesondere mit der PPM-Messung beschäftigt.
 
Jede Erhebungsmethode hat ihre Vor- und Nachteile, an den grundlegenden Ergebnissen wird sich mit Sicherheit _nichts_ ändern.

Warum macht man dann keine Fernsehnutzungs-Telefonumfrage? Antwort: Weil die kein Mensch ernst nehmen würde. Und damit ist eigentlich alles gesagt.

Ich verlinke dabei auch gerne nochmal auf diesen Beitrag, der sich insbesondere mit der PPM-Messung beschäftigt.

Und ob sich was ändern würde, kein Stein würde auf dem anderen bleiben. Aber wir werden die Zahlen nie zu Gesicht bekommen, weil sich ein Umstieg gar nicht mehr lohnen würde. Das Kommerz-Radio läuft sowieso nur noch ein bisschen nebenher.
 
Ganz interessant ist, wie Digitalradio DAB+ einige Sender vor Abstürzen gerettet hat. Radio Bob hat in Hessen verloren und nur dank der bundesweiten Verbreitung kräftig zugelegt. Kiss FM erreicht pro Stunde schon 3.000 Hörer außerhalb Berlin und Brandenburgs. Respektabel, bei bisher erst einer halbe Million verkaufter Radios. Da entwickelt sich allen Unkenrufen zum Trotz offenbar doch ein Markt.
 
Was Radiodiplom oben ausgeführt hat, dem stimme ich in weiten Teilen durchaus zu. Auf jeden Fall ist diese Media-Analyse recht bizarr und unerklärlich. Dass hr4 verloren haben soll, kann ich mir nicht vorstellen, auch wenn die Zahlen dies belegen sollen. Ich hoffe nur, dass in Kassel jetzt nicht in Agitation verfallen wird und das Programm umformatiert wird. Es ist ja so, wenn man sich die Zahlen genau betrachtet, dass genau die Sendestrecken an Hörern zugelegt haben, bei dene es sich a) um das (tägl. 13-14 Uhr) Wunschkonzert handelt und b) um die volksümliche Hitparade "Gude, Servus und Hallo" (Sa, 17-20 Uhr). Dass es sich bei Umfragen sowieso um Hochrechnungen handelt, ist uns auch allen bewusst. Außerdem werden rund 65 Tausend Menschen befragt, was bei einer Gesamtbevölkerung von rund 85 Millionen in Deutschland ja unglaublich repräsentativ ist!
Ich hoffe wirklich nur, dass die letzte schöne Bastion des deutschen Schlagers erhalten bleibt und dass die Gemüter in Kassel ruhig bleiben! Selbstverständlich hat auch hr4 in den letzten Jahren immer wieder sein Programm leicht optimiert, aber das immer in einer ausgezeichneten Weise, sodass keine Hörerschaft abgeschreckt wird.
 
Ebenfalls ohne Worte, aus der PM von Radio Teddy zur Radio MA:

Radio Teddy PM schrieb:
Radio TEDDY ist das deutschlandweit einzige Kinderradio für die ganze Familie. Täglich sendet der Privatsender ein 24-Stunden-Programm für Kinder und deren Familien. Verbreitet wird Radio TEDDY in Berlin-Brandenburg über die UKW-Frequenz 90.2 MHz. In Kassel sendet Radio TEDDY über die UKW-Frequenz 91.7 MHz. In Schwerin ist Radio TEDDY auf UKW 102.9 MHz zu hören und in Koblenz über UKW 87.8 MHz. Weltweit gibt es Radio TEDDY über den Internet-Livestream www.radioteddy.de.

Ein Sender verschweigt einen Verbreitungsweg - online und on Air (wenn dort einer mitteilt er hört im Rhein-Main-Gebiet über DAB+ wird das on Air gedreht in "hört uns über den Livestream"). Na ja, das kommt davon, wenn man DAB+ nur als Sprungbrett für eine UKW-Frequenz in Rhein-Main nutzt. Dann mal schön den Mantel des Schweigens drüber, bevor Leute auf die Idee kommen ein Digitalradio zu kaufen. Und, ja: Radio Teddy hat Hörer verloren, und dass jeder in der MA ein Gewinner ist wissen wir ja.
 
Ganz interessant ist, wie Digitalradio DAB+ einige Sender vor Abstürzen gerettet hat. Radio Bob hat in Hessen verloren und nur dank der bundesweiten Verbreitung kräftig zugelegt. Kiss FM erreicht pro Stunde schon 3.000 Hörer außerhalb Berlin und Brandenburgs. Respektabel, bei bisher erst einer halbe Million verkaufter Radios. Da entwickelt sich allen Unkenrufen zum Trotz offenbar doch ein Markt.

Radio Bob hat in Hessen verloren, beim besten Willen wo soll denn da ein Absturz sein?

Bob gesamt: 2013/I 64.000, 2012/II 53.000, MA 2012/I 45.000 = +19.000 Hörer ~ +42%
Bob Hessen: 2013/I 58.000, 2012/II 50.000, MA 2012/I 41.000 = +17.000 Hörer ~ +42%
Die Reichweitenanteil Hessen beträgt bei Bob stabile 91%. Beim Hörer/Tag Wert sind es aktuell 90% und letztes Jahr 88%. Einen DAB+ Effekt kann ich da nicht erkennen.
Sender wie hr3 haben 68%, FFH 79%, YOU FM haben 83% ihrer Hörer in Hessen. Aus- und Einstrahlungen sind ganz normal, es würde schon einen erheblichen Analyse-
aufwand erfordern, wenn man einen DAB+ Effekt herausarbeiten wollte.

Ansonsten es geht bei der Beurteilung der MA nicht um das persönliche Vorstellungsvermögen oder Vorlieben. Wer meint eine Stichprobe von rund 64.000 Fällen sei nicht ausreichend oder repräsentativ, hat leider, das muss einmal ganz klar und deutlich gesagt werden keine Ahnung von Statistik.
 
Wer meint eine Stichprobe von rund 64.000 Fällen sei nicht ausreichend oder repräsentativ, hat leider, das muss einmal ganz klar und deutlich gesagt werden keine Ahnung von Statistik.

Stimmt. Würde man das Nutzungsverhalten von 64000 repräsentativ ausgesuchten Personen aufzeichnen, so wie es bei der TV-Quote praktiziert wird, dann würde das wahrscheinlich wirklich ein aussagekräftiges Bild über die quantitative, wenn auch nicht qualitative, Nutzung wiedergeben.
Leider ist das bekanntlich nicht der Fall, sondern man beschränkt sich auf lustige kleine Interviews mit Menschen, die zufällig im Telefonbuch stehen und tagsüber anrufbar sind. In meiner Studentenzeit hatte ich auch mal Marktforschung gemacht, daher kenne ich die Probleme und Unschärfen, die das Verfahren mit sich bringt, ganz gut. An der MA habe ich übrigens auch mal teilgenommen, da war ich bei meiner damaligen Freundin, die ganz woanders wohnte, die reichte den Telefonhörer einfach an mich weiter und ich sprach dann für jenen Haushalt, zu dem ich eigentlich gar nicht gehört habe... Vielleicht erklärt das die ein oder andere Delle damals in der Reichweitenentwicklung der westfälischen Lokalradios... :)
Langer Rede, kurzer Sinn: Hauptsache ist ja, dass die Werbekunden an den Hokuspokus glauben, aber wir sollten hier mal nicht so tun, als sei das Ganze ein hochwissenschaftliches Messverfahren. In diesem Sinne Glückwunsch an alle Gewinner... also an alle! :) (außer den Hörern)
 
"Der neue Programmchef kommt von ... Davor arbeitete er bei ... und bei ... und bei ... Bis 2012 war er ... und ..." Was soll ich davon halten? Spricht es für oder gegen jemanden, dass er bei so vielen Unternehmen arbeitete?

Für mich ist das ein Hinweis auf ständiges Scheitern. Bis vor kurzem arbeitete ich mit so jemandem zusammen. Es ist jemand, der eine seeehr breite Spur zieht, jung, dynamisch, einfallsreich, innovativ, doch er hält es nie länger als ein Jahr in einer Position aus. Aber er wird nicht etwa weggelobt, sondern irgendwo untergebracht, wo er eine neue Chance bekommt - und hoffentlich keinen weiteren Schaden anrichtet.

Ist das die Branche oder eine neue Art von Mitarbeitern?
 
An der MA habe ich übrigens auch mal teilgenommen, da war ich bei meiner damaligen Freundin, die ganz woanders wohnte, die reichte den Telefonhörer einfach an mich weiter und ich sprach dann für jenen Haushalt, zu dem ich eigentlich gar nicht gehört habe... Vielleicht erklärt das die ein oder andere Delle damals in der Reichweitenentwicklung der westfälischen Lokalradios... :)
Langer Rede, kurzer Sinn: Hauptsache ist ja, dass die Werbekunden an den Hokuspokus glauben, aber wir sollten hier mal nicht so tun, als sei das Ganze ein hochwissenschaftliches Messverfahren. In diesem Sinne Glückwunsch an alle Gewinner... also an alle! :) (außer den Hörern)

In den NRW-Landkreisen werden 365 Fälle erhoben. Also egal was Du da geantwortet hast, du hast die einen Einfluss von 0,3% gehabt. Ich denke mal, der Sender wird es überleben. Ansonsten so einfach geht es nicht, denn Du musst schon in die Stichprobe gepasst haben, die gibt die Fragetechnik und das Manuskript schon vor.
 
In den NRW-Landkreisen werden 365 Fälle erhoben. Also egal was Du da geantwortet hast, du hast die einen Einfluss von 0,3% gehabt. Ich denke mal, der Sender wird es überleben.

Ja, er lebt leider noch. ;) Schon klar, aber ich paßte natürlich gar nicht in die Stichprobe, denn ich war nur zufällig da, wohnte in einem ganz anderen Landkreis und der "Haushaltsvorstand" war leider abwesend, aber ich war - im Gegensatz zu vielen anderen - bereit, die lästigen Fragen zu beantworten... wie heißt es so schön: Was nicht passt, wird passend gemacht... :)
 
Leider ist das bekanntlich nicht der Fall, sondern man beschränkt sich auf lustige kleine Interviews mit Menschen, die zufällig im Telefonbuch stehen und tagsüber anrufbar sind.
Meines Wissens werden die Telefonnummern unter Berücksichtigung aller in Deutschland ausgegebenen Rufnummernblöcke automatisch generiert, damit man eben nicht nur die Leute erreicht, die noch in Telefonbuchverzeichnissen stehen.

Stimmt. Würde man das Nutzungsverhalten von 64000 repräsentativ ausgesuchten Personen aufzeichnen, so wie es bei der TV-Quote praktiziert wird, dann würde das wahrscheinlich wirklich ein aussagekräftiges Bild über die quantitative, wenn auch nicht qualitative, Nutzung wiedergeben.
Nein, würde es nicht, weil du mit Sicherheit nicht den ganzen Tag ein Gerät mit dir herumtragen willst, um deinen Radiokonsum aufzuzeichnen – auf Dauer wird die Messung ungenau, weil du nicht dein ganzes Leben nach diesem Gerät ausrichten möchtest. In den USA ist man schon vor einiger Zeit von Tagebucheinträgen (die ich für sinnvoller halten würde als Telefoninterviews) auf Portable People Meter umgestiegen. Das Ergebnis: Der Radiokonsum ist in vielen Märkten gestiegen (die Hördauer allerdings gesunken) und die Hörerzahlen unterliegen auch weiterhin heftigen Schwankungen wie bei der Tagebuchmethode. Abgesehen davon konnte der PPM in Untersuchungen der britischen Mafo-Arbeitsgemeinschaft RAJAR gerade einmal 59 % der Audioquellen richtig zuordnen. Das klingt für mich zumindest nicht nach einer genaueren Erfassung des Radiokonsums.
 
Nein, würde es nicht, weil du mit Sicherheit nicht den ganzen Tag ein Gerät mit dir herumtragen willst, um deinen Radiokonsum aufzuzeichnen – auf Dauer wird die Messung ungenau, weil du nicht dein ganzes Leben nach diesem Gerät ausrichten möchtest.


Der Grund für die Nichteignung dieser Methode ist vor allem, dass dort eine Person wissentlich an einer Messung eines bestimmten Verhaltens teilnimmt und somit das Verhalten nicht mehr natürlich ist. Deshalb verrät man den Probanden in annähernd jeder Untersuchung nicht, um was es eigentlich geht.

 
Radio Bob hat in Hessen verloren, beim besten Willen wo soll denn da ein Absturz sein?

Du hast ja recht, da hätte ich mir die Zahlen mal genau anschauen können. Und: In der Tat: Über Verbreitungswege gibt die MA in der Tat kaum Auskunft, Radio Bob konnte über DAB+ ja auch in Hessen selbst die Reichweite erheblich ausbauen, zumindest technisch. Im gesamten Taunus z.B. war bisher keiner oder nur ganz schlechter Empfang möglich.
 
Der Grund für die Nichteignung dieser Methode ist vor allem, dass dort eine Person wissentlich an einer Messung eines bestimmten Verhaltens teilnimmt und somit das Verhalten nicht mehr natürlich ist. Deshalb verrät man den Probanden in annähernd jeder Untersuchung nicht, um was es eigentlich geht.

Bei den TV-Quoten ist das doch anders, oder? Bei entsprechenden Haushalten sind diese Messgeräte installiert.
 
Bei den TV-Quoten ist das doch anders, oder? Bei entsprechenden Haushalten sind diese Messgeräte installiert.

Stimmt. 5.100 Haushalte sind es inzwischen, die diese Geräte haben. Mit ganz ähnlichen Problemen. Die Validität der Daten ist nicht gewährleistet, weil allein die Teilnahme am Messverfahren das Verhalten beeinflussen wird. Dazu kommt noch: Nur das Hauptfernsehgerät z.B. im Wohnzimmer wird erfasst. Das ist zwar immer noch der Ort des höchsten Fernsehkonsums, aber inzwischen laufen - je nach Zielgruppe - bis zu 40% auf anderen Distributionswegen (Tablet & PC). Und dieser Fernsehkonsum wird ebenfalls (noch) nicht gemessen. Dazu noch die Mediatheken, und die philosophische Frage, ob Mediathekennutzung überhaupt noch Fernsehen ist (nein, sagt übrigens die Medienwissenschaft).

Also, im TV Bereich sind die Herausforderungen ähnlich groß. Viel größer ist jedoch die Bereitschaft, die Messungen tatsächlich dichter an die Mediennutzung zu bringen. Wenn ich richtig gelesen habe, werden dort massive technische Veränderungen stattfinden in den nächsten Jahren. Bei der Radio MA wird einfach an den Algorithmen geschraubt, damit es irgendwie passt.
 
Bei der TV-Quoten-Messung handelt es sich - soweit ich weiß - um ein Mischverfahren aus Tagebuch und elektronischer Erfassung. In das Tagebuch wird u.a. eingetragen, wieviele Personen eine Sendung angeschaut haben, denn das wird ja nicht automatisch erfasst. Nicht gering ist da natürlich die Versuchung für Omi, den Zuspruch ihrer Lieblingsvolksmusiksendung ein wenig zu pushen, indem die ganze Familie unfreiwillig zu begeisterten Mitguckern erklärt wird. ;) ;)
Ja, auch dieses Verfahren barg schon vor der Mobilisierung des TV-Konsums (durch Tablets, Handies etc.) die Gefahr ungenauer Ergebnisse, das weiß man nicht erst, seit bei einem längeren Sendeausfall die Quoten unverändert hoch blieben. :)
Das alles kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Methode, mit der die Hörfunkreichweite ermittelt wird, die primitivste und ungenaueste ist. Da wäre selbst das von TS 2010 ins Spiel gebrachte "Tagebuch", wie es auch für Konsumforschung der GfK eingesetzt wird, sinnvoller.
 
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