Media-Analyse 2014 Radio I: Reaktionen und Meinungen

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Schade, ich bin zu spät gekommen und habe leider die Lobhudelstunde fast gänzlich verpasst. Nur die letzte Hörerin, die ihre uneingeschränkte Zustimmung zur Musikzusammenstellung bei NDR 90,3 habe ich noch mitgekriegt...

:wall:
 
NDR 90,3 ist doch wie radioBerlin 88,8, wie auch manches Münchner Lokalprogramm einem massiven Druck ausgesetzt. Da hat man Strömungen, die sind anders... Zudem sind es gerade diese Sender, die gewinnen. Warum? Weil sie sich ihrer immer mehr ihrem Hörerpotential anpassen, und auch weil sie meinen, mit ihrer Art und Weise langfristig Hörergruppen zu binden. Leider stelle ich immer fest, dass die ganz alte Bevölkerung diese Sender oftmals gar nicht mehr hört, viel eher, dass sie entweder gar kein Radio mehr hört oder aber dass man Schlagerkassetten hört bzw. Klassik-CDs kauft. In der Hörerschaft der 60-79-jährigen, die gut gebildet, sportlich und urban geprägt mit der Musik aufgewachsen sind, nimmt die Quote für solche Programme zu. Meist sind diese Leute auch gebildet, manche waren Selbständige oder Beamte... Eine Studie der Universität Hannover kam 2013 zu dem Schluss, dass man im Cluster der weniger gebildeten, vielleicht auch nicht ganz so gut verdienenden das Radio längst nicht mehr die Rolle spielt. Hier spielen TV, Internetradiosender und andere Medien eine viel bedeutendere Rolle. Es gibt auch in dieser Studie Kritik an der MA. Zahlen von Hörern abzubilden sei leicht, aber welche Klientel von Hörern welchen Sender hört (sozioökonomische Herkunft) und warum der Sender gehört wird, ist aus den MA nicht ersichtlich.
Quintessenz dieser Studie aus Hannover ist: Zahlen können täuschen und führen zu wenig Folgen. Wenn man aber aufzeigt, welche Klientel welchen Sender aus welchem Antrieb auch immer hört/sieht, etc., wird es erst spannend und haucht den Zahlen Leben ein. So sind sie nur das dürre Spiegelbild einer eh schon seelenlosen Radiolandschaft, die mit wenigen Ausnahmen im Grunde den schwer im Magen liegenden typisch deutschen Radio-Einheitsbrei darstellt...
 
@Finas:
Ich fasse die Anmerkungen, an die ich mich erinnere, gern für Dich zusammen:

Hörer: Immer die gleichen Titel (Beispiel: Peter Maffay).
NDR 90,3: Es gibt Hörer, die nicht stundenlang zuhören, aber die wollen bestimmte Titel auch gern hören. Von Maffay sind zurzeit 25 Titel in der Rotation.

Hörer: Zu viele Jingle.
NDR 90,3: Wir haben schon um die Hälfte reduziert.

Hörer: Nicht alle Musikwünsche werden erfüllt.
NDR 90,3: Es sind immer die gleichen Hörer, die sich etwas wünschen und grüßen wollen. Die Musikfarbe des Programms soll aber auch in dieser Stunde erkennbar sein.

Hörer: Zu kurze Nachrichten, zu wenige Meldungen aus Hamburg. Es ist beschämend, dass NDR 90,3 immer hinter Radio Hamburg liegt.
NDR 90,3: Zu Punkt eins: Wir bringen längere Nachrichtensendungen als die Privaten in Hamburg und haben abends die "Treffpunkt"-Sendung mit Themen und Gästen aus mehreren Bereichen. Zu Punkt zwei: Das finden wir nicht beschämend.

Hörer: Würden Sie "Wenn ein Mann einen Mann liebt" von Klaus Hoffmann als Musikwunsch spielen?
NDR 90,3: (Titel wird noch während des Gesprächs angefahren)

Hörer: Das Programm ist toll.
NDR 90,3: (Alle freuen sich).
 
Würde mich auch mal freuen, wenn Radiomacher Kritik von Zuhörern Ernst nähmen und sich nicht immer wie Putin bei der gestrigen Pressekonferenz flätzend den Hörern eher abgeneigt zuwenden. Klar, man möchte sein Produkt verkaufen. Wenn aber ein Produkt ein paar winzige Fehler hat, und Verbraucher darauf hinweisen, kommt eine Rückrufaktion - leider sind solche Rückrufaktionen bei Produkten wie Radiosendern für deren Macher höchst peinlich; wenn man aber daraus die richtigen Lehren zieht, ist das nur positiv und solche Sender gewinnen an Prestige. Ich sag nur VilRadio aus Fürth in Bayern. Hier sagt der Chef klar, wenn wem das Programm nicht gefällt, soll man ihm das sagen, und er wird sich es überlegen, wie man die Kritik in die Machart des Senders einfließen lassen kann.
Sendechefs, die keine Kritik aushalten, die sind für mich jedenfalls sehr zu hinterfragen...
 
Das Gähnen der Branche ist unübersehbar: Überschlugen sich hier früher um diese Zeit
am Tag der Bekanntgabe seitenweise die "Reaktionen und Meinungen",
so hat der Glaube an die angeblichen Erdrutsche und Höhenflüge inzwischen doch stark nachgelassen.

Ist das nicht beruhigend?
Nee, die meisten werden einfach keine Lust mehr haben, hier in den Radioforen zu disktuieren, weil es immer die gleichen Leute sind, die meinen, hier jeden Thread kentern zu müssen, um die Glaubwürdigkeit der MA anzuzweifeln oder das Formatradio zu verdammen – die Aktivität im gesamten Forum hat deswegen in den letzten Jahren auch spürbar nachgelassen, weil jeder Thread wegen diesen Personen im Off-Topic versandet.
 
Leider spricht hier der User TS2010 eine sehr große Wahrheit aus...
Wie bei den Quoten der GfK fürs Fernsehnschauen, braucht es fürs Radiohören und für die Ermittlung der Hörerzahl eine Methode. In den letzten Jahrzehnten hat sich diese MA eingebürgert. Sie bildet den Maßstab. Die Art und Weise, wie man auf diese Zahlen kommt und wie sie entstehen, mögen auf einem andern Blatt Papier stehen. Hierzu ist ein eigener Thread eingerichtet worden. Die Frage aber, wie Radiosender mit diesen Zahlen, im übrigen gibt es lokal auch Zahlenwerke wie die Funkanalyse Bayern oder so, umgehen und welche Konsequenzen sie daraus ziehen, sollte für uns hier bei den radioforen Anlass zur Diskussion geben. Die Erhebungsmethodik wird schon im Parallelthread diskutiert. Das Formatradio, lieber TS2010, ist vielleicht mit ein Grund, warum es immer mehr gleichförmige Sender gibt, die zum Teil von den gleichen Kapitalgebern gehalten werden, etc. Ich möchte nicht das Formatradio als Werk des Teufels in Abrede stellen, wohl aber anmerken dürfen, dass manchmal dieses für diese ohren- und augenscheinliche Vereinheitlichung der Sender zT mitverantwortlich ist bzw. in Deutschland ggf. falsch angewandt wurde; gewiss, manches europäische Land mag radiotechnisch vielfältiger aufgestellt sein, aber auch dieses Unterfangen sollte differenziert ausdiskutiert werden, warum und wieso das so ist...
Lassen wir uns überraschen, wie sich das Radio als wirklich eines der spannendsten Medien unserer Zeit weiterentwickelt, sowohl, was die Hörerzahl anbelangt, als auch was die technischen Möglichkeiten anbelangen...
 
12.000 Hörer weniger bei 104.6 RTL in Berlin :thumbsup:
Spreeradio verliert auch (wenig) und Radio B2 mit 58% mehr Hörer als bei der letzten MA, das aber auf kleinem Niveau, von 12.000 auf 19.000 Hörer/Stunde.

Und das ohne große Gewinnspiele oder Übernahmen von Rechnungen :D
 
FFH zeigt Größe: mit fast 600.000 Hörern in der D werden in der PM alle anderen im Markt genannt - besonders witzig: Antenne FFM mit weißer Fläche, weil keine Hörer ausgewiesen wurden.
 
Die PM von FFH ist in der Tat ein kleines Highlight. Allein schon weil aufgezeigt wird, dass planet in den letzten Jahren fast kontinuierlich verloren hat (von 130 Tsd. auf 92 Tsd.). Trotzdem immer noch deutlich vor You FM.
Apropos: Vor rund einem Jahr hat der HR seiner Kulturwelle mehrere starke UKW-Frequenzen entzogen und an You FM und HR-Info vergeben. Wie man nun sieht ohne großen Erfolg. Beide haben beim WHK etwas zugelegt, in der Durchschnittsstunde gabs praktisch keine Zugewinne.
 
Wie ich sehe, hat NDR1 NDS in der Tagesreichweite um stattliche 17,9% zugelegt, um 340.000 auf 2.236.000 Hörer. Da dürfte die Marschrichtung klar sein: weiter so...
Da kann man gratulieren.

Heute Mittag hat der Programmchef Eckhart Pohl einige Worte zur Musikfarbe von Radio NDS gesagt.
Es geht klar in die Richtung die nächste Generation an den Sender zu binden und das ist meine Generation.

Die alten deutschen Schlager werden weniger gespielt und werden nach und nach ganz aus dem Programm verschwinden.
In der Plattenkiste lief ein Titel von Black Sabbath. Das gab es noch nicht.
Deep Purple rocken immer näher... :thumbsup:
 
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Dass die Welle Nord R.SH schlägt, ist ja schon Gewohnheit, dass aber auch noch NDR 2 ohne Inhalte, ohne Landesbezug und ohne echte Personalities an der privaten Konkurrenz vorbeizieht, sollte dieser schwer zu denken geben.
 
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Dass die Welle Nord R.SH schlägt, ist ja schon Gewohnheit, dass aber auch noch NDR 2 ohne Inhalte, ohne Landesbezug und ohne echte Personalities an der privaten Konkurrenz vorbeizieht, sollte dieser schwer zu denken geben.

Was soll man denn "denken"? Jedem Hörer ist es freigestellt im Rahmen der empfangbaren Sender, den Sender zu hören, der für ihn das beste Angebot macht. NDR 2 gewinnt seit einiger Zeit. Eine Entscheidung für einen Sender kann jederzeit ohne großen Aufwand oder Bindung geändert. Versucht das mal beispielsweise mit einem Zeitschriften-Abo. Der NDR hat eindeutig einen norddeutschen Bezug und muss natürlich auch einen Spagat schaffen: z.B. von der polnischen an die holländische Grenze. Was soll ein Landesbezug? Glaubst du ernsthaft ein Norderstedter ist mehr an Kiel als an Hamburg interessiert? In der Metropolregion Hamburg ist der RSH kein Platzhirsch. Wo sind die echten Personalities bei RSH? Sorry, der gute Carsten ist gerade sehr krank. Aber, mit seinem Temperament hätte er in Berlin vielleicht gerade die Nachmittags Drivetime moderieren dürfen. Motto aus Kiel: Wie das Land - so flach die Sender.

Schleswig-Holstein ist doch ein Beispiel dafür, wie die Leipziger Controller langsam aber sicher auf den absteigenden Ast sind. Am liebsten würde man doch im RZ Kiel den ganzen Tag voicetracken und wenn es ginge in Leipzig produzieren, weil da ist es noch billiger. Bestimmt wurde auch schon mal dort der Klopapierverbrauch im Vergleich zu den anderen Standorten erhoben. Ich habe auch noch einen Sparvorschlag, meines Wissens nach fährt der Verkauf POLO. Wenn ihr bei der Mach 3 nächstes Mal ein neues Kompi macht, entweder Skoda, SEAT oder nen UP. Konsequenter war natürlich noch eine Vespa.
 
TS2010 schrieb:
...weil es immer die gleichen Leute sind, die meinen, hier jeden Thread kentern zu müssen, um die Glaubwürdigkeit der MA anzuzweifeln oder das Formatradio zu verdammen

Falsche Schlussfolgerung!
Die meisten (zum Beispiel ich) haben keine Lust mehr, die MA hier in den Radioforen zu diskutieren, weil jedem halbwegs vernunftbegabten Beobachter (nur offensichtlich den Pressestellen der Sender nicht) klar ist, was die MA aussagt und was sie nicht aussagt. Da erübrigt sich eine ernsthafte Diskussion.

Und was das Formatradio betrifft: Sofern es seine Berechtigung aus den Ergebnissen der MA zieht, möge es weiter den dort zu entnehmenden Selbstsuggestionen unterliegen. Sofern es bereit ist, kritische Hörermeinungen wahrzunehmen und darauf zu reagieren, wird es sich verändern (müssen).
 
Die Nachrichtenseite von radioszene.de ist heute mal wieder besonders schrecklich zu lesen.

Ich vermelde hiermit, dass ich um 20 Trilliarden Prozent zugelegt habe, der absolute Marktführer bin und 102 % der Zielgruppe mich täglich einschalten.

Ich bin zwar gar kein Radiosender, aber ich bin mir sicher, dass die knallharten Daten der MA solche Interpretationen glasklar bestätigen werden.

Wer mich jetzt gerne als Geschäftsführer, Programmdirektor oder Chefredakteur einstellen möchte, weil ich offensichtlich so gut Pressemeldungen schreiben kann, möge bitte davon Abstand nehmen: Ich habe bereits einen Job. Also einen richtigen Job mit echter Arbeit und so.
 
Eine Studie der Universität Hannover kam 2013 zu dem Schluss, dass man im Cluster der weniger gebildeten, vielleicht auch nicht ganz so gut verdienenden das Radio längst nicht mehr die Rolle spielt. Hier spielen TV, Internetradiosender und andere Medien eine viel bedeutendere Rolle.

Dann stimmt am Ende das Klischee von den Dauer-TV-konsumierenden "Bildungsfernen", sprich: Blöden . Aber daß dort schon morgens nach dem Aufstehen der Fernseher angeht kann ich mir dann irgendwie doch nicht so recht vorstellen.

@alqaszar
Besonders komisch ist wieder die Pressemeldung von Radio NRW, in der das hauseigene rundfunkjournalistische Qualitätssprodukt auf groteske Weise in den Himmel gelobt wird. Hier ein kurzer Auszug.
Zitat Radio NRW:
(...) "Mit seiner unvergleichbaren Kernkompetenz kann der NRW-Lokalfunk den ungebrochen starken Wunsch der Hörer nach lokalen und regionalen Inhalten erfüllen und dieses Alleinstellungsmerkmal zielführend im Programm einsetzen. Die aktuellen Daten zeigen darüber hinaus, dass die klassische Hörfunknutzung bei den Hörern weiter ganz hoch im Kurs steht und sich die umfangreichen digitalen Angebote gut mit dem Medium Radio ergänzen“, so Dr. Udo Becker, Geschäftsführer des Rahmenprogrammanbieters radio NRW. (...)
Das sehr hohe Reichweiten-Niveau, das wir seit 14 Jahren in einem wettbewerbsstarken NRW-Hörfunkmarkt verteidigen, spricht zudem für eine kontinuierliche Qualität und eine große Hörer-Akzeptanz unseres Programmprodukts. (...)
Die Hörer da abzuholen, wo ihre Lebensrealität ist, wird für uns als Radiomacher immer wichtiger. Daher haben wir in den vergangenen Monaten verstärkt darauf gesetzt, unser Programm nicht nur im Radio, sondern auch vor Ort direkt bei unseren Hörern stattfinden zu lassen. (...)

Alles klar? :)
 
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Tiger, Du musst Dich zwingen, Dir mindestens das vorzustellen!

Schlimmer ist, dass in solchen Haushalten der Fernseher nicht morgens angeht, sondern abends erst gar nicht ausgeschaltet wird. Ich habe das kürzlich im eigenen Bekanntkreis gehört.
 
(...) "Mit seiner unvergleichbaren Kernkompetenz kann der NRW-Lokalfunk den ungebrochen starken Wunsch der Hörer nach lokalen und regionalen Inhalten erfüllen und dieses Alleinstellungsmerkmal zielführend im Programm einsetzen. Die aktuellen Daten zeigen darüber hinaus, dass die klassische Hörfunknutzung bei den Hörern weiter ganz hoch im Kurs steht und sich die umfangreichen digitalen Angebote gut mit dem Medium Radio ergänzen“, so Dr. Udo Becker, Geschäftsführer des Rahmenprogrammanbieters radio NRW. (...)
Das sehr hohe Reichweiten-Niveau, das wir seit 14 Jahren in einem wettbewerbsstarken NRW-Hörfunkmarkt verteidigen, spricht zudem für eine kontinuierliche Qualität und eine große Hörer-Akzeptanz unseres Programmprodukts. (...)

Erst Frequenzen "gewollt" blockieren und dann noch mit Arroganz auftreten! Wunderbar!
 
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@br-radio
Wolltest Du mir zwischen den Zeilen Weltfremdheit unterstellen? ;)

@grün
Aber der Laden läuft rund und wirft jede Menge Kohle ab. Der Niedergang des Kulturguts Radio ist da nur ein Kolateralschaden.

@count down
Höchste Zeit, den Sendeschluß wieder einzuführen.
 
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Das ist alles so dermaßen surreal; je flacher und substanzloser das Programm, in desto groteskere Weise jubeln die Macher ihre "Qualitätsprodukte" hoch. Man könnte meinen, hier seien alle komplett verrückt geworden.
Letztendlich ist das aber furchtbar frustrierend, wie mit dem zunehmenden (Pseudo-) Erfolg der Flachfunker die verbliebenen Qualitätsprogramme früher oder später allesamt in diesen allgemeinen Abwärtsstrudel unweigerlich hineingezogen werden.
Hier ist aber auch niemand in Sicht, der die Notbremse zieht und mit einem bewußt konservativen Modell gegen hält. Selbst der gute, alte Deutschlandfunk, Inbegriff für Radioqualität, muß jetzt sogar "aufgefrischt" werden, weil es ja angeblich "zeitgemäß" sei. Dies heißt natürlich nicht anderes als Qualitätsabbau.
Welch ein Wahnsinn...
 
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