Media-Analyse korrekt auswerten

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Was ich allerdings nicht verstehe: Warum willst du partout Schlagersender rehabilitieren? Ich schwöre, dass wenn große Werbekunden Potenziale sähen, Schlange stünden.

Eins vorweg: Ich schätze deine sachliche Herangehensweise und deinen nüchtern-distanzierten Blick auf die Verhältnisse.

Für mich ist es schlicht jenseits des Vorstellbaren, dass ein ausgewogenes, aubwechslungsreiches Schlagerprogramm wie hr4, das noch dazu über einen relativ hohen aktuellen Musikanteil verfügt, nicht einmal 10% Hörer im Segment 14-49 haben soll. Im gesamten Sendegebiet entspäche das laut MA einer maximalen Reichweite von gerade mal 34 000 Menschen innerhalb der Altersgruppe 14-49 !! (in diesem Zusammenhang sollte man nicht vergessen dass hr3 und FFH fast das selbe musikalische Spektrum bedienen). Selbst wenn hr4 weit davon entfernt ist, große Heerscharen jugendlicher Hörer anzuziehen, stinken diese Werte zum Himmel. Ich weiß, dass man mit Unterstellungen vorsichtig sein soll, aber die MA-Zahlen wirken nicht nur in dieser Beziehung sehr unglaubwürdig.

Ich frage mich wozu die ag.ma so viel Wahrscheinlichkeitsrechnung betreibt, wo die deskriptive Statistik ausgehend von der repräsentativen Stichprobe alle für Umfragen erforderlichen Methoden bereithält. Abgesehen davon, dass den bewusst unverständlich gehaltenen Kauderwelsch im ag.ma-Dokument über die Vorgehensweise bei der Datenerfassung und Auswertung nicht einmal ein mit dem nötigen Fachvokabular vertrauter Versicherungsmathematiker verstehen würde, der berufsbedingt viel mit Stochastik zu tun hat.

Ich frage mich immer, warum die MA nur Reichweiten ausweist, aber keine Marktanteile. Jeder weiß, dass Sender mit großer Reichweite geringere Marktanteile aufweisen können als Konkurrenten mit bedeutend geringeren Gesamtreichweiten. Außerdem ist die Reichweitenermittlung der ag.ma mit Blick auf die im PDF beschriebenen Ermittlungsverfahren höchst suspekt.

Als ständigem Leser hier ist mir aus vielen Postings ricochets Stoßrichtung gut bekannt.

Davon gehe ich aus. Ich möchte aber noch klarstellen, dass ich keinen Narren am Schlager gefressen habe sondern wie so viele Andere auch, den deutschen Einheitsbrei satt habe.
 
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Eins vorweg: Ich schätze deine sachliche Herangehensweise und deinen nüchtern-distanzierten Blick auf die Verhältnisse.
Danke, aber das sollte hier unter (hoffentlich) Profis bei allen Meinungsverschiedenheiten Stil in diesem Forum sein.

Ich frage mich immer, warum die MA nur Reichweiten ausweist, aber keine Marktanteile.

Ich habe genug mit MA-Zahlen gearbeitet, um dir zu versichern, dass es durchaus möglich ist, aus dem gesamten Berichtsband/-CD Marktanteile zu berechnen. Und da stehen "konservativere" Sender durch treuere Hörer meist besser da, als bei anderen Werten. Damit hast du recht. Die Werbetreibenden interessiert aber in erster Linie die Kontaktwahrscheinlichkeit eines Spots, darum bekommst du bespielsweise bei den MA-Tools wie z.B. bei der RMS hauptsächlich die Stundenreichweiten serviert.
 
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Bei einer Werbewirtschaft, der es in erster Linie um die Unter-30-Jährigen geht ist das durchaus glaubhaft. Und die MA-Zahlen lassen die großen Hitradios ja besonders gut aussehen.
 
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Diesen amerikanischen Werbespruch haben die MA-Veranstalter sprich die deutschen Radiowerber wohl noch nie gehört:

Long listening means the opportunity for advertising messages to be heard enough times to get action.

Kein Wunder, wenn man Halbwüchsige und Berufsanfänger für die ideale Zielgruppe hält.
 
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Was bedeutet in diesem Zusammenhang eigentlich "Marktanteil"? Das ist mir nicht so recht klar. Welcher Markt ist gemeint, d.h. wer oder was sind 100%? Bei uns wird das so gesagt: 25% Marktanteil = jedes vierte Radio ist auf unseren Sender eingestellt. Mir erscheint das wenig plausibel. Von welchem Markt sprechen wir (räumlich, zeitlich)? Werden Nicht-Hörer (sprich ausgeschaltete Radios) mit einbezogen?

Kleine Ergänzung: Oben wurde von Verweildauer = "am Stück" gesprochen. Das ist nicht richtig, Verweildauer ist nicht am Stück.
 
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Was bedeutet in diesem Zusammenhang eigentlich "Marktanteil"?

Marktanteil ist die Hördauer eines Senders anteilig an der Hördauer aller Sender in einem Markt.

Welcher Markt ist gemeint, d.h. wer oder was sind 100%?

Das hängt von der Definition des Gebietes ab, also z.B. Marktanteil in einer Stadt, einem Bundesland oder bundesweit. Die MA reflektiert die Zeit zwischen 5:00 und 24:00 Uhr.

Werden Nicht-Hörer (sprich ausgeschaltete Radios) mit einbezogen?

Nein.

Verweildauer bezieht sich darauf, wie lange ein Durchschnittshörer einen Sender hört.
 
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Du fragst, ob...
...eine qualitative Ableitung - obwohl sie von Geschäftsführern und Programmchefs in ihren MA-Hurra-Pressemeldungen gerne vorgenommen wird - ... methodisch nicht zulässig ist?

Tatsächlich ist es so, dass je tiefer du in die Soziodemografie eintauchst, keine Validität mehr gewährleistet ist. Ich habe selbst schon erlebt, dass bei Teilzielgruppen (z.B. haushaltsführende Frauen, 30+, HHNE 2.500+) die Werte von MA zu MA extrem schwankten. Die Fallzahl lässt dann einfach keine seriöse Aussage mehr zu. Wird aber hie und da gerne gemacht.
 
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@Sonnig

Noch präziser: Ich meinte jene "MA Analysen", bei denen aus einer gestiegenen Fallzall nicht nur eine gestiegene Hörerzahl abgeleitet wird (was schon wacklig ist), sondern gleich noch im gleichen Aufwasch auch ein "das Programm ist noch besser geworden" hineininterpretiert wird.
 
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Ich meinte jene "MA Analysen", bei denen aus einer gestiegenen Fallzall nicht nur eine gestiegene Hörerzahl abgeleitet wird...

Die letzte große Erhöhung kam durch die Umstellung, dass jetzt alle ab 10jährigen ausgewiesen werden (und nicht wie vorher 14+). Das bedeutet natürlich in der Ausweisung mehr Hörer, die aber auch vorher schon gehört haben. Nur jetzt ist es "offiziell".

sondern gleich noch im gleichen Aufwasch auch ein "das Programm ist noch besser geworden" hineininterpretiert wird.

So eine Interpretation ist natürlich Quatsch, aber natürlich argumentiere ich bei mehr Hörern mit der Akzeptanz des Programms.
 
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Aber ich nehme an, dass die Marktanteile intern auch in Deutschland kursieren werden. In anderen Ländern sind sie ja oft die "harte Währung" der Werbebranche. Kann man sie irgendwo nachlesen oder werden sie grundsätzlich nicht veröffentlicht, vielleicht aus gutem Grunde?

Diente die Ausweitung der "Grundgesamtheit" auf mehr oder minder deutschsprachige Ausländer nicht in erster Linie dem Ziel, den zurückgehenden Radiokonsum bei den jüngeren Deutschen zu kaschieren?
 
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Genau das habe ich gesucht!! Gibt's so was auch für andere Bundesländer?

Was gleich ins Auge fällt: Radio Hamburg hat einen höheren Marktanteil als der offizielle "Marktführer" 90,3.
 
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Die Umfrage zur MA/FA wird per Telefon durchgeführt, vor drei Jahren wurde ich an einem Samstag selbst angerufen - obwohl meine Nummer nicht im Telefonbuch steht. Ein Frage- und Antwortspiel, nach gefühlten fünf Minuten war alles vorbei.
Bis in die 90er Jahre wurde nicht für die MA/FA angerufen, es gab damals für ausgesuchte Haushalte ein "Buch", in dem handschriftlich vom Befragten festgehalten wurde, wann er um welche Zeit welchen Sender von .... bis ... gehört hat.
Nun ist uns allen ja bekannt, dass eine Face-to-Face Umfrage die geringste Unschärfe, den geringsten Fehlerquotienten aufweist, +-1,5%, dann folgt die Umfrage in schriftlicher Form und bei einer telefonischen Umfrage kann die Schwankung +-10% betragen. Leider finde ich meine alten Unterlagen aus der Studienzeit nicht mehr, die meine Aussage bestätigen, aber bei Allensbach wird ähnliches bekannt sein.
Vielleicht kann jemand meine +-10% aktuell verifizieren, denn die Zahlen einer MA/FA würden dadurch eine völlig andere Bedeutung erlangen.
Beispiel: Sender 1 hat durch die Unschärfe -10% gegenüber dem tatsächlichen Umfragewert erhalten, Sender 2 hat +10% erhalten.
Das bedeutet, dass beide Sender 20% Unterschied zueinander aufweisen, obwohl weder Sender 1 noch Sender 2 Unterschiede aufweisen dürften.

2Stain
 
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Es ist ja nur wichtig, dass die Auftaggeber ihren Zahlen vertrauen, Transparenz und Nachvollziehbarkeit werden gar nicht angestrebt. Erhebung und Interpretation der Analysen bewegen sich quasi innerhalb einer geschlossenen Gesellschaft
 
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2stain schrieb:
vor drei Jahren wurde ich an einem Samstag selbst angerufen - obwohl meine Nummer nicht im Telefonbuch steht

Das ist ja interessant. Irgendwo registrieren lassen oder durch puren Zufall angerufen worden? Wenn dies so gewesen ist darf möglicherweise auch der angebliche repräsentative Querschnitt durch die Bevölkerung angezweifelt werden?
 
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Aber ich nehme an, dass die Marktanteile intern auch in Deutschland kursieren werden.

Nicht nur intern, sondern auch "offiziell". Jeder Mediaplaner kann sie sich errechnen. Wichtiger ist aber die "Werbemittelkontaktchance", deren Definition, wie schon gepostet, hier auf Seite 62 zu finden ist.

Nochmals: Paranoia ist unangebracht. Übrigens vertrauen auch Kino, Plakat, Online, Zeitschriften, etc. auf die ag.ma. Eine große Verschwörung? Nein!
 
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Diente die Ausweitung der "Grundgesamtheit" auf mehr oder minder deutschsprachige Ausländer nicht in erster Linie dem Ziel, den zurückgehenden Radiokonsum bei den jüngeren Deutschen zu kaschieren?

Ach, auch nein! Warum sollten deutschsprachige Ausländer keine Produkte kaufen oder Dienstleistungen in Anspruch nehmen? Der Schritt war überfällig, um näher an der Nutzungsrealität zu sein. Das hat nix mit Kaschieren zu tun, sondern dient dazu, die Wirklichkeit abzubilden.

Mein Gott, in diesem Faden klinge ich schon wie ein ag.ma-Nerd, obwohl es berechtigte Kritik (andere als Verschwörungstheorien) gibt. Aber es ist eben kein Hexenwerk. Und in Frankfurt streichelt auch keiner im Keller ein weiße Katze.
 
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Nochmals: Paranoia ist unangebracht. Übrigens vertrauen auch Kino, Plakat, Online, Zeitschriften, etc. auf die ag.ma. Eine große Verschwörung? Nein!

Wer die besten MA Zahlen vorweisen kann, der kann am meisten Geld für Werbezeiten verlangen.

Glaubst du wirklich, dass ausgerechnet hier kein Lug und Trug vorherrscht? Überall wird gelogen und betrogen, nicht nur in der Politik! Warum sollte es hier anders sein? Ratings, erstellt von Privatfirmen, waren und sind immer manipuliert! Ich erinnere nur mal an die ratings auf den Finanzmärkten..... .
 
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Wer die besten MA Zahlen vorweisen kann, der kann am meisten Geld für Werbezeiten verlangen.

Stimmt. Soll auch so sein.


Glaubst du wirklich, dass ausgerechnet hier kein Lug und Trug vorherrscht? Überall wird gelogen und betrogen, nicht nur in der Politik! Warum sollte es hier anders sein?

Ja, aber wir haben viele Marktteilnehmer. Wer betrügt wen warum? Die Sender (welche?) die Agenturen? Die ihre Kunden? Die Kunden sich selbst und ihre Gesellschafter? Jeder jeden? Meiner Ansicht nach Unsinn. Nochmals: Bei aller Kritik, die aber substanziell geäußert werden sollte.

Ratings, erstellt von Privatfirmen, waren und sind immer manipuliert!

Die ag.ma ist keine Privatfirma! Ein Zusammenschluss aller Marktteilnehmer. Mist, ich muss in Frankfurt anrufen, um mir Honorar abzuholen.
 
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Ich sollte meine Position kurz schildern. Ich habe es in den letzten 20 Jahren wirklich geschafft, für Sender, Mediaplanungsagenturen und beratend für Werbekunden zu arbeiten. Keiner war so skeptisch (obwohl es um viel Geld ging) wie die Verschwörungstheoretiker in diesem Forum.
 
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Nochmals: Paranoia ist unangebracht. Übrigens vertrauen auch Kino, Plakat, Online, Zeitschriften, etc. auf die ag.ma. Eine große Verschwörung? Nein!

Nur wird da mit anderen Methoden gearbeitet und es gibt kein Kartell aus Werbern, Beratern und abhängigen Sendern.
 
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Nur wird da mit anderen Methoden gearbeitet und es gibt kein Kartell aus Werbern, Beratern und abhängigen Sendern.

Das "Kartell" ist genau dasselbe - die ag.ma. Und natürlich unterscheiden sich die Methoden von Medium zu Medium. Du weist ja nicht aus, wieviele Leser eine Zeitschrift in der Durchschnittsstunde gelesen haben. Mein o.g. Link zeigt die unterscheidlichen Methodiken partiell auf.
 
Kein Wunder

Keiner war so skeptisch (obwohl es um viel Geld ging) wie die Verschwörungstheoretiker in diesem Forum.

Das Wesen von Verschwörungstheorien ist doch, daß nichts die vorgefertigte Meinung erschüttern kann. Alles, egal, ob eine Aussage oder ihr komplettes Gegenteil, paßt immer wunderbar und nur so perfekt ins Bild.

Sehr schade; ich hatte wirklich gehofft, hier könne man über die Methodik der MA diskutieren, wofür die verlinkte Broschüre doch ein gutes Fundament hergeben würde.
 
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