Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

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Der Radiotor

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Fast am Boden gelegen habe ich ja vor zwei Wochen, als ich das neue Deutschlandradio Kultur einschaltete. Da sollte eine Sprecherin, die in ihrem Leben bislang wohl nur Brahms und Beethoven kannte, etwas über die Eröffnung des Nirvana-Museums in den USA erzählen. Deren Sänger Kurt Cobain sprach sie französisch aus: "KOBAAAAH", und die Band war Vorreiter der Grunge (was sie deutsch aussprach: "KRRUNGE")-Bewegung. Und die Band kam aus Seattle (ihre Aussprache hierzu: SIEHTELL). Ich hoffe ja, dass dieser nicht alltägliche Ausrutscher (drei haarsträubende Aussprache-Fehler in einer Meldung) bald seinen Platz in den Radiopannen finden wird.

Kritisch ist aber anzumerken: so etwas darf eigentlich bei einem solch anspruchsvollen Sender nicht passieren. Und daher die Frage: findet bei euch in den Sendern überhaupt noch ein Aussprache-Training oder ähnliches statt?
 
AW: Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

Aussprachetraining sicher. Aber da ob in dem Unterricht Kurt Cobain vorkommt?
 
AW: Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

Gerade bei Eigennamen ist es freilich mit Aussprache nicht getan. Da muss man wissen, wie sie heißen. Und klassische Ausrutscher gab's ja schon öfter:

die Jazz-Stunde mit "DEISI GILLESPEI" oder die "JUCKEBOX" :D
 
AW: Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

Also, das verstehe ich nun nicht. Wenn man weiß, wie sie heißen, weiß man doch noch lange nicht, wie das alles ausgesprochen wird. Oder wie? Oder nicht? Oder ja? Siehste!

Überdies bin ich mir sicher, dass die ADB auch die Namen von Musikern wie Herrn Cobain beinhaltet.

Gruß, FC
 
AW: Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

Der Radiotor schrieb:
Da sollte eine Sprecherin, die in ihrem Leben bislang wohl nur Brahms und Beethoven kannte, etwas über die Eröffnung des Nirvana-Museums in den USA erzählen.

Sowas ist mir auch mal passiert, als ich Pieter Gäibriäl vor Jahren mal zu Peter Gabriel machte, schließlich sagt man auch Gunther Gabriel, gell? Nun, meist ist es umgekehrt, will sagen: die Popspezialisten machen aus Paul Hindemith auch mal "Poul Haindmiss" :wow:
Aber in Deinem Falle nehme ich an, daß es sich nicht um eine Sprecherin mit Zugang zum Duden oder zur Aussprachedatenbank, sondern um eine Moderatorin oder Autorin handelte. Bei dieser Berufsgruppe ist das Bemühen um korrekte Aussprache minunter wenig ausgeprägt. Im Gegenteil, für den "Nur"-Sprecher haben viele nur ein müdes Lächeln übrig. Für den Hörer ist ja nur indirekt erfahrbar, was ein Sprecher in der Grütze hat (oder nicht!), indem er ein Fachgebiet souverän oder unbedarft behandelt. Wer einen auszusprechenden Namen oder Begriff nicht kennt, bricht sich keinen Zacken aus der Krone, wenn er einfach nachfragt.
 
AW: Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

Bieringer schrieb:
in Deinem Falle nehme ich an, daß es sich nicht um eine Sprecherin mit Zugang zum Duden oder zur Aussprachedatenbank, sondern um eine Moderatorin oder Autorin handelte.

Das ist doch Quatsch, dass nur Sprecher dort nachschauen würden.
Moderatoren und Autoren müssen es doch genauso und tun es meiner Erfahrung auch.
Sonst würde sich auch der Fall ergeben, dass eine Person im Beitrag (Autor) anders ausgesprochen wird, als in der Anmoderation (Moderator).
 
AW: Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

Der Radiotor schrieb:
Fast am Boden gelegen habe ich ja vor zwei Wochen, als ich das neue Deutschlandradio Kultur einschaltete. Da sollte eine Sprecherin, die in ihrem Leben bislang wohl nur Brahms und Beethoven kannte, etwas über die Eröffnung des Nirvana-Museums in den USA erzählen. Deren Sänger Kurt Cobain sprach sie französisch aus: "KOBAAAAH", und die Band war Vorreiter der Grunge (was sie deutsch aussprach: "KRRUNGE")-Bewegung. Und die Band kam aus Seattle (ihre Aussprache hierzu: SIEHTELL).
Wie schon angemerkt wurde: Die Schilderung liest sich nach einem Kollegengespräch. Wenn es sich tatsächlich um eins handelte, dann war das mit Sicherheit keine Sprecherin, sondern eine Redakteurin oder ggf. freie Autorin. Und die produzierte sich dann halt als die Blinde, die von der Farbe redete.
 
AW: Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

@K6: Es war die Sprecherin der Kulturnachrichten, und genau hier tauchte auch die Meldung über die Eröffnung des Nirvana-Museums auf.
 
AW: Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

Liegt es nun an der Allgemeinbildung der Sprecher oder der Gleichgültigkeit anderer Beteiligter, daß solche Aussprachefehler passieren?

Was ich allerdings noch viel schlimmer finde ist, wenn, wie erst kürzlich geschehen in einen TV Trailer, Spinnen als Insekten oder im Öffiprogramm Fischotter als Nager bezeichnet werden. Auaaaahhh! :wall:
 
AW: Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

Da wir gerade Mai haben: Wie oft wohl schon wieder "Mäx Wörna" mit "Rain in may" angesagt wurde?
 
AW: Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

ADR schrieb:
Liegt es nun an der Allgemeinbildung der Sprecher oder der Gleichgültigkeit anderer Beteiligter, daß solche Aussprachefehler passieren?
Es liegt sicherlich mit daran, daß einige von ihnen aus anderen Lebenswelten stammen. Fragt mich nichts über das Köchelverzeichnis oder verlangt bitte nicht, daß ich bestimmte international bekannte Dirigenten oder Solisten korrekt aussprechen könnte. Im Gegenzug passieren dann halt soche Dinge wie mit Cobain. Hätte vorab mit dem Redakteur geklärt werden können, wenn man sowohl Zeit dazu gehabt hätte und mit Liebe bei der Sache wäre. Sobald nur eins von beiden (oder der Redakteur) fehlt, passierts halt.
Ich habe allerdings auch schon eine Servicefrau erlebt, die in der ganzen Radaktion herumgefragt und letztlich oben zitierte Datenbank genutzt hat, um die Aussprache eines brandenburgischen Ortes, der in den zu verlesenden Verkehrsmeldungen...
 
AW: Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

Würde das Thema gerne ausweiten auf die Fragestellung "Werden (Nachrichten)-Redakteure heute überhaupt noch ausgebildet?"
Der Service, die aktuellen Nachrichten auf die jeweilige Homepage des Senders zu stellen, geht zu 80 % nach hinten los. Was da an inhaltlichen und grammatikalischen Fehlern produziert wird, ist höchst bedenklich...und das Schlimmste, das ganze geht so auch noch on air!
Will jetzt keine Beispiele hier ins Forum ziehen und auch keine Sender nennen, aber es sind gerade die "kleinen" Lokalradios in NRW, die diesen unglaublichen Mist verzapfen.
 
AW: Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

Der Radiotor schrieb:
@K6: Es war die Sprecherin der Kulturnachrichten, und genau hier tauchte auch die Meldung über die Eröffnung des Nirvana-Museums auf.
Also doch nur eine gelesene Meldung ...

Dann wäre zu fragen, ob überhaupt Zeit gewesen wäre, die Aussprache dieser völlig unbekannten (nun ja) Wörter zu klären. Wie wurde der Programmablauf hier doch schon einmal so schön charakterisiert: <i>Zack, Zack, Zack!</i>
 
AW: Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

Radiowaves schrieb:
Ich habe allerdings auch schon eine Servicefrau erlebt, die in der ganzen Radaktion herumgefragt und letztlich oben zitierte Datenbank genutzt hat, um die Aussprache eines brandenburgischen Ortes, der in den zu verlesenden Verkehrsmeldungen...
Das war aber nicht zufälligerweise Hosena, aus dem sehr oft (beileibe nicht nur im Radio) ein „Hosehna“ gemacht wird?
 
AW: Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

oder ziesar....ziii-esar, benzingerode....ben-zingerode, ostingersleben, ost-ingers-leben......
 
AW: Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

Wenn man etwas mitdenkt , komme man schnell darauf , dass man Wittstock nicht Wiet s tock spricht, liebe NDR-Kollegen! Woher holt ihr das Lange i und was macht ihr mit dem Knüppel?
 
AW: Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

Frag mal "Wachtmeister" Thomas Hübner von radioeins nach Werder... :mad:
 
AW: Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

Nähkästchen schrieb:
Das ist doch Quatsch, dass nur Sprecher dort nachschauen würden.
Moderatoren und Autoren müssen es doch genauso und tun es meiner Erfahrung auch.
Sonst würde sich auch der Fall ergeben, dass eine Person im Beitrag (Autor) anders ausgesprochen wird, als in der Anmoderation (Moderator).

Natürlich gibt es selbst Sprecher, die NICHT nachschauen! :mad: Bei der Gruppe der Moderatoren und Autoren ist aber Korrektheit in dieser Disziplin generell nicht so ausgeprägt. Gerade bei vorproduzierten Beiträgen kann man ja neue Erkenntnisse in Sachen Aussprache nicht mehr korrigieren. Da kommt es schon vor, daß der (Live-)Sprecher oder Moderator von der Redaktion gebeten wird, sich der falschen Version innerhalb des Beitrags anzugleichen. Sehr unschön...
 
AW: Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

Natürlich hast Du Recht.
Dieser fürchterliche Fall von "bitte sprich es eben auch so aus" ist mir schon hin und wieder vorgekommen. Das ist wirklich sehr unschön.
Dennoch gehe ich immer vom Idealfall aus, diesen Maßstab lege ich auch an mich selbst an. Deshalb wäre ich mit pauschalen Aussagen wie:
Bieringer schrieb:
Bei der Gruppe der Moderatoren und Autoren ist aber Korrektheit in dieser Disziplin generell nicht so ausgeprägt.
etwas vorsichtig.
Ich kenne viele gewissenhafte Moderatoren, die sich echt Gedanken machen oder ihr Metier so beherrschen, dass selten was schief geht.
Ich kenne auch andere, denen sowas egal ist, die halten sich meist nur nicht lange.
Man muss ja auch nicht die ADB zur Vefügung haben, es reicht auch schon der sehr gute Duden "Das Aussprache-Wörterbuch".
 
AW: Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

Nähkästchen schrieb:
Man muss ja auch nicht die ADB zur Vefügung haben, es reicht auch schon der sehr gute Duden "Das Aussprache-Wörterbuch".

Und darin kommen auch Kurt Cobain und Eric Prydz vor? :wow:

Je mehr Beiträge außerhalb der ARD-Anstalten produziert werden, je häufiger wird es innerhalb der Beiträge zu derartigen Fehlern kommen. Und der Trend geht eindeutig in Richtung sendefertige Eigenproduktion, jedenfalls in NRW.
 
AW: Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

Nein, die kommen in der Tat nicht vor.
Da empfehle ich weiterhin radioforen.de :)
Ich stimme Dir zu, nur kann man auch bei Zulieferern verlangen, dass sie sich informieren und notfalls in der Redaktion nachfragen und nachschauen lassen.

Was mich immer besonders ärgert ist die Aussprache von "Chicago".
Leider in den meisten Programmen falsch.
 
AW: Megapeinlich: werden Sprecher heute überhaupt noch ausgebildet?

Nähkästchen schrieb:
Dennoch gehe ich immer vom Idealfall aus, diesen Maßstab lege ich auch an mich selbst an. [...] Ich kenne viele gewissenhafte Moderatoren, die sich echt Gedanken machen oder ihr Metier so beherrschen, dass selten was schief geht.

Unwidersprochen. Ich wollte damit nur sagen, daß Moderatoren sich in erster Linie um inhaltliche Schlüssigkeit kümmern müssen. Wenn sie sich dann auch noch einer korrekten Aussprache befleißigen - GRATULATION! Genauso "fachübergreifend" sollte ein Sprecher seine Texte lesen, schließlich arbeitet man gemeinsam an einem guten Produkt.
Was die Aussprache von "Chicago" betrifft, kämpfe ich auch meist vergebens. Ein deutschamerikanischer Freund, dessen Schwester dort lebt, behauptete sogar steif & fest, die Leute am Michigansee würden "Tschikago" sagen. :wall: Tztz, da braucht man doch nur mal Frank Sinatra aufzulegen...
 
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