Meine Sicht: Die Radioszene in den letzten 40 Jahren...

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Lee schrieb:
als privater reformiert sein programm soweit, das man glaubt, beim hörer wieder gefallen zu finden.
damit das funktioniert, werden inhalte auf ein minimum gekürzt, an der rotation gedreht und eine plakat-aktion ins leben gerufen.
mit ständiger claimerei versucht man, wieder soweit fuss zu fassen, das es für die ma im schädel der leute reicht....also das sie sich erinnern, welchen sender sie gestern gehört haben.
sobald der erfolg da ist, werden langsam wieder inhalte ins programm gehievt und die rotation vergrössert.
Fragt sich, warum man es nicht mal andersherum versucht: Wie wäre es denn, wenn man, um "beim Hörer wieder Gefallen zu finden", die Inhalte ausweitet, die Claimerei zurückfährt und die Rotation vergrößert?

"Geht nicht", wird mir jetzt entgegenschallen. Warum nicht?, frage ich. Hat es denn schon mal jemand versucht? Meines Wissens jedenfalls nicht, insofern steht der Beweis für das "Geht nicht" noch aus.

Radio ist ein Geschäft, ohne Frage. Aber zu einem erfolgreichen Geschäft gehört auch Mut seitens derjenigen, die es betreiben. Wer immer auf der sicherern Seite zu bleiben versucht, wird als Geschäftsmann vielleicht sein Auskommen haben, aber niemals mehr erreichen können. Unternehmer wie Grundig, Neckermann, Nixdorf, Plattner, Beisheim oder Gates wären nie geworden, was sie wurden, wenn sie auf "Nummer sicher" gegangen wären und nur die Mitbewerber kopiert hätten.

Das läßt sich prima auf das Radio übertragen, Beispiel Berlin: Hundert,6 zum Beispiel hatte in seiner Anfangszeit den Mut, fast alles anders zu machen, als die Öffentlichen - und sie erreichten Marktanteile von rund 35%. Dann kam 104.6 RTL und war wieder ganz anders - und sie wurden Marktführer.

Heute ist jeder ängstlich bemüht, nur ja nichts anders zu machen als die Konkurrenz mit dem Erfolg, daß jeder nur noch durch seinen Claim von der Konkurrenz zu unterscheiden ist (teilweise nicht einmal mehr das). Wenn einer mal den Mut aufbrächte, unverwechselbar zu sein, müßte er seine Hörer auch nicht mehr mit Claims nerven, denn sie wüßten auch ohne diese, welchen Sender sie eingeschaltet haben.
 
AW: Meine Sicht: Die Radioszene in den letzten 40 Jahren...

Makeitso schrieb:
Fragt sich, warum man es nicht mal andersherum versucht: Wie wäre es denn, wenn man, um "beim Hörer wieder Gefallen zu finden", die Inhalte ausweitet, die Claimerei zurückfährt und die Rotation vergrößert?

tja, nie sollst du mich befragen.

ich weiss es auch nicht......und die riskikobereitschaft in diesem lande ist leider wirklich stark abgesunken.
liegt wohl auch daran, das viele firmen eine bauchlandung gemacht haben und sowas weitet sich psychisch in der manager-landschaft aus....das man sich nichts mehr traut.

aber wie so oft im leben ist das nicht der einzige grund.
und ob wir darüber jetzt philosophieren oder in china der berühmte sack reis vom regal plumpst....

um jetzt mal auf die grundsätzliche thematik zurückzukommen:

Tom200 schrieb:
mich nervt die zunehmende unfähigkeit von moderatoren, sauber zu sprechen. da wird genuschelt (karde von rpr 1) und falsch moduliert (im tagesprogramm von bremen vier).
da wünsche ich mir mehr sprecherziehung wie in der vergangenheit.

soll da etwa heissen, das früher alle perfekte sprecher waren?
soll ich jetzt lachen oder was?
 
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Makeitso schrieb:
Wie wäre es denn, wenn man, um "beim Hörer wieder Gefallen zu finden", die Inhalte ausweitet, die Claimerei zurückfährt und die Rotation vergrößert?

"Geht nicht", wird mir jetzt entgegenschallen. Warum nicht?, frage ich. Hat es denn schon mal jemand versucht? Meines Wissens jedenfalls nicht
Von der ARD ist hier stillschweigend nicht die Rede? Ansonsten wäre doch sofort ein Beispiel zur Hand ...
 
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LCL schrieb:
soll da etwa heissen, dass früher alle perfekte sprecher waren?
Hier mal ein kleines Hörbeispiel aus dem Jahr 1986, das ich natürlich stark kürzen mußte.
 

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  • Oldieshow 22.11.86 (Ausschnitt).mp3
    2,4 MB · Aufrufe: 174
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Ich weiß schon, weshalb ich den Mitschnitt zuvor nicht bewertet habe. An Egon Hoegen scheiden sich bekanntlich die Geister! :D
 
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:wow: :wow: :wow: :wow: :wow:

Und ich dachte immer, der Westfunk hätte sich ganz anders angehört als Radio DDR :rolleyes:

Ich will übrigens keine Gerüchte streuen, aber aus jener Zeit wurde mir mal eine Episode erzählt, der ich entnahm, daß es beim WDR wohl eine abgemilderte Version der DDR-Praxis mit dem „Sprecherstempel“ im Dienstausweis (wenn sie denn ihrerseits so korrekt überliefert ist) gab.

Ihr kennt übrigens dieses hier? Den, der das verbrochen hatte, hätte man an den Ohren ins Studio zerren müssen! Auf die Idee, andere vorlesen zu lassen, kommen doch sowieso nur Feiglinge, hähä.
 
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Makeitso schrieb:
Fragt sich, warum man es nicht mal andersherum versucht: Wie wäre es denn, wenn man, um "beim Hörer wieder Gefallen zu finden", die Inhalte ausweitet, die Claimerei zurückfährt und die Rotation vergrößert?

"Geht nicht", wird mir jetzt entgegenschallen. Warum nicht?, frage ich. Hat es denn schon mal jemand versucht? Meines Wissens jedenfalls nicht, insofern steht der Beweis für das "Geht nicht" noch aus.

Da hast du vollkommen recht. Warum versucht das keiner?? Man müßte einen guten (sehr guten :) ) Sponsor finden und es einfach machen. Einen Sender der echt mal was anderes macht. Große Rotation, keine Heavy Rotation. Es gibt soviel Musik auf dieser Welt das man nicht alles immer und immer wieder hören muß
 
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Jeremiah Peabody schrieb:
Als ob Charivari Qualitätsradio machen würde... :rolleyes:
Was soll denn das bitte wieder für eine platte Aussage sein? Begründung? Ich arbeite gerne bei Charivari und ich finde, wir machen ein klasse Programm. Und wo arbeitest Du? Beim "Qualitätsradio" oder doch eher in der Bürgerfunk-Ecke? :rolleyes:
 
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Tatsächlich ist das Radio jetzt aber vielfältiger als vor zwanzig, dreissig, vierzig Jahren. Von daher sind Erinnerungen von Memory-Meister Oldiegerd zwar schön zu lesen, aber nicht ganz zutreffend.

NDR-2 haben die Hörer nicht umsonst Mitte der 80er heerscharenweise den Rücken gekehrt um RSH, RHH oder FFN einzustellen: Man hatte von dem Beamtenfunk einfach genug! Zudem war die Musikauswahl damals bei NDR-2 einfach fade! Und diese farblose Auswahl dudelte auch damals schon in "Melodie und Rhythmus" über die "Klingende Drehscheibe" durch den Tag. (also nicht anders als heute). Die Jazzfreunde, die früher auf NDR-2 im Nachtclub bedient wurden, haben jetzt ein größeres Angebot auf NDR-Info.

In einem Mitschnitt der "Meckerecke" aus den 70er-Jahren referiert jemand am Samstag zur Mittagszeit rd 10 Minuten über die Probleme strafgefangener Leute mit Kosten für Heimfahrten und Wohnungsmieten. Wer vermisst solche extremen Special-Interest-Themen wirklich im Tagesprogramm? Für mich ein typisches Beispiel des ö-r Radios in den 70ern.
NDR 2 brachte mit dem Moderator "Wolf Dieter Stubel" die Internationale Hitparade, also Pflicht bei uns Jugendlichen.
- Die Platten, die Stubel damals gespielt hat, liefen immer schon Wochen/Monate vorher auf Hilversum 3 oder BFBS. Pflicht also nur für Leute die nicht wußten was "Charts" eigentlich sind...

BFBS spielte regelmäßig die Top 20 der britischen Single-Charts
..die haben nämlich Tommy Vance gehört, allerdings am Samstag zur Mittagszeit - Die Charts gibt es auf BFBS immer noch.


Unser Radio FFN machte Hits, nach dem Wechsel ist er zu einem Chart-Dudelsender verkommen.
- Stimmt leider, aber man kann ja auch niemanden zwingen, ein Programm zu veranstalten und zu bezahlen, dass die werberelevante Zielgruppe nicht anspricht.

Auch wenn Stationen wie FFN, Antenne, RSH oder RHH heute nerven, ist die Auswahl für den Rundfunkhörer wesenlich größer als vor Jahzehnten durch eine größere Anzahl von Programmen. Größter Vorteil heute: Man gibt dem Hörer was er möchte - nicht das, was studierte Sozialwissenschaftler o.ä. glauben, der Hörer zu mögen hat (wie in den 70ern).
 
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@ AlanTrebber

Wie erklärst Du Vielfalt ???

Es mag mehr Sender geben, nur wo liegen die Unterschiede - wenn alle die größten Hits, der 80er, 90er, 2000er (Grüße an RHH), und das beste von heute spielen ?
(mit fast identischen Playlists, weil gleiche Berater)

Bitte jetzt kein Verweis auf Info-Wellen der Ö/R - Anstalten !

Für mich hat das Radio seit den 90ern eher an Vielfalt verloren...
 
AW: Meine Sicht: Die Radioszene in den letzten 40 Jahren...

AlanTrebber schrieb:
NDR-2 haben die Hörer nicht umsonst Mitte der 80er heerscharenweise den Rücken gekehrt um RSH, RHH oder FFN einzustellen: Man hatte von dem Beamtenfunk einfach genug!

das ist für mich eigentlich der kernsatz aus dem beitrag!

wieso waren denn die privaten anfangs so erfolgreich?
ffn, rsh, h,6 usw.....die haben frisch und frei und ANDERS radio gemacht!

und jeder nachfolgende sender suchte sich seine lücke oder griff den vorhandenen platzhirsch mit seinen eigenen waffen an.

und dann kam sowas wie 104.6rtl und rollte den markt mit us-vorbild auf.....gewinnspiele, fun ohne ende usw.

es wurde kopiert bis zum geht nicht mehr und das ende ist eine totale übersättigung, die man vom anfang bis zum ende der ukw-skala findet.

so ziemlich jede idee ist bis aufs letzte ausgequetscht und ausgelutscht worden......und jetzt bleibt nur noch ein geschicktes kombinieren vieler ansätze, um weiter erfolgreich zu senden.

die vielfalt ist schon da....aber bis zum erbrechen zelebriert worden und demzufolge langweilig.

tja, wie geht es weiter?
die musik wird immer DAS thema sein, woran sich die geister scheiden.
das war damals so und wird es immer sein.
"allen leuten recht getan, ist eine kunst, die niemand kann"....fragt mich jetzt nicht, von wem das ist.

und was will ich damit sagen?
keine ahnung!....wer hat eine idee, wie es weitergehen soll?
 
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